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Wie sage ich, dass ich keinen Kontakt mehr will?

Wie sage ich, dass ich keinen Kontakt mehr will?

Nncy

Hallo ihr Lieben, ich schreibe es kurz und knapp: Meine Familie tut mir nicht gut. Sie haben mir oft das Gefühl gegeben, nicht wichtig zu sein und haben nie zu mir gestanden, wenn es darauf ankam. Wenn ich Kritikpunkte in der Vergangenheit angesprochen habe, wurde es immer so gedreht, dass ich am Ende die Schuldige bin. Eine Entschuldigung habe ich in meinem Leben noch nie gehört. Ich versuche seit Jahren, den Kontakt einschlafen zu lassen, rufe nicht mehr an und antworte auf Nachrichten nur ganz kurz. Dennoch schreiben sie mir ständig und tun so, als ob alles super wäre. Ich ertrage das nicht länger und habe mich entschlossen, den Kontakt abzubrechen. Nur habe ich keine Ahnung, wie ich das formulieren soll. Ich möchte auf keinen Fall Gründe nennen, da dies sinnlos wäre, weil ich dann, wie bereits geschrieben, sowieso am Ende die Dumme bin. Ich möchte Ihnen meine Entscheidung mitteilen, ohne dies so krass zu sagen wie "Ich breche den Kontakt ab. Ich will nichts mehr mit euch zu tun haben." Habt ihr eine Idee, wie ich das etwas sanfter herüberbringen kann? Ich tu mich echt schwer mit der Formulierung. Ich danke euch vorab von ganzem Herzen. Liebe Grüße


memory

Antwort auf Beitrag von Nncy

Ehrlich gesagt nein, da fällt mir nichts ein. Entweder es ist so eine miserabel Situation, dann benennen ich das, völlig egal ob ich hinterher " die Dumme " bin. Was interessiert es mich dann noch , was diese Leute denken. Oder ich dramatisiere über und weiß das eigentlich. Will mir aber die Option, dass sich alle dann fragen, was los ist offen halten . # ghosting Wie will man denn jemanden " nett" sagen, dass man keinerlei Kontakt will und dann auch noch ohne Erklärung? Da stiehlt man sich doch mehr oder weniger aus der Verantwortung.


