Nachtvogel
Hallo zusammen! Welche Gedanken habt ihr zu folgender Situation? Würde mich interessieren, da mein Mann und ich unterschiedlicher Ansicht sind. Mein Jüngster geht in die 2. Klasse, und die Kinderparty zu seinem 8. Geburtstag seht an. Im ersten Schuljahr hat ein anderer Junge aus seiner Klasse seine Freundschaft sehr gesucht. Erst wollte mein Sohn nicht so recht. Es kam recht bald eine Spieleinladung von den Eltern des anderen Jungen. Die Familie ist sehr nett und bemüht. Mein Sohn wollte schließlich doch den Jungen besuchen, war nach anfänglichen Konflikten auch gerne dort. Ich habe transparent gemacht, dass ich nicht regelmäßig Gegeneinladungen anbieten kann weil ich oft zuhause noch arbeiten muss und ich noch ein älteres Kind habe, das mich auch noch braucht und das viele schulische Termine, Prüfungen, Hausübungen etc. hat, und dafür Ruhe braucht. Für die andere Familie war es ok und eine Weile hat mein Sohn seinen Freund gerne besucht. Immer wieder wurde ich von den Eltern aber auch angesprochen, dass das Verhalten meines Sohnes nicht in Ordnung sei, Das kam z.B. vor, wenn er Spielbesuch einer Freundin hatte, die wir aufgrund der Entfernung selten sehen, und er beim Vorbeiradeln im Park den betreffenden Jungen ignoriert hatte. Oder wenn die Sitzordnung verändert wurde und mein Sohn nicht neben betreffendem Jungen sitzen wollte, sondern neben seinem besten Freund (mein Sohn ist sehr kontaktfreudig und hat in der Klasse eine enge Freundschaft zu einigen anderen Kindern). Jetzt planen wir den Kindergeburtstag und mein Sohn möchte den betreffenden Jungen nicht einladen, weil er meint, dass er oft genervt von ihm sei. Die Besuche sind wohl schon länger eingeschlafen, weil mein Sohn nicht mehr möchte bzw. schon aber eher in recht großen Abständen. Ich muss dazusagen., schon beim letzten größeren Kinderfest habe ich meinen Sohn mit Engelszungen überredet, diesen Jungen einzuladen (wie übrigens auch alle anderen Kinder, bei deren Feiern mein Sohn eingeladen war). Nun finde ich, er sollte auch dieses Mal den Jungen einladen. Er war vor ein paar Wochen dort auf Besuch, damals war er „sein Freund“. Jetzt sieht er das leider anders und ich habe große Sorge, die ganze Familie vor den Kopf zu stoßen, wenn der Junge nicht eingeladen wird. Die Eltern wollten diese Freundschaft sehr unterstützen. Als mein Sohn nicht mehr so das Interesse hatte und andere Freunde bevorzugte, wurde ich auch merklich geschnitten. Mein Mann ist der Meinung, unser Sohn soll selbst entscheiden, mit wem er feiern will, ich hätte am liebsten die ganze Klasse eingeladen damit sich niemand ausgeschlossen fühlt. Ganz besonders diesen Jungen. dem unser Sohn wichtig ist und wo die Eltern sich auch so um die Freundschaft bemüht haben mit häufigen Einladungen. Was denkt ihr? Liebe Grüße Nachtvogel
Ich sehe dass genauso wie dein Mann. Es ist der Geburtstag eures Sohnes und er sollte allein entscheiden dürfen wen er an seinem Geburtstag dabei haben möchte oder nicht.
