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Vom "quengeln" und "einfachen" Babys

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Vom "quengeln" und "einfachen" Babys

Mitglied inaktiv

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Den Threat mit der Frage, wann das Baby "einfacher" wird, habe ich wie immer interessiert verfolgt. Wieder ging es mir so, dass so allgemeine Gedanken im Kopf herumgeisterten, die unabhängig von der Fragestellenden vielleicht mal diskutiert werden könnten. Es ist immer spannend, die unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen aller hier zu lesen. Was mir dazu als allererstes einfiel, war, dass unsere Sprache (zumindest für mein Gefühl) oft noch wie vor 60 Jahren funktioniert: "Das Kind quengelt" suggeriert, dass es eigentlich keinen Grund hat und nur nervig ist. "Das Kind ist schwierig bzw. nicht einfach" suggeriert, dass es einen "Fehler" hat, der hoffentlich bald vergeht oder den man erzieherisch oder anderswie korrigieren muss. Wir benutzen solche Sprache oft ohne darüber nachzudenken, aber Sprache macht Denken. Dann denkt die Mama, sie hat ein fehlerhaftes Kind und ist selbst eine Versagerin (überspitzt gesagt). Andere Kinder sind natürlich viel "einfacher" und "quengeln" auch nicht ständig. Frau bekommt in einer Situation, in der sie ihr Kind als anstrengend erlebt, natürlich den besonderen Blick dafür, wie viel leichter andere Kinder zu händeln sind. Wer hat das nicht schon erlebt?! Und dann geben auch die wenigsten Mütter im Spielkreis oder der Krabbelgruppe offen zu, wenn sie auch mal schwierige Zeiten haben. Natürlich erzählt frau lieber die schönen Dinge. Letztendlich ist es aber doch ein Bedürfnis, dass das Kind durch sein Weinen oder Klagen äußert oder ein Problem. Es ist für das Kind real, also weint es oder klagt. Wir können jetzt versuchen, das Bedürfnis herauszufinden und zu befriedigen bzw. das Problem lösen zu helfen, oder, wenn das nicht geht (weil das Kind sich eben an seine neue Welt anpassen muss und das doch nicht ganz problemlos geht) unser Kind dabei begleiten, halten, tragen, stillen, trösten, ihm ein Fels in der Brandung sein, die gerade gar zu heftig ist. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir den Schritt tun, unsere Sprache zu verändern und die klagenden Äußerungen unserer Kinder als das zu nehmen, was sie sind: reale, aus der Not oder einem echten Bedürfnis geborene Rufe nach Hilfe. Manchmal kann man nicht helfen. Aber man kann ernst nehmen, wichtig finden, verstehen, auch den Frust des Kindes, der raus muss. Wir sind eben doch noch geprägt von einer vergangenen Gesellschaft, die Kinder nebst ihrer Äußerungen nicht ernst nahm, ihnen ja nicht einmal Schmerzen zutraute (Babys wurden ohne Betäubung operiert, weil man ärzteweise annahm, sie könnten keinen Schmerz empfinden). Ich habe kein Resüme parat, aber ich fand, dass das wichtig ist. Wir werden unseren wunderbaren Kindern nicht gerecht, wenn wir sie als "schwierig" und "quengelnd" bezeichnen. Ihr könnt ja mal dazu Eure Meinung schreiben. Bin gespannt.


