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Deutschland, Land des hochgeförderten Kindes?

Deutschland, Land des hochgeförderten Kindes?

baby_im_juli

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Euch allen ein schönes Wochenende, habe Mitte letzter Woche mit einer Freundin in D geredet und da war wie oft wenn ich mit Freunden mit Kindern in D spreche wieder die optimale Förderung des Kindes ein Thema: Privatschule, Schule fuer Hochbegabte, Unterrichtsstunden in Englisch fuer Kindergartenkinder.... Da gibt es die eine Mutter, die lieber vom Arbeiten zuhause bleibt und ihr Kind fördert, damit es mit 5 schon in die Schule kann. Andere Muetter, die eine Arbeitsgruppe während der Schulzeit haben um dann Nachmittags den Stoff mit ihren Kindern zu lernen. Selbst Grundschulkinder scheinen mittags einen strukturierten Lehrplan zu haben und es wird mir immer wieder versichert, dass ohne zusätzliches Lernen mit den Eltern das Kind schlichtweg nicht vorankommt. Und ich bin immer wieder erstaunt... meine Eltern haben kaum mit mir gelernt, ein grösseres Hausaufgabenpensum hatte ich vielleicht ab der 7. oder 8. Klasse, die Ferien waren bis auf die letzten 2-3 Jahre vor dem Abitur auch wirklich Ferien. Trotzdem meine ich, dass ich zur Zeit des Abiturs ein gutes Grundwissen in den meisten Fächern hatte. Was passiert da in Deutschland? Wird da wirklich so Druck gemacht oder sind es eher die Eltern, die panische Angst haben, dass ihr Kind "versagt"? Hier in Schweden scheint gerade das Gegenteil zu passieren, dass alles ein bisschen zu "easygoing" in der Schule ist, habe hier aber auch viele gut ausgebildete junge Leute getroffen. Eure Meinung hierzu wuerde mich interessieren. Lg, Alexandra


Katja + Fabio (Berlin)

