Juliakassel85
Hallo zusammen, meine Tochter ist neun Jahre alt. Die ersten 7 Jahre waren unkompliziert und schön. Es war wirklich leicht ihre Mutter zu sein. Sie ist ohne Probleme in die Kita, ohne Probleme trocken geworden, sie war sehr umgänglich und hat der ganzen Familie Freude bereitet. Sie war auch im Kindergarten unheimlich beliebt und ständig auf Geburtstage eingeladen. Das erste Jahr in der Schule war okay. Ich hatte tatsächlich weniger Arbeit damit wie gedacht. Sie hat alles außerordentlich gut verstanden, ihren Ranzen ordentlich gehalten und von alleine Hausaufgaben gemacht. Natürlich weiß ich dass es als Eltern bzw Mutter nicht immer so einfach ist aber mein Kind hat sich auf einmal um 180 Grad gedreht. In ihrem Ranzen befindet sich nur Spielzeug und Müll. Sie schreibt ihre Hausaufgaben in der Schule nicht mal auf, so dass ich nicht weiß was sie überhaupt auf hat. Sie ist extrem faul und macht in ihrem Zimmer oder im Haushalt gar nichts mehr. ( Was vorher ganz anders war ) Außerdem habe ich das Gefühl das sie überhaupt keine Freunde hat und das selbst die anderen Kinder sie anstrengend finden. Es gibt einfach nichts, was nicht erkämpft werden muss. Sie war z.b immer ein sehr guter Esser. Jetzt schmeckt ihr gar nichts mehr und sie will meistens nicht mal zum Essen dazu kommen. Sie will sich nicht anziehen, sie putzt keine Zähne, sie will nicht in die Schule und sie lügt. Außerdem kann man schwer Zeit mit ihr verbringen. Da sie immer sehr laut und aufgedreht ist. Die Familie von meinem Partner hat sich schon komplett zurückgezogen und möchte nur noch ganz sporadisch Kontakt zum Enkelkind. Ihnen ist das einfach zu anstrengend. Es ist schon furchtbar schlimm, zu wissen dass jemand mein Kind nicht leiden kann aber noch schlimmer ist das Gefühl, dass man auch noch versteht warum das so ist. Ich habe immer versucht ihr alles möglich zu machen. Wir waren auf dem Kino, Eis essen, im Schwimmbad und auch sonst, denke ich das sie eine schöne Kindheit hat. Nun frage ich mich einfach, warum sich das alles so geändert hat und wo an der Stelle ich meinen Teil zu dem Problem beigetragen habe. Ich bin so verzweifelt. Ich möchte ehrlich gesagt selber kaum noch Zeit mit meinem eigenen Kind verbringen. Ich will nicht immer schimpfen und mich aufregen und ohne geht es einfach nicht.
Gibt es in der Schule Probleme mit Mitschülern oder Lehrern?Da würde ich zuerst ansetzen,da es ja vorher anders war.Auch das sie keine Motivation hat und schlampig ist,irgendwas muss da passiert sein im Umfeld Schule denke ich.Das überträgt sich dann natürlich auch nach zu Hause,laut und anstrengend wie du es beschreibst. Frag sie doch mal oder rede mit dem Klassenlehrer. Grüsse
Danke für deine Antwort. Ich habe tatsächlich schon zwei Gespräche mit der Klassenlehrerin geführt. Sie hat mir erst letzte Woche wieder gesagt dass ich das sehr eng sehe und das Kinder in dem Alter die Schule halt manchmal nicht ernst nehmen. Sie würde sich in der Schule gut benehmen und sie hätte auch Freunde. Sie sieht überhaupt keine Probleme.
Bei so einer krassen Persönlichkeitsveränderung würde ich schon reagieren und mit dem Kinderarzt sprechen - wenn ihr einen guten habt, der sie auch kennt. Andernfalls würde ich über eine Vorstellung beim Kinderpsychologen nachdenken - auch Kinder können schon an Depressionen leiden und das könnte in eurem Fall durchaus passen. Da muss es dann eben keinen benennbaren Grund geben und es würde auch nicht einfach von selbst wieder weggehen. Ich würde auf jeden Fall nicht mehr länger nur zuschauen.
