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Leben mit Kleinkind nicht erfüllend

Leben mit Kleinkind nicht erfüllend

mara96

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Hallo ihr Lieben, ich bin seit Januar 23 Mama, mein Sohn ist jetzt 1,5. Ich habe die Babyzeit total geliebt, er war auch ein recht entspanntes Baby. Aber irgendwie merke ich, dass ich nicht so für die Kleinkindzeit gemacht bin. Ich empfinde es als extrem anstrengend, es nervt mich den ganzen Tag hinterherzurennen, ein nörgelndes Kleinkind zu bespaßen und Chaos zu beseitigen. Spielsachen und Spielplätze kann ich nicht mehr sehen, Haushalt schon gar nicht. Es ist so stressig und doch so eintönig irgendwie. Ich erwische mich in letzter Zeit oft dabei, wie ich mich in diese negativen Sachen reinsteigere und mir mein altes Leben zurück wünsche.Ich liebe meinen Sohn, habe mich so sehr auf ihn gefreut, aber das Mamasein ist oft so anstrengend, dass ich es nicht so richtig genießen kann und die negativen Gefühle oft überhand nehmen. Ich nehme mir zwischendurch auch Zeit für mich, aber auch dann fühle ich mich so verloren und weiß oft nichts mit mir anzufangen, weil die ganze Identität gefühlt weg ist und man 24/7 nur noch für das Kind lebt. Kann das jemand nachempfinden? Wird das irgendwann besser? Ich fühle mich aktuell so eingeschränkt in meiner Freiheit und mit der ständigen Fremdbestimmung kann ich sehr schwer umgehen. Das war in der Babyzeit nicht so.. da musste man noch nicht so viel beschäftigen und hinterherrennen.. Ich könnte mir jederzeit vorstellen wieder ein kleines Baby zu haben aber die Zeit jetzt ist gar nicht meins.. Wenn ich dann im Internet über 'Regretting Motherhood' lese denke ich immer, ich bin auch davon betroffen und das macht mich umso trauriger... weil ich immer so gern Mama sein wollte und mir das so erfüllend vorgestellt habe..   Kann das jemand verstehen? Habt ihr einen Rat?    Lieben Dank! Mara


12Mami

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Antwort auf Beitrag von mara96

Es kann natürlich alles nur eine Phase sein, 1,5 Jahre ist natürlich auch ein echt anstrengendes Alter - weil sie langsam richtig mobil sind und alles entdecken wollen. Aber ich teile mal trotzdem meine Gedanken dazu… Ich kann dich sehr gute verstehen und ich denke du/wir sind da nicht die einzigen die so fühlen. Es wird einen ja auch von der Gesellschaft so vermittelt und vorgelebt das Kinder DAS einzig Ware sind im Leben. Aber man hinterfragt es einfach nicht, man bekommt Kinder, weil es einfach so dazugehört, ohne genau zu überlegen ob es wirklich zu einen passt. Hinzukommt dass es in der heutigen Zeit euch deutlich schwieriger geworden ist. Früher hat man in ner großen Gemeinschaft gelebt, wo sich alle um die Kinder gekümmert haben. Heute kann man sich wirkliche extrem glücklich schätzen, wenn man Großeltern in der Nähe hat, die sich drum kümmern und unterstützen. Mein Sohn ist 3,5 Jahre alt und es wird einfacher. 1,5 Jahre fand ich eine extreme anstrengende Zeit, weil sie wirklich mobil werden und alles entdecken wollen. Mit 3 Jahren wurde es besser. Da sie mehr verstehen, man sie auch mal paar Minuten „alleine“ lassen kann usw. Und mittlerweile habe ich meine „Mamarolle“ gefunden und lass mich von den Klischees nicht mehr blenden und gehe meinen eigenen Weg. Ich gehe so gut wie nie auf Spielplätze, wir machen nicht jedes Wochenende fancy Ausflügen, ich geh fast nie auf Playdates von „fremden“, wir besuchen keinen Kinderkurse. Er hat freien Medienzugang (kommt natürlich aufs Kind an) - gestern hat er zb, zwar nicht durchgehend, von 16 bis 20 Uhr Tablet geschaut, weil ich einfach keine Kraft hatte (zzt Schwanger, die Nacht nur 2 Std geschlafen und Vollzeit gearbeitet) - ganz ehrlich „who cares“. Ich würde immer und immer mehr daran kaputt gehen wenn ich diese Dinge machen und mich dazu zwingen würde. Bedeutet ja nicht, dass wir uns nicht um ihn kümmern oder dass er nie einen Freizeitkurs besuchen wird. Wir machen dafür andere Dinge - wir lieben es zusammen zu kochen oder die Zeit zusammen im Garten zu verbringen, mal bei der besten Freunden die auch ein Sohn hat auf ein Kaffee und Spielenachmittag mit den Kids vorbei gehen, einfach nur Busfahren, mit dem Fahrrad unterwegs sein usw. Ich kann dir das Profil Piepmadam auf Instagram sehr empfehlen. Bei ihr dreht sich viel um Regrading Motherhood. Bedeutet ja nicht, dass man das hat bzw zu 100% so ist oder denkt. Aber sie hat bei mir extrem viel Druck rausgenommen was das Muttersein betrifft. Alles Gute dir! 