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Hallo, wir leben ja (derzeit/wieder) in Deutschland. Ich erlebe hier ganz unterschiedliche Einstellungen von Eltern. Zum einen sind es die von Dir beschriebenen. Ich habe zB eine Freundin die bereits in der Schwangerschaft über die private (Grund)Schule nachgedacht hat, die den KiGa immer wieder kritisiert weil die ihre Tochter zu wenig lernen würde (wir waren im selben KiGa und die Kinder wurden super auf Schule und in Sachen Selbsständigkeit vorbereitet - meine Meinung!!!), die sich Gedanken macht ob man nicht schon mal bestimmte Sachen für die Schule üben sollte (Tochter wird im Sommer jetzt eingeschult), die Englisch immer mal wieder in den Tagesablauf einbauen (beide Eltern deutschsprachig) und das Kind zum Ballett schicken damit die Körperhaltung später stimmt! Eine andere Freundin von mir geht JEDEN Abend und auch am WE mit beiden Kindern sämtlichen Schulstoff nochmals durch. Ergebnis: beide Kinder haben Top Noten, ABER ... Sie ist manchmal völlig fertig (nach ihrem Vollzeitjob) und außerdem stößt Sie zumindestens bei der Großen (9. Klasse) doch ab und an an ihre Grenzen! Ich höre von Kindern die Ewigkeiten mit den Hausaufgaben zubringen und erlebe Kinder die beinahe täglich üben müssen (teilweise auf Grund von schulischen Problemen, teilweise aber auch nur weil es die Eltern so wollen!) Ich lese zB hier im Forum von Eltern deren Kinder teilweise in der 1.Klasse sind und die täglich zusätzlich üben. All das stimmt mich manchmal nachdenklich. Aber, hier wird - so finde ich - mit der "Angst" der Eltern gespielt. Viele sind unsicher, verlassen sich nicht auf ihre eigenes (Bauch)Gefühl sondern richten sich nach der Masse. Und die Masse invstiert Zeit und Geld um ihren Kindern einen möglichen Vorteil zu verschaffen. Da werden Kinder verglichen (bei nationalen (zb VERA) wie internationalen (zB PISA) Tests und wenn das eigene Kind bzw Land nicht gut genug abschneiden kommen private Institute daher die das "Mnako" professionell beseitigen wollen. Auch die frühe Selektion der Kinder meist nach der 4.Klasse baut Druck auf, der sich noch um so mehr verstärkt wenn diese Empfehlungen dann auch noch bindend sind. Neulich schrieb mal jemand ganz passend, dass Kind(er) in der heutigen Zeit eben ein "Projekt" seien ... das man plant und bei dem man möglichst gute "Ergebnisse" erzielen möchte. Und ich glaube genau DAS trifft es ganz gut. Es gibt aber auf der anderen Seite auch Eltern die relativ gelassen mit dem Thema umgehen können, denen ihre Kinder und deren Bildung trotzdem nicht egal sind. Meine beiden (2. und 8. Klasse) haben kaum Hausaufgaben zu erledigen. Sie üben nicht extra ... (der Große pubertätsbedingt leider derzeit auch kaum bis garnicht für Arbeiten, etc ). Der Nachmittag ist frei für Hobbies und Sport, zum Freunde treffen, spielen oder nichts-tun. Beide haben aber einen relativ weiten Schulweg und einen langen Schultag. (billinguale Schule) Außerdem kam der jüngere auch schon mit 5 in die Schule (aber das ist Bundeslandabhängig und hier in Berlin war er Schulpflichtig!) Beide werden/wurden in der Schule zusätzlich gefördert (so macht der Kleine zB in einem Fach den Unterricht der nächsten Klassenstufe - gemeinsamme Entscheidung von Lehrern/Eltern - ... und auch das findet im Familien- und Freundeskreis sowohl Zustimmung als auch Ablehnung!) In Berlin wird aber auch erst nach der 6.Klasse getrennt (nach der 4.Klasse möglich für wenige Schulen) und es zählt der Elternwille!!! Wenn ich mich an meine eigene Schulzeit und die meiner Geschwister erinnere haben aber auch damals meine Eltern keinen Druck ausgeübt und es wurde nie zusätzlich geübt oder gelernt und trotzdem lief es problemlos. Das erste mal "lernen" musste ich in Klasse 12 oder 13. Diese Erfahrungen haben mich geprägt! Vielleicht kann ich deshalb halbwegs gelassen mit denm Thema umgehen und vertraue auf meine Kinder und deren können. Dennoch ist mir das Thema nicht egal und da, wo ich meine mich einsetzen zu müssen tue ich es auch! Es ist ein spannendes Thema, welches die Gemüter erhitzt. Ein richtig oder falsch gibt es eben hier nicht, obwohl mancher die Vorgehensweise des "anderen" nicht nachvollziehen kann! LG in den Norden Katja & Co


efuma

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Ich habe hier in D auch manchmal den Eindruck, dass viele Kinder zu sehr unter Druck gesetzt werden, aber bei uns im Freundeskreis besuchen die Kinder 1 oder 2 Veranstaltungen in der Woche zusätzlich zur Schule (z.B. Turnverein oder Musikstunde, hat aber nichts mit Schule zu tun), ansonsten sind wir der Meinung, die Kinder sollten erstmal Kinder sein, aber es gibt tatsächlich die Eltern, die meinen, ihren Kindern etwas Gutes zu tun, wenn sie sie besonders fördern, ist aber die Minderheit, ich kenne solche Fälle kaum.


Mitglied inaktiv

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ich weiss es nicht, ich erziehe meine Kinder nach Bauchgefühl und nicht nach ratgeber. Meine Große ist Autist, lernt seit sie 3 ist (also 7 Jahre jetzt) Violine, katastrophal, aber sie liebt es. Soll sie es tun. Sie macht Karate, was mehr bringt als viele Therapien - sie hat trotz hohem IQ nie was für die Schule gelernt und gerade ohne einen finger zu krümmen die realschulempfehlung bekommen (sie redet wenig, daher gibt es abzüge bei den Noten, ist aber egal, was solls, sie macht ihren Weg) Meine kleine hat nachdem wir mit ihr an der Uni waren, weil sie sich mit 6 jahren selber verletzt hat einen ganz anderen Ablauf. Sie hat auch nie was für die Schule gamacht, schreibt immer ihre 1er, ab und zu ihre 2er macht Mathe AGs für weiterführende Schule mit ist extrem hochbegabt, lernt seit Jahren chinesisch (wir waren heute bei der Neujahrsfeier) auf eigenen Wunsch, Klavier und spielt sie restliche Zeit Playmobil. Sie fühlt sich inzwischen sehr wohl, nachdem sie einen zusammenbruch wegen chronischer unterforderung hatte. Wer weiss, wie mal Kind nummer 3 wird? wenns das gibt ;-)


