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Selbstzweifel

Thema: Selbstzweifel

Liebe Community, ich bin neu hier und habe lange mit mir gerungen, ob ich ein Posting erstelle oder nicht. Ich weiß auch nach wie vor nicht, ob es richtig ist, aber irgendwo muss ich einfach mal anfangen. Vielleicht kurz zu mir: ich bin 33, verheiratet und habe 2 Kinder (8 und 6). Ich plage mich schon sehr lange mit Selbstzweifeln ob ich eine gute Mutter bin, aber seit einigen Monaten (unabhängig von Corona...) wird das immer schlimmer. Warum ich diese Selbstzweifel habe weiß ich nicht, es hat sich über die Jahre so eingeschlichen. Zwischenzeitlich denke ich oft, dass meine Kinder "etwas besseres" verdient hätten und ich merke, dass sich etwas ändern muss - aber ich weiß nicht wie ich es angehen soll. Ich weiß nur, dass ich sehr ungeduldig mit Ihnen bin, oft laut werde und meistens eigentlich auch nur von Ihnen genervt bin. Es nervt mich, wenn ich mit Ihnen spielen soll, es nervt mich wenn sie laut sind (und das sind sie eigentlich immer) und am "zufriedensten" bin ich, wenn ich mich in meiner Arbeit verkriechen kann und sich irgendwer anders (sei es mein Mann oder eben Kiga oder Schule) um sie kümmert oder wenn die Kids im Bett liegen und schlafen. Aber das ist auch keine wirkliche Zufriedenheit, weil dann mein schlechtes Gewissen nagt und ich drüber nachdenk, wie blöd ich eigentlich zu ihnen bin. Ich kann ihnen einfach nicht die Liebe geben die sie brauchen und verdienen. Ich habe versucht mit meinem Mann zu reden, aber ich glaub er versteht mich nicht wirklich. Ich weiß dass da viel falsch bei mir läuft aber ich weiß einfach nicht, wo ich anfangen soll. War vielleicht von euch schon mal jemand in einer ähnlichen Situation und hat es geschafft, das zu bewältigen? Danke für's Lesen und liebe Grüße, Fridolina

von Fridolina_12_14 am 08.06.2020, 12:53



Antwort auf Beitrag von Fridolina_12_14

Hast du schon mal all deine Blutwerte und Hormone getestet??? Ich hab einen sehr starken, immer wieder kehrender Eisenmangel.... so, wenn ich dann wieder zum „Tier“ werde, es mir niemand recht machen kann, ich keine Lust auf nix habe, weiss ich, dass mein Eisen wieder mal im Keller ist.... Da ich weiss von wo her meine Stimmungsschwankungen kommen, kann ich viel besser damit umgehen, und die „Launen“ lebe ich quasi nicht mehr den Kindern aus... Achte dich auch mal, ob deine Gefühle eventuell auch Zyklusbedingt sind? Führe Buch.... Kurz nach meiner Mens, habe ich immer Selbstzweifel, dass Gefühl, dass ich nicht Glücklich bin mit meinem Mann, dass ich doch lieber wieder „frei“ sein möchte, ohne Kinder oder Mann... das hält zum Glück nur 1–2 Tage an.... Und, ganz im Allgemeinen, ich glaube wir Mütter haben immer wider mal ein par Selbstzweifel, weil wir doch nur das Beste für unsere Kinder wollen!!

von ZoeSophia am 08.06.2020, 14:04



Antwort auf Beitrag von ZoeSophia

Danke für Deine Antwort und Deine Ratschläge - Blut- oder Hormonwerte hab ich bisher nicht checken lassen, war mir gar nicht so bewusst. Aber das könnte ich auf jeden Fall mal machen. Ist da eher der Hausarzt oder der Gyn der passende Ansprechpartner? Diese Gedankengänge kommen mir sehr bekannt vor. Ich erschrecke schon vor mir selbst, weil ich mir wie ein unglaublicher Egoist vorkomme aber gleichzeitig erscheint es in den "schlechten" Momenten sehr verlockend, einfach alles stehen und liegen zu lassen. Danke für Deine Zeit - ich werde versuchen, mir die Tipps zu Herzen nehmen.

von Fridolina_12_14 am 08.06.2020, 22:42



Antwort auf Beitrag von Fridolina_12_14

Fürs Eisen war ich am Anfang mal beim Hausarzt, Hormone würde ich über den Gyn kontrollieren, der weiss da besser Bescheid. Mittlerweile kennt mein Gyn die Problematik mit dem Eisen auch, daher könnte ich das auch bei ihm testen, aber der ist zu weit weg für regelmässig Blut abnehmen!! Schau hald, bei welchem Arzt du dich besser aufgehoben fühlst und lasse da alles Testen! Ganz wichtig. ferritin oder Speichereisen testen, nicht nur den HB Wert!! Der HB Wert ist bei mir oft noch im unteren grünen Bereich, die meisten Ärzte gehen dann nicht auf einen Eisenmangel ein, weil sie es einfach nicht kennen oder Verstehen!! Klick Dich da mal durch https://www.ironblog.ch/weiterfuehrende-links/ Führ echt mal Protokoll wann es dir wie geht, dass hilft zu wissen was die Ursache ist....