chrpan

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Wie schön, dass du dieses Thema ansprichst, denn ich teile deine Gedanken. Dass mein Kind als Baby sehr starke Bedürfnisse hatte, habe ich hier schon öfter ge- und beschrieben. Was mir nie über die Lippen wollte und will sind Wörter wie quengeln und raunzen, weil, wie du schon sagtest, die Assoziation zu quengeln etc etwas "unnötiges, unmotiviertes, lästiges" ist. Was ich noch weniger aushalte sind Zuschreibungen. Meine "Worst of" Liste: 1. brav 2. grantig Ersteres wird allzugerne in Kombination mit schlafen, essen, alleine spielen /sich mit sich selbst beschäftigen genannt. Dass unsere Sprache viel darüber sagt, was wir denken, welche Einstellungen und Erwartungen wir haben, liegt auf der Hand aber bei meinem Umfeld stoße ich seit Jahren auf taube Ohren. Häufig läuft es so "Heute hat er aber brav gegessen!" Ich: "Aha, und was, wenn er schlimm ißt?" Oder "Aha, jetzt ist er aber grantig!" weil mein high need Baby durch eine Kolik aus dem Schlaf gerissen wurde oder weil es noch Schlafbedarf gehabt hätte, aber bei jedem Geräusch sofort wach wurde - und sei es nur die Krähe auf dem nächsten Baum. Das Bilderbuchbaby ist in den Augen der Durchschnittsbürger eines, das nicht viel Ein- und Durchschlafbegleitung braucht, sich möglichst von Anfang an ablegen läßt und mit dem man sich nicht allzuviel beschäftigen muß, das spätestens mit 6 Monaten beeindruckende Mengen fester Nahrung ißt, egal was, egal wann. Ich bin sicher, dass andere, auch Familienangehörige, über mein Kind denken und sag(t)en, es wäre "anstrengend". Gott sei Dank war ich nie in Hörweite. Kinder verdiesen respektvollen, achtsamen Umgang mit ihren Bedürfnissen. Wertungen wie "brav", "unkompliziert" usw sind da kontraproduktiv. Die Achtsamkeit muss sich daher auch in der Sprache wiederfinden. Liebe Grüße, Chris


angi159

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Antwort auf Beitrag von chrpan

Und du findest nicht, dass dein High-Need Baby anstrengend war? Das kann ich mir kaum vorstellen. Das Baby hat doch "größere Bedürfnisse" und wenn man die alle erfüllen will, wovon ich bei dir mal ausgehe, ist das mit höherer Anstrengung verbunden. Anstrengend heißt doch nichts schlechtes. Sport ist auch anstrengend aber schön. Die meisten schönen Sachen sind anstrengend. Man sollte nicht jedes Wort so auf die Goldwaage legen.


chrpan

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Antwort auf Beitrag von angi159

Ich mag den Ausdruck "anstrengend" im Zusammenhang mit Babys, auch meinem, deshalb nicht weil dami komplett anderes verknüpft ist in den Köpfen der Menschen. Achte mal auf den Gesichtsausdruck, wenn jemand von einem "anstrengenden" Workout erzählt. Nicht immer, aber manchmal verbinden Sportler mit "anstrengend" nämlich auch soetwas wie "lustvoll", ein gesundheitsförderliches Auspowern. DAS habe ich noch nie im Zusammenhang mit Babys erlebt. Dafür zaubert der Ausdruck "unkompliziert" den meisten Menschen unwillkürlich ein Strahlen auf das Gesicht. Diese Wertung hat mir mehr zugesetzt als jeder Kraftakt beim Beruhigen meines Kindes. Wer mich für empfindlich hält, mag Recht haben. Ich bin es.


faraday

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Das hört ja auch bei älteren Kindern nicht auf. Ich finde es schrecklich, wenn man Kinder als "böse" bezeichnet, wenn sie nicht hören oder sie sollen doch "lieb" sein. Böse ist für mich ein gefährlicher Schläger, Bankräuber oder so...


Jole3

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Sprache ist eben Werkzeug und damit umgehen will gelernt sein. :-) Meint ihr, dass sich die Sprache unserer Kinder entsprechend verändern wird? Werden sie sich achtsamer ausdrücken? Ich hoffe es sehr, da auch mir immer wieder auffällt, wie falsch es manches Mal klingt, wenn miteinander geredet wird. Allerdings werde ich auch als anstrengend von meiner Umgebung eingeschätzt, was Sprache angeht. Ich finde es z. B. merkwürdig, dass manche sich erst fertig machen vorm Ausgehen - aber Gegner macht man doch auch fertig oder?? Generell verwende ich aber auch das Wort Engeln und auch in der beschriebenen Bedeutung. Ich habe mir nun vorgenommen, das nicht mehr zu tun, denn ihr habt natürlich recht. Mein Kleiner hat auch grad wieder eine Phase, in der er mich sehr braucht. Einerseits genieße ich es, andererseits bleibt So vieles liegen


