Elternforum Mehrsprachig aufwachsen

Umgebungssprache wird zuhause nicht gesprochen

Umgebungssprache wird zuhause nicht gesprochen

Cata

Mal ein Update, wer sich erinnern kann. Ich hab ja schon immer die Sprachdisskussion mit meiner Jüngsten. Sie kam mit 10 aus Amerika nach D. Ich sprach und spreche immer D mit ihr. Sie spricht und sprach immer Englisch. Sie ist fast 15 und immer noch extrem stur. Deutsch wird seit 5! Jahren nur in der Schule gesprochen. Sie spricht Englisch, immer, auch mit den Klassenkameraden, die mit 14/15 gern darauf eingehen, sogar am Telefon. Ich könnte ja zuhören, und vor mir wird kein Deutsch gesprochen, nicht mal vorgelesen. Für mich ist es total normal, dass mein Kind nicht ein einziges deutsches Wort an mich richtet. Mit der Verwandtschaft wird nicht gesprochen, die Oma ist inzwischen tot, mein Mann spricht Englisch mit den Kids, die Kinder untereinander sowieso. Ich hab mich damit abgefunden, da ich annehme, dass meine beiden Jüngsten Deutsch beherrschen, da sie sehr gute/gute Noten haben. Der Große schreibt im Frühjahr sein Abi. Es gibt gar keine Probleme in der Schule. Ich finds nach all der Zeit einfach unglaublich, wie resistent meine Tochter ist. Wir haben ein recht gutes Verhältnis und reden über alles, aber eben in zwei Sprachen. Sie hasst Deutsch und wird es nie mehr sprechen, wenn sie mal wieder ins Ausland geht, vermutlich zum Studium.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Cata

Ja, ich erinnere mich an Eure Situation, die ich auch als einzigartig bezeichnen würde. Danke, daß Du mal wieder davon berichtest! Es ist ja wirklich erstaunlich, daß sie das so konsequent durchzieht. Für mich war es seinerzeit ein positives Zeichen in der Krise mit meiner Tochter, als die kaum, am liebsten gar nicht, mit mir sprach, daß sie es wenn…dann doch immer noch auf Deutsch tat, obwohl sie eigentlich ja wußte, daß es mich schmerzen würde, wenn ich immer Dänisch mit ihr reden müßte. Wobei ich dann vermutlich bei Deutsch geblieben wäre. Tja, es ist wie es ist und unsere Kinder entwickeln sich nun mal sehr oft anders als wir Eltern uns das vorstellen oder sogar wünschen. Man kann durchaus nach Ursachen suchen, das kann bei Problemen ja auch bei der Lösung helfen, aber ich hüte mich vor Schuldzuweisungen an die Eltern ! (Und dies beileibe nicht, weil ich nicht wüßte, daß auch wir unsere Fehler gemacht haben) Wenn sie damit klarkommt und durchkommt, kannst Du ja wenig machen und wirst weiter damit leben müssen, so wie wir mit dem, was unsere Tochter im Umgang mit uns kann und will. Aber danke trotzdem, es wäre wirklich interessant zu wissen, wieso sie die dt. Sprache derart ablehnt….


Cata

Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich finds auch spannend, dass hier Filme mit Freunden auf Englisch geschaut werden, und die Anderen so bereitwillig darauf eingehen. Selbst ihr Bruder wundert sich. Unsere Haustiere sind nun auch längst zweisprachig. Mit denen spricht das Kind ja auch Englisch. Außerdem ist sie willens mit mir in ein anderes Land zu ziehen und würde dort gern die internationale Schule besuchen, vermutlich weil dort in Englisch unterrichtet wird. Wir arbeiten dran , Dad muss noch überzeugt werden.


