Motherjum
Guten Abend ihr Lieben, entschuldigt, ich habe mir für diesen Post extra einen Account zugelegt. Ich bin schon einige Jahre hier unterwegs. Ich fühle mich gerade sehr schlecht und hoffe eventuell auf Erfahrungen oder Tipps… Es tut mir leid wenn der Text etwas länger und chaotisch wird, es ist alles durcheinander in meinem Kopf… Mein Noch-Ehemann und ich haben uns Ende Januar getrennt. Wir waren etwas über 10Jahre zusammen, haben zwei gemeinsame Kinder. Er ist ausgezogen. Zum Schlechten: Er ist ein Narzisst wie er im Buche steht, hat eine Sexsucht und ist sehr selbstverliebt, Depressionen. Er hat mich stark abhängig gemacht, in allen Bereichen. Er hat ganz schlimme Stimmungsschwankungen und ist teilweise sehr fordernd. Man wusste nie mit welcher Laune er aufsteht oder ob man Unternehmungen/Urlaube/Familientreffen planen kann, da wir einfach abreisen „mussten“ wenn ihm etwas nicht passte oder ein riesiger Streit ausbrach. Er hat mich vor den Kindern bis aufs übelste Beleidigt, wirklich sehr schlimm. Er hat mich angebrüllt, mir eine Schuldzuweisung nach der anderen gemacht.. Er hat so widerliche Sachen zu mir gesagt…Er wurde nie handgreiflich aber die psychische Gewalt die er ausübte hat mich fertig gemacht. Um ehrlich zu sein, habe ich manchmal weinend im Bad gesessen und gebetet das er stirbt. Ich weiß, solche Gedanken sind falsch… So krass wie die schlimmen Zeiten waren, so toll waren aber auch die guten Zeiten. Wenn alles gut war- hat er mir tolle Sachen gesagt, war ein toller Papa, hat alles für uns gegeben, wir haben extrem viel gelacht und uns blind verstanden. Wir waren eine lange Zeit quasi eins und haben Tag und Nacht verbracht ( selbstständig ). Wir haben viele gemeinsame Interessen und hatten auch wirklich viele viele schöne Momente. Wir haben gemeinsam sehr viel durchlebt und geschafft… Eigentlich ist er der totale Familienmensch. Die Intimität war toll, mal abgesehen von der Sucht. Nun sitze ich hier, habe mir teilweise so sehr gewünscht, dass er endlich verschwindet und fühle mich extrem alleine und trauere unglaublich diesem Mann hinterher. Ich bin 30 Jahre alt. Es fühlt sich alles so komisch an alleine zu sein. So als gäbe es ein Leben vor/ohne ihn nicht. Als hätte ich nie alleine gelebt. Als würde ich nie wieder einen so tollen (????) Mann an meiner Seite haben und nie wieder glücklich sein. Als würde es nie wieder einen Menschen geben, der alles über mich weiß, dem ich so viel anvertrauen kann und mit dem ich so viel lache usw… Ich bin der absolute Familienmensch. Meine schönste Zeit war immer die, wenn alle gut drauf waren und ich meinen Mann und meine Kinder um mich hatte. Mein normaler Verstand versteht, dass es so besser ist und das ganze teilweise extrem toxisch und ungesund war. Das es so besser ist! aber mein Kopf hat nur die sehr schönen Zeiten im Kopf und alle positive Seiten an diesem Mann. Das macht mich so wahnsinnig! Ich fühle mich so alleine und ich bin so traurig und stehe irgendwie geschockt in dieser „neuen Welt“. Ich kann mir garnicht vorstellen, mich irgendwann wieder glücklich und zufrieden zu fühlen und diesen Mann nicht mehr zu vermissen.. Ich versuche immer an diese ganz schlimmen Momente zu denken, wenn ich „unser Leben“ vermisse aber das klappt nur bedingt. Während er wahrscheinlich schon das ein oder andere Mädel kennengelernt hat, einen Anwaltskrieg losgetreten hat, die Kinder kaum bis garnicht sieht, sitze ich wahrhaftig hier und hoffe insgeheim auf eine Nachricht. Ich habe bereits Psychologische Hilfe, die bringt mich nur irgendwie kein Stück weiter. Ich