Elternforum Trennung vom Partner

Trennung mit Kind

Trennung mit Kind

Gustavinchen

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Wie bringt man seiner Tochter bei, dass Mama und Papa sich vier Wochen vor ihrem vierten Geburtstag trennen? Ich weiß noch, welche Angst ich als Kind vor einer Scheidung meiner Eltern hatte. Ich hatte das bei meiner besten Freundin miterlebt und weiß noch, dass das entsetzliche Ängste und Kummer bei mir ausgelöst hat. Und jetzt tue ich das meinem eigenen Kind an. Aber es geht halt wirklich nicht mehr. Es tut so furchbar weh. Nicht der Gedanke an die Trennung selbst, aber was sie für unsere gemeinsame Tochter bedeutet. Ich möchte ein Wechselmodell und hoffe, dass er zustimmt. Aber trotzdem, bisher hatte sie Mama und Papa jeden Tag. Und plötzlich wird ihre Welt komplett auf den Kopf gestellt. Es zerreißt mir fast das Herz, darüber nachzudenken, wie schrecklich sich das für sie anfühlen muss. Wir sind beide sehr enge Bezugspersonen. Mein Mann hatte damals die 12 Monate Elternzeit genommen. Auch heute noch holt er sie nachmittags aus der Kita ab und verbringt den Nachmittag mit ihr, da ich eigentlich immer später von Arbeit komme als er. Dann haben wir noch Zeit gemeinsam und ich bringe sie dann ins Bett. Morgens mache ich sie fertig für den Tag und bringe ich sie in die Kita. Sie liebt uns beide gleich. Ich weiß einfach nicht, wie wir die Trennung irgendwie für sie abfedern können. Zumal mein Mann mich als die "Schuldige" sieht, weil ich "meine Arbeit über die Familie gestellt" hätte. Für ihn ist es wichtig, dass er Recht hat, nicht die Frage, wie das alles sich für unser Kind anfühlt. Er empfindet das als "Gerechtigkeit", wenn er kommuniziert, dass ich daran schuld bin. Dass das dem Kind herzlich egal ist bzw. eine solche Darstellung ihr nur noch mehr weh tut, blendet er komplett aus. Ich weiß einfach gerade nicht weiter. Jetzt sitze ich hier, heule wie ein Schlosshund und hoffe, dass mir jemand das Patentrezept verrät, wie mein Kind trotzdem eine unbeschwerte Kindheit genießen kann. Dabei weiß ich selbst, dass es das gar nicht gibt. Aber vielleicht könnt ihr mir ja trotzdem den einen oder anderen Ratschlag geben.


Hexhex

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Huhu, anstatt Dich jetzt in irrationalen Ängsten zu verlieren, kannst Du aktiv werden. Das nimmt sehr viel Angst, gibt Orientierung und damit Sicherheit. Der erste Schritt ist ein Beratungstermin beim Anwalt für Familienrecht (unverbindlich, man muss sich deshalb nicht scheiden lassen). Einfach um einmal zu hören, welche Möglichkeiten es in Sachen Wechselmodell oder auch alternativen Modellen gibt. Auch das Finanzielle muss besprochen werden. Du erfährst vom Anwalt immer noch viele Dinge, die Du vorher garantiert nicht wusstest. Vieles kann man nich im Internet recherchieren. So ein erster Termin kostet nicht die Welt und gibt sehr viel mehr Ruhe und Klarheit, weil man die nächsten Schritte kennt und sich begleitet weiß. Wenn Dein Mann bei Eurem Kind schlecht über Dich spricht, würde eine Mediation helfen. Entweder beim Jugendamt (die haben auch Psychologen und eine Erziehungsberatung) oder auch bei Caritas oder Diakonie. Du allein wirst Deinen Mann hier wohl nicht mehr erreichen können, es hilft da immer sehr, wenn ein Außenstehender mit dabei ist, auf den Dein Mann leichter (weil ohne emotionale Verstrickungen) hören kann. LG und alles Gute für Dich!