hanni86

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guten morgen! ich finde das auch sehr interessant, wie über kinder gesprochen wird. was ich gar nicht gerne höre, ist wenn jemand sagt, sein kind würde ihn "manipulieren", es sei ein "tyrann" und würde einen "rumscheuchen" oder "kommandieren". oder es habe "rausgefunden, dass..."(irgendein verhalten seinerseits, zu einer bestimmten reaktion der eltern führt) mir ist aufgefallen, dass mein 3 jähriger sohn, unsere sprache ziemlich genau spiegelt. da fällt mir dann immer auf,dass ich auch "befehle" oder ungeduldig bin. aber er sagt dann auch zu mir: "das mag ich nicht, weil mir das zu laut ist". das finde ich dann schön. ich glaube aber, es hängt auch damit zusammen, wie man über seine mitmenschen im allgemeinen denkt (und besonders über kinder). ob man davon ausgeht, dass sie kooperativ sind, also nähe suchen, geborgenheit wollen, usw., oder ob sie gegen einen arbeiten. schönen tag euch!


Strawberry-Cherry

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Tolles Thema, mal wieder. Ich habe mir vor der Geburt meines Sohnes nie so wirklich Gedanken darum gemacht und habe sicherlich auch das ein oder andere Mal Dinge gesagt, die mich heute selbst stören, wenn man so über oder mit meinem Kleinen spricht. Ganz oben auf der Nervliste steht bei mir auch etwas, das mein Vater gerne sagt: "Na, er weiß schon wie er seinen Willen durchsetzen will" (wenn Söhnchen eben nicht mehr von ihm im KiWa geschoben sondern von Mama getragen werden will) oder "Ihr verwöhnt ihn ja auch total" (weil ich meinen Sohn in den Schlaf begleite und er eben bei uns mitschläft). Jedes Mal versuche ich es zu erklären, aber es nützt nichts. Was ich auch ganz schlimm finde, wenn die Oma meines Mannes das Weinen meines Kleinen als "schimpfen" oder "quengeln" bezeichnet. Aber die Frau ist 85 Jahre, hat ihre Kinder ganz anders behandelt als wir es heute tun, deswegen bringt es nichts, mit ihr zu sprechen. Und in allen anderen Punkten kann ich mich Euch komplett anschließen: Kinder "quengeln" nicht, nein, sie drücken ein Bedürfnis aus.


Lenchen27

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So swhw ich das auch ,ich erlebe bei meinem großen auch immer weider das gesagt wird er uss eine gehauen bekommen wenn er Böse ist usw und dabei ist er so wie er ist weil die ihn dazu machen (wir aben eien extrem schwierige Wohnsituation...) und dabei kommt vieles verhalten bei ih durch seine Wahrnehmungsstörung die er vom blöden Kiss syndrom davongetragen hatt...aber das verstehen viele nicht auch nicht wenn er immer noch bei uns schläft und einschlafen in begleitung etc...ich finde das traurig alles sehr traurig ...unsd ich hasse auch die Bezeichnung wild und böse ,da könnte ich explodieren...


Lenchen27

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Antwort auf Beitrag von Lenchen27

Ups sorry die rechtschreibung musste schnell gehen:)


Rose85

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hi ich bin inzwischen drauf gekommen, dass man mit manchen wörtern falsche erwartungen bei anderen weckt. ich bezeichne mein baby oft als brav ohne darüber nach zu denken. jetzt kam meine schwiegermutter und meinte wie ich darauf komme, dass mein baby brav ist, da er ohne mir nicht einschläft, sich kaum von mir ablegen lässt und sehr oft an die brust will. für mich völlig normales verhalten für sie ein anstrengendes verwöhntes baby. Lg


nörgelmama

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Mitmenschen für sprachliche Abgründe zu sensibilisieren, gelingt nur, wenn sie aus irgendeinem Grund gerade sensibel dafür sind - im "eigenen Biotop" kann man da einiges tun. In der "Außenwelt" findet man oft keinerlei Verständnis. Bedauerlicherweise auch und gerade bei den Mitmenschen, die beruflich mit Kindern zu tun haben, vorwiegend in medizinischen Berufen. Und was die 85 jährige Oma angeht, ja ich denke auch, daß verschiedene Dinge "sich auswachsen" oder "aussterben" (wertungsfrei) müssen. Das beeinhaltet gleichzeitig die Chance, den eigenen Kindern angemessene Kommunikationstechniken zu vermitteln, das sind schließlich die Eltern von morgen. Sich entschuldigen, wenn man wider die eigenen Vorsätze laut geworden ist oder ungerecht reagiert hat ("Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe. Aber ich hatte heute so viel um die Ohren/bin so müde/habe Kopfschmerzen/muß noch so viel erledigen oä., da konnte ich gerade nicht anders...") - das führt zu unglaublich viel Verständnis. Und zu Sätzen wie (12 jähriges Mädchen über ihren neugeborenen Bruder): "Mama, so ein Baby ist ganz schön....unpraktisch." Nicht anstrengend, nicht nervig, sondern einfach schwierig in den eingefahrenen Alltag zu integrieren, weil man ja doch vieles ändern muß, um die Bedürfnisse des Kleinchens zu befriedigen. Die Chance ist einfach, sich der eigenen Vorbildfunktion in Familie wie Gesellschaft bewußt zu werden, und immer schön ruhig und sachlich zu bleiben. Auch wenn's schwer fällt. Und diejenigen zu stützen, die Hilfe und Zuspruch benötigen. Aber das macht man ja hier im Forum recht konstant und freundlich. (Wenn man mal nach rechts oder links zu guckt, z.B. ins Kaiserschnittforum - da stehen einem öfter die Haare zu Berge...)