von ZoeSophia am 09.06.2020, 08:58



Antwort auf Beitrag von Fridolina_12_14

Hallo, eine Freundin von mir ist Kinder-Psychotherapeutin und sie sagte mir mal etwas, das auch Dir vielleicht schon ein wenig hilft: „Die Schuldgefühle und Selbstzweifel der Mütter sind weitaus schädlicher für die Kinder, als das eigentliche, gelegentliche Fehlverhalten der Mütter.“ Mütterliche Schuldgefühle belasten Kinder, denn sie spüren, dass Mama innerlich nicht frei ist, nicht locker, gelassen und liebevoll mit sich selbst umgehen kann. Schön und gut, aber wie wird man die Schuldgefühle los?, wirst Du jetzt vielleicht fragen. Also, der erste Schritt ist zu erkennen, dass man eine unrealistische Vorstellung davon hat, wie eine Mutter sein sollte. Werbung (selig lächelnde, allzeit-glückliche Frauen) und Gesellschaft (nur Mütter sollten sich perfekt ums Kind kümmern und dürfen niemals Fehler machen, damit die armen Kleinen als Erwachsene nicht ruckzuck auf Psychiaters‘ Couch landen) vermitteln ein falsches, irreales Mütterbild. Deshalb leiden mehr oder weniger alle Mutter manchmal oder auch sehr oft an dem Gefühl, nicht gut genug zu sein, nicht auszureichen, nicht genug Liebe zu zeigen oder zerfleischen sich selbst, weil sie auch mal genervt, gereizt und ungeduldig sind, oder einfach mal keine Lust aufs Muttersein haben. Diese Schuldgefühle machen sie traurig, ängstlich und damit noch gereizter, denn wer psychisch im Ungleichgewicht ist, läuft natürlich auch als Mutter nicht gerade zur persönlichen Bestform auf. Es wäre alles viel einfacher, wenn Mütter sich ganz ohne Angst und Scham auch ihre stinknormalen, negativen Gefühle eingestehen dürften: Ja, Kinder sind wahn-sin-nig anstrengend. Sie haben außerdem die Begabung, immer genau den Punkt zu triggern, an dem man selbst besonders empfindlich ist und hochgeht. „Kinder kriegen einen“, sagt besagte Psychologin denn auch gern grinsend. Wer keine Kinder hat, erfährt nie, wo er wirklich seine Schwachpunkte hat, denn er kann sie immer schön umschiffen. Mit Kindern klappt das leider so gar nicht. Es ist übrigens auch normal, wenn man nicht so eine Heiteitei-Mutter ist, die sich nichts Beglückenderes vorstellen kann, als mit Kindern auf dem Teppich zu hocken und mit dem Playmobilschloss zu spielen. Ich selbst bin auch so eine Mutter, die ihre Kinder zwar liebt, aber nicht gern mit Kindern spielt. Ich habe das für mich so gelöst, dass ich mich nicht mehr unter Druck gesetzt habe, doch unbedingt mehr mit ihnen zu spielen. Sondern ich habe mich gefragt, was ICH gern mit Kindern mache. Und das ist z. B. Vorlesen. Ich bin also keine Spiel-, sondern eine Vorlesemutter, und das kam bei den Kindern super an. Fürs Spielen sind bei uns der Papa oder die Spielfreunde zuständig. Erster Tipp also: Anstatt ständig zu denken, Du solltest aber mehr mit Deinen Kindern spielen, und das bitte auch noch echt gern, kannst Du Dich fragen, was Du ganz gut mit Kindern machen kannst, ohne einen inneren Widerstand zu haben. Vielleicht bist Du jemand, der gern mit ihnen irgendwohin geht (Spielplatz, Freundin mit Kindern, Hobby der Kinder, Kindersport) und nicht so gern mit ihnen zu Hause ist. Vielleicht kochst Du auch gern und lässt Deine Kinder einfach mitmachen (perfekte Quality Time für Kinder, sie lieben es, mit Mama etwas Nützliches zu machen). Vielleicht liest auch Du gern vor. Suche etwas, was Du gern machst und schließe die Kinder hier mit en. Und vergiss absolut alles, was Du nicht gern machst. Lass das los, Du musst das nicht machen! Zweiter Tipp: Du darfst gern allein und für Dich sein wollen. Das ist eine Typfrage. Manche Menschen lieben es, den ganzen Tag unter Menschen zu sein, wollen immer mit der Familie zusammen sein. Und andere brauchen das regelmäßige Alleinsein wie die Luft zum Atmen. Es gibt da keinen Grund für Schuldgefühle. Achte darauf, dass Du diese Zeiten bekommst. Ich selbst gehe dann z. B. in den Wald oder joggen, während jemand anders die Kids hütet. Dritter Tipp: Mach‘ jeden Tag nur EINE Sache zusammen mit jedem Kind, das reicht schon: Mach‘ eine Vorleserunde auf der Couch. Koche zusammen mit Deinen Kindern, das mögen auch Jungs. Mach‘ eine Tobe-, Kitzel- und Quatsch-Session mit ihnen, falls Du nicht gern etwas Konkretes spielst. Geh mit ihnen in die Natur und lass sie Steinmännchen bauen, Tannenzapfen sammeln, auf Baumstämmen balancieren, Bäche stauen. Dafür brauchen sie Dich nicht, da kannst Du entspannt zuschauen und die Sonne genießen. All so etwas. Aber nicht alles, sondern jeden Tag eine kleine Einheit. Letzter Tipp: Lies unbedingt das wunderbare und humorvolle Buch „Der Tanz ums Kind“ von Harriet Lerner. Da steht alles nochmal drin, nur besser als ich es hier ausdrücken kann. Sie ist Therapeutin und Mutter zugleich, und beschreibt herrlich, warum Mütter (natürlich) auch mal böse, gereizt, genervt, ungeduldig, ungerecht, ängstlich usw. sein dürfen, ohne dass dies ihrem Kind schadet. LG

