Elternforum Sechs bis neun

Keine Anstrengungs- /Lernbereitschaft

Keine Anstrengungs- /Lernbereitschaft

Buddelpinguin

Hallo, Meine Tochter ist 8 Jahre alt und besucht die dritte Klasse einer Grundschule. Ihre Noten sind okay (häufiger 2en als 3en, bisher nie schlechter). Was mir Sorgen macht ist ihre quasi nicht vorhandene Anstrengungs- bzw. Lernbereitschaft. Sie schlägt bei den Hausaufgaben das Buch auf und der erste Satz ist "kann ich nicht". Fällt die Hilfe dann nicht so aus wie sie es erwartet (vorsagen), wird sie sehr schnell motzig, oft weint sie. Aufgabenstellungen liest sie fast nie sondern erwartet, dass sie durch Angucken der Aufgabe weiß was sie tun soll. Freiwillige Zusatzaufgaben macht sie grundsätzlich nicht. In der Freizeit zieht es sich genauso durch. Sie möchte Skateboard fahren. Sobald wir in der Skatehalle sind und sie merkt, dass man nicht direkt alle Tricks kann, macht sie nix mehr. Gleiches bei Inlinern. Hat sie sich so gewünscht und zum Geburtstag bekommen. Einmal auf der Straße gewesen, hat nicht direkt geklappt, wurden nie wieder angezogen. Sie wollte gerne Schach spielen lernen, also habe ich mich mit ihr hingesetzt und erklärt. Nach dem ersten Spiel wollte sie nicht mehr, sie "kann das ja nicht". Sie wollte Armbänder knüpfen, fertig geworden ist keines weil "dauert zu lange". Sie kauft sich vom Taschengeld ein Malen nach Zahlen, macht es aber nie fertig, weil sie ja manche Flächen mehrfach übermalen müsste bis es deckt. Und so geht das mit allen Sachen bei denen sie ein bisschen Durchhaltevermögen und Bereitschaft sich anzustrengen bräuchte. Hat jemand eine Idee, wie ich ihr an dieser Stelle helfen könnte oder sie besser motivieren könnte?


ylia--

Antwort auf Beitrag von Buddelpinguin

Hallo Macht sie die Hausaufgaben Zuhause oder in der Schule? Viele Kinder in dem Alter sind leicht frustriert, wenn sie keinen sofortigen Erfolg haben. Lobst du sie genug beim Skaten und Snowboarden? Was Hausaufgaben und Schule betrifft, würde ich nicht diskutieren. Es muss gemacht werden und fertig. In dieser Phase brauchen alle Durchhaltevermögen und Geduld. VG


Buddelpinguin

Antwort auf Beitrag von ylia--

3x in der Schule, 2x zuhause. Leider wird in der Schule sehr schnell viel geholfen und oft auch vorgesagt, das habe ich dort schon häufiger angemerkt, aber leider ist es nicht zu ändern. Die Lehrerin sagt, dass wir nicht direkt helfen sollen, sondern die Kinder ruhig mal ein paar Minuten über einer Aufgabe knobeln sollen. Die Hausaufgabenbetreuung macht es dann wieder anders. Klar, ist nicht hilfreich. Dass sie bei Hausaufgaben und Schule "durchziehen" muss ist sowohl ihr als auch mir klar :) Das machen wir auch, aber es ist schon ermüdend, wenn man auch nach über 2,5 Jahren immer noch zweimal pro Woche ein zeterndes und weinendes Kind am Tisch sitzen hat. Gelobt wird sie genug!


kia-ora

Antwort auf Beitrag von Buddelpinguin

Wenn du dich nur 2mal pro Woche hinsetzt zu den HA und zum Lernen wird es wohl beim Motzen bleiben. Euch fehlt die Routine. Je öfter wir lernen/üben/HA machen, desto weniger wird gemotzt. Die Regeln sind klar kommuniziert und die Routine hilft so jungen Kindern.


