Elternforum Stillen

Abends eine Flasche

Abends eine Flasche

Bewicca

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Ich wollte hier einmal etwas loswerden! Meine Tochter ist vier Monate alt und ich habe sie bis vor kurzem voll gestillt. Irgendwann hatte ich aber das Gefühl, dass meine Milchproduktion einfach nicht mehr so rund lief, wie am Anfang. Ich hatte zwischendurch einen Milchstau und danach wollte die linke Brust einfach nicht mehr im vollem Maße Milch produzieren. Ich weiß, dass jetzt viele sagen werden, dass die Milch wahrscheinlich trotzdem ausreicht, aber bei der U4 Untersuchung meinte die Ärztin, dass es schon gut wäre, wenn Sie ein klein wenig mehr zunehmen würde. Denn eine Unterzuckerung beim Baby wäre weitaus schlimmer, als mit Flasche zuzufüttern. Außerdem musste ich in der Nacht alle zwei Stunden aufstehen zum Stillen, was vielleicht normal ist, aber meine Tochter ließ sich nicht mehr im Liegen stillen und wollte jedes Mal in den Schlaf zurückgeschuckelt werden, so dass ich in den Wachphasen mehr als eine Stunde dann wach war. Der Alltag war dann der Horror für mich. Also beschloss ich nachts eine Flasche zu geben. Manchmal dann auch mittags eine. Ich hatte anfangs so ein schlechtes Gewissen. So als wäre ich eine schlechte Mutter, weil ich nicht mehr voll gestillt habe. Ja und meine Tochter kriegt die Gradwanderung zwischen stillen und Flasche auch nicht immer super hin. Sie schreit manchmal an der Brust und will lieber die leichter zugängliche Milch aus der Flasche haben. Aber: sie schläft seitdem sechs Stunden in der Nacht am Stück! Und nach dem Stillen nochmal zweieinhalb Stunden! Und ich kann endlich etwas mehr schlafen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass sie seit der Zufütterung etwas entspannter ist. Im Auto schreit sie nicht mehr so und sie kann sich auch länger alleine beschäftigen. Sie ist also etwas ausgeglichener. Und das alles kam direkt mit der Flascheneinführung! Und jetzt etwas was ich loswerden will: wieso heißt es immer man müsse voll stillen? Wieso wird der Mutter immer ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn Sie die Flasche zusätzlich geben möchte? Und vor allen Dingen: wieso wird immer gesagt, dass die Babys durch die zusätzliche Flaschenfütterung nicht länger schläft? Mir ist bewusst, dass es sicherlich besser gewesen wäre, wenn ich meine Tochter weiterhin voll gestillt hätte. Aber ich konnte einfach nicht mehr. Die Müdigkeit hat mir so zu schaffen gemacht. Und das Schlimmste für mich war, dass ich meinem Kind am Tag dadurch nicht mehr gerecht werden konnte. Ich wünschte, dass man mehr an die Mütter denken würde. Und dass es im Internet mehr Ratschläge gebe, wie man sich als Mutter entlasten kann. Und dabei nicht nur predigt: versuche dich mehr auszuruhen! Nicht jeder hat seine Familie in der Nähe oder kann sich eine Putzfrau leisten oder hat genug Milch, um dann noch abzupumpen. Wir sind nicht perfekt, wir sind nur Mütter, die versuchen alles zu geben, damit es unseren Kindern gut geht. Und natürlich uns auch! Wie denkt ihr darüber?


SybilleN

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Antwort auf Beitrag von Bewicca

"aber bei der U4 Untersuchung meinte die Ärztin, dass es schon gut wäre, wenn Sie ein klein wenig mehr zunehmen würde. Denn eine Unterzuckerung beim Baby wäre weitaus schlimmer, als mit Flasche zuzufüttern." Das klingt für mich nicht nach einer kompetenten Ärztin! Hat sie den BZ gemessen? Stillkinder sind leichter, aber weit weg vom Verhungern. Wenn dein Kind tatsächlich "Unterzucker" hatte, stimmt was nicht! Grundsätzlich ist es jeder Mutter freigestellt, zu stillen und/oder Fläschchen zu geben. Muttermilch ist die natürliche Nahrung und wertvoll. Aber es kann gute Gründe geben - die völlig individuell sind - Fläschchen zu geben. Nachts aufzustehen, um Fläschchen zu machen, hat mich viel mehr gestresst, als das Baby zum Stillen aus dem Beistellbett rüber zu holen. Und es war mehr Stress mit Auskochen, Reinigen etc. der Fläschchen, drandenken Milchpulver und wohltemperiertes Wasser rechtzeitig bereit zu halten, für unterwegs mitzunehmen etc. als mal kurz die Brust auszupacken. Daher war ich total froh, als es mit dem Vollstillen geklappt hat. Aber das ist allein meine Erfahrung. So wie das oben deine Erfahrung ist.


