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Baby lächelt alle an, nur nicht mich (die Mutter)

Thema: Baby lächelt alle an, nur nicht mich (die Mutter)

Hallo ihr Lieben, Meine Tochter ist nun fast 3 Monate alt und ich habe große Probleme mit ihr. Am Anfang hat sich mein Mann viel um sie gekümmert, also etwas intensiveren Kontakt mit ihr gehabt, da ich durch den KS gesundheitlich angeschlagen war. Konnte nicht vernünftig aufstehen oder Sitzen, geschweige denn ein Baby halten. Stillen hat leider auch nicht geklappt, so habe ich es nach 8 Wochen mit dem versuchen sein gelassen. Mein Mann hatte die ersten beiden Wochen nach der Geburt Urlaub (da hat er sich dann gekümmert, ich eher weniger aus besagten Gründen) und danach ist er wieder Vollzeit arbeiten gegangen. So war ich mit der Kleinen dann immer bis abends alleine.... Und total überfordert. Ich hatte grosse Schwierigkeiten ihre Signale zu verstehen. Hat sie Hunger? Hat sie eine volle Windeln, hängt ein Pups quer... Was hast du, was ist es? Ich habe mir total Mühe gegeben. Ich habe sehr viel geweint und bestimmt seit dem 10 kg abgenommen. Auch oft meine Schwägerin oder Schwiegermutter angerufen und nach Hilfe gefragt. Eine Hebamme habe ich leider nicht gefunden... Über 40 Absagen erhalten. (Und das in einer Großstadt mit über 1 Mio Einwohner) Jedenfalls war ich tatsächlich überfordert und bin es immer noch. Ich habe viel geweint und Angst im Umgang mit dem kleinen Wesen. Weil stillen nicht geklappt hat. weil sie auf meinem Arm nur weint ! und sich windet wie ein Regenwurm. In den Schlaf wiegen klappt bei mir auch nicht, das geht nur bei Papa. Sie versteift sich bei mir regelrecht. Mittlerweile lässt sie sich hin und wieder von mir tragen, das war am Anfang auch nicht möglich. Mittlerweile ist die KS Narbe gut verheilt. Mein Mann ist nun seit Oktober arbeitsuchend, Corona sei Dank :-( also verbringen wir beide Zeit mit unserer Tochter. Ich kümmere mich sehr gerne um meine Tochter, ich liebe sie sehr. Ich spiele mit ihr, mache Blödsinn mit ihr, erkläre ihr die Welt. So gut es geht mit fast 3 Monaten. :-) Nun ist es so, dass mein Mann sie öfters füttert als ich, dafür wickel ich sie und spiele mit ihr. ich bin schneller beim Fläschchen machen, daher bereite ich die Mahlzeiten zu, mein Mann füttert. Generell wechseln wir uns bei allen gerecht ab. Am Anfang war es nur eine Vermutung, aber nun kristallisiert es sich heraus. Das ist auch schon anderen Familienmitgliedern aufgefallen. Es ist mir peinlich und ich bin traurig wenn es passiert. Meine Tochter brabbelt und quiekt vergnügt vor sich hin. Schaue ich nach ihr, verstummt sie und schau mich fragend an, stirnrunzelnd als überlege sie "soll ich weinen oder noch abwarten was passiert". Beim Vater quietscht sie bei jeder Gelegenheit. Beim wickeln. Morgens nach dem Aufstehen, nach dem Füttern etc. Jeden Morgen singe ich das "guten Morgen Lied" für meine Tochter und bekomme nur ein leeren Gesichtsausdruck von ihr. Schaut mein Mann über das Bettchen erstahlt das kleine Mäuschen bis über beide Ohren. ich bemühe mich wirklich sehr, fröhlich gegenüber meiner Tochter zu sein. Meist schaffe ich es. Ich liebe sie, aber wenn ich sie auf dem Arm halte und mit ihr durch die Wohnung gehe, ignoriert sie mich bestenfalls. Kommt mein Mann dazu, ist wieder dieses wunderschöne Zahnlose Lächeln da. Einfach so. Ich könnte mich auf den Kopf stellen. Ich weiß mir nicht zu helfen. Alle Familienmitglieder sagen mir, ich mache alles richtig. Ich sei eine gute Mutter. Das sei nur eine Phase. Aber es schmerzt. Nächste Woche habe ich einen Termin bei der FA und hoffe, sie kann mir helfen. So geht es nicht weiter. Ich beginne, eine Gleichgültigkeit gegenüber meiner Tochter zu entwickeln und das haben weder sie noch ich verdient. Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht?