angi159

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Antwort auf Beitrag von nörgelmama

Wo ich nochmal "anstrengend" lese. Ich finde es schon anstrengend. Ich habe mich seit unserem Umzug vor 2 Monaten noch nicht auf unsere Couch gesetzt und gehe gerade seit 2 Stunden im Flur auf und ab, damit mein Sohn die Möglichkeit hat, relativ ruhig zu schlafen. Damit es ihm gut geht. Trotzdem ist das mit Anstrengung verbunden. Mein Rücken tut weh und ich würde mich gerne mal setzen. Ich bleide leider bei "anstrengend":-) Ich verstehe aber, was ihr meint. 'Verwöhnt" und "böse" zum Beispiel stören mich auch.


angi159

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Ich gebe dir vollkommen Recht. Ich hatte ja gleich am Anfang geschrieben, dass die Frage eigentlich bescheuert ist. Aber irgendwann ist man an einem Punkt angelangt, an dem man tatsächlich genervt ist vom Kind, weil es ohne ERSICHTLICHEN Grund "quengelt". Und zu der Sache, dass das Kind einen Fehler hätte, ja tatsächlich bin ich auf der Suche danach, ob ihm nicht irgendetwas fehlt, weil er im Vergleich zu anderen Kindern sehr viel unausgeglichener ist ( ich tippe ja in seinem Fall auf die Verdauung, die Kinderärztin riet mir, mal auf Milch zu verzichten). An diesem Punkt achtet man nicht mehr auf die korrekte Wortwahl. Allerdings finde ich auch, dass der UMGANG mit einigen Kindern nun mal schwieriger ist, als mit anderen. Natürlich würde ich mein Kind niemals tauschen:-) Aber ich denke, ich bin nur ein Mensch und darf auch mal genervt sein, ich bin ja dann trotzdem super lieb zu meinem Kind, denke mir dann aber schon mal "sei doch jetzt mal bissl entspannt". Und zusätzlich macht man sich eben Sorgen, ob was mit dem Kind wirklich nicht stimmt, gesundheitlich. Und ich denke kaum eine Mutter lässt ihr Kind heutzutage noch weinen oder "quengeln", sondern tröstet es sofort. Um so schlimmer ist es dann als Mutter, wenn nicht mal das hilft und man diese Traurigkeit oder Unzufriedenheit des eigenen Kindes aushalten muss.


Tine1

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Anstrengend "darf" man bzw. frau meiner Meinung nach sagen. Korrekterweise "ich empfinde den Alltag mit mit meinem Kind als anstrengend" und nicht als (Negativ-) Beschreibung des Kindes "es ist anstrengend. Auch genervt zu sein oder sonstige eigene negative Gefühle dürfen, sollen oder müssen sogar verbalisiert werden, damit sie sich nicht weiter zuspitzen. Problematisch sind meiner Meinung nach (wie im Anfangspost ja auch beschrieben) die Beschreibungen "das Kind ist nervig, nörgelig, jammerig usw." Leider ist das so im allgemeinen Sprachgebrauch verankert, dass es schwierig ist, sich davon zu lösen. Was nicht heißen soll, dass es sich nicht lohnt, es zu versuchen. Denn die Überprüfung und Richtigstellung der Begriffe regt einen ja auch selbst zum Überdenken derselben und ggf. zu eigenen Einstellungs- und Verhaltensänderungen an. Das betrifft nicht nur die Sprache, mit der wir unsere Kinder beschreiben, sondern zieht sich durch sämtliche Bereicht. Z. b.: Ein Arbeitnehmer gibt korrekterweise Arbeit, während der Arbeitgeber sie entgegennimmt. "Präventive Verteidigung" ist nicht weiter als ein Angriff. Und was ist überhaupt "Freiheit" (frei wovon?)?