Hallo, vielleicht helfen hier ja ein paar einfache Fragen: Wer ist wichtiger in deinem Leben? Dein Sohn oder diese anderen Eltern? Welches Kind sollte sich wohlfühlen: dein eigener Sohn, oder der andere Junge? Wessen Wünsche sind wichtiger? Die fremder Eltern, oder deine eigenen? Und wichtig ist letztlich auch: Was möchtest du deinem Sohn mit auf den Weg geben? Dass man um jeden Preis anderen Menschen gefallen muss und sich selbst dafür verleugnen sollte? Oder dass man zu sich steht und in Kauf nimmt, damit auch mal anzuecken. Wir Frauen neigen ja manchmal zu übertriebener Harmoniesucht. Wir möchten anderen immer gefallen und nie jemanden vor den Kopf stoßen. Aber das geht eben nicht, wenn man gut auf sich achtet und sich nicht selbst geringer achtet als man andere Leute achtet. Und wenn du versuchst, diese Eltern nicht vor den Kopf zu stoßen, dann stößt du damit jemanden vor den Kopf, der dir eigentlich viel wichtiger sein sollte, oder? Dein eigenes Kind nämlich, das diesen Jungen einfach nicht einladen will und kaum Interesse an ihm hat. Nimm die kleine Unannehmlichkeit in Kauf, die es bedeutet, dass dein Sohn (natürlich!) selbst entscheiden darf, wer seine Freunde sind und wer nicht. Lebe ihm nicht vor, dass man selbst zurückstecken und seine Wünsche nicht wahrnehmen sollte, um ja den anderen zu gefallen. Vielleicht überlegst du auch mal, ob du selbst nicht auch noch besser auf dich achten könntest. Dieser Drang, bloß nie anzuecken, ist auch für dich nicht gut. Erlaube deinem Sohn, diese Harmoniesucht, die viele Menschen belastet (sonst gäbe es nicht hunderte Ratgeberbücher übers Nein-sagen) eben NICHT zu entwickeln, eh? LG
Warum soll dein Sohn mit jemandem feiern, den er nicht dabei haben will? Würdest du das bei deiner Feier auch so machen? Wichtig ist doch, dass dein Sohn Menschen um sich hat, die er mag und die für ihn wichtig sind. Ich bin also auf der Seite deines Mannes. P.S. In einem solchen Fall hätte meine Tochter damals gar nicht feiern wollen.
Vielen Dank für eure Beiträge und die wertvollen Gedankenanstöße. Ich verbiege mich tatsächlich sehr und stelle meine Wünsche in der Regel ganz hinten an. Kein gutes Vorbild… Liebe Grüße, Nachtvogel
Ich verstehe deinen Zwiespalt auf jeden Fall. Ich wäre auch so jemand, der sagen würde, ach komm, Lad den kleinen Kerl mit ein, schadet ja nix. Aber das ist Mutter Sicht. mein Mann ist Zb nie mit dem Problem konfrontiert sich mit Spielverabredungen, Schulfesten, Fahrgemeinschaften , Spielplatz Begegnung usw rum zu schlagen. Deswegen wäre ihm diese " Diplomatie" auch völlig wumpe. Aber man sieht sich halt immer wieder mit solchen Menschen.... Deswegen verstehe ich dich sehr gut. Ich habe nicht die mega gute Lösung, außer es mit deinem Sohn, wenn er sehr verständug ist zu besprechen, was pro und Kontra ist. Klar ist es gut, zu seiner Meinung zu stehen und seine eigenen Grenzen zu kennen. Andererseits kann es manchmal auch klug sein, sich im sozialen Kontext nichts du verbauen. Schwierig.
Danke für dein Verständnis! Ja, genau das war ja der Beweggrund, dass etwas Diplomatie auch wichtig ist im sozialen Umgang. Mein Mann hat auch null mit Verabredungen treffen, Kontakte knüpfen und pflegen zu tun. Klar grenzt der sich leichter ab. Ich finde sowieso, dass von Seiten mancher Väter sehr unterschätzt wird, dass soziale Beziehungen aufbauen und pflegen viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen kann, wenn man nicht gerade in derselben Wohnstrasse wie alle Kameradinnen und Kameraden der Kids wohnt. Aber es ist auch sehr wichtig.Und man sieht sich in den nächsten (Schul-) Jahren eben noch oft…. LG Nachtvogel
Ich bin auch jemand, die gerne ein gutes Verhältnis zu allen hat. Aber ich wäre trotzdem auf der Seite deines Mannes, aus folgenden Gründen: - Ich finde das Verhalten der Eltern des Jungen übergriffig/aufdringlich. Sie beschweren sich bei dir, wenn dein Sohn mal nicht grüßt oder mal neben einem anderen Kind sitzen will? Kämst du denn auf die Idee, wenn du in deren Situation wärst? Ich nicht. - Sie haben deinen Sohn zwar oft eingeladen, aber nicht aus Freundlichkeit, sondern weil sie sich davon etwas für ihren Sohn erwarten. Du bist ihnen meiner Meinung nach deswegen nichts „schuldig“. - Wie sie mit der „fehlenden“ Geburtstagseinladung umgehen, ist deren Sache. Sie könnten ja auch nur mit den Schultern zucken. Wenn sie mehr aus der Sache machen, ist das deren Entscheidung. Ist überhaupt dein Sohn diesem Jungen wichtig, oder geht alles von den Eltern aus? Wenn, dann würde ich höchstens dem Jungen zuliebe nochmal mit deinem Sohn reden, aber nicht den Eltern zuliebe. Du kannst ihm die Konsequenzen erklären, dass der Junge dann traurig ist, und ihn vielleicht nicht mehr zum Spielen einladen wird. Aber wenn er einfach kein Interesse hat an dem Kind, dann bleibt nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren.