Bewicca

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Antwort auf Beitrag von SybilleN

Ehrlich gesagt ist mir die Ärztin auch nicht ganz geheuer. Diese meinte auch, dass meine Tochter eine ausgeprägte Regulationsstörung hat nur weil sie in der 5 Woche so geclusterd hatte und hat gemeint ich solle sie nur alle zwei bis drei Stunden füttern. Dabei hatte meine Tochter wahrscheinlich einen Wachstumsschub und hat es da gebraucht. Ich stille meine Tochter auch weiterhin und es ist wirklich nur die Flasche am Abend. Das geht ja auch.


Data_

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Antwort auf Beitrag von Bewicca

Hallo, "wieso heißt es immer man müsse voll stillen?" Gesundheitlich ist es - wenn Stillen klappt- für Kinder am besten und natürlichsten, vollzustillen. Babymägen und Muttermilch sind perfekt aufeinander abgestimmt. Kuhmilch nicht --> Allergierisiko, höheres Risiko für Verdauungsprobleme etc. Der Mix aus Brust und Flasche klappt manchmal nicht gut und "zusätzlich" die Flasche geben läuft meistens auf _stattdessen_ die Flasche geben hinaus, da die Milchproduktion gedrosselt wird. "Wieso wird der Mutter immer ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn Sie die Flasche zusätzlich geben möchte?" Habe ich so herum nie erlebt, sondern tatsächlich wurde ich eher kritisiert dafür, nicht die Flasche zu geben. Hängt wohl sehr vom Umfeld ab. "Und vor allen Dingen: wieso wird immer gesagt, dass die Babys durch die zusätzliche Flaschenfütterung nicht länger schläft?" Auch das habe ich anders erlebt, als Empfehlung, die Flasche abends zu geben um länger Ruhe zu haben. Physiologisch ist es aber nunmal fürs Kind natürlicher, häufiger und weniger zu trinken als die meisten Flaschenkinder. Zum Beispiel, weil Muttermilch bekömmlicher und leichter verdaulich ist als Flaschenmilch. Ganz generell liegt glaube ich häufig das Problem im gesellschaftlichen Anspruch und der eigenen Erwartung: das Beste für sein Kind zu tun. Gleichzeitig wird die Belastung, die Wucht der Umstellung aufs Elternsein unterschätzt. Es entsteht ein Widerspruch zwischen "dem Besten fürs Kind' und dem, was man selbst leisten kann/will. Faktisch, unabhängig von anderen Faktoren, ist Vollstillen fürs Kind häufig am besten. Aber alle Eltern müssen den Spagat für sich lösen, ob das zu ihrem Leben, ihrer Persönlichkeit passt. Das Beste fürs Kind ist nicht immer gleich dem Besten für die Eltern. Aber für die Familie als ganzes muss es ja funktionieren. Mir fehlt da häufig die Ehrlichkeit, zuzulassen, nicht allen Ansprüchen gerecht zu werden und keine Ausreden zu finden, warum diese oder jene Abweichung vom Optimum eigentlich fürs Kind intrinsisch viel besser sei.


SunnyNanni

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Antwort auf Beitrag von Bewicca

Hallo, Ich bin durch Studien über die Zusammensetzung von Muttermilch überzeugt davon, dass es grundsätzlich das beste für ein Baby ist. Denn mit der Anzahl von lebenden Zellen und Stammzellen kann einfach keine Flaschenmilch mit. ABER ich bin noch viel überzeugter davon, dass eine möglichst entspannte, gesunde Mutter für ein Baby noch viel wichtiger ist. Deshalb bin ich froh darüber, dass es mittlerweile gute (wenn eben bei weitem nicht perfekte) Flaschenmilch gibt auf die Familien aus verschiedensten, ganz individuellen Gründen zurückgreifen können, um ihren Alltag mit Baby so für sich gestalten zu können, dass sich alle in dem System möglichst wohl fühlen. Dabei darf jede für sich selbst entscheiden und herausfinden was am besten für das eigene Familiensystem funktioniert. UND ich bin überzeugt davon, dass es keine perfekten Menschen, keine perfekten Familien, keine perfekten Mütter gibt. Es ist einfach nur anstrengend und raubt zusätzliche Kräfte, wenn man Idealvorstellungen nacheifern will, die gar nicht erfüllt werden können. Egal wo diese herkommen. Ob den Ratschlägen und Erwartungen aus dem Umfeld, der Werbung, dem Fernsehen oder sonst irgendeiner Fantasiewelt. Und Menschen die mir vermitteln wollen, dass sie alles zu jedem Zeitpunkt perfekt gehandhabt haben sind mir grundsätzlich suspekt. Also entspann dich und lass dich nicht verrückt machen. Du musst herausfinden was für dich und dein Baby am Besten ist. Und wenn es die Flasche Abends ist, die dich entlastet und dazu führt, dass du am nächsten Tag besser für dein Baby da sein kannst, dann ist es doch gut, dass du das für euch herausgefunden hast.


Bewicca

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Antwort auf Beitrag von SunnyNanni

Schön, dass es auch Menschen gibt, die auch verständnisvoll auf das Thema reagieren können. Genauso denke ich auch. Zumahl von einer Flasche am Abend noch lange nicht von Abstillen gesprochen werden kann. Es gibt ja auch Zwiemilch.


Lotti20122

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Antwort auf Beitrag von Bewicca

Danke für den Beitrag, ich habe das gerade gebraucht.