von Lillimax am 08.06.2020, 18:27



Antwort auf Beitrag von Lillimax

Hallo Lillimax, DANKE - für die Worte aber auch dafür, dass Du Dir so viel Zeit zum Schreiben genommen hast. Das Playmobil-Beispiel passt wie die Faust auf's Auge, nur dass es bei uns Lego ist Und es tut gut zu hören, dass auch andere Mama's da ihre Schwierigkeiten mit der Motivation haben. Ich bin auch eher so der Vorleser oder aber auch Puzzler, allerdings zieht das nur selten als Alternative. Aber möglicherweise kann ich dem ja schon mit einer gezielten "Beschäftigungseinheit" vorgreifen - das werd ich mal ausprobieren. Liebe Grüße & einen schönen Abend!

von Fridolina_12_14 am 08.06.2020, 23:02



Antwort auf Beitrag von Fridolina_12_14

Mutterliebe ist die Liebe, die eine Mutter empfindet, wenn die Kinder abends im Bett sind.

von Ichx4 am 09.06.2020, 04:40



Antwort auf Beitrag von Fridolina_12_14

Die Magie liegt darin Dinge zu finden, die Euch allen Spaß machen. Ich lese gerne vor uns suche da Bücher heraus, die ich mag. Lesen soll ja auch dem Vorleser Spaß machen. Ich spiele selten mit meinen Kindern. Lego habe ich nie wirklich gemeinsam mit ihnen gemacht, das waren eher so die Duplo-Zeiten. Meine Kinder gehen gerne Einkaufen (was in letzter Zeit nicht so gut ging), im Supermarkt oder bei dm, order am liebsten bei Tiger. Manchmal spielen wir Gesellschaftsspiele, das macht mir auch Spaß. Oder wir sehen als Familie einen Film gemeinsam als Event an. Ich habe viele Jahre Vollzeit gearbeitet, und das war für mich der richtige Ausgleich zwischen Familie und Beruf. Bei einem könnte ich mich vom anderen erholen. Momentan arbeite ich Teilzeit und bin gestresster denn je (was an Corona und Homeschooling liegt). Mir fehlt einfach die Zeit für mich. Sucht Euch Dinge, die Euch gemeinsam Freude bereiten. Ich finde auch, dass Du den Kindern sagen darfst, dass Du keine Lust auf Lego hast, weil es dir keinen Spaß macht. Wie sollen Kinder das Nein sagen lernen, wenn wir Erwachsene es nicht vorlegen. Also tust Du den Kindern sogar etwas Gutes, wenn Du auch einen Wunsch ablehnst, weil Du das gerade nicht willst. Dabei lernen sie, wie man für eigene Interessen einsteht. Bietest Du eine Alternative (zB auf Lego habe ich keine Lust, aber ich lese gerne gleich etwas vor oder wie wäre es etwas zu backen), lernen die Kinder, wie man Kompromisse schließt. Ich bin so eine, die in die Kategorie fällt, "warum man sich Kinder anschafft, wenn man sie gleich wieder in die Betreuung gibt". Vielleichte hast Du auch wieder mehr Lust auf die Kinder, wenn Du Deine Arbeitszeiten erhöhst und die Kinder etwas länger in der Betreuung bleiben (sobald das wieder geht)? Und lass Dir von den Supermuttis kein schlechtes Gewissen machen. Ich kenne viele Mütter, die sich schon einmal beklagt haben, keine Lust auf ihre Kinder zu haben. Und das sind alle gute Mütter, die sich um die Kinder kümmern.

