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Konflikte mit Großeltern

Konflikte mit Großeltern

VreniS

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Hallo zusammen, ich weiß aktuell im Umgang mit meinen Eltern nicht weiter. Vielleicht kurz zu mir, ich bin Anfang 30, verheiratet und habe ein 7-jähriges Kind. Ich habe leider keine Geschwister. Inzwischen sind wir nahezu der einzige Lebensinhalt meiner Eltern und ich fühle mich davon total erdrückt. Gleichzeitig verhalten sie sich in meinen Augen übergriffig und akzeptieren nicht, dass ich mein eigenes Leben führe. Daher kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Aktuelles Beispiel dafür ist mein bevorstehender Geburtstag am 24.2. Da ich sehr in der Ukraine-Hilfe engagiert bin, ist mir an diesem Tag nicht zum Feiern zumute. Ich möchte eine Kundgebung besuchen und anschließend nur mit meiner kleinen Familie Essen gehen. Meine Eltern können das nicht akzeptieren, sie möchten meinen Geburtstag mit mir feiern. Mein Vater ist regelrecht ausgerastet deshalb und glaubt, dass mein Mann mir das eingeredet hätte. Das ist aber absoluter Quatsch. (In meinen Augen sucht er einen Schuldigen, um sich nicht selbst hinterfragen zu müssen.) Eigentlich wollte ich sie für einen anderen Tag einladen, dazu bin ich gar nicht mehr gekommen und möchte es aktuell auch nicht mehr. Meine Eltern machen außerdem beispielsweise nur Urlaub, wenn wir auch im Urlaub sind, damit sie uns immer „helfen“ können. Ich möchte das aber gar nicht. Im Sommer fahren wir zur MuKiKur. Mein Vater traut mir nicht zu bis dorthin alleine zu fahren (bin schon viel weiter gefahren) und die 3 Wochen dort „alleine“ zu verbringen. Er hat mir ernsthaft vorgeschlagen uns zu fahren und dort 3 Wochen Urlaub zu machen. Wir treffen meine Eltern mind. alle 2 Wochen, was ich nicht als wenig empfinde, meine Eltern allerdings schon. Sie wünschen sich 2 feste Tage pro Woche, an denen sie ihr Enkelkind sehen können. Das möchte aber lieber mit Freunden spielen. Ich bekomme fast täglich irgendwelche WhatsApp Nachrichten und inzwischen werden wir auch mit Geschenken überhäuft. Ich möchte das alles nicht und habe das auch schon oft klar und deutlich gesagt. Ich habe sie gebeten sich ein Hobby zu suchen usw. Es kommt aber nicht an. Meine Mutter hat sich immer eine Tochter als beste Freundin gewünscht, die wollte ich aber schon als Kind nicht sein und es ist für mich auch eine völlig falsche Einstellung an eine Mutter-Kind-Beziehung heranzugehen. Kennt das noch jemand? Ich halte diesen Erwartungsdruck und die ständigen Auseinandersetzungen und Rechtfertigungen bald nicht mehr aus. Gibt es ein Buch oder einen Artikel, der meinen Eltern die Augen öffnen könnte? Vielen Dank vorab.


Pamo

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Du wirst deine Eltern nicht durch ein Buch, durch einen Artikel ändern können, egal wie gut der geschrieben ist. Die Veränderung muss bei dir stattfinden: Du musst dich abgrenzen. Das tust du, indem du deine Eltern so sein lässt wie sie sind. Ihre enttäuschte Erwartungshaltung lässt du dabei ihr eigenes Problem sein. Du musst deine Geburtstagspläne nicht mit deinen Eltern diskutieren. Und wenn dein Vater dich fragt und mit deiner kurzen Erklärung nicht einverstanden ist, dann musst du weder diskutieren noch dich rechtfertigen. Wenn er trotzdem laut wird, dann beendest du das Gespräch. Es gibt keinen Grund, deinen Eltern im Vorfeld von deiner Kur zu erzählen oder zu diskutieren, ob du so weit fahren kannst. Wenn sie darüber reden möchten, dann sagst du "Das ist kein Problem für mich." und sprichst weiter vom Wetter. Komm raus aus der Rechtfertigungshaltung, das nimmt dem Übergriffigen den Wind aus den Segeln. Versuche nicht, deine Eltern zu belehren. Du magst es umgekehrt auch nicht. Lebe deine Überzeugung statt zu diskutieren.