baby_im_juli

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Danke fuer Eure Antworten. Hier in Schweden scheint man dem Thema der speziellen Förderung von (hochbegabten) Kindern eher kritisch gegenueber zu sein. Meine Kollegen kritisieren dass die Kinder in der Schule nivelliert werden. Dann im Gegenzug Deutschland, wo jetzt ja auch diese ganze Diskussion der Hochbegabtenförderung stattfindet. Wie sieht das eigentlich in anderen Ländern aus?


kiwimeiki

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Kia Ora - Also in Neuseeland gibt es bezueglich der "Foerderungswut" sehr starke Unterschiede zwischen Familien, aber auch zwischen den einzelnen Schulen, bzw Kindergaerten (die hier ja schon mit 3 Monaten beginnen). So gibt es Kindergaerten die den Eltern garantieren, dass ihr Kind lesen und rechnen kann bevor es in die Schule kommt (das passiert hier am 5.Geburtstag) und die einen sehr starken Fokus auf den akademischen Bereich legen. Allerdings sind dies auch fast immer private Einrichtungen, die sich also auch nur Menschen leisten, die sich entscheiden fuer die Bildung ihrere Kinder viel Geld auszugeben. Und auch sogenannte "Educational Toys" und Fersehprogramme fuer Babys und Kleinstkinder stehen hoch im Kurs. Wir muessen uns in einigen Kreisen schon fast rechtfertigen, dass wir dies unseren Kindern (2,5 und 6 Monate) vorenthalten. Es gibt auch Familien in unserem Bekanntenkreis, denen die Schulen hier zu anspruchslos sind und die nach der Schule (die ja eh von 8.30-16.00 Uhr geht) noch ein paar Stunden mit ihren Kindern ueben/erweiterten Stoff durchnehmen. Allgemein empfinde ich die Gesellschaft hier jedoch als DEUTLICH weniger leistungsorientiert als die deutsche. Dennoch herrscht offensichtlich bei vielen Eltern Angst, dass ihre Kinder mehr leisten koennen/muessen als von sich aus. Ich bin gespannt, wie sich dies weiterentwickelt. Beste Gruesse


DK-Ursel

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Guten Morgen! Zuerst einmal: Eine große Bitte an einige: Es würde meinen alten Augensehr helfen,wenn mancher einen Absatz mehr machen würde statt alles in einem Stück uz schreiben. Und Baby-im-Juli: "Hier ist es so und so - wie bei Euch?" ist zwar gut, aber wo ist "hier"??? Bitte schreibt doch auch das Land dazu, sonst ist die Information doch gleich Null! Hier in DK (!!!) werden Kinder durchaus gefördert. D.h. e sgibt reichlich Freizeitangebote (die von den Eltern bezahlt werden müssen!), in Musikshculen, aber auch Sport -- oftmals von Freiwilligen/Ehrenamtlichen betreut. Da aber die meisten Kinder auch nachmittags fremdbetreut werden, liegen solche Aktivitäten manchmal ungünstig in den späten Nachmittags-/frühen Abendstunden. Mit Hinblick auf Schulnoten etc. machen die vielen Eltern, die ich im Laufe des Lebens hier kennengelernt habe, das aber eher selten. Englischkurse im KIGA u.ä. sind mir nicht bekannt. Trotz vergleichbarem Abschneiden bei PISA wie Dtld. gibt es hier nicht diesen leistungsdruck, Schulstreß und Notenzwang --- im KIGA steht Spielen und soziales Miteinander im Vordergrund, in der Schule wird darauf mind. ebenso viel Gewicht gelegt wie auf das Lernen und Noten gibt es eben auch erst später. Nein, diese Hysterie, wie ich sie von deutschen Eltern erlebe, diese Paukerei, dieses sich Richten nach den Lehrern,der Schule, dem Leistungsdruck, dieses systematische