Sehr geehrter Dr. Posth,
wir haben einen 2,5 jährigen Sohn und geben uns viel Mühe, ihm ein stabiles "Rüstzeug" für sein Leben mitzugeben und ihm viel Sicherheit zu vermitteln, d.h. kein Schreienlassen, viel Zuwendung, Familienbett,Betreuung durch Mama,Papa u.Oma, Ernstnehmen seiner Ängste usw. Wieweit helfen bzw. beeinflussen diese ersten Jahre denn das spätere Leben?Wir wissen dass wir später nicht mehr alles Schlechte bzw. Belastende von ihm fernhalten können,aber möchten gern mithelfen ihm die seelische Widerstandskraft zu geben, um mit solchen Sachen umgehen zu können.Mein Cousin ist jetzt mit über 30 im KH wegen Panikattacken u. auch einige unserer Bekannten haben jetzt im Erwachsenenalter Depressionen.Ich weiß,dass bei solchen Erkrankungen auch Vernlagung eine große Rolle spielt, aber kann man als Eltern sein Kind schon im Vorfeld stärken bzw. schützen?Ich denke mir halt immer, vermutlich wollen das ja alle Eltern, aber nicht allen gelingt es.Danke für ihre wundervolle Arbeit!!
Mitglied inaktiv - 07.12.2009, 00:51
Antwort auf:
Frage zum Einfluss der ersten Lebensjahre
Stichwort: Resilienz
Hallo, das Thema, das Sie hier ansprechen, hat einen Namen und der lautet Resilienz. Inzwischen existiert hierzu ein Forschungszweig, der genau diese Fragen beantworten möchte, die Sie stellen. Abgesehen einmal von den rein menschlichen Beobachtungen dazu und der Erfahrung, dass Kinder mit schlimmer Kindheit viel häufiger unter den psychisch Kranken, aber auch unter den Kriminellen im Erwachsenealter auftauchen, die Statisitken sind eindeutig und fast erdrückend, gibt es inzwischen auch nüchterne wissenschafltiche Erkenntnisse, die allerdings aus humanethischen Gründen an bestimmten Tierarten gewonnen worden sind. In meinem Buch "Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen" erwähnen ich solche Studien ausführlich.
Ganz neu sind die Entdeckungen der Epigenetik, die besagen, dass nicht allein die Gene die Lebensart und Persönlichkeit des Menschen beeinflussen, sondern umgekehrt die Lebensumwelt der Kleinkinder die Arbeit der Gene, wie sie schließlich zur Ausprägung gelangen. Wie das geht, ist kompliziert, aber längst entdeckt. Insofern können Sie ganz sicher sein, dass Sie mit Ihrem einsatz für Ihren Sohn ihm die besten Grundlagen dafür schaffen, im späteren Leben psychisch gesund zu sein. Ob das dann ausreicht, alle für Sie nicht mehr kontrollierbaren Einflüsse aus der Umwelt erfolgreich abzuwehren, dafür kann niemand garantieren. Aber sein Rüstzeug wird gut sein und schon das wird ihm viel helfen. Viele Grüße und danke für Ihr Lob
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 07.12.2009