Jaybe

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Fühl dich erst einmal gedrückt. Es ist eine schwere emotionale Situation, vor der ihr nun steht. Ich stand vor einem Jahr an diesem Punkt und kann dir berichten, wie es bei uns war: Wir haben das Gespräch mit unserem Kind (er war 6) gemeinsam gesucht, ganz in Ruhe. Haben ihn gefragt, welche Freunde er derzeit in der Schule hat und ob es auch Kinder gibt, mit denen er im Moment nicht so gerne spielt und zusammen ist. So kamen wir kindgerecht an das Thema heran: Mama und Papa möchten zukünftig "nicht mehr miteinander spielen/zusammen sein". Verstehst du was ich meine? Mein Ex-Mann und ich haben uns vorher abgesprochen und auch an einem Strang gezogen. Es gab bei allen viele Tränen und die Nacht war sehr unruhig. Er tat uns so leid. Das Gespräch fand zu einem Zeitpunkt statt, als es konkrete Änderungen für ihn gab. Vorher nicht. D.h. wir waren schon vorher getrennt, Papa hat bereits in einem anderen Zimmer geschlafen. Wir haben erst mit ihm gesprochen, als feststand, dass Papa ein paar Tage später auszieht. So war es für ihn konkret und er war darauf vorbereitet. Die nächsten Tage haben wir uns viel um ihn gekümmert, immer wieder das Gespräch gesucht, zusammen geweint und getröstet. Dann war der Spuk für ihn schon vorbei. Ich hätte nie gedacht, dass das bei ihm so schnell ging. Eines abends sagte er zu mir: "Mama, mir gehts gut und es ist okay für mich". Meine Tochter (sie war 2) hat die Trennung nicht wirklich mitbekommen, sie fragte ab und zu, warum Papa nicht da ist. Es wurde schnell für sie zur Normalität. Mein Ex-Mann und ich waren uns immer einig, die Eltern- und Paarebene strikt zu trennen. Es wurde nichts über die Kinder ausgetragen und wir haben nicht vor den Kindern schlecht über den anderen gesprochen. Das ist bis heute so. Das finde ich einen entscheidenden Punkt, den ihr doch bei einer Trennung zum Wohle des Kindes beachten solltet. Vermittelt eurer Tochter, dass ihr auch trotz einer Trennung immer für sie da seid und dass es an der Liebe zu ihr natürlich nichts ändert. Alles Gute für euch.


@ni

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"Mein Ex-Mann und ich waren uns immer einig, die Eltern- und Paarebene strikt zu trennen. Es wurde nichts über die Kinder ausgetragen und wir haben nicht vor den Kindern schlecht über den anderen gesprochen. Das ist bis heute so. Das finde ich einen entscheidenden Punkt, den ihr doch bei einer Trennung zum Wohle des Kindes beachten solltet. Vermittelt eurer Tochter, dass ihr auch trotz einer Trennung immer für sie da seid und dass es an der Liebe zu ihr natürlich nichts ändert." Das unterschreibe ich Und genau das ist der Schlüssel für eine weiterhin unbeschwerte Kindheit. Ein Kind leidet nicht zwangsläufig wenn sich die Eltern trennen. Es liegt an euch dies so gut es geht zu verhindern. Die Trennung zwischen der Eltern- und Paarebene ist dazu der Schlüssel. Klingt einfach, ist es aber (meistens) nicht. Zu einer Beziehung gehören immer 2, zu einer Trennung aber auch. Ihr müsst an einem Strang ziehen. Männer ihr euch beide weiterhin um eure Tochter kümmert und die Trennung nicht auf ihren Rücken austragt, kann sie weiterhin ein glückliches Kind sein und eine tolle Kindheit erleben!! Alles Gute


Lotusblume84

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Tut mir leid für dich. Wie saßen zusammen im Juli 2016 Bus Alles Gute für euch!!


Gustavinchen

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Habt alle ganz lieben Dank für Eure Unterstützung und eure guten Wünsche. Es ist tatsächlich "nur" die emotionale Seite der Angelegenheit, die mir Sorgen macht. Ich bin selbst Anwältin mit Schwerpunkt Familienrecht, diese Aspekte bekomme ich also geregelt. Zum Glück sind mein Mann und ich auch nicht so gestrickt, dass wir uns noch um die letzte Untertasse streiten würden. Ich habe durch meine Tätigkeit so viele Kinder erlebt, die wie beim Tauziehen hin- und hergerissen wurden und dadurch seelischen Schaden genommen haben, dass beide Eltern - manchmal bewusst, manchmal unbewusst - das Kind auf ihre Seite ziehen wollten. So etwas will ich für unsere Kleine unbedingt vermeiden. Und wie das theoretisch funktioniert, ist mir grundsätzlich klar, aber nun bin ich selbst betroffen und merke, wie schwer das in der Praxis umzusetzen ist. Zumindest dann, wenn der Partner gar nicht versteht, was er da anrichtet, wenn er Streitigkeiten und Schuldzuweisungen vor dem Kind austrägt (und das als Pädagoge). Von mir nimmt er sich da leider nichts mehr an, wenn ich ihm sage, wie falsch so ein Verhalten ist. Und ich bin da natürlich auch nicht die ganze Zeit sachlich und objektiv. Wir haben auf Paar-Ebene sicherlich beide Fehler gemacht. Aber es muss doch zu schaffen sein, dass wir gemeinsam liebevolle Eltern bleiben. Nun werde ich ihm also vorschlagen, dass wir unsere Tochter da erstmal raushalten und ihr auch nichts von der Trennung erzählen, bevor wir nicht bei einer Familien- und Erziehungsberatungsstelle waren. Er liebt die Kleine abgöttisch; sicherlich wird er ihr zuliebe zustimmen, einen Termin zu machen. Nochmals ganz lieben Dank Euch allen!