Lillimax

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Hallo, es gibt kein Buch, das deinen Eltern die Augen öffnen könnte. Aber vielleicht kann ich DIR ein bisschen die Augen öffnen. ;-) Dein Ansatz, dass du die Eltern überzeugen willst, zeigt eigentlich schon das ganze Problem: Es geht darum, dass du mit 30 Jahren immer noch versuchst, deinen Eltern zu gefallen, dich also noch nicht abgelöst hast. Es ist aber wichtig, dass man das als Erwachsener tut. Die Eltern überzeugen zu wollen und dich zu rechtfertigen für dein Handeln, passt nicht mehr zu deinem Alter. Eine erwachsene Frau tut, was sie für richtig hält, sie braucht dafür nicht den Applaus, die Zustimmung oder gar die Erlaubnis der Eltern. Weißt du, wenn Menschen übergriffig sind, dann gibt es dafür einen guten Grund. Und der lautet: Man hat es ihnen bereitwillig erlaubt, übergriffig zu sein. Und zwar über Jahre hinweg. Dein Vater behandelt dich wie ein kleines Mädchen, weil du dich deinen Eltern gegenüber wie ein kleines Mädchen verhältst: Du erklärst, redest, rechtfertigst dich, möchtest sie überzeugen. Das tut nur jemand, der den Eltern gefallen will, der sich die Erlaubnis der Eltern dafür wünscht, sich endlich ablösen zu dürfen. Das Ding ist: Du braucht nicht die Erlaubnis deiner Eltern, um dich abzulösen. Sondern du musst das einfach tun. Niemand nimmt dir das ab, schon gar nicht deine Eltern. Die Ablösung des Kindes ist nicht etwas, das die Eltern leisten müssen. Sie ist etwas, dass das (erwachsene) Kind leisten muss. Natürlich gibt es Eltern, die einen dabei unterstützen. Solche Eltern aber hast du nunmal nicht. Und das ist auch gar nicht schlimm. Klar kostet das Ganze dich jetzt ein paar Konflikte, die musst du in Kauf nehmen. Du bist nicht mehr das kleine Mädchen, das auf Harmonie mit den Eltern angewiesen ist, weil es sonst nicht überleben könnte. Es ist wichtig, dass du das verstehst. Heißt konkret: Ab jetzt legst du die Regeln des Umgangs mit deinem Kind fest. Freundlich, aber stahlhart und unnachgiebig. Du teilst deine Entscheidungen freundlich mit. Du diskutierst nicht, erklärst nichts, rechtfertigst dich nicht. Null. Wenn sie fragen, lamentieren, nachhaken, schimpfen, wiederholst du wie ein Leierkasten: „Ich mache das ab jetzt so.“ Nicht bockig, sondern ganz neutral und gelassen. Zur Not sagst du das zehn Mal. Oder zwanzig Mal. Wenn sie sich übergriffig verhalten, sich einmischen, „helfen“ wollen, obwohl du das nicht willst, sagst du: „Ich weiß, du meinst es gut. Aber ich mache das so, wie ich entschieden habe.“ Dieser Satz reicht völlig. Nichts weiter erklären, diskutieren, Ausreden suchen. Du musst nichts erklären. Du wiederholst auch hier einfach, was Sache ist. Deine Eltern müssen dich auch nicht verstehen, das ist ganz unnötig. Anfangs wird dir das Ganze schwerfallen, weil du innerlich noch nicht abgelöst bist und Angst vor Ablehnung und Konflikt hast. Aber nach ein paar Malen wirst du merken, wie unglaublich leicht das ist. Und du wirst dich wundern, wieso du das nicht schon vor Jahren so gemacht hast. Achte auch sonst darauf, dich besser abzugrenzen, nicht nur bei Konfliktthemen. Wenn deine Mutter dir private Dinge erzählen will, die dich eher belasten („beste Freundin“), dann blocke das sofort ab. Lenke ab, wechsele das Thema sehr abrupt, tröste sie auch nicht, lass dich null darauf ein. Wenn sie nicht aufhört, sage: „Ich möchte das nicht mit dir besprechen, ich bin dafür nicht die Richtige.“ Mehr nicht. Auch hier nichts erklären, nicht diskutieren. Ein erwachsener Mensch darf seine Eltern lieben, aber er macht sein Ding und er erwartet dafür auch nicht mehr ihre Zustimmung. Man kann trotzdem ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Eltern haben, kann auf Smalltalk-Ebene prima mit ihnen klarkommen. Aber man diskutiert seine Entscheidungen nicht mehr mit ihnen. LG