Lillimax

Antwort auf Beitrag von Nncy

Hallo, ein paar Gedanken von mir dazu, wenn du magst, auch wenn manche vielleicht erstmal ungewohnt sind. Aus Erfahrung (ich habe einige Jahre den Kontakt zu einer engen Verwandten abgebrochen) kann ich dir sagen, der Kontaktabbruch tut nicht nur den Verlassenen weh. Sondern leider auch demjenigen, der den Kontakt abbricht. Man schließt nie wirklich ab. Die Familie bleibt in den Gedanken. Und die Problematik, nämlich deine vielleicht nicht gelungene innere Ablösung, wird so nicht gelöst. Ich weiß, einige hier werden dir jetzt sagen, wie gut der Kontaktabbruch für sie war. Und ja: Es gibt Situationen, in denen ein Kontaktabbruch richtig ist und einen vor Schäden bewahrt. Das ist aber nur selten der Fall, bei schweren Vorfällen in der Kindheit, oder bei extrem übergriffigen, narzisstischen, alkoholsüchtigen oder bösartigen Verwandten. Aber wenn ich bei dir zwischen den Zeilen lese, dann ist deine Familie nicht wirklich eine von diesen. Löse dich innerlich ab von deiner Familie. Dann ist die äußere Ablösung oft gar nicht mehr nötig. Heißt: Es ist nicht wichtig für dein Leben, was deine Angehörigen sagen, meinen, labern, denken. Auch die „Schuldfrage“, wer also Schuld woran ist und wer anderen die Schuld gibt, ist dann einfach hinfällig und uninteressant für dich, sie beschäftigt dich nicht. Es gibt auch keinen Streit. Denn wenn man gelassen und souverän ist und nicht mitstreitet, läuft jeder Streit sofort ins Leere. Du denkst vielleicht, aber ich habe mich doch schon längst gelöst. Hättest du das aber wirklich, würdest du die paar Nachrichten, die du noch bekommst, problemlos verkraften, oder? Du würdest deinen Verwandten mit den Nachrichten auch nichts Böses unterstellen. Denn sie schreiben ja, weil sie ein wenig Kontakt mit dir möchten, und das ist menschlich und sicher kein Angriff. Offenbar schreiben sie keine bösen Dinge. Ich selbst hatte auch keine gute Kindheit und ein eher kaltes Elternhaus. Ich habe den Kontakt trotzdem nicht abgebrochen, weil ich mich innerlich komplett freigemacht habe von meinen Eltern. Sie stören mich kein bisschen mehr, sogar Smalltalk ist kein Problem. Ein Thema, das du ein wenig bedenken musst, ist dabei auch das Alter der Eltern. Wenn man den Kontakt abbricht, bleibt es später an den Geschwistern hängen, sich um die Eltern zu kümmern, wenn die mit 80 Hilfe brauchen. Das ist sehr unfair, auch wenn man die Geschwister nicht mag Ich finde es außerdem für mich (!) richtig, in meinem Leben das Richtige zu tun. Meinen inzwischen alten Eltern also zu helfen, auch wenn sie früher keine gute Eltern waren. Ich tue das nicht, weil ich ihnen alles vergeben hätte. Sondern weil ICH das Richtige tun will. Alte Menschen (oder meine Geschwister mit ihnen) hängen zu lassen, wäre für MICH nicht richtig. Ich will nicht lieblos sein, auch wenn meine Eltern es waren. Übrigens sind meine Eltern inzwischen altersweise und einsichtig, hätte ich früher nie gedacht, aber das nur nebenbei. Was ich auch nicht wollte: Ich wollte kein Leid verursachen. Auch wen meine Eltern mir Leid verursacht haben, will ich nicht genauso sein wie sie. Ich will nicht rächen, vergelten, will nicht strafen, will keinen Schmerz zufügen. Ein Kontaktabbruch aber ist ein extremes Zufügen von Schmerz, viele Eltern erholen sich davon nicht mehr. Ja, das befriedigt vielleicht kurzfristig. Aber langfristig ist es so oft so, dass es auch den beschädigt, der dieses Leid auslöst. Sind nur so ein paar Gedanken. Falls du dich für den Abbruch entscheidest: Sage es nicht „sanft“, es gibt keine Worte, die die Wucht abfedern könnten. Aber erkläre knapp und kurz, warum du es tust. Denn noch schlimmer als ein Kontaktabbruch ist ein Kontaktabbruch ohne Erklärung, das ist die schlimmste Strafe, die Menschen passieren kann. Psychologen vergleichen den Schmerz, der durch einen Kontaktabbruch des eigenen Kindes passiert, mit der Trauer nach dem Tod eines Angehörigen. Von daher wäre mein Rat, wenn ich denn einen geben darf: sehr gut und ruhig auch für einige Zeit die Konsequenzen bedenken, ohne dich schon zu entscheiden. Ich persönlich habe mich wie gesagt dagegen entschieden und auch den Kontaktabbruch zu der anderen Verwandten aufgehoben. Man kann den Kontakt minimal halten, das ist oft auch für einen selbst die kleinere Belastung. LG


Jorinde17

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Schließe mich absolut an, aus ähnlichen Gründen habe ich das auch nicht gemacht. Ich wollte noch was ergänzen: Wir wissen ja alle nicht, was passiert und wie lange wir leben. Was ist, wenn deine Mutter schwer krank wird, und du es nicht erfährst? Wenn sie stirbt? Kämest du damit klar, jahrelang nicht davon zu wissen oder nicht bei der Beerdigung gewesen zu sein? Eine Freundin von mir hat kürzlich ihre Mutter verloren, mit der sie auch Clinch hatte. Und jetzt sagte sie: „Ich frage mich immer: Wofür? Wofür? Alles, was ich so wahnsinnig wichtig fand, ist im Rückblick auf einmal so unwichtig und lächerlich.“ Ich sage nicht, dass ein Kontaktabbruch nicht manchmal richtig sein kann. Aber auch ich glaube, dass du dich vielleicht innerlich lösen musst von deiner Familie, und dass das für dich leichter und ja, auch heilsamer ist, als so ein harter, äußerer Cut. Liebe Grüße


Pamo

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Falls du dich wirklich dazu entschließt, solltest du es höflich, unmissverständlich, in Ich-Botschaften und knapp sagen, bspw so: "Ich ziehe mich zurück, da der Kontakt mit dir mir nicht gut tut. Ich bitte dich, mich nicht mehr zu kontaktieren. Ich wünsche dir alles Gute."


