2,5 Jahre wann Empathie?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: 2,5 Jahre wann Empathie?

Ich bin alleinerziehend und habe einen sehr aufgeweckten, mindestens altersgerecht entwickelten Sohn. Er kommt nur leider schwer zur Ruhe. Deswegen habe ich Sie auch schon mal angeschrieben. Was ich heute wissen möchte: Wenn er etwas tut, was ich nicht will und ich das sage, dann sagt er stets, "nein, das ist nicht so". Beispielseise:" ich möchte nicht dass Du mich haust, das tut weh" dann sagt er "nein, das tut nicht weh". Oder wenn ich sage "Ich bin müde, ich möchte, dass Du jetzt ruhig bist (im Bett), dann sagt er "nein, Du darst nicht müde sein" und quengelt weiter. Was kann ich da tun? So geht das bei jeder persönlichen Grenze, was für mich total anstrengend ist:-(

von dreamteam468 am 10.08.2011, 07:07



Antwort auf: 2,5 Jahre wann Empathie?

Hallo Dreamteam Besser als Mijou Ihnen das durchaus altersgerechte Verhalten Ihres Sohnes verdeutlicht hat, kann auch ich es nicht erklären.:-) Reagieren Sie jeweils selbstbewußt auf sein Nein mit einem Doch, weil und setzen Sie sich entsprechend durch. Auf Grund dieser logischen Folgen statt langer Erklärungen ist es Ihrem Sohn möglich, die Ihnen wichtigen Grenzen und Regeln zunehmend zu verstehen und auch einzuhalten. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 10.08.2011



Antwort auf: 2,5 Jahre wann Empathie?

Hallo, ich wollte nur zur Unterscheidung etwas sagen: Empathiefähigkeit beginnt bei Kindern mit 18 Monaten. In diesem Alter können sie Mitgefühl empfinden, wenn jemand Anderes sich z. B. weh tut und anfängt, Schmerzenslaute von sich zu geben, zu jammern oder zu weinen. Es heißt aber NICHT, dass sie auch Mitgefühl empfinden, wenn jemand nur SAGT, dass ihm etwas weh tut, es aber nicht zeigt. Empathie findet nach neueren Erkenntnissen über die Spiegelneuronen im Gehirn statt: Das Kind sieht, jemand leidet, spiegelt das Gefühl und empfindet es mit. Die Spiegelneuronen reagieren aber nur auf sichtbare Gefühle - nicht auf sachliche Aussagen. Die Sprach- und Sachebene hat damit nichts zu tun. Das heißt: Wenn Du Deinem Sohn SAGST, dass Dir etwas weh tut, kann er das nicht mit- und nachempfinden. Das kann er nur, wenn Du es ihm zeigen würdest, also kleine Schmerzenslaute von Dir geben, das Gesicht verziehen und sichtlich "leiden" würdest. Dann wäre er vermutlich erschrocken und würde evt. auch versuchen, Dich zu trösten. Probiere es ruhig mal aus. Ich habe das auch mal gemacht und war sehr überrascht, dass mein Sohn sofort anfing, auf mich einzugehen und mich zu trösten. Dass Dein Sohn bockig und desinteressiert auf Deine Verbote oder Aussagen reagiert, ist (leider) altersgemäß und normal. Er entdeckt gerade, dass es Spaß macht, eine abweichende, eigene Meinung zu haben, Nein zu sagen, sich zu verweigern etc. Dies gehört zur normalen Persönlichkeitsentwicklung dazu. Normal ist auch, dass er ein absolut egozentrisches Weltbild hat: er glaubt, die Welt kreise um ihn. Er kann nicht anders, alle Kinder tun dies in diesem Alter. Deshalb interessieren ihn auch Sach-Aussagen zu Deinen eigenen Bedürfnissen nicht, sie können ihn gar nicht interessieren. Dies kommt erst mehrere Jahre später. Er kennt momentan nur seine eigenen Bedürfnisse. Wenn Du etwas möchtest, erkläre ihm auch weiterhin kurz, warum. Erwarte aber kein großes Verständnis und werde nicht zu ausschweifend oder gar vorwurfsvoll, weil er auf Deine Bedürfnisse nicht eingehen kann, sondern setze Dich - wo es Dir wichtig ist - durch. LG

von Mijou am 10.08.2011, 11:42



Antwort auf: 2,5 Jahre wann Empathie?

Danke für die super gründliche und informative Antwort:-). Ich werde es mal versuchen. LG

von dreamteam468 am 10.08.2011, 12:08



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