Willkommen in der Vor-Pubertät. wenn Du jetzt schon keinen Bock mehr hast, viel Spaß, wenn's richtig los geht. Kinder helfen nicht kontinuierlich mit. Sie sind auch nicht kontinuierlich angepasst und freundlich. Was soll sie denn groß in ihrem Zimmer machen? Sauber? Gib ihr feste Leitplanken: - an dem und dem Tag machst du ihr Zimmer sauber - da muss der Boden frei sein - kein Essen im Zimmer stehen lassen, wenn sie alleine essen möchte - Hausaufgaben werden aufgeschrieben und nach dem Mittagessen und einer kleinen Pause gemacht - pack mit ihr den Ranzen am Abend - Du kennst ja ihren Stundenplan - feste zeitliche Begrenzungen für Handy und Bildschirm - mit 9 ja auch noch kein Social Media - einmal am Tag Zähne putzen - feste Bettgehzeit (und Lichtaus) Kriegt sie genug Schlaf? Wenn sie nicht müffelt, ist Duschen erstmal zweitrangig... Und ja - wenn Du meinst, mach einen Termin beim Kinder- und Jugendpsychologen - aber nicht jede pubertäre Phase ist eine Depression und depressive Verstimmungen sind normal in der Pubertät. Aus der Ferne kann man das aber sowieso nicht beurteilen - keiner von uns kennt Dich oder dein Kind.
Hallo, natürlich kann man von außen nicht sagen, was da los ist. Aber ich finde, was du beschreibst, klingt sehr nach einem Hilferuf deiner Tochter. Und ich denke, es wäre jetzt eine sehr gute Idee, eine Erziehungsberatung zu nutzen. Dort arbeiten nette, gut ausgebildete Menschen, die Erfahrung mit dieser Problematik haben und Tipps zum Alltag geben können. Man selbst sieht als Eltern ja oft vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr, der erfahrene Blick von Außenstehenden kann da unheimlich gut helfen. Das Problem besteht ja schon länger, und wenn man merkt, dass andere sich vom Kind zurückziehen und man sogar selbst schon ambivalente Gefühle fürs eigene Kind hat, dann ist Alarmstufe rot. Gerade jetzt im Grundschulalter kann man noch alles wieder zum Positiven verändern. Wenn die Pubertät erstmal da ist, wird es sehr schwierig. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Bei einer Erziehungsberatung sind meist nur wenige Termine nötig, traut euch ruhig, das hilft wirklich prima. Kostenlose Erziehungsberatung bieten Diakonie, Caritas und Kinderschutzbund an. Einfach mal anrufen und einen Termin ausmachen. LG
Hallo Julia, Ob es wirklich ein Problem gibt oder ein erster Abnabelungsprozess stattfindet kann ich dir nicht sagen. Meine Tochter hat sich in dem Alter auf den Boden geworfen, geheult, wollte keine Zähne putzen etc. Ich habe gedacht ich muss die Super Nanny rufen, ich brauche Hilfe ich habe versagt. Jetzt ist Sie ein ganz normaler Teenager und wir haben ein super Verhältnis! Als Sie etwas älter war hat Sie gesagt, Sie weiss nicht warum Sie sich so verhalten hat. Wenn Ihr wieder so einen Moment habt, nimm Sie in den Arm oder biete Nähe an, frag Sie was los ist. Gib Ihr das Gefühl von Sicherheit und das du da bist (das habe ich nicht getan, ich würde es aber heute so handhaben). Wir haben noch zwei weitere Kinder und ich kann deutlich gelassener sein. Es gibt so viele Phasen, manchmal so unverständlich für uns Erwachsene und vielleicht auch für dein Kind. Schaff vertrauen und steh Ihr bei. Eine Familie die nur ein liebes Kind akzeptiert finde ich super schwierig! Du musst stark sein, der Fels in der Brandung, Grenzen vermitteln und gleichzeitig liebevoll sein. Trotzdem darfst du auch sagen das du nicht mehr weiter weisst. Also ehrlich bei Ihr ansprechen was dich verunsichert und warum du dich sorgst. Kinder sind empathisch, mehr als wir Erwachsenen. Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute!