Ja, deswegen hatte ich beim letzten Geburtstag auch dafür plädiert, den Jungen einzuladen. Der Junge ist happy und bei 12 Kindern haben sowieso nicht alle mit allen immer gespielt und es gab zwischen manchen Kids mehr, zwischen manchen weniger Berührungspunkte. Nur dieses Mal ist der Widerstand größer….
Bitte auf keinen Fall deinem Kind die Verantwortung für die Gefühle des anderen Kindes geben - "sonst ist der Junge ganz traurig" ist genau wie "gib der der Oma mal ein Küsschen, sonst ist die Oma ganz traurig". Und DAS ist doch etwas, was die meisten Eltern heutzutage genau nicht vermitteln wollen (emotionale Erpressung). Klar kann man einem Kind in dem Alter 1 x sagen , dass der Junge sich sehr freuen würde - aber wenn dann immer noch kommt "nee, will ich aber nicht" (oder nur ein deutlich zähneknirschendes "na gut"), würde ich es dabei belassen. Geburtstag ist DER Tag im Leben eines Kindes, an dem es mal nur um einen selbst geht. Und dann soll es plötzlich doch darum gehen, wie ich andere happy machen kann? Nein, das finde ich nicht ok. Laden wir Menschen ein, die wir nicht einladen wollen? Also ich nicht. Warum sollte mein Kind das dann tun müssen.
Die meisten Erwachsenen laden ständig Leute ein, die sie eigentlich nicht einladen wollen, weil es Verwandte sind. Da ist man auch nicht dafür verantwortlich, dass die dann traurig sind oder sich auf den Schlips getreten fühlen. Trotzdem ist es in den meisten Familien undenkbar, die nicht einzuladen. Da finde ich es wirklich ein kleines Opfer, wenn das Kind ein Kind mit wenig Anschluss zusätzlich zu 11 anderen einlädt, das erfahrungsgemäß bei der Feier einfach mitschwimmen würde. Die Kinder hatten ja auch keinen Streit, sondern der Junge war vor kurzem noch dort und sieht den anderen zumindest als guten Bekannten. Durch das Nicht-Einladen die nervigen Eltern abzustrafen, finde ich keinen feinen Zug. Der Junge kann nichts dafür, dass die so sind. Solche Sachen, wie Du, schreiben nur Eltern von beliebten Kindern. Wir haben ein beliebtes und ein unbeliebtes Kind und kennen beide Seiten. Um unbeliebt zu sein, reicht, je nach Umfeld, schon, dass man nicht so ist, wie alle anderen. Man muss dafür nicht nerven. Durch Gelegenheiten, wie Geburtstagsfeiern, können sich aber u.U. Kontakte entwickeln.