von FrauNedry am 20.10.2020, 14:53



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Hallo, es klingt ein wenig, als ob Du sehr selbstunsicher wärest. Und das spürt Deine Tochter. Sie spiegelt - wie alle Kinder es tun - Deine eigene Problematik wider. Du bist selbstunsicher und daher auch im Umgang mit ihr nicht zuversichtlich, gelassen und souverän, sondern ängstlich, unsicher und etwas verkrampft. Sicher nicht die ganze Zeit, aber oft. Ich denke, dass Du vielleicht eine postpartale Depression hast. Du bist Dir Deiner Gefühle gegenüber Deinem Kind nicht sicher, warst in den ersten Wochen überfordert, fühlst Dich im Umgang mit dem Baby ängstlich, beginnst, hier und da Gleichgültigkeit zu empfinden, hast abgenommen und oft geweint. Das ist alles sehr typisch für eine Wochenbett-Depression (die trotz des Namens im gesamten ersten Jahr nach der Entbindung auftreten kann). Ich würde tatsächlich unbedingt mal mit dem Hausarzt oder auch gleich mit einem Psychologen reden. So wie Dir geht es vielen Erstlings-Müttern. Man darf dieses Gefühl nicht ignorieren, eine Depression geht meist nicht von selbst weg, sondern wird oft stärker. Sie lässt sich aber gut behandeln, und zwar je früher, desto besser. Generell bist Du in die Rolle der Mutter noch nicht hineingewachsen. Das ist aber kein Schicksal, es wird besser werden. Du darfst Dein Baby gelassener anschauen. Du musst nicht alles perfekt machen, Du darfst seine Signale auch mal nicht verstehen, darfst überfordert, müde oder ratlos sein. Wichtig ist, dass Du Dir vertraust. Jede Mutter ist eine unvollkommene Mutter – bloß wissen das die meisten und haben nicht diesen hohen Selbstanspruch. Das Muttersein ist auch eine große Chance. Man lernt, stärker zu werden, sich und dem Baby zu vertrauen, unvollkommen zu sein und nicht mehr über alles die Kontrolle haben zu müssen. Du bist im Moment noch sehr stark abhängig vom Feedback anderer, sogar die Reaktionen Deines Babys können Dich runterziehen. Versuche zu entdecken, wie stark Du bist. Dass Du eine erwachsene Frau und kein kleines Mädchen bist, das sich von allem und jedem verunsichern lässt. Deine kleine Tochter wünscht sich eine souveräne, starke, ruhige und gelassene Mama, die nicht herumkrampft, sondern Klarheit, Ruhe und einen festen Rahmen vermittelt. Wachse in diese Rolle hinein, die „Löwenmutter“ ist jetzt Dein neuer Job fürs Leben! Wenn Du innerlich vom unsicheren Mädchen zur autarken, innerlich starken Frau wirst, wird Deine Tochter das spüren. Sie wird innerhalb von Tagen merken, dass die Unsicherheit verschwunden ist, dass Du gelassener (und dadurch fröhlicher) bist. Sie wird Dich natürlich bald auch oft anlächeln bzw. zurücklächeln. Singe ihr vor, lächele sie an - es wird zurückkommen. Wenn Du merkst, Deine Gefühle bleiben schwierig, ängstlich oder gar gleichgültig, dann liegt das nicht an Dir oder Deinem Kind. Eine Wochenbett-Depression ist eine echte Krankheit, die jede Frau bekommen kann. Und sie geht umso schneller vorbei, je früher man sich Hilfe sucht. Meist ist dies dann eine Sache von wenigen Monaten. LG

von Jorinde17 am 20.10.2020, 16:05



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Das hast du super geschrieben, dem ist nicht hinzuzufügen

von Mibu am 20.10.2020, 18:23



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Ich bin kein Arzt, habe allerdings in dem Bereich viel Erfahrung und sehe auch Anzeichen einer postpartalen Depression bei dir; auch das Verhalten deines Babies passt dazu. Du schreibst immer, du „bemühst“ dich, aber genau das macht dich dann nicht authentisch und verwirrt das Kind. Es kann deine Signale nicht richtig einordnen. Bitte lass das abklären, ob du eine postpartale Depression hast! Ein anderer Gedanke: Wurden deine Schilddrüsenwerte in letzter Zeit überprüft? Sind deine Hormone im richtigen Gleichgewicht? Das kann nämlich auch zu depressiven Verstimmungen führen. Wende dich vertrauensvoll an deinen Frauenarzt oder Hausarzt.