niccolleen

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Ich gebe dir in allen Punkten recht. Was mir aber (nciht zum ersten Mal) trotzdem ein Beduerfnis ist, hinzuzufuegen: Babys haben noch keine ausgefeilte Sprache! Wenn meine Kinder als Babys z.B. ein Vogerl oder eine schoene Farbe etc. gesehen haben, haben sie gelacht. Kein Mensch glaub daraufhin, dass das etwas so unheimlich Komisches und Lustiges ist, dass ein Kind sich daraufhin zerbroeseln muss vor Lachen. Jeder versteht, dass das eben der einzige Ausdruck eines Babys ist, um zu sagen, "gefaellt mir", "es geht mir gut", "gerade schoen warm", "schau ein Vogerl", .... Genauso ist es aber auch mit dem Weinen. Sicher ist manches ein nicht erfuelltes Beduerfnis oder sogar eine verzweifelte Lage, aber in sehr vielen Faellen ist das eben einfach nur der einzige moegliche Ausdruck fuer "hm, da juckt mich jetzt grade was" oder "wieso erreich ich jetzt grad meine Zehe nicht?" oder was weiss ich was. Muss ja einerseits furchtbar sein, dass man fuer alles auf jemanden anderen angewiesen ist als Baby, aber es muss genauso furchtbar sein, wenn einem bei jedem Muckser wer gleich weiss ich wie umschwaenzelt und versucht, hilfreich zu sein und gut zuredet und was abnimmt, wenn man das grade mal selbst probieren wollte, etc. Auch da wuerde ich ziemlich unrund laufen und ich glaube, dass doch einige unzufriedene Kinder aus so einer chronischen Situation heraus so geworden sind. Immer nur bespasst werden, ist nicht spassig, oder wenn man gar dauernd bemitleidet wird. lg niki