Buddelpinguin

Antwort auf Beitrag von kia-ora

Das Problem besteht ja nicht nur bei den Hausaufgaben sondern auch bei sämtlichen Freizeitaktivitäten. Darum geht es mir, ja. Das Kind zeigt keine Motivation für irgendwas wo man dranbleiben muss. Und an den anderen drei Tagen muss ich halt leider arbeiten, das ist nicht zu ändern. Den Tipp mit den Spielfiguren fand ich schön, das könnte die Hausaufgabensituation tatsächlich entstressen. Aber in der Freizeit sollte doch eigentlich kein Belohnungssystem nötig sein um mal irgendetwas, das man sich selbst ausgesucht hat, zu Ende zu bringen? Ob sie da wirklich einfach noch nicht das richtige gefunden hat und irgendwann kommt das von alleine?


User-1721891580

Antwort auf Beitrag von Buddelpinguin

Das klingt zu 100% nach meinem 9-Jährigen. Er hat die Diagnose ADHS erhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob dies auch Symptome sind, die man dieser Diagnose zuschreiben kann, aber wir sind genauso am verzweifeln. Ihm hilft wirklich nur sehr viel Motivation und Zuspruch. Hausaufgaben gestalten wir spielerisch. Z.B. für jede fertige Aufgabe die Figur ein Feld vorsetzen und alle Par Felder gibts ein Aktionsfeld wo dann was gemacht werden muss (z.B. Hampelmänner). Auch bei allen weiteren Dingen im Alltag immer sehr viel loben und ermuntern und das Selbstvertrauen stärken.


Lillimax

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Hallo, ich glaube, zuerst mal muss man akzeptieren, dass es auch eine Typfrage ist. Jedes Kind geht mit Aufgabenstellungen und Herausforderungen anders um. Meine Schwester war als Kind auch der Typ: Ich will das entweder sofort können, oder ich kann das gar nicht und gebe auf. Da ich selbst anders bin, sieht man, dass es keine Frage der Erziehung ist, sondern der Persönlichkeit. Das heißt aber auch, dass man das Problem nicht mal eben so durch tolle Erziehungstricks abstellen kann. Sondern man selbst und das Kind muss lernen, einigermaßen damit umzugehen. Ich denke, das braucht Geduld. Ich würde deine Tochter bewusst mehrmals täglich loben. Und zwar für alles mögliche, nicht nur für schulische Leistungen oder eine Leistung überhaupt. Sondern eher für andere Dinge: wenn sie eine gute Idee hatte, ihr eine kleine Lösung für ein Alltagsproblem eingefallen ist, sie Mitgefühl für ein anderes Kind zeigt, sie dir bei etwas geholfen hat im Haushalt. Kinder wie sie brauchen viel Selbstbestätigung im Alltag, um stärker zu werden. Vor allem brauchen sie wenig Kritik, die zieht sie viel weiter runter als andere Kinder. Deshalb den Fokus bewusst ständig auf Positives legen. So was geht nicht von selbst, man muss es sich ein bisschen angewöhnen, ich kenne das gegenüber meinen Kindern auch. Mutlose Mäuse brauchen sehr viel ehrliches Lob. Damit es Grund zum Loben gibt, darf man auch etwas nachhelfen: Bitte deine Tochter hier und da um kleine Handreichungen und Mithilfe im Haushalt. Sage: „Ich bin echt froh, dass du mir da gerade hilfst, allein hätte ich das nicht so gut geschafft.“ Beziehe sie im Alltag auch in kleine Probleme ein („Ich weiß gar nicht, wie ich das jetzt am besten machen soll. Soll ich das lieber so oder so machen?“). Wenn man bei (kleinen) Alltagsproblemen das Kind fragt, fühlt es sich wichtig, hilfreich und gebraucht. Das macht es selbstbewusst und stark. Außerdem haben Kinder manchmal erstaunlich tolle Lösungsideen, auf die man als Erwachsener gar nicht gekommen wäre. Man hat tatsächlich manchmal Aha-Erlebnisse (für die man das Kind wiederum loben kann :-)). LG


Buddelpinguin

Antwort auf Beitrag von Lillimax

Ich danke dir sehr für diese Anregungen. Ich werde definitiv nochmal genauer hinschauen wie/wann ich sie lobe und was ich da besser machen kann.


