Annapan
Liebe Ingrid, mein 4-jähriger Sohn stellt mich derzeit vor große Herausforderungen, und ich weiß nicht mehr weiter. Er ist sehr willensstark und kann seinen Willen stundenlang durchsetzen. Zum Beispiel hat er gestern beim Anziehen nicht die Hose anziehen wollen. Er saß 40 Minuten auf dem Boden und hat sich nicht bewegt. Ich habe versucht, ihn zu motivieren- durch verschiedene sachen, am ende habe ich ihm angeboten, dass wir, wenn er sich schnell anzieht, noch Zeit hätten, vor der Kita zum Bäcker zu gehen und eine Butterbrezel zu holen. Aber nichts hat geholfen. Der Zeitdruck wurde immer größer, und ich habe ihm erklärt, dass es draußen sehr kalt ist (es waren tatsächlich -7 Grad), doch auch das hat nichts bewirkt. Schließlich wollte ich ihn in Unterwäsche nach draußen bringen, aber mein Mann hat sich dagegen gestellt und gemeint, das sei keine gute Idee. Am Ende habe ich nachgegeben und ihm die Hose angezogen, während ich zu ihm sagte: „Ich sehe, dass das heute schwierig für dich ist, und ich ziehe dich jetzt an, weil ich zur Arbeit muss und wir es schnell erledigen müssen.“ Er hat dabei jedoch provokant gelacht. Das ist nur ein Beispiel. Es gab auch Situationen, in denen er sich nicht ausziehen wollte und bis zum Schlafengehen in seiner Jacke geblieben ist. Ein weiteres Problem ist, dass ich ihm oft mindestens zehnmal etwas sagen muss, bevor er überhaupt reagiert. Habe ich in solchen Situationen etwas falsch gemacht? Ich versuche, konsequent zu sein, aber bei einem Kind wie ihm weiß ich nicht mehr, was Konsequenz bedeutet – außer Strafen und Belohnungen. Wie kann ich seine intrinsische Motivation fördern? Und wie kann ich ihm klare Grenzen setzen? Vielen Dank im Voraus für deine Unterstützung. Herzliche Grüße
Guten Tag, oppositionelles Verhalten ist bei Vierjährigen recht normal. Kinder entwickeln in diesem Alter zunehmend ein Gefühl der eigenen Bedeutung und Größe. Dieses ist jedoch weder stabil noch realisitsch. Um sich aufzuwerten, führen Kinder in diesem Alter dann oft Machtkämpfe mit den Eltern. Diese dürfen sie gelegentlich gewinnen. Grundsätzlich müssen sie jedoch lernen, dass Eltern die Regeln bestimmen und sie sich diesen anpassen müssen. Bei Vierjährigen ist intrinsische Motivation noch nicht zu erwarten. Sie sind noch sehr impulsgesteuert und das antizipatorische Denken ist noch nicht weit genug entwickelt. Ein wichtiges Motiv Vierjähriger besteht in der Regel darin, den Eltern zu gefallen. Das steht aktuell bei Ihrem Sohn im Widerstreit mit dem Bedürfnis, seine Dominanz zu behaupten. Strafen und Belohnungen sind meist keine guten Methoden, um ein Kind zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen. Kinder spüren, dass Eltern diese Notlösungen einsetzen, weil sie befürchten sich ohne diese nicht durchsetzen zu können. Damit kann ein Kind sich noch mächtiger fühlen. Kompromisse können helfen, zu Lösungen zu kommen und eine Situation zu entspannen. Es war doch sinnvoll, dass Sie Ihren Sohn angezogen haben, wenn es darum ging, pünktlich aus dem Haus zu kommen. Sie haben Ihr Ziel erreicht. Ihr Sohn lacht in solchen Situationen, um seine "Niederlage" nicht spüren. Sie müssen Ihrem Sohn nicht zehn Mal etwas sagen, damit er reagiert. Fordern Sie seine Aufmerksamkeit durch aktives Handeln ein. Gehen Sie auf ihn zu und stellen im Kontakt sicher, dass er Ihre Aufgabe erfüllt. Zudem kann es helfen, über manches großzügig hinweg zu sehen. Lassen Sie Ihren Sohn in der Jacke bleiben, wenn er sich damit behaupten will. Sie können ihn gegebenenfalls begrenzen, indem Sie ihm vor dem Abendessen sagen, dass bei Ihnen am Tisch keiner in der Jacke sitzen darf. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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