Für mich ist das nicht emotionale Erpressung, sondern Empathie. Wenn andere Eltern heutzutage das für nicht wichtig erachten, dann ist das deren Sache. Natürlich hat man Verantwortung dafür, wie man sich anderen gegenüber benimmt. Und der Sohn hat die Einladungen zum Spielen anscheinend gerne angenommen früher. Da kann man es schon zum Anlass nehmen über Freundschaft und Loyalität zu reden. Wenn der Sohn den Jungen trotzdem nicht einladen möchte, weil er nicht mehr befreundet sein will, würde ich ihn natürlich nicht zwingen. Bei deinem Beispiel mit der Oma ist es doch was anderes, da geht es um körperliche Grenzen. Aber sagst du auch, dass dein Kind der Oma nicht Guten Tag oder Danke sagen muss, wenn es das nicht will? Bzw. wie erklärst du es, dass Oma dann verletzt ist?
lassen, mit allen Konsequenzen, aber ich verstehe deinen Gedankengang total. Wenn ich oft jemanden einlade und gerne mit der Person zusammen bin, dann aber nicht zur Feier eingeladen werde, wäre ich wohl traurig und enttäuscht. Aber Freundschaften ändern sich in dem Alter eben auch immer mal wieder und wie hier geschrieben wurde, man kann es nicht immer allen recht machen. Wenn mein Kind aber generell "mehr nimmt als gibt", dann würde ich mal versuchen, das zu thematisieren und klarmachen, dass dann u.U. eben die anderen auch irgendwann nicht mehr einladen werden.
Ich kann verstehen, dass du Eltern nicht vor den Kopf stoßen willst. Und weil man sich in den nächsten Jahren noch sieht. Aber dazu wollte ich zwei Dinge aus Erfahrung sagen: Zum einen halten solche von den Eltern „herbeigequetschten“ Freundschaften auf Dauer sowieso nicht. Es lohnt sich daher nicht, deinen Sohn zu zwingen, den Jungen einzuladen. Zum anderen wirst du staunen, wie schnell diese Eltern dich abhaken, sobald ihr eigener Sohn kein Interesse mehr an deinem hat, was ja gut passieren kann. Für so gut wie alle Eltern kommt nämlich ihr eigenes Kind und ihre eigenen Interessen an erster Stelle. Und sie denken gar nicht daran, deinetwegen ihr Kind zu irgendwas zu drängen, was es nicht möchte. Was ja auch völlig normal und okay ist. Von daher kann ich dir nur sagen, dass es sich nicht rechnet, wegen anderer Leute ZU nett zu sein und die Wünsche deines Sohns dabei zu übergehen. Es zahlt sich nicht aus. LG
Ja, genau das wollte ich oben auch ausdrücken. Ich würde den Jungen nicht abstrafen wegen der Eltern, aber im AP ging es meiner Meinung nach zu viel um die Gefühle der Eltern, und wegen denen würde ich mich aus den genannten Gründen nicht verbiegen.
Ich bin da klar bei deinem Mann. Es ist der Geburtstag deines Sohnes und dieser sollte sich seine Gäste selbst aussuchen dürfen. Meine großen sind 8 Jahre und 11 Jahre, inzwischen möchten sie irgendwo hin zum Feiern, Kino, Bowling-Center, Indoor-Spielplatz... Da ist von vornherein klar, dass nur wenige Kinder eingeladen werden, schon alleine aus logistischen aber auch aus Kostengründen. Da mische ich mich, abgesehen von der Anzahl, auch nicht in die Gästeliste ein. Egal, wer wen zuvor eingeladen hat oder wer wie oft bei wem gespielt hat..
Natürlich soll dein Sohn entscheiden, wen er auf seinem Geburtstag haben will! Wenn ich alle Kinder gegeneinladen wollte die meine Tochter eingeladen haben, dann hätte ich echt ein Problem. Bei uns steht auch bald Geburtstag an und meine wollte ihre Freundin aus Kindergartentagen nicht einladen (sie spielen regelmäßig, haben auch oft Probleme sich dann zu trennen und übernachten auch spontan gern zusammen), weil sie wie so oft grade mal Zoff haben. Da sie sonst nur ein Mädchen und 3 Jungs einladen will konnte ich sie überzeugen, dass es ja schön wäre wenn das andere Mädchen noch jemand außer ihr hätte... das war für sie zum Glück ein gutes Argument. Ich hätte es super schade gefunden, aber selbst da hätte ich sie nicht gezwungen. Es werden auch Kinder traurig sein, die nicht eingeladen sind. Aber auch das gehört doch dazu. Deshalb kann ich nicht den ganzen Ort und zwei Nachbarorte einladen!