Nncy

Antwort auf Beitrag von Pamo

@ Pamo: Vielen Dank für die Formulierungshilfe. Das hilft mir sehr weiter. :-) @ die anderen Beiträge: Ich danke euch für eure Einschätzung. Es stimmt, ich denke auch, dass ich mich innerlich noch nicht gelöst habe. Wie mache ich das denn? Hat jemand schon dasselbe durch und kann mir Tipps geben?


kirshinka

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Beratungsstelle Selbsthilfegruppe, Therapie, Bücher, Meditation, Self Affirmation - finde was hilft. Ich würde eine Beratung machen - klar umrissen mit genau dem Fokus, sich zu lösen.


kirshinka

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Entweder - oder. Eine Entscheidung hat immer Konsequenzen und dafür ist man erwachsen, dass man diese auch ertragen kann. Am liebsten hättest du, dass sich die Familie ändert. Wird sie nicht tun. Also änderst du deine Einstellung und lässt deren Schuldzuweisungen nicht mehr an dich ran (warum auch - du bist kein kleines Mädchen mehr, das lieb sein muss…) - schaffst du nicht, Also Kontaktabbruch. Die Konsequenz ist, dass die Familie wahrscheinlich sauer auf dich ist - damit musst du dann halt leben. Du wirst sie nicht dazu kriegen, zu sagen: jaja - verstehen wir - wir sind idioten, deshalb bleibt dir nix anderes übrig, als den Kontakt abzubrechen. Sie werden Dir das nicht vorsorglich verzeihen. Du wirst - wenn du nix erklären magst - genau das machen müssen: sagen, dass sie dich in Ruhe lassen sollen und du nix mehr von der haben wissen willst.


Nncy

Antwort auf Beitrag von kirshinka

@kirshinka: Du hast Recht, ich schaffe es (bisher) nicht, das nicht an mich heran zu lassen. Ich versuche dies seit Jahren und irgendwie schaffe ich es einfach nicht, dass es mir egal ist, ob sie schreiben, was sie schreiben/sagen etc. Mich macht vor allem diese Heuchelei fertig, dass sie stets so tun, als ob alles super wäre, nur um weiterhin nach außen das Bild der heilen Familie aufrecht zu erhalten. Am liebsten wäre es mir, den Kontakt einfach auslaufen zu lassen. Da sie jedoch ständig schreiben, sehe ich mich gezwungen, diesen drastischen Schritt zu gehen, weil mich das immer wieder lange beschäftigt und stets erneut Wut, Enttäuschung und Verzweiflung hochkommen lässt.


kirshinka

Antwort auf Beitrag von Nncy

Das verstehe ich - aber insgesamt ist ein kontaktabbruch ein weglaufen. Damit hast du für dich wenig gewonnen, denn wenn sich der/die nächste so verhält, reagierst du wieder gleich. An deiner Reaktion und deinem Empfinden zu arbeiten, das bringt dann wirklich was auch for dich.


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von Nncy

Vielleicht kannst du denen ja lernen zu verzeihen ohne dass sie ein Bekenntnis ablegen? Diese für dich ungeklärten Ereignisse scheinen ja in der Vergangenheit zu liegen. Wenn sie ihre Fehler nicht mehr wiederholen, braucht es vielleicht keine großen Worte oder Entschuldigungen, und ihr könnt als Familie wieder zusammenwachsen. Manchmal kann es auch erleichtender sein neu Vertrauen zu fassen, statt einen Schlussstrich zu versuchen. Vielleicht wollen sie auch Taten sprechen lassen, wenn sie so schreiben als sei nie was gewesen, weil sie es sich eigentlich wünschten, eine heile Familie zu sein. Was bräuchtest du konkret um verzeihen zu können und wie stellst du dir deine Familie als eine echte heile Familie vor? Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute


Hailie

Antwort auf Beitrag von Nncy

Ich habe vor über 10 Jahren den Kontakt zu meinen Eltern, Schwester und der kompletten Verwandtschaft abgebrochen. Ich habe es keinen Tag bereut. Ich mache mir nie Gedanken wie es ihnen geht oder so. Sie haben alle keinen Platz mehr in meinem Leben. Ich habe es damals auch schriftlich gemacht und Gründe genannt. Ich habe mitbekommen durch andere das ich nun das schwarze Schaf der Familie bin usw., aber das ist mir total egal. Ich habe viel schlimmes in meiner Kindheit und Jugendzeit erleben müssen und Eltern, Geschwister und Verwandtschaft kann man sich leider nicht aussuchen und schuldig bin ich ihnen auch nichts. Ich würde klar schreiben das du keinen Kontakt mehr haben willst und ich persönlich würde auch die Gründe nennen. Die "dumme" bist du so oder so, weil du den Schritt gehst.