VreniS

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Vielen Dank für eure Rückmeldungen. Es ist halt verdammt kompliziert, wenn der Gegenüber es nicht versteht, es dann so persönlich nimmt oder alternativ einfach vor der Haustür oder Schule steht und immer der Zwerg mittendrin ist. Ich hab meine Eltern nun wirklich schon oft vor den Kopf gestoßen, habe sie nach Hause geschickt usw. Wenn ich das noch ein paar Mal mache, die das Verhältnis komplett hin. Das ist einfach so schade…


Streuselchen

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Hallo Vreni, es hört sich vielleicht kalt an, was ich jetzt schreibe (bezogen auf deinen 2. Post), ist aber nicht so gemeint. Ich glaube nicht, dass der Kontakt zu deinen Eltern abbricht, wenn du deine Meinung klar und unumstößlich vertrittst. Selbst im engsten Umfeld erlebt. Du sitzt am längeren Hebel, denn du bist das einzige Kind und dein Kind das einzige Enkelchen. Aus irgendeinem Grund respektieren deine Eltern dich nicht. Und sie sehen immer noch das kleine Kind in dir, über das sie bestimmen können. Deine Eltern werden kein Buch und auch keine Doku über"euer"Thema lesen / sehen. Sie sind so wie sie sind. Sicher verstehen sie auch gar nicht, was du hast. Mit Worten wirst du leider nicht viel erreichen. Eher mit Taten. Schade, dass eine Beziehung die so gut und eng sein könnte, so laufen muss. Alles Liebe für dich. Streuselchen


Pamo

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Je selbstverständlicher du mitteilst, was Sache ist, desto einfacher ist es für deine Eltern (und jeden anderen auch) anzunehmen. Wenn du unsicher bist und dich entschuldigst und dich eigentlich schuldig oder im Unrecht fühlst, dann wirkt es viel "schlimmer". Aber hier gilt die Regel: Übung macht den Meister. Zunächst musst du markieren, aber dann wird es dir zur Natur, freundliche Ansagen zu machen. Warum ist das so überzeugend: Weil es ehrlich ist. Und es ist so viel angenehmer, mit jemandem zu tun zu haben, bei dem du weißt, woran du bist, als mit jemandem, der eigentlich gar nicht richtig will oder etwas anderes meint.


Lillimax

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Es geht nicht darum, deine Eltern vor den Kopf zu stoßen, sondern dich freundlich abzugrenzen, das ist nicht dasselbe. Letztlich musst du jetzt entscheiden: Willst du weiterhin gefallen um jeden Preis, oder willst du erwachsen sein und respektiert werden? Wenn du Angst hast vor dem Konflikt mit deinen Eltern, bedenke: Die allermeisten Menschen in deinem Alter haben sich längst abgelöst und trotzdem ein gutes Verhältnis zu den Eltern. Erzähle dir nicht das Märchen, dass das nicht geht. Sondern das ist der Normalfall. Das Problem liegt nicht bei deinen Eltern, auch wenn dir das so erscheint. LG


Jumalowa

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Das ist totaler Schwachsinn was du schreibst. Du kennst weder die AP noch Ihre Eltern persönlich! Eigentlich schon unverschämt was du hier ablässt. An die AP, wenn du alleine nicht weiter kommst nimm Dir Unterstützung! Familiencoaching oder was auch immer. Du hast ja hier ein paar Beispiele genannt, ich vermute, daß ist nur die Spitze des Eisbergs. Wenn du nicht das machst was Sie wollen, suchen Sie einen schuldigen, in dem Fall deinen Mann. Endlosschleife.... Das liest sich für mich schon sehr toxisch und ich befürchte, das muss derbe knallen. Vielleicht wirklich mit einem Kontaktabbruch am Ende und ich denke davor hast du vielleicht Angst? Das heisst aber nicht, dass es immer so bleiben muss!