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von niccolleen

Schöne Beiträge! Ich sagte ja, es ist immer wieder interessant zu hören bzw. lesen, was andere in diesem Forum zu sagen haben. Mir fällt dazu noch eine Anekdote aus der eigenen Kindheit ein, die mir irgendwie in Erinnerung geblieben ist: Ich verlor meinen geliebten "Hampel", so eine ellenlange Stoffpuppe mit Schlabbergliedern. Er war weg, nicht mehr zu finden. Ich war noch sehr klein. Ich war untröstlich. Mein Vater aber schimpfte mich aus, das sei ja wohl kein (echtes) Problem, ich solle mich nicht so anstellen. Natürlich war das für ihn kein Problem. Er hatte diese Zeit hinter sich und gelernt mit Verlusten umzugehen. Für mich war das der erste große Verlust und in Sachen Schmerz damit zu vergleichen, dass ein Erwachsener erlebt, wie einen der Partner verlässt o.Ä. So war ich also zu weinerlich und zu sensibel oder nahm mich selbst zu ernst mit meinem Problem (aus der Sicht meines Vaters), während ich einen realen, sehr deutlich fühlbaren Verlust erlitt und ohne Trost damit umgehen musste. Was dabei bei mir hängen blieb, ist das ganz tiefgehende Gefühl, nicht verstanden zu werden und auch nicht liebenswert gefunden zu werden. Dieses Gefühl, da bin ich sicher, begleitet viele aus den Nachkriegsgenerationen und deren Enkel heute durchs Leben und macht Probleme. Wenn unsere Kinder Probleme haben, und ich stimme zu, wir können sie nicht immer wissen, und es ist auch nicht unsere Aufgabe, ihnen die Bewältigung ihrer altersgemäßen Probleme abzunehmen, die nun einmal auch schmerzvoll sind, aber zum Leben dazugehören. Wir können ihnen aber signalisieren, dass wir sie wahrnehmen und auch mit Tränen und Trauer und Frust liebhaben. Sie sind nicht "schwierig", sondern wir finden die Situation mit ihnen und dem Rest dessen, was wir zu bewältigen haben, schwierig, und in solchen Zeiten ist das wirklich so. Und natürlich schiebt man selbst dabei auch mal Frust, und das darf das Kind auch merken und wissen. Aber Kinder sind sehr sensibel. Signalisieren wir ihnen, dass wir sie für unseren Frust verantwortlich machen, finden sie sich nicht mehr "gut" und "liebenswert", und das macht unsicher. Auf diese Weise verstärken wir dann die Probleme noch, denn so haben unsere Kleinen ja noch mehr Grund zu weinen und zu klagen, zu klammern, nachts häufiger zu stillen usw. Immer suchen sie Sicherheit: "Hast du mich noch lieb?" "Bin ich liebenswert?" Ich erinnere mich, dass ich, was zum Glück selten passiert, mal einen üblen Tag hatte, an dem ich meine Tochter etwas weniger freundlich als sonst darauf hinwies, dass ich noch esse und jetzt kein Buch lesen möchte. Normalerweise guckt sie selbst, ob ich schon fertig bin, und sie wartet so lange, bis das der Fall ist. Doch sie kränkelte und fühlte sich nicht wohl, suchte Mamas Nähe. Auf meine etwas kantige Entgegnung hin, stellte sie sich unglücklich vor mich hin und sagte in einem fort: "Neinneinnein". Es war offensichtlich, dass sie diese Reaktion von mir nicht verstand und keine Möglichkeit sah, damit richtig umzugehen. Ich berappelte mich und meinte, "Mama war nicht so freundlich zu dir, und das findest du doof?" Das bejahte sie fast erleichtert und sah dabei ganz "arm" aus. Dann habe ich ihr erklärt, dass ich selbst einen schlechten Tag habe und mich gerade nicht so gut fühle und wirklich noch ein paar Minuten für mich und das Frühstück brauche, und dass ich danach sehr gern mit ihr ein Buch gucken würde (was stimmte, denn das macht mir immer viel Spaß). Sie hat das verstanden, ließ sich überreden, schon mal selbst ins Buch zu schauen, und ich konnte in Ruhe zu Ende frühstücken, nicht ganz so lange wie ich es mir optimal gewünscht hätte, aber irgendwie war mein Frust auch nun kleiner, weil ich gerührt war, wie sehr sie sich um Kooperation bemühte. Was ich sagen will, ist, dass ein Kind in vielen Situationen Unterstützung braucht, um angemessen zu reagieren. Mit den kategorischen NEINS und dem "Du bist heute aber schwierig" etc. macht man sich letztendlich auch selbst das Leben schwer, denn es erleichtert nicht die eigene Lage. Ein weinendes, weil unverstandenes, Kind hilft nicht, wenn man eh schon genervt ist. Ich stimme einer der Vorrednerinnen zu, dass es eine Frage der Sichtweise ist: Ist das Kind anstrengend/schwierig ect. oder finden wir unsere Situation anstrengend/schwierig etc.? Weil wir alle Kinder unserer Eltern sind, die anders damit umgingen, was nicht immer so gut für uns war, habe ich irgendwann beschlossen, mein Kind im Zweifelsfalle immer so zu behandeln, wie ich selbst auch behandelt werden möchte. Was mich dabei fasziniert ist, wie gut sie darauf reagiert. Die Lektüre von Jesper Juul fand ich hier hilfreich. Drei Aspekte, die er beschreibt, haben mir sehr weitergeholfen: 1. Kinder sind nie für unsere Probleme verantwortlich, das sind wir immer selbst, und wir dürfen sie nicht in die Lage bringen, diese Verantwortung selbst schultern zu müssen. 2. Es ist wichtig, den Kindern auch authentisch zu sagen, wenn wir selbst etwas (nicht) möchten. Damit kommen sie besser klar als mit ewigen erzieherischen Begründungen oder kategorischen Abfuhren. 3. Kinder wollen von Natur aus kooperieren. Alle drei Punkte finde ich bestätigt. Es wird leichter, wenn man sie beachtet. Übrigens habe ich unheimlich viel Verständnis für Mütter, die wirklich frustriert und genervt sind, weil sie ALLES geben aber der Knoten mit dem Kind irgendwie nicht zu platzen scheint und zusammen mit anderen Anforderungen, die das Leben ja auch an einen stellt, dann irgendwann selbst komplett "auf" sind. Ich weiß gut, wie sich das anfühlt. Mein Kind hat seinerzeit sehr viel geschrien, wurde gestillt, getragen, wir schliefen mit ihr, sie hatte eine Traumgeburt zu Hause usw. Man fragt sich als junge Eltern, was zum Geier man denn noch machen soll. Wie niccolleen so schön immer wieder andeutet: Manchmal nichts, wenn man die Lösung auch nicht weiß, als der ruhende Pol und sichere Hafen zu sein, bis die Krise vorbei ist. Mir hat das Abwechseln mit meinem Mann damals sehr geholfen, nicht ganz durchzudrehen. Dann kamen diese scheinbar endlosen Phasen, in denen sie klammerte, und NUR Mama ging, niemand und nichts anderes. Beim Essen, beim Duschen, immer! Und immer, wenn ich das Gefühl hatte, ich halte das nicht mehr viel länger durch und brauche einfach mal RAUM, hörte es wie ein Spuk auf, und auf einmal hatte ich ein sehr verständnisvolles, belastbares, weltoffenes Kind, das seine eigenen Wege ging, bis zur nächsten anhänglichen Phase. Wir müssen in diesen Phasen als Mütter das sprichwörtliche "Dorf" ersetzen, dass es braucht, um "ein Kind großzumachen". Das ist so natürlicherweise nicht vorgesehen. Vorgesehen sind lauter Verwandte, die das Kind von Anfang an umgeben, die es kennt und mit denen es auch froh und zufrieden ist, weil es sie fast den ganzen Tag um sich hat. Darum ist es so verständlich, wenn Angi159 (hoffentlich richtig) schreibt, dass sie irgendwann auch mal am Ende ist. Nur ist es nicht das Kind, das das verursacht, sondern die Gesamtsituation. Und das zu bedenken, finde ich immer wieder wichtig. Es hilft einem auch, aus dem Frustkreisel, der sich immer nur um das Kind dreht, rauszukommen.