Pamo

Antwort auf Beitrag von Cata

Ich finde deine Kinder sehr unterhaltsam! Meine Tochter weigerte sich, nach dem Umzug von den USA nach D mit mir Englisch zu sprechen. Ich hab's dann irgendwann aufgegeben - wir hatten genug andere Probleme. Vor wenigen Jahren erklärte sie uns Eltern empört, dass wir doch mal endlich mit ihr Englisch sprechen müssen! Sie sei doch Amerikanerin! Wie kann man als Eltern nur so nachlässig, so gleichgültig sein?! Seither sprechen wir nur noch Englisch Zuhause (nur solange sie dabei ist, denn das Englisch meines Mannes ist für mich unverdaulich). Sie spricht auch Englisch mit Familie und Freunden, wenn möglich, die meisten lassen sich ganz gern von ihr nötigen. Lustig wie stur deine ist.


desireekk

Antwort auf Beitrag von Pamo

… Pamo ich musste schmunzeln… Ich frage meinen Mann (und mich selbst) immer wieder, wie mein Mann es nur mit mir aushält jeden Tag… Mein Englisch ist sicher nicht schlecht, aber definitiv nicht auf Muttersprachenniveau… Ab und zu frage ich meinen Mann explizit, ob es für ihn nicht anstrengend ist, sich jeden Tag mit mir als Ausländerin unterhalten zu müssen, aber ihm scheint es echt nichts auszumachen. Ist er echt so schmerzbefreit? Bis zu einem gewissen Grad bewundere ich meinen Mann, wenn er immer wieder zu verstehen versucht, was ich ihm gerade erkläre, Worte falsch verwende, Satzstellung mal wieder verrutscht … Mir würde es da permanent die Ohren kräuseln, ich bewundere seine Souveränität in diesen Situationen… LG D


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von desireekk

Jetzt schmunzele ich... Ich halte ja nun auch schon sehr lange das fehlerhafte, wenn auch fließende und durchaus gute Deutsch meines Mannes aus. Aber ich habe schon zu Schulzeiten oft gemerkt, daß mir fehlerhaftes Deutsch bei Deutschen SOFORT grantig aufstößt, da stellt sich mir oft vieles hoch. Bei Ausländern stört es mich nicht (außer, sie sitzen in meinen Kursen, da versuchen wir es natürlich zu ändern ), daversuche ich eben nur zu verstehen, was sie sagen, falls es wirklich grottenschlecht ist. Aber da habe ich ein absolut selektives Gehör. Deutsche nachrichten oder Talkskosw sind da manchmal deutlich schwerer zu ertragen als das Deutsch meines Mannes.


Pamo

Antwort auf Beitrag von desireekk

Leute, ich bin sehr sicher, dass das Englisch meines Mannes seinesgleichen sucht. Es wird immer skurriler, er spricht Worte zunehmend komplett falsch aus ("inner" spricht er "einer" aus trotz 87 Hinweise), er hat Redewendungen erfunden, die körperlich weh tun ("I stop by your office when I am in the near"). Es ist schlimm und wird schlimmer.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Pamo

Nee, nee, das ist English for Runaways!


Cata

Antwort auf Beitrag von Pamo

Pano, ich kann das nachvollziehen! Meiner spricht einige Sprachen, aber sein Englisch regt mich auf! Da fehlt mir die Geduld. Komischerweise wünschen sich die Kids, er würde Deutsch mit ihnen reden, tut er aber nicht.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Cata

Mir geht gerade,als ich nochmal reinschaue, so durch den Kopf, daß die Überschrift als solche ja noch nichts Spezielles ist. In vielen rein ausländischen Familien wird zuhause ja auch eher die 2. Muttersprache = Nicht-Umgebungssprache gesprochen, auch bei uns hörten die Kinder Dänisch nur von meinem Mann - als Familiensprache sprechen und sprachen wir alle, auch er, Deutsch. ABER speziell ist, daß Deine Tochter sich der Umgebungssprache auch in der Umgebung total verweigert - und daß ein Großteil der Umgebung das toleriert. Mit Türkisch oder einer osteuropäischen Sprache hättet Ihr da vermutlich weniger Toleranzgrenzen gespürt, aber da hätte Eutre Tochter vermutlich auch eher einlenken müssen,weil diese Sprachen kaum jemand so "gut" kann wie Englisch. DAS - so kann ich mir vorstellen - finden manche sicher spleenig, aber eben auch cool (oder wie man nun heute sagt im Jugendjargon).