Kann es sein, dass Deine Tochter immer zu sehr angepasst war und möglicherweise, aufgrund Deiner positiven Sichtweise ihr gegenüber, zuviel Verantwortung für sich selbst hatte? Ich meine, warum MUSS ein bis 7-jähriges Kind im Haushalt helfen oder selbständig sein Zimmer sauber halten, ohne Hilfe meine ich, ohne Hinweis oder Anleitung), und warum darf sie dazu nicht nein sagen? Und auch in der 2. Klasse darf Spielzeug im Ranzen sein, und was Du für Müll hälst hat sicher mal etwas bedeutet für Dein Kind, und wenn es nur Momentaufnahmen waren. Sie ist immerhin erst 9 Jahre! Sie verändert sich, und Du musst Dich mit verändern. Du darfst ruhig lockerer mit manchem Dingen umgehen, warum auch nicht? Sie ist sicher in der Vorpubertät und testet Grenzen aus. Dazu gehört tatsächlich eine Verweigerungshaltung, auch das zu sich selbst stehen, wenn sie auf manche Sachen keinen Appetit hat. Sie darf einfach anfangen, jetzt Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Das ist hart, eine Umstellung, aber da musst Du bis zu einem gewissen Grad mitgehen. Wenn Du hinterfragst, was Dein Part ist, hinterfrage auch das alles. Vielleicht trifft einiges zu, vielleicht garnichts. Wenn garnichts passt, versuche es mal mit einem Belohnungssystem. Zb 1 Woche (oder wenige Tage) die HA notieren, danach die vereinbarte Belohnung (Eis essen zb, oder verstecken im Dunkeln oder sowas). So, dass es ihr hilft, eine Routine rein zu bekommen. Am besten geht das mit einem zusammen gestalteten bildlichem Plan, den sie immer sehen kann. Das sie bei Treffen laut und überdreht ist, liegt vllt daran, dass sie nicht im Mittelpunkt steht (kann das sein?). Macht meine Tochter regelmäßig, und sie ist noch nicht mal Einzelkind. Ist sie bei Treffen eingebunden? Spricht und spielt man mit ihr oder malt sie am Tisch, grillt, bohrt, repariert mit? Irgendwas, was sie interessiert, oder gehen alle mal zum Spielplatz? Ich würde versuchen, daheim die Stellschrauben zu checken, dem Kind gegenüber zu stellen und schauen, ob sich was tut. Keinesfalls darfst Du wie eine undurchdringliche Wand, wie ein Feindbild auf Dein Kind wirken. Es ist aber auch sehr schwierig, so aus der Ferne das Richtige einzuschätzen. VG ohno
Als erstes würde ich versuchen, ein ruhiges Gespräch zu führen, ob Deine Tochter Dir sagen kann, was das Problem ist. Wenn sich bei Euch privat nicht wirklich was geändert hat, tippe ich stark auf die Schule. Klar, das können auch schon die ersten Ansätze der Pubertät sein und die wenigsten Kinder bleiben immer lieb, fleißig und hilfsbereit, aber so krass ändern sich die Kinder, nach meiner Erfahrung, erst mit 12-14. Diese Aussagen der Klassenlehrerin finde ich nicht sonderlich hilfreich. Das sind nur Allgemeinplätze. Ich vermute, da läuft irgendwas an Ausgrenzung oder Mobbing in der Schule, was die Lehrerin nicht mitbekommt. Schlaue Mobber machen das selbstverständlich nicht vor der Nase der Lehrer, und Mädchen sind sowieso oft sehr gut darin, das subtil ablaufen zu lassen. Falls Du gute Kontakte zu Eltern von anderen Mädchen in der Klasse hast, könnte man die bitten, bei ihren Kindern nachzufragen, ob in der Schule was gegen Deine Tochter läuft. Nicht wenigen Mobbing-Opfer ist die Sache peinlich, und sie wollen nicht darüber sprechen. Wir hatten das Thema mit dem Sohn von Bekannten, wo unser Sohn die Sache aufklären konnte. Da stellte sich heraus, dass unser Sohn mit seinem Freund in der Pause schon länger auf den Kleinen aufpasste, weil der sonst immer wieder von Rabauken aus der Klasse unseres Sohnes verprügelt wurde. Der Kleine hat seinen Eltern immer nur gesagt, es sei nichts, und unser Sohn hat das erst auf Nachfrage erzählt. Es kann durchaus sein, dass das bei Deiner Tochter schon in Richtung Depression geht. Aber die hat ja einen Auslöser.
Ich finde deinen letzten absatz beunruhigend. Vielleicht solltest du dein mädchen einfach nur in die arme nehmen und ihr sagen, wie sehr du sie liebst....von der väterlichen verwandschaft würde ich abstand nehmen, wenn die nur angepasste enkel mögen. Wie steht denn der vater zu seinem kind? Hat er es lieb und zeigt er das auch?