von Astrid18 am 10.06.2020, 11:18



Antwort auf Beitrag von Astrid18

Ich will Dir keine Angst machen.... Aber eine Bekannte von mir erzählte mir irgendwann mal ( als wir uns besser kannten ), dass sie noch ganz genau wüßte, als dieser Tag da war, wo sie dachte, sie wäre keine gute Mutter- und sie hätte nicht mehr lachen können. Das endete wohl in einer Depression. Mehr weiß ich aber leider nicht darüber. Sie ging zu Gesprächen... und ich kann mir bis heute wirklich nicht vorstellen, dass sie mal depressiv war. Sie ist ein wirklich positiver Mensch. Aber... das scheint sie in ihrer Therapie gelernt zu haben. Auf jeden Fall braucht sie schon lange keine Hilfe mehr. Und diese Therapie war wohl auch nur kurz.... wie gesagt... sie spricht nicht gerne darüber... daher weiß ich nicht ganz so viel. Nur als ich diesen Satz von Dir gelesen habe... fiel mir das gerade wieder ein. Alles Liebe

von ak am 10.06.2020, 16:56



Antwort auf Beitrag von ak

Burn out / Depression. Ok, aber vielleicht denkst Du doch mal in die Richtung und lässt das abklären.

von emilie.d. am 10.06.2020, 18:34



Antwort auf Beitrag von Astrid18

Danke auch für Deine Antwort! Ich arbeite auch Vollzeit und anfangs empfand ich es auch als perfekte Balance, allerdings bin ich zwischenzeitlich so weit dass es mir einfacher fällt, Überstunden zu machen als mich intensiv mit meinen Jungs zu beschäftigen. Ich weiß dass das wirklich hart klingt, vielleicht sind aber auch wirklich meine Ansprüche an mich selbst viel zu hoch. Auf jeden Fall werd ich mir mal ein paar Gedanken machen, welche Sachen ich wirklich gern mit ihnen mach und dann einfach mal ausprobieren...

von Fridolina_12_14 am 10.06.2020, 20:46



Antwort auf Beitrag von emilie.d.

An wen wendet man sich denn, um so etwas abzuklären? Ich hab auch schon mal einen Moment drüber nachgedacht, ob das vielleicht tiefgründigere Probleme sind, aber geht man dann zum Arzt und sagt "Ich glaube ich hab psychische Probleme"? Das hört sich vielleicht wirklich blöd an aber ich bin da eher hilflos. Ich hab keinen "Arzt meines Vertrauens", ich hab zwar auf dem Papier eine Hausärztin, diese hat aber vor kurzem altersbedingt ihre Praxis aufgegeben. Und beim Gyn bin ich halt 1 Mal im Jahr zur Routine-Untersuchung. Meine größte Sorge wäre halt dass ich nicht ernst genommen werde und mich da komplett lächerlich mach Wisst ihr was ich meine?

von Fridolina_12_14 am 10.06.2020, 20:56



Antwort auf Beitrag von Fridolina_12_14

Du könntest erstmal niederschwellig nach 'Familienhilfe', Caritas oder sowas in Deiner Stadt googeln. Telefonseelsorge, Nummer gegen Kummer. Die können oft schon weiterhelfen. Ich habe, als ich eine posttraumatische Belastungsstörung hatte, mich an eine Freundin gewandt, die Psychologin ist (die hat auch Telefonseelsorge und Familienhilfe bei der Caritas gemacht, sowas bezahlt oft die Stadt). Eine andere Freundin von mir (zwei Kinder, Vollzeitjob, war einfach ausgebrannt) ist zu ihrem Hausarzt. Hat offen und ehrlich gesagt, was los ist. Dass sie nicht mehr kann, sie Hilfe braucht. Der hat sie dann auf Muki Kur geschickt. Dauert auch lang, bis es durch ist, aber hat ihr sehr gut getan. Kann sein, dass Deine neue Hausärztin oder Arzt, den Du Dir nun suchen musst, ein Idiot ist und Dich nicht ernst nimmt. Na und? Zu verlieren hast Du nichts. Depressionen sind eine gefährliche, untwrschätzte Erkrankung. Mein Vater ist mittlerweile komplett gesund, aber der brauchte auch erstmal Medis und dann eine Reha, um gesund zu werden. Ist als 1. auch zum Hausarzt. Wenn die nur einigermaßen fit aind, werden die bei Depression hellhörig.

von emilie.d. am 10.06.2020, 21:56