Jomol

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"Das Problem liegt nicht bei deinen Eltern, auch wenn dir das so erscheint." - ich denke, Beziehungsprobleme dieser Art sind nie einseitig. Dass man trotzdem am Ende klarkommen muss, ist unbestritten. Die AP darf einen Kontaktabbruch aber auch schlimmer finden als keine altersgerechte Lösung vom Elternhaus. Ist nicht nur schwarz weiß... Grüße, Jomol


kirshinka

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Liebe Eltern Ich liebe euch und ihr liebt mich, aber Ihr erdrückt mich. Deshalb müssen wir klare Absprachen treffen. Hier sind die Regeln, wie es gehen wird: 1. etc. Allerdings würde ich absolut einen Enkel Großeltern Tag in der Woche einbauen! Das baut ein gutes starkes Fundament - und niemand verwöhnt so fein, wie Großeltern! Das ist gut fürs Kind und du solltest dich hier zurück nehmen und erwachsen im Sinne des Kindes handeln.


Astrid

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Du bist sehr gefangen in deinen Schuldgefühlen. Es ist oft so, dass Eltern, die nicht loslassen können, ihren Kindern Schuldgefühle machen, wenn diese sich ablösen wollen. Meist schon als Kind, und dort liegt sicher auch bei dir die Wurzel. Wenn das erwachsene Kind sich dann endlich doch emanzipieren möchte, versuchen solche Eltern das mit allen Mitteln zu verhindern: Durch Schmollen, Streit, Nicht-Verstehenwollen, Vorwürfe („Wir wollten doch nur helfen“) – die ganze Palette. Sie tun das nicht aus Bosheit, es geschieht unbewusst. Sie glauben sich den Schmu, den sie erzählen, sogar selbst. Sich von solchen vereinnahmenden Eltern zu lösen, ist nicht einfach, wenn man viele Jahre in der Schuldgefühl-Falle steckt. Die ist nämlich nicht zuletzt auch ganz bequem. Man ist lieb, man gefällt, alles ist gut. Hier und da muckt man mal auf, und sofort kriegt man eins auf den Deckel und ist dann wieder das kleine, brave Mädchen. Dieses Spiel kann man über Jahrzehnte spielen. Wenn du aber aus der Umklammerung deiner Eltern (die offenbar ohne dich wenig Lebensinhalt haben) herauskommen willst, musst du ein bisschen Konflikt wagen. Und keine Angst, denn weißt du: Deine Eltern sind erwachsene Menschen. Du bist nicht verantwortlich für ihre Gefühle. Sondern SIE sind verantwortlich für ihre Gefühle. Leider weißt du das noch nicht so richtig. Und das liegt daran, dass du vermutlich auch schon als Kind dafür zuständig warst, deinen Eltern gute Gefühle zu machen - anstatt umgekehrt, wie es eigentlich normal wäre. Ich habe einen wirklich sehr guten, augenöffnenden Buchtipp für dich, wenn du magst: „Das Drama des begabten Kindes“ von Alice Miller, es ist nicht umsonst ein Bestseller gewesen. Da geht es genau um deine Thematik. Es geht nicht darum, böse zu den Eltern zu sein oder mit ihnen zu streiten. Es geht darum zu erkennen, warum man sich so schwer damit tut, die Eltern auch mal zu enttäuschen und sie auch selbst loszulassen (die Abhängigkeit ist nämlich gegenseitig). Es ist wirklich spannend, und man versteht auch sich selbst viel besser. LG