weiß, ich brauche Ablenkung und soziale Kontakte. Ich habe nur wirklich niemanden außer zwei flüchtigen Freundinnen und habe auch wenig Zeit und Motivation. Ich stehe so unter Druck mit allem. Ich bin mit meinen Kindern alleine, kann aufgrund der Krankheit meiner kleinen Tochter nur einem Minijob nachgehen,habe daher auch finanzielle Ängste, versuche alle Termin ( vor allem wöchentliche Arzttermin meiner Tochter ) unter einen Hut zu bringen. Ich habe starke Zukunftsängste und er lässt mich ausnahmslos mit allem alleine… Ich wünschte er wäre mir so egal wie ich ihm. Ihr lieben, kann mir jemand sagen, wann dieser terror in meinem Kopf endlich leiser wird? Wann dieser Mann mir egal wird, so wie ein Ex aus meiner Jugend oder ein Fremder oder wie auch immer. Ich wäre so gerne frei von meinen Gedanken „Was macht er gerade? Ist er zuhause? Hat er eine Neue? Vermisst er uns?“… Ich wünschte, mir wäre all das egal und ich könnte einfach mein Leben leben… Es fühlt sich wirklich tagtäglich sehr schlimm an und ich denke oft das es einfach nicht ein Alptraum ist… Dies war natürlich nur ein Bruchteil von allem. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Erfahrungen schreibt, wann es bei euch besser wurde oder ihr mir Tipps geben könnt wie ich besser damit umgehen kann.. Ich danke jedem der diesen langen wirren Text bis zum Ende gelesen hat!:) Liebe Grüße
Huhu,
sei erstmal ganz feste gedrückt! Das ist wirklich eine schwere Zeit jetzt gerade für dich.
Was du gerade empfindest und auch so gut und reflektiert schildern kannst, ist ein ganz normaler Prozess. Und für den gibt es leider keine Abkürzung. Man muss – ähnlich wie beim Trauern – alle Phasen brav durchschreiten, bis es besser wird und schließlich alles heilen kann. Mir ging das damals nach der Trennung vom falschen Mann auch so, allerdings hatte ich da noch keine Kinder. Trotzdem gibt es natürlich viele Parallelen. Auch meiner war eigentlich ein lustiger, fröhlicher Kerl mit dem man richtig gute Zeiten haben konnte. Aber er hatte eben auch eine andere, dunkle Seite. Er war egozentrisch, wenig empathisch, nicht allzu treu etc.
Ich probiere mal ein bisschen Küchenpsychologie, um dein Kopfchaos vielleicht etwas zu sortieren. Es sind einfach ein paar Anstöße.
Weißt du, der Mensch mag keine Veränderungen. Deshalb halten wir oft (zu) lange an schlechten Zuständen und den falschen Menschen fest. Die Veränderung macht uns mehr Angst als das Vertraute, auch wenn das Vertraute schlecht ist und uns schadet. Du hast nun die Trennung geschafft, aber dein Gehirn klebt noch an den vertrauten Mustern, weil es Angst vor dem Neuen hat. Das geht so weit, dass deine Psyche dir vorgaukelt, dein Exmann sei doch irgendwie ganz toll gewesen und dass du so jemanden bestimmt nicht mehr findest. Es ist eine Finte der Seele, die bewirken soll, dass du zurückkehrst ins Altvertraute.
Sage deiner Psyche in solchen Momenten: Ich verstehe dich gut. Ich habe auch Angst vor dem neuen Land, das vor uns liegt und in dem ich die Straßen und Wege noch nicht sehen kann. Aber es gibt kein Zurück, auf gar keinen Fall. Wenn du mir erzählst, wie toll dieser Mann sein konnte, dann höre ich mir diese Gedanken neutral an, aber ich werde dir nicht mehr zustimmen. Denn ich weiß, dass hier nur die Angst vor dem Neuanfang spricht, und nicht ich selbst. Denn in Wirklichkeit hat mich die Trennung vor dem psychischen und gesundheitlichen Untergang gerettet, der sonst unweigerlich gekommen wäre. Ich hatte Glück, dass ich da nochmal heil rausgekommen bin. Noch ein paar Jahre mehr, und das hätte anders ausgesehen.