Cata

Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Und die anderen Mütter fragen um Nachhilfe. Das Kind wird immer gern eingeladen, da man sich erhofft, die eigenen Kinder finden Spaß an der Fremdsprache. In ihrer Klasse scheint das zu funktionieren. Sie ist natürlich durch ihren Bruder viel mit Abiturienten zusammen, und die sprechen wirklich alle super Englisch. Da ich mich vor einer Weile beschwert hatte, ich würde keine Konzerte mehr besuchen, wurde ich nun überrascht. Kind ist dem Chor beigetreten und singt nun auf Deutsch, und ich darf zum Weihnachtskonzert. Geht schon! Zumindest kann sie mittlerweile auch mal über sich selber lachen.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Cata

Ja, Wir Mütter haben sowieso irgendwann den wenigsten Einfluß - damit müssen wir uns anfreunden. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das bei Euch weitergeht, danke, daß Du immer mal wieder erzählst...


KKM

Antwort auf Beitrag von Cata

Ich finde es auch erstaunlich, und erstaunlich konsequent. Ist sie denn damals freiwillig mit nach Deutschland gekommen? Oder wollte sie lieber in der vertrauten Kleinkind-Umgebung in den USA bleiben? So dass sie (hobbypsychologisch) Deutsch mit dem Abschied vom geliebten Amerika verbindet und es deshalb ablehnt? Hat sie auch als Kleinkind in den USA beim Vorlesen dt. Bücher (hast Du vermutlich getan) auch auf englisch geantwortet? Ich vermute, Du warst als Mutter in der Kleinkindphase zu Hause und nicht berufstätig in den USA.. Was waren denn ihre ersten Worte, die sie gesprochen hat? Als sie eingeschult wurde in Deutschland, musste sie doch dann Aufsätze auf deutsch schreiben. Die musstest Du nach Benotung doch sicher unterschreiben (wurde bei meinen Kindern in NRW unter jeder Klassenarbeit gefordert). Daher kennst Du doch bestimmt ihre Deutschkenntnisse. Waren und sind die die Aufsätze ok? Was sagt denn der Deutschlehrer beim Elternsprechtag? Hat sie einen Akzent? Macht sie Grammatikfehler? Dass ihr Umfeld so bereitwillig englisch mit ihr spricht, kann ich gut nachvollziehen! Würde ich auch sofort machen und mich freuen! Der Mann einer Bekannten ist Ire und spricht ausgezeichnet deutsch. Ich freue mich immer über die Gelegenheit, mit ihm englisch sprechen zu können. Ich wünsche Euch alles Gute und bin gespannt, wie es bei Euch weitergeht.


Cata

Antwort auf Beitrag von KKM

Sie ist eher unfreiwillig nach D gekommen. Ich habe konsequent Deutsch mit ihr gesprochen, sie hat von Anfang an Englisch gesprochen, was auch an den beiden Geschwistern und den Vorschulfreunden lag. Sie hat keine Probleme in Deutsch. Der erste Aufsatz in der Dritten hatte 13 Fehler. Sie war so enttäuscht. Ich musste dann lachen und hab sie total gelobt, weil alles richtig war, nur alles klein geschrieben. Da kann ich mich noch erinnern. Fand ich gar nicht schlimmm. Mittlerweile kein Problem mehr, und Unterschriften gibts nun nicht mehr. Man kann die Noten online einsehen. Ich glaube, sie kann besser Deutsch als ihr Bruder, der bald sein Abi schreibt. Ihren Akzent kenne ich nicht, ich höre kein Deutsch von ihr, aber ihr Bruder kann Sächsisch . In der Regel sprechen beide zuhause Englisch mit mir und ich Deutsch.