Liebe Frau Ubbens, meine Tochter kam vor knapp über drei Jahren nach vier Tagen Einleitung, Blasensprung, Infektion, über 18 Stunden Wehen im Minutentakt und Geburtsstillstand (vermutlich wegen falschen Eintrittswinkel des Kopfes) schließlich per Kaiserschnitt zur Welt. Während vier Tage der Einleitungsversuche konnte ich kaum Schlafen, speziell in den letzten zwei Nächten, da ich wegen der Infektion alle halbe Stunde untersucht wurde. Als der Geburtsstillstand schon über zwei Stunden anhielt, habe ich nachgefragt, ob denn eine normale Geburt überhaupt noch funktioniert oder ob doch ein Kaiserschnitt nötig würde (was ich vorher kategorisch abgelehnt hatte). Erst da wurde die Ärzte hektisch, legten eine PDA, damit ich noch ein bisschen schlafen konnte, bevor die OP losginge. Zu diesem Zeitpunkt war ich körperlich und psychisch mit meiner Kraft inzwischen sowas von völlig am Ende, dass mir der Kaiserschnitt auch egal war. Unsere Tochter wurde nach dem Kaiserschnitt in Gegenwart meines Mannes und unserer Hebamme weggetragen und untersucht. Bevor ich sie endlich in den Armen halten konnte, verging sicher eine halbe Stunde. Ich legte sie sofort an und sie saugte auch sofort an der Brust. Am Kopf hatte sie eine rötlich-blaue Schwellung, die Ärzte erklärten mir, dass das durch den Druck kam, der vor dem sich nicht zuende öffnenden Muttermund auf ihren Hinterkopf einwirkte. Eine Mütze konnte ich ihr in den ersten Monaten nur unter lautstarken Protesten aufsetzen und heute noch reißt sie die Mütze runter, wnn immer sie kann. Von dem Zeitpunkt an konnte ich unsere Tochter nicht mehr "weglegen". Vom ersten Tag an brüllte sie das Krankenhaus zusammen, wenn ich auch nur versuchte, sie in ihr Bettchen zu legen. Am Ende waren selbst die Schwestern im Krankenhaus und meine Hebamme ratlos. Zuhause ging es so weiter. In den Kinderwagen konnte ich unsere Kleine nicht legen, weil sie auch dann wie am Spieß schrie. Ich trug sie also im Bondolino, bis sie so schwer wurde (und bereits sicher sitzen konnte), dass ich sie mit Entschlossenheit an die Karre gewöhnte. Aber auch dort durfte ich sie nur mit Blickrichtung zu mir reinsetzen. Die ersten zwei Jahre schlief unsere Tochter nur auf mir, sobald ich versuchte den Körperkontakt zu beenden, wachte sie auf, egal wie fest sie vorher geschlafen hatte. Als sie etwas über zwei Jahre alt war, habe ich es endlich geschafft, sie zwar auf mir einschlafen zu lassen, dann aber neben mich zu rollen, wenn sie tief eingeschlafen war, so dass ich auch notfalls mal kurz aufstehen konnte. Wir waren froh, diese doch ziemlich nervenaufreibende Zeit einigermaßen überstanden zu haben, aber Anfang Januar kam sie in den Kindergarten und nun geht alles von vorne los. Die ersten zwei Wochen schlief sie unruhig, teilweise trat Nachtschreck auf, den Körperkontakt durfte ich im Schlaf nicht mehr unterbrechen. Die ersten drei Tage blieb ich komplett mit im Kindergarten, dann versuchten wir halbstündliche Trennungen. Das klappte mal einen Tag, am nächsten Tag wurde ich dann angerufen, weil sie zu sehr weinte, dann klappte es wieder einen Tag halbwegs und so weiter. Letzte Woche Montag bis Mittwoch war sie krank (Erkältung) und seitdem klappt im Kindergarten gar nichts mehr. Sie brüllt wie am Spieß, wenn ich nur die Jacke in die Hand nehme und die Erzieherinnen können sie nicht beruhigen. Auch hat sie am Freitag und heute während meiner halbstündigen Abwesenheit gesagt: "Meine Mami holt mich nie wieder ab." Dabei war sie wohl so panisch, dass alle Versuche der Erzieherinnen irgendwie zu ihr durchzudringen, gescheitert sind. Sobald ich das Gebäude betrete, ist Ende mit Weinen. Ich stelle jedoch fest, dass sie in den letzten Tagen sehr still ist. Sie redet besonders im Auto sonst viel, die letzten Fahrten verliefen jedoch in absoluter Stille, sie antwortet nur kurz, wenn ich was frage. Heute haben die Erzieherinnen mir vorgeschlagen, erstmal wieder ganz mit im Kindergarten zu bleiben, damit meine Tochter nicht vollends den Spaß daran verliert. Immerhin fährt sie bisher noch gerne hin, die Probleme gehen erst bei der Trennung los. Ich bin ganz froh über den Vorschlag, weil ich sehe wie meine Tochter leidet. Nur so langsam frage ich mich, ob es eine tiefere Ursache für diese extremen Trennungsängste gibt. Bei Recherchen im Internet bin ich auf Geburtstraumata gestoßen und frage mich nun, ob meine Tochter deswegen von der ersten Sekunde an mit allen Mitteln versucht hat den Körperkontakt aufrecht zu erhalten und alles zu kontrollieren (das ist heute noch so, auch im Alltag macht es sich bemerkbar). Nun meine Frage: Sollte sie ein Geburtstrauma haben (traumatisch war die Geburt mit Sicherheit, für beide von uns), was tut man dagegen? Ich meine mit einer Dreijährigen kann man ja noch nicht im klassischen Sinne eine Psychotherapie machen. Ich habe von Traumata auflösenden Globuli gelesen, kann mir aber, obwohl ich selbst positive Erfahrungen mit Homöopathie gemacht habe, nicht vorstellen, dass ein paar Globuli ein Geburtstrauma nach drei Jahren auflösen. Oder gibt es andere Ursachen, auf die ich nicht komme? Ich verstehe nur nicht, dass das Problem seit den ersten Lebensminuten bestand und sich trotz liebevoller und sicherer Umgebung nicht nennenswert gelegt hat. Ich bin für jeden Tipp dankbar. Liebe Grüße, JeGla
von JeGla am 25.01.2016, 17:10