angi159

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Dein Beitrag ist sehr schön. Ich bin fast den Tränen nahe, weil es so stimmt, was du schreibst. Und weil ich so ein schlechtes Gewissen habe, dass ich so über mein fantastisches Kind sprach. Ja, die Situationen sind schwierig bzw. anstrengend. Wenn man den Anspruch stellt, den Haushalt schaffen zu müssen und vom Baby erwartet, in der Zeit ruhig und ausdauernd alleine zu spielen. Es ist schwierig alles unter einen Hut zu kriegen, gerade, wenn man kaum Unterstützung hat. Und es ist so, wie du sagst, ich war echt an der Grenze, kann da mit meinem Mann nicht so drüber reden, und habe mich an euch gewendet und am nächsten Tag habe ich das fröhlichste Kind der Welt. Es ist schon komisch... Was mir heute noch zum "Quengeln" eingefallen ist. Für mich beschreibt das Wort eher die Tonlage, also, kein Weinen oder Schreien, sondern eben so ein Meckern. Ich habe mich letztens mit einer Mutter getroffen, die diese Meckern gekonnt überhört hat und erst beim Weinen das Kind tröstete. Dabei fiel mir ein, dass mein Sohn eigentlich nie weint oder schreit. Ich gehe schon beim kleinsten Grummeln darauf ein, sodass es gar nicht so weit kommt. Darum denke ich, ist es auch eine Frage der Einstellung, ob es einem schon nahe geht, wenn das Kind unzufrieden ist, oder erst, wenn es traurig, ängstlich, wütend oder was auch immer ist und weint. Ich hoffe das war verständlich, bin etwas durch den Wind:-)


