10 Monate altes Baby schon so einen starken eigenen Willen

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: 10 Monate altes Baby schon so einen starken eigenen Willen

Hallo, Meine Tochter ist jetzt 10 Monate alt und ich habe den Eindruck, dass sie schon ganz schön einen eigenen Kopf hat. Zum Beispiel, wenn ich sie zum Essen in den Hochstuhl setzen will, und sie das gerade nicht will, biegt sie sich nach hinten durch, schmeißt den Kopf nach hinten, zappelt mit den Beinen etc. Ich beobachte das nicht immer, sondern eben ab und zu mal. Das gleiche passiert ab und zu, wenn ich sie auf ihre Krabbeldecke lege. Oder beim Wickeln, oder wenn ich sie in den Sportwagen setzen will. Es ist nicht immer. Schmerzen schließe ich eigentlich aus, da sie sonst ein sehr fröhliches, temperamentvolles Baby ist, das auch einen starken Bewegungsdrang hat. Sie krabbelt bisher noch nicht, "schwimmt" aber in Bauchlage, dreht sich um die eigene Achse, schiebt sich vorwärts und rückwärts und schafft es ab und zu auch auf die Knie.Ist dieses Durchbiegen ein Grund zur Sorge, das ich abklären lassen sollte, oder was meinen Sie dazu? Vielen Dank & Grüße Steffi

von SteffiS2612 am 27.01.2014, 11:06



Antwort auf: 10 Monate altes Baby schon so einen starken eigenen Willen

Hallo, um den eigenen Willen fühlen zu können und ihn dabei weiterzuentwickeln, dafür fangen die älteren Säuglinge an, Widerstand gegen das zu üben, was gerade mit ihnen gemacht wird. So kommen sie aus der passiven Haltung heraus und werden aktiv, was für die Erfahrung des Willens unabdingbar ist. Da ein Säugling aber noch keine oder nur geringe Handlungsplanung innerlich zuwege bringt, kann er seinen Willen tatsächlich nur im Widerstand fühlen. Und den übt er dann je nach Temperament bei allen möglichen Gegenbenheiten und Anlässen, oft sehr zum Verdruss seiner Eltern. Die unbedingte Durchführung dessen, was nun der Säugling im Kopf hat, rührt her von seinem usprünglichen Drang, der ihm von der Natur mit auf den Weg gegeben worden ist. Ohne ihn könnte der Säugling nicht vom Beginn seiner koordinativen Fähigkeiten an in Aktion treten. Also abklären müssen Sie überhaupt nichts. Es geht auch gar nicht abzuklären, denn es handelt sich um einen natürlichen und notwendigen Prozess. Zugegeben, nicht alle Säuglinge sind so durchsetzungsfreudig wie vielleicht Ihre Tochter, aber das ist wie gesagt Ausdruck ihres Temperaments. Sicher wird man nicht immer nachgeben können und sein Vorhaben deswegen ändern, aber man muss auch nicht immer alles durchsetzen in der Sorge, der Säugling würde sonst zu mächtig werden. Im gezielten Suchlauf gibt es dazu das Stichwort: erster Wille. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 30.01.2014