von 3wildehühner am 21.10.2020, 01:32



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Hallo ihr Lieben, vielen Dank für Eure Antworten. Ja, ich denke auch, dass es eine Depression sein kann. Obwohl ich mich in sonstigen Lebenslagen total gut und sicher fühle. Es belastet mich ein sehr, dass meine Tochter mich einfach nur hinnimmt und nicht mit mir interagiert. Wenn ich mit ihr rede, schaut sie mich nur selten Mal an. Meist wirft sie nervös ihren Kopf hin und her, fixiert die Luft. Gebe ich sie im nächsten Moment an meinen Mann, wird er erstmal angelächelt. Beim wickeln ebenfalls.bdas haben nein Mann und ich auch schon festgestellt. Wickel ich die Tochter, zappelt sie und fixiert die Wärmelampe (als Beispiel) und wenn sie mich anschaut, dann wortlos und mit kleinen Augen. Kommt mein Mann dazu, oder wickelt weiter, rudert sie wie verrückt mit den Armen, quietscht und brabbelt und lächelt sofort los. Alles Dinge, die ich sooooo gern mit ihr erleben würde. Ich versuchen mich nicht davon runter ziehen zu lassen. Rede weiter im freundlichen Ton mit ihr, spiele auf dem Wickeltisch mit ihr, singe und lache etc. doch für sie bin ich irgendwie wie Luft. Alleine auf der Spielwiese und im Arm meines Mannes ist die fröhlich und lebhaft, bei mir eher abwesend....

von FrauNedry am 22.10.2020, 08:46



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Achso, was ich fast vergessen hätte. Sie fremdelt jetzt mich fast 3 Monaten kaum. Auch ist die z.b. bei der Schwiegermutter sehr aufgeweckt und lächelt alle an. Auch den Onkel oder die Tante. sie quengelt nur bei mir. Oma und Onkel und Tante können sie, so wie nein Mann, problemlos herumtragen.

von FrauNedry am 22.10.2020, 08:51



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Hallo, das Fremdelalter kommt erst mit etwa 8 Monaten. Es ist ganz normal, dass sie jetzt noch nicht fremdelt. Ich glaube, Deine Tochter verhält sich Dir gegenüber besonders ruhig und still, weil sie für Dich pflegeleicht sein will. Sie spürt instinktiv, dass es da eine große Unsicherheit gibt, und will keine Belastung sein. So etwas läuft natürlich unbewusst ab. Das Baby hat Angst, von seiner sowieso schon ambivalenten Mutter abgelehnt zu werden, wenn es zu lebhaft und „anstrengend“ ist. Ich denke, Du solltest Dir zum einen Hilfe holen und klären, ob eine Depression vorliegen könnte. Das ist ja etwas sehr Häufiges, man kann es ruhig ansprechen, z. B. beim Gyn. Es ist gut behandelbar, wirklich. Zum anderen kannst Du einfach damit fortfahren, fröhlich mit Deiner Tochter zu spielen, Quatsch zu machen, ihr vorzusingen, sie zu knuddeln. Hör einfach nicht auf damit, bis sie sich wieder so sicher fühlt, dass sie darauf eingehen kann. Das wird auf jeden Fall kommen! LG

von Banu28 am 22.10.2020, 09:03



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Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Noch eine kleine Ergänzung zum Thema lachendes Baby: meine Hebamme hat mir erzählt, ihr Sohn hat sie kaum angelacht, auch den Papa eher selten, aber wenn 1x die Woche die Putzfrau kam, die hat er immer angestrahlt ohne Ende. Für manche Babys ist es wohl eher Grund zu lachen, wenn etwas außergewöhnliches passiert. Meine zwei haben anfangs auch nicht gerade bei mir an meisten gelächelt.

von ml1820 am 25.10.2020, 16:25



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Ich hatte auch eine holprigen Start mit meiner Tochter. Jetzt mit 6 bin ich meist ihr wichtigster Ansprechpartner. Egal ob es Streit gibt, bleib ich die ausschlaggebend Person die für alle Lebenslagen gefragt ist. Ich will dir Mut machen, ihr seid erst frisch zusammen, ihr werdet noch fest zusammenwachsen. Mama hat immer noch eine ganz besondere Status für die meisten Kinder, Da Mama komme was wolle doch immer für einen da ist. Sei da, heul dich auch ruhig bei deinem Mann aus. Irgendwann ist dieses starke Band da wenn du immer für sie da bist.