Lillimax

Antwort auf Beitrag von Nncy

Huhu, weil du gefragt hast, wie man es schafft, sich komplett abzugrenzen. Es ist eine einfache Entscheidung: Möchtest du selbst bestimmen, wie es dir geht? Oder möchtest du, dass andere bestimmen sollen, wie es dir geht? Dürfen andere dich fernsteuern wie einen Roboter, indem sie einfach auf ein rotes Knöpfchen drücken, und schon hast du ein schlechtes Gefühl - oder behältst du selbst die Hoheit über deine Gefühle? Sobald du entscheidest, dass andere keine Macht mehr über deine Reaktionen haben, können sie dich nicht mehr triggern, denn dafür braucht es zwei. Diesen Schritt musst du sowieso machen. Jeder Mensch muss dieses Thema lösen, wenn er nicht der ewige Spielball der Launen anderer sein will. Ein Kontaktabbruch nimmt dir dieses Thema nicht ab, es wird dir in anderen Situationen und mit anderen Menschen immer wieder begegnen. Und umgekehrt: Wenn du es gelöst hast, ist ein Kontaktabbruch oft nicht mehr nötig. Lange Therapien oder Übungen sind dafür übrigens nicht nötig. Es geht erstaunlich schnell, wenn man sich in jeder unguten Situation sofort bewusst daran erinnert, dass man die Zuständigkeit für die eigenen Gefühle nicht länger an andere abgeben will. Klar muss man es ein paarmal machen, um zu sehen, dass es funktioniert. Aber es braucht keinen großen Aufwand. Du musst aber bereit sein, alte Glaubenssätze loszulassen. Z. B.: „Aber ich muss mich doch aufregen, ich muss doch gekränkt sein, wenn sie wieder ungerecht sind…“ Nein, musst du nicht. Wir können nicht das Verhalten der anderen steuern, aber wir können unsere Reaktionen steuern. LG


ak

Antwort auf Beitrag von Lillimax

Hallo, sag es einfach direkt. Ich glaube, dass schmerzt die Familie in dem Augenblick schon arg. Aber dann wissen sie wo sie dran sind. Und können damit dann lernen umzugehen. Die Frage ist nur : Willst DU das wirklich ??? So ganz und gar ohne Familie auskommen ? Das solltest Du Dich hinterfragen... denn was einmal ausgesprochen wurde, ist schwer zurück zu nehmen.


Astrid

Antwort auf Beitrag von Nncy

Ich finde, hier sind sehr gute Dinge gesagt worden. Aber wenn du den Kontakt abbrichst, sei ehrlich zu dir selbst: Es gibt keine „sanfte“ Art, Menschen so etwas zu sagen. Und nein, deine Familie wird auch nicht „sauer“ sein, wie ein Vorrednerin sagte. Sondern deine Eltern werden schwer getroffen, verzweifelt und traurig sein, sobald sie realisieren, dass du es ernst meinst. Das kann man nicht verharmlosen oder kleinreden. Die Trauerbewältigung nach so etwas braucht oft Jahrzehnte, und nicht selten gelingt sie nie. Ich sage nicht, dass du es nicht tun sollst. Aber ich finde, man muss es offenen Auges tun und die Konsequenzen für alle (auch für dich) ehrlich anschauen. LG


Nncy

Antwort auf Beitrag von Astrid

Ich danke euch sehr für eure Beiträge. Natürlich würde ich mir wünschen, ein gutes Verhältnis zu meiner Familie zu haben. Das Problem ist jedoch, dass es nicht um einen Fehler geht, sondern dass ihre ganze Art (mir gegenüber) so ist. Das bedeutet, dass ich in dieser Familie niemals glücklich sein werde. Gespräche sind leider nicht möglich, da sie nichts einsehen und auch nichts ändern wollen. Ich gehe davon aus, dass es sie treffen würde (aber hauptsächlich wahrscheinlich, dass andere mitbekommen, dass es dich nicht die perfekte Familie ist, die sie immer vorspielen), jedoch sehe ich das ehrlich gesagt nicht als mein Problem an, da die Verantwortung bei ihnen liegt. Ich handel ja nicht grundlos so - ganz im Gegenteil. Mein Fehler war hier ganz eindeutig, dass ich alles jahrelang geschluckt habe und nichts gesagt habe.