Mitglied inaktiv

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Also ich finde das einen sehr interessanten Gedanken. Allerdings sehe ich das doch ziemlich locker und mach mir nicht den Kopf. Ich sage oft "er ist quenglig". Das dient dazu die Stimmung des Babys zu beschreiben. Dabei denke ich nicht, dass er grundlos quengelt. Es gibt immer einen Grund und wenn das Baby nur einen miesen Tag hat - haben wir Erwachsenen auch mal. Und mit dem "schwierig sein" finde ich es ähnlich. Es ist doch nunmal Fakt, dass manche Kinder "schwieriger" sind als anderer. Vielleicht brauchen sie mehr Aufmerksamkeit, haben Bauchweh, sind sensibler, da gibt es tausend Gründe. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass man es mit manchen Babys einfacher hat und mit manchen eben nicht. Und da darf man ruhig sagen "Ich finde mein Kind schwierig", weil man damit ausdrückt, dass man es so empfindet. Und darf man sich nicht wünschen, dass sich das Kind ändert? Darf man sich nicht wünschen, dass es endlich weniger schreit? Darf man sich nicht wünschen, dass es endlich nachts besser schläft? Das ist doch nur menschlich. Ich würde auch nicht unbedingt "schwierig" mit "es hat einen Fehler" gleichsetzen. Ich finde das wird dadurch überhaupt nicht suggeriert. Wenn ich sage "Mein Kind ist schwierig", dann empfinde ich das so. Nicht mehr und nicht weniger. Ich werte dabei weder mein Kind ab, noch mich, sondern drücke ein Gefühl aus. Ich glaube auch nicht, dass eine Mutter, die sagt ihr Kind wäre schwierig oder quenglig, seine Bedürfnisse nicht wahrnimmt. Sie drückt nur ihr Empfinden aus. Das heißt dann noch lange nicht, dass sie die Bedürfnisse ihres Kinder unzureichend wahrnimmt. Im Gegenteil ich fände es eher problematisch, wenn man das als Mutter nicht mehr sagen dürfte. Das würde bedeuten eine Mutter dürfte ihrem Unmut nicht mehr Luft machen, müsste ihre Gefühle herunterschlucken. UND DAS wiederum würde suggerieren, dass nur noch die Bedürfnisse des Kinder zählen, die der Mutter aber kaum noch. Diesen Weg halte ich für falsch. Und mal ehrlich: Jeder ist doch mal von seinem Kind genervt. Jeder findet es mal schwierig oder quenglig. Trotzdem: Ich glaube man kann solch kleine Wörter oder Sätze auch überinterpretieren und sich zu viel Gedanken machen. Manchmal hilft es weniger nachzudenken und sich einfach nur als Mutter liebevoll um sein Kind zu kümmern - und das kann man auch, wenn man sagt: "Heute finde ich mein Baby schwierig!" Sorry für den diffusen Post!


Bekki24

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Sehr schöne Formulierungen und Gedanken! Im großen und ganzen sehe ich das ja auch so, nur ich denke man darf wirklich mal geschafft sein, denn es ist nicht leicht, mit den vielen Bedürfnissen klarzukommen. Das eine Kind hat eben diese, das andere jene. Ich kann Angi in ihrem vorherigen Threat gut verstehen, denn gerade wenn man alles tut, um das Kind zufriedenzustellen und ist irgendwann am Ende seiner Weisheiten, dann ist das wirklich hart. Heißt ja nicht dass das Kind deshalb das Problem ist. Die Kinder spiegeln uns, und es ist dann für uns eine schwierige Situation. Und das erst recht, wenn man niemanden hat, der wenigstens mal drei Stunden mit dem baby spazierengeht. Aber das ganze Babyverhalten und Bedürfnisse zeigen ist in dem Alter finde ich, nur ein Fingerzeig auf das was noch kommt. es ist einfach körperlich anstrengend und ich finde, das darf man auch sagen. nach 11 Monaten immer noch nachts aus dem schlaf gerissen zu werden, mag natürlich sein für das Baby, ist für mich aber anstrengend. Zumindest wenn noch ein ganz normaler Familien und Arbeitsalltag geleistet werden muss. Zur Relation sage ich mir: Das Baby das "einfach" war, ist jetzt ein anstrengender 7-jähriger, der "quengelige" mittlere ist ein einfacher Vierjähriger, denn er äußert seine Bedürfnisse jetzt verbal und ist in vieler Hinsicht leichter in unserem Leben. Ist jetzt nicht so bös gemeint wie es klingt. Will nur sagen: Da ist ein neuer Mensch in unserem Leben, den gilt es zu integrieren, auch so, dass man als Paar, als familie, nicht kaputtgeht und es gilt ihn kennenzulernen, sodass die Reibungen egal in welchen alter gut zu meistern sind. Einfach ist wahrscheinlich immer, was einem am wenigsten an Veränderungen abverlangt. Ob das erstrebenswert ist? Leben ist Veränderung, Stillstand ist das Ende. Da sind Eltern eben unbeschreiblich viel mehr gefordert als Menschen ohne Kinder und das wird auch, denke ich, immer so sein. lg Rebekka