Rosalie784
Liebe Frau Henkes, ich hatte mich vor kurzem an Sie gewandt, weil mein Sohn, 4 3/4, stark rebelliert und aggressiv reagiert (schlägt nach uns, droht Schlagen an "wenn du das nicht machst, dann hau ich dich"). Aktuell spitzt sich die Situation zu. Er kämpft sehr mit uns "ich kann entscheiden" und "ich muss nicht machen was ihr sagt ". Ständig sagt er "blöde Mama". Ich versuche eigentlich cool damit umzugehen, aber es nagt an mir. Ich habe das Gefühl er entgleitet mir, entzieht sich immer mehr unsrem Einfluss, wobei das ja auch ein Stück weit altersgemäß ist. Wir haben eigentlich eine starke Bindung, gehen sehr auf ihn ein, zeigen aber auch Grenzen auf. Alles ist aber gerade ein Kampf (Essen, morgens fertig machen, aufräumen). Er freut sich immr sehr wenn ich Zeit für ihn habe, leider selten exklusiv, da er eine kleine Schwester hat. Der Vater und ich sind uns leider nicht einig was der richtige Weg ist. Er ist für Durchsetzen und Autorität, ich für Verständnis aber auch Konsequenz. Das macht das ganze noch anstrengender. In der Kita läuft es prima. Er hält sich an Regeln, es gibt keine Probleme. Nach der Kita oder Besuchen bei Freunden explodiert er regelmäßig. Haben Sie Tipps? Ist das in dieser Ausprägung altersgemäß? Vielen Dank und liebe Grüße
Guten Tag, das Verhalten ihres Sohnes ist durchaus nicht ungewöhnlich für Kinder diesen Alters. Was Ihr Sohn jetzt braucht ist ein starkes Gegenüber in diesen Konflikten. Um stark zu sein, brauchen Sie innere Sicherheit, damit Ihr Sohn Sie mit seinen Beschimpfungen nicht so verletzen kann. Sie dürfen sich wirklich ganz sicher sein, dass Ihr Sohn Sie sehr liebt und intensiv braucht. Sie schreiben ja, dass Sie eine starke Bindung haben. Er entgleitet Ihnen auch keineswegs; er probiert aus, wie weit er gehen kann. Wenn Sie (wirklich innerlich) gelassener mit einer Provokation umgehen können, wird Ihr Sohn sein Verhalten sicher aufgeben können. Auf sein "Ich kann entscheiden." können Sie ihm antworten ; "Ja stimmt, du kannst schon Einiges entscheiden. Aber das jetzt gerade entscheide ich, weil du dafür noch zu klein bist." Wenn er "blöde Mama" sagt, können Sie ihm ruhig entgegnen: " Ich kann mir schon denken, dass Du mich jetzt blöd findest. Aber ich bestimme jetzt, dass du ...." Ich empfehle manchmal sich vorzustellen, dass ein fremder Fünfjähriger einen auf der Straße beschimpft. Sie würden sich doch vermutlich nicht mal ärgern, weil so ein Kleiner Sie noch gar nicht provozieren kann. Es ist nicht schlimm, dass der Vater und Sie unterschiedliche Vorstellungen vom Umgang mit Konflikten haben. Wichtig ist, dass Sie einander in Ihren Methoden akzeptieren und nicht in Konkurrenz geraten, wer das Kind besser bändigt. Kinder können sehr gut mit unterschiedlichen Erziehungsmethoden der Eltern umgehen, wenn Sie merken, dass sie die Eltern damit nicht ausspielen können. Dann lernt Ihr Sohn: "Kann schon sein, dass die Mama dir das erlaubt. Ich erlaube das aber nicht." und umgekehrt. Offenbar hat Ihr Sohn Umstellungsschwierigkeiten, wenn er von einer Situation in eine andere wechselt z.B. von der Kita oder Besuchen nach Hause. Das ist nicht ungewöhnlich. Kinder müssen diese Umstellungen erst lernen. Sie können ihm dabei helfen, indem Sie Rituale entwickeln, die Ihrem Sohn guttun. Da könnte er z.B. schon selber mit überlegen, was er dann mag. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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