von DannaM am 28.10.2020, 11:06



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Hey ihr Lieben. Kleines Update für euch. Nochmal lieben Dank für die zahlreichen lieben Worte. Der Termin mit meiner Gyn war vergangene Woche. Sie hat mich zwar gelobt, dass ich nur bewusst bin, dass da scheinbar etwas nicht rund läuft und hat mir Mut zugesprochen. Aber sie sei nicht die richtige Ansprechpartnerin. statt dessen hat die mir einen Flyer mitgeben von einer bekannten Stelle für Familienhilfe. Dort hab ich dann versucht Kontakt aufzunehmen. Die E-Mail gab's schon gar nicht mehr, deshalb kamen auch meine E-Mails zurück also hab ich dann dort angerufen. Ich sollte Mal kurz mein Anliegen Schildern. Was ich dann zu hören bekommen habe, geht eigentlich auf keine Kuhhaut. Mein Problem wäre "zu individuell" um es vor Ort zu besprechen. Diese deutschlandweit bekannte Stelle für Schwangerschafs- und Konfliktberatung werde ich namentlich nicht erwähnen, aber fahrlässig finde ich so eine Aussage schon. Angeblich ist das Personal nicht ausreichend geschult. Stattdessen habe ich eine weitere Telefonnummer bekommen. Dort werde ich nicht anrufen. Nächste Woche ist die U4 mit der Kleinen, dann spreche ich erstmal mit der Kinderärztin. Wie kann das sein? Ich Frage aktiv nach Hilfe, und das ist bei weitem nicht für jeden ein leichtes. Keiner fühlt sich verantwortlich zu helfen....

von FrauNedry am 04.11.2020, 09:54



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Bei dem Verein https://schatten-und-licht.de/ kannst du dir Informationen suchen. Wenn du in einer größeren Stadt bist, haben sie bestimmt auch was aus deiner Nähe in der Fachleute-Liste: https://schatten-und-licht.de/index.php/de/fachleute-listen Ich wünsch' dir alles Gute!

von blablug am 06.11.2020, 14:57



Antwort auf Beitrag von FrauNedry

Hallo entspann dich, dein Kind ist erst 3 Monate (nicht mal) u. du bist unsicher, das merkt es! Also ist es auch unsicher..... Je älter die Kleine wird umso sicherer wirst du im Umgang mit ihr werden, du wirst sie "verstehen". Wir haben auch oft beim Essen nebenbei das Baby auf dem Arm gehabt u. es einfach "uns" miterleben lassen. Da ist man untereinander unbefangener als wenn es sich nur ums Baby dreht. Und auch das bekommt das Baby mit. Mein Sohn lies sich auch nicht stillen, er wurde mit abgepumpter Muttermilch groß. Ist kein Beinbruch, auch wenn du Flaschennahrung gibst! In ein paar Monaten wird dein Kind anfangen zu "fremdeln" - was glaubst du wie du dann der sichere Hafen bist wenn mehr Fremde im Raum sind Also ein bisschen mehr Selbstsicherheit, irgendwann wird dein Baby auch dir "vertrauen", dass du nicht weinst wenn du es anschaust viele Grüße

von RR am 05.11.2020, 17:43



Antwort auf Beitrag von FrauNedry

Ich kann dich soo gut verstehen... habe ja auch etliches hinter mir und hatte (habe noch immer) viele Ängste. Ich glaube, mit nicht mal 3 Monaten lässt sich da noch nicht viel sagen. Unser Keks hat da erst angefangen überhaupt mal zu lächeln und dann meistens, wenn jemand neues in den Raum kam. Ich war da auch oft beleidigt, wenn er mit dem Papa gelacht hat anstatt mit mir. Babys handeln und fühlen anders als wir. Du bist und bleibst aber die Mama! Warte ab, irgendwann klebt sie dir am Rockzipfel. Aber du solltest dran bleiben mit all deinen Bemühungen, ihr deine Liebe zu zeigen. Lass diese Gleichgültigkeit nicht zu, sondern such dir Hilfe. Du wirkst einfach überfordert und unsicher. Das kenne ich auch alles. Darf ich fragen ist es dein 1. Kind? Ich war auch immer so schrecklich unsicher und das merken so kleine sensible Wesen. Lass bitte abklären, ob da Burn out oder ähnliches dahintersteckt, bevor eure Beziehung sich eines Tages wirklich verschlechtert. Denk dran, sie ist noch ein Baby und ist auf dich angewiesen. Du bist ihre 1. Bezugsperson. Die Liebe wächst ja auch mit der Zeit immer mehr. Was ich dir als Tipp mitgeben kann: füttere sie selbst öfter oder sogar ausschließlich. Auch ohne Stillen entsteht da so viel Nähe. Viel Glück für dich!

von lealu am 11.01.2021, 21:03