Schöne Momente sind schöne Momente, mehr nicht. Natürlich hattet ihr viele schöne Zeiten, sonst hättet ihr nicht geheiratet, keine Kinder bekommen, und du wärest nicht zehn Jahre geblieben. Aber weißt du, alle Männer, die schädlich für ihre Partnerin sind, haben natürlich auch nette Momente. Sie sind nicht nur böse. Trotzdem muss man sich vor ihnen in Sicherheit bringen, denn auf Dauer geht man mit ihnen unter.
Und das meine ich sogar wörtlich. Ich habe eine Freundin, die zu lange mit ihrem narzisstischen, abwertenden Mann zusammen war. Sie ist mit Anfang 50 an Krebs gestorben, und er lebt immer noch und dated neue Frauen. Ihre Krankheit war kein Zufall, sie hat leider nicht gut auf sich geachtet, sondern ist bei ihm geblieben. Abwertende und aggressive Männer machen nicht nur psychisch krank und zerstören das Selbstwertgefühl, sondern sie machen früher oder später auch körperlich krank, weil sich lange Belastungen immer auf den Körper auswirken. Sei wirklich froh, dass du so lange nicht gewartet hast.
Was du jetzt tun kannst: Geh in eine Selbsthilfegruppe für Trennungs-Betroffene. Die gibt es in fast jeder Region. Einer Freundin von mir ging es ähnlich schlecht wie dir (Trennung mit zwei Kindern), ihr hat die Gruppe sehr, sehr geholfen, besser als die Psychologin, die sie außerdem hatte. Sie hat originellerweise in der Gruppe sogar ihren heutigen, sehr lieben Mann kennengelernt, und ich war bei der Hochzeit Trauzeugin. :-) Das ging nicht von jetzt auf gleich, sie waren erst lange nur Freunde, weil sie ihre Scheidungen erst heilen lassen mussten. Aber dann entwickelte sich etwas sehr Schönes daraus.
Das ist natürlich ein Glücksfall, in erster Linie geht es in der (psychologisch geleiteten) Gruppe um Ängste, den Alltag, Gleichgesinnte, gegenseitige Unterstützung, ums Mutmachen usw. Wenn man von Menschen umgeben ist, die einen verstehen und in derselben Lage sind, hilft das viel mehr als nur eine Psychologin (die aber auch wichtig ist, vor allem solange du noch keine solche Gruppe gefunden hast).
Was ganz wichtig ist: Dass du lernst, gut auf dich zu achten. Dass du übst, in deinen Bauch hinein zu zu spüren, wenn du an jemanden denkst oder jemand Neues kennenlernst und dass du nicht wieder rote Ampeln überfährst. Denn auch wenn dein Mann anfangs toll war, gab es diese Ampeln schon früh, das ist immer so. Man will sie aber nicht sehen. Der Grund ist oft, dass man als Mädchen früher nicht gelernt hat, seiner Wahrnehmung zu vertrauen. Viele Frauen dürfen das nicht lernen, und irgendwann nehmen sie ihre Empfindungen nicht mehr richtig wahr. Man kann das aber üben. Frage dich bei Begegnungen (auch mit dem Ex, aber auch mit anderen Menschen) zwischendurch immer mal: Wie geht es mir gerade? Was sagt mein Bauch?
Das ist wichtig, weil du sonst Gefahr läufst, dir beim nächsten Mal wieder den Falschen auszusuchen. Oft setzen sich hier alte, automatisierte Muster durch, wenn man sie nicht reflektiert. Deshalb muss man Wachsamkeit lernen. DU kommst immer an allererster Stelle, und du musst rein gar nichts in Kauf nehmen bei anderen Menschen. Sondern es ist dein Job, sehr gut auf dich zu achten. Das ist das Wichtigste, was eine Frau lernen kann. Dann wird dein nächster Partner auch wirklich gut für dich sein.
Alles Liebe für dich!
Liebe Hexhex, wow, ganz lieben Dank, dass du dir für eine dir fremde Person, so viel Zeit genommen hast. Es tat gut deinen Text zu lesen und hat mir ein paar Denkanstöße gegeben! Irgendwie denkt man doch immer wieder mal, dass man die einzige mit solche einem Pech ist... Ich wünsche dir auch alles Liebe! Liebe Grüße 💐
ich fürchte, du musst dir einen anderen therapeuten suchen, da muss ein profi ran, der auch zugang zu dir findet.... alles gute!
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