Anna198
Liebe Frau Henkes, ist es möglich, dass die Autonomiephase bereits im Alter von 14 Monaten beginnt? Ich hatte bisher eigentlich gedacht, dass es erst mit ca. 2 Jahren losgeht. Das, was wir jedoch gerade an unserer Tochter beobachten können, erinnert mich an Erzählungen anderer Eltern von deren 2- oder 3-jährigen Kindern, die gerade mitten in der Trotzphase stecken. Um ein Beispiel zu nennen: unsere Tochter hat vor ca. 5 Wochen angefangen zu laufen. Wenn wir nun nach draußen gehen, versuchen wir sie soweit es möglich ist selbst laufen zu lassen, haben den Buggy aber dabei. Nun hat sie damit angefangen, den Buggy zu schieben. Das Problem dabei ist, dass sie meist nach wenigen Metern in irgendeinem Hindernis landet (Wurzel, Wand, Bordstein,....) und der Buggy nicht weiterfährt. Wenn sie das merkt wird sie sehr wütend, schreit und stampft mit den Füßen auf, sie ist noch nicht in der Lage ihn umzulenken, und er ist natürlich auch viel zu groß für sie. Wir versuchen also, den Buggy wieder in eine andere Richtung zu lenken, damit sie weiterfahren kann, das macht sie jedoch genauso wütend (sie will selbst schieben!).Wir haben dann versucht, den Buggy unauffällig von Hindernissen wegzulenken, aber sie sieht es und wird sehr wütend und ist richtig frustriert. Wut haben wir bei ihr schon vor vielen Monaten sehen können, ich hab mir aber nicht viel dabei gedacht, weil sie einfach insgesamt ein sehr temperamentvolles Mädchen ist, das uns an all ihren Gefühlen sehr intensiv teilhaben lässt (was ich sehr schön finde). Sie zeigt auch schon seit längerem sehr deutlich, was sie will und was nicht (z.B. beim Essen durch wild gestikulierende Hände, wenn sie etwas nicht möchte oder satt ist). Aber Wut im Zusammenhang mit "selbst machen wollen" ist neu, das konnten wir vorher noch nicht beobachten. Vielen Dank und VG
Guten Tag, es ist gut möglich, dass Ihre Tochter bereits in der Autonomiephase angekommen ist. Mit dem Beginn des Laufens werden Kinder unabhängiger und können sich von ihren Bezugspersonen entfernen. Damit wird es ihnen möglich, sich erstmals dem Bestimmtwerden durch die Eltern zu entziehen und einen Schritt Richtung Unabhängigkeit zu tun. Gerade temperamentvolle Kinder können mit heftiger Wut darauf reagieren, dass sie an etwas gehindert werden oder etwas nicht gelingt. Das kindliche Denken ist beim Beispiel Ihrer Tochter noch nicht imstande zu erkennen, dass der Buggy durch ein Hindernis gebremst wird. Ihre Tochter erlebt, dass ihr Vorhaben behindert wird. Geduldige Begleitung mit vielen Erklärungen (auch wenn diese nicht nicht immer verstanden werden können) helfen Ihrer Tochter eine erste Frustrationstoleranz zu entwickeln. Alles Gute Ihnen Ingrid Henkes