Bonnie

Antwort auf Beitrag von Nncy

Hallo, wenn du bisher „alles nur geschluckt und nichts gesagt“ hast, wie du schreibst, dann wäre der erste Schritt, es einfach mal zu sagen, oder? Ein Kontaktabbruch ist ja keine echte Bewältigung dieses Problems, sondern eine Konfliktvermeidung. Wenn du lernst, straight zu sein und den Mund aufzumachen, ist das für dich vielleicht deutlich bereichernder, als diesen wichtigen Schritt zu vermeiden und den Kontakt abzubrechen. Vermeidung bringt uns im Leben nicht weiter, denn dann taucht das Problem an anderer Stelle und mit anderen Menschen (Partner, Freunde, Kollegen) erneut auf. Ich denke, es wäre für dich wichtig zu lernen, dich abzugrenzen und dich zu behaupten. Diesen Lernschritt kannst du aufschieben und alle lästigen Kontakte abbrechen, aber irgendwann musst du ihn tun. Vielleicht ist ein Kontaktabbruch dann ja nicht mehr nötig. LG


kunstflair

Antwort auf Beitrag von Astrid

In Filmen sind Eltern und Geschwister schwer getroffen, verzweifelt und traurig bei Kontaktabbruch. Menschen mit intaktem Elternhaus können sich schlicht nicht vorstellen, was in dysfunktionalen Familien los ist, da ist nämlich niemand schwer getroffen, verzweifelt und traurig, wenn kein oder schlechter Kontakt besteht. Mein Tipp: Distanz. Distanz hilft immer.


Jorinde17

Antwort auf Beitrag von kunstflair

@kunstflair: Da kann ich aus beruflicher Erfahrung überhaupt nicht zustimmen. Sicher ist es deine Wahrnehmung, dass es bei euch tatsächlich so war, und ich glaube dir das auch auf jeden Fall. Aber du darfst hier nicht verallgemeinern und von dir auf alle schließen. Natürlich gibt es Familien, die so krank sind, dass es keinen mehr interessiert, wenn jemand den Kontakt abbricht. Aber das ist wirklich selten. In der Regel ist es so, dass die „verlassenen“ Familienmitglieder bestimmte Situationen nicht genauso schlimm eingeschätzt haben, wie der Kontaktabbrecher. Es gibt hier große Unterschiede in der Wahrnehmung. Die Verlassenen haben fast immer Fehler gemacht, das stimmt. Die Kontaktabbrecher aber oft auch (Dinge nicht angesprochen, Konfliktunfähigkeit ist bei Betroffenen sehr verbreitet). Bei Kontaktabbruch unter Geschwistern zum Beispiel hat der Kontaktabbrecher oft ein Neidproblem. Weil Neid ein hässliches Gefühl ist, dass niemand vor sich selbst zugibt, ist es manchmal einfacher, den Kontakt zu dem scheinbar (!) erfolgreichen Geschwister abzubrechen, als sich einzugestehen, dass Neid nichts mit dem anderen zu tun hat, sondern mit der eigenen Lebens-Unzufriedenheit. Ist nur ein Beispiel. Ich will da gar nichts schönreden oder verharmlosen. Jedem Kontaktabbruch geht eine lange Leidenszeit voraus. Und ja, manchmal kann der Abbruch die bessere Lösung sein. Aber tatsächlich gibt es unzählige Angehörige, die nach dem Kontaktabbruch ihres Kindes oder eines Geschwisters psychologische Hilfe brauchen und auch suchen. Die sagen: Das ist die schwerste Strafe, die ein Mensch bekommen kann. Lies dazu mal einige Fachartikel, wenn du magst. Es gibt Eltern die sagen: Dieser Abbruch ohne Ankündigung tut fast genauso weh, wie der Tod meines Kindes. Und die wirklich nicht darüber hinwegkommen. Ich denke, es gibt Situationen, wo der Abbruch gerechtfertigt ist, ganz klar. Aber manchmal würde es helfen, Dinge auszusprechen, Mediation zu suchen, oder auch die eigenen Motive (Geschwister-Eifersucht, Neidgefühle, Konfliktangst) aufzuarbeiten, statt wegzulaufen. LG