Mumpel

Antwort auf Beitrag von Buddelpinguin

Huhu! Kennst du das Buch "Alles ist schwer, bevor es leicht ist"? Schau da mal rein.


kea2

Antwort auf Beitrag von Buddelpinguin

Freiwillige Zusatzaufgaben hat keins unserer Kinder in der Grundschule gemacht. Die finde ich auch nur sinnvoll, wenn man seine Note verbessern muss/will. Das Thema mit dem alles hinwerfen, wenn es nicht sofort klappt, gehört in das Gebiet mangelhafte Frustrationstoleranz, was eine der drei Säulen von ADHS ist. Sehr wahrscheinlich kann man das Problem aber auch ohne ADHS haben. Ich würde grundsätzlich mit Deiner Tochter besprechen, was sie glaubt, wie Menschen es schaffen, etwas zu können. Das fällt bei niemandem von Himmel, und es gibt ja Dinge, die Deine Tochter ebenfalls schon gelernt hat, zumindest Laufen und Lesen und Schreiben. Wenn sie da gleich aufgegeben hätte, könnte sie das heute noch nicht. Eventuell ist das Problem neben fehlender Frustrationstoleranz auch überzogener Perfektionismus. Dann hilft es, wenn man realistische Ziele setzt, also nicht Inliner fahren, wie ein junger Gott, sondern erstmal langsam 2 m bis zum nächsten Laternenpfahl oder so. Dann freust Du Dich am besten total, lobst Deine Tochter und signalisiert ihr damit, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Dann sucht Ihr Euch das nächste Ziel, das vielleicht 3 oder 4 m weg ist. Bei Rückschlägen tröstet Du sie und wiederholst, dass das Ziel davor aber ja schonmal geklappt hat und dass das doch schon super war. Auch Rückschläge erlebt jeder, der etwas lernt. Aber die, die es können, haben sich davon nicht entmutigen lassen. Bei dem Malen nach Zahlen würde ich sie fragen, ob sie glaubt, dass die Farbe bei allen anderen beim ersten mal deckt. Das Problem hat vermutlich jeder. Was gut bei Hausaufgaben funktioniert ist, die Verantwortung auf's Kind zu übertragen. Man sagt z.B. Ok, Kind, wenn Du es nicht versuchen willst, nachdem ich Dir erklärt habe, wie es geht, gehst Du ohne Hausaufgaben in die Schule und besprichst das Problem mit der Lehrerin. Dann bekommt sie wahrscheinlich Angst, dass sie dann eine schlechte Note bekommt, oder es ist ihr zu peinlich. Dann sagst Du, "Tja, nicht mein Problem. Ich habe Dir erklärt, wie es geht." und lässt sie mit den Hausaufgaben alleine.


Tatina

Antwort auf Beitrag von Buddelpinguin

Ist vielleicht zu offensichtlich, aber wir haben ganz stumpf fürs Üben belohnt. Fürs Fahrradfahren üben gab es eine Kinderschokolade, für jeden Tag Klavier üben einen Sticker usw. Meine Tochter ist nämlich auch so ein Kandidat, der beim ersten falschen Ton heult und sagt "Ich krieg das ja eh nie hin!" Aber ich glaube so langsam hat die Erkenntnis eingesetzt, dass man durch Üben tatsächlich besser wird. Wir haben auch viel darüber gesprochen. Heute hat sie Inliner geschenkt bekommen und den ganzen Nachmittag geübt ohne sich zu beklagen ;)


zweizwerge

Antwort auf Beitrag von Buddelpinguin

Huhu, du bekommst in mehreren Beiträgen den Tipp, viel zu Loben. Laut der Literatur (die ich plausibel finde) ist es wichtig, richtig zu loben, und zwar nicht das Ergebnis der Anstrngung "Toll, Dein Bild ist wirklich schön geworden", sondern die Anstrengung, die hinein geflossen ist "Toll, man merkt, dass Du Dir bei dem Bild richtig viel Mühe gegeben hast". Gerade bei dem Problem wäre das vielleicht sinnvoll, darauf zu achten (ggf. nochmal nachlesen, findet sich sicher auch im Internet).