mara96

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Antwort auf Beitrag von 12Mami

Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast so ausführlich zu antworten! Deine Worte haben gut getan, es ist schön zu hören, wenn es anderen Mamis auch so geht/ging.  Wir haben ganz viele Kurse mitgemacht und waren vor der Kita Eingewöhnung 2x wöchentlich in einer Krabbelgruppe, da ich das einfach auch gebraucht habe. Die Tage schienen so unfassbar lang manchmal, ich musste einfach raus. Solang wir Dinge unternehmen (Zoo, Playdates, etc.) geht es mir auch besser, da bin ich abgelenkt und die Gedanken können nicht so kreisen. Ganz schlimm wird es wenn mein Freund Spätdienst hat und wir diesen ganzen langen Nachmittag zu Hause sitzen. Was mich auch oft nervt oder auch teilweise noch schlechter fühlen lässt, ist wenn meine Mama z.B. sagt ''Ihr habt so ein liebes Kind, der ist ja so toll und pflegeleicht''. Klar, wenn man nur die schönen Seiten hat und nicht das ganze Drumherum sieht man das natürlich so. Schließlich kann sie ihn nach 3 Stunden wieder abgeben 😁   Ich stimme dir zu, der gesellschaftliche Druck ist teilweise enorm. Und Social Media spielt da auch keine gute Rolle. Das Profil schaue ich mir mal an, vielen lieben Dank! 


Piccadilly

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Ich versteh Dich total: zwischen 1,5 und 3 Jahre war für mich das schlimmste Alter. Ab 3 wurds besser und jetzt mit 4 ist es ein Traum. Geht er denn in die Kita oder zur Tagesmutter? Das hilft ungemein. Da ich nach einem Jahr wieder arbeiten "musste", kam meiner zur Tagesmutter. Aber es hatte ihm echt gut getan mit den anderen Kindern.


mara96

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Danke für dein Verständnis. Das gibt mir Kraft. Wir sind gerade in der Eingewöhnung und ich gehe in 4 Wochen wieder arbeiten. Mittlerweile fällt es mir gar nicht mehr schwer, ihn morgens in der Kita abzugeben, was mich auch manchmal echt schlecht fühlen lässt. Es klingt vielleicht blöd, aber es tut gut, sich mal nicht den ganzen Tag um ein Kleinkind kümmern zu müssen!  Danke dir, das hat mich aufgemuntert! Alles Liebe! 


kia-ora

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Ich weiß genau was du meinst. Ich liebe meine Kinder aber als Hausfrau und Mutter allein wäre ich irgendwann unglücklich. Besonders mit Kleinkind. Ich gehe teilzeit arbeiten. Genieße dort die Gespräche mit Erwachsenen über nicht-Kinderthemen und freue mich über meinen Job. Der Ausgleich tut gut. Nach der Arbeit freue ich mich auf meine Kinder. 


mara96

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Antwort auf Beitrag von kia-ora

Das klingt gut! Ich freue mich auch ein bisschen darauf, bald wieder arbeiten zu gehen. Habe aber auch Respekt vor der Doppelbelastung und dass man sich nach der Arbeit nicht ausruhen kann mit Kind! 


bea+Michelle

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Gibt es keinen Vater?


mara96

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Antwort auf Beitrag von bea+Michelle

Doch natürlich gibt es einen Vater. Aber ich bin ja trotzdem die meiste Zeit mit dem Kleinen zusammen, da mein Partner Vollzeit arbeitet. Wenn er da ist unterstützt er mich natürlich. Ich spreche nicht von einer totalen Überlastung meinerseits, sondern eher davon, dass das Alter super anstrengend ist und ich nach 1,5 Jahren zu Hause ein bisschen die Nase voll habe von Haushalt, wickeln, kochen etc.


JoMiNa

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Ich kann es auch gut nachfühlen, was du schreibst. Aber es wird besser! Zum einen, weil das Kind "verständiger" wird, du es mal alleine im Zimmer lassen kannst und du richtige Gespräche mit ihm führen kannst. Zum anderen wird sich dein Leben jetzt nochmal umkrempeln, wenn du wieder arbeitest. Und nach und nach findest du wieder zu dir zurück. Es wird vermutlich eine andere Version von dir sein, als vor dem Kind. Aber das ist so im Leben, nichts ist beständiger als der Wandel 😉 Ehrlichgesagt bin ich auch immer froh, wenn ich die Kinder irgendwo abgebe für einige Stunden 😁 Ich liebe sie, aber sie rauben mir meine kompletten Ressourcen. Früher ist das Kind spontan  für 1 Stunde zur Oma im Haus rüber oder hat ab ca. 3 Jahren mit anderen auf dem Hof gespielt. Heutzutage haben viele diese ungeplanten Auszeiten nicht  und es ist zu 100% das Elternpaar gefordert. Manche kommen damit gut klar, gehen darin sogar auf. (Wobei ich das fragwürdig finde, mich nur über ein von mir komplett abhängiges Wesen zu identifizieren.) Aber viele kommen an ihre Grenzen. Leider können die Väter die eigenen Grenzen oft besser wahrnehmen und kommunizieren als die Mütter. Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben, dass du nicht 100% deiner Zeit mit deinem Kind verbringen möchtest. (Das möchte ich auch mit meinem Mann nicht, obwohl ich ihn liebe.) Es heißt nicht umsonst "Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen".


mara96

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Antwort auf Beitrag von JoMiNa

Ganz lieben Dank für deine aufmunternden Worte. Es tut gut, zu hören, dass ich damit nicht allein bin. Durch Instagram und co. bekommt man so ein falsches Bild vom Mamasein, dass man sich oft gar nicht traut, sowas auszusprechen. Aber du hast völlig Recht, man darf sich selbst als Person nicht vergessen! 


WonderWoman

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ich verstehe das nur zu gut. im grunde ist das ein bore-out, kein burn-out. es gibt zwar genug zu tun aber das ist langweilig, keine herausforderung und entspricht einfach nicht deinen interessen. ich wusste schon sehr früh dass ich nicht zur mutter geboren bin. ich liebe (meine) kinder, aber nicht 24/7. zum glück fand ich einen partner der mit begeisterung vater ist und die kinderbetreuung zum großteil übernimmt. betrachte das doch mal so: einen beruf sucht man sich idealerweise nach den eigenen interessen aus. man wird ja nicht mathematiker*in wenn einem zahlen so gar nicht liegen. oder gärtner*in wenn der eigene garten einen anödet. aber es wird erwartet dass jede frau mit geburt ihres kindes zu einer frau mutiert die sich nichts schöneres vorstellen kann als 24/7 pädagogisch wertvoll ein kind zu betreuen. mein job ist das was ich mit begeisterung tue, was ich gut kann und was mir "erfüllung" gibt (wobei ich auch meinen job nicht 24/7 ausführen wollen würde). meine kinder haben nicht die aufgabe mich zu "erfüllen". ich liebe sie unendlich aber letztlich gehe ich nur ein stück ihres lebens an ihrer seite und sie an meiner. ich habe ein leben außerhalb der kinder und brauche das damit ich für meine kinder da sein kann. erlaube dir ein eigenständiger mensch zu sein. das ist nicht schlecht für dein kind, sondern gut. denn du bist ein vorbild und du möchtest doch dass auch dein kind nicht irgendwelchen normen gerecht wird sondern sein eigenes leben lebt.


Ruto

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Antwort auf Beitrag von mara96

Bei mir war es genau umgekehrt. Die Babyzeit war die Hölle für mich (Regulationsschwierigkeiten), ab ca 1,5 Jahren konnte ich endlich durchatmen und war über jede freie Minute froh (die hatte ich vorher so gut wie nie). Was ich aber gut nachvollziehen kann: Das Gefühl der Abhängigkeit, das Bedürfnis nach mehr Eigenständigkeit und einer Herausforderung außerhalb der Familie. Ich kann nur empfehlen, das Beste aus der Situation herauszuholen. Sorge für echte Freiheiten. Das kann durch mehr Betreuung durch die Großeltern passieren, einem beruflichen Wiedereinstieg (kenne eure finanzielle Situation nicht, aber vielleicht kann dein Mann beruflich etwas kürzer treten und ihr euch die Zeit mehr untereinander aufteilen?), einem geistig fordernden neuen Hobby (oder neue Sprache oder oder oder), um Beispiele zu nennen. Fühlt sich alles zu eintönig ein, versuche deinen Alltag jetzt noch zu verändern bevor du nicht mehr die Kraft dazu hast. Spielplätze sind langweilig? Warum nicht einen Kurs besuchen oder Ausflüge, auf die du auch Lust hast. In dem Alter habe ich mir beispielsweise ein Jahresticket für den Tierpark geholt und bin öfters ins Schwimmbad gegangen. Tapetenwechsel ist wichtig, gerade mit Kind.


kirshinka

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Antwort auf Beitrag von mara96

Vergiss das Internet- das spült nur Müll rein. Regretting motherhood ish auch so ein dämlicher Trend wie dass plötzlich alle traumatisiert sind, etc.  Ich kann Dich aber voll verstehen, dass es anstrengend ist und einem trotzdem die Decke auf den Kopf fällt. Mit 18 Monaten wollte mein Kind auch dringend in die Kita und mit Gleichaltrigen zu Gange sein.  Du könntest dann auch wieder arbeiten und das Gefühl der totalen Fremdbestimmung los werden


BambiniBambina

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Antwort auf Beitrag von mara96

Hi, ich habe das durchgelesen und verstehe das leider nur zu gut. Leider gab es drunter noch keine Antworten. Man fühlt sich mit diesen negativen Gefühlen oft alleine oder wie ein "fail", deswegen wollte ich dir etwas Beistand leisten. Vielleicht hat ja noch wer Input?! Alles Liebe derweil


BambiniBambina

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Antwort auf Beitrag von BambiniBambina

Sorry Antworten sind erst später aufgeploppt bei mir. Danke an alle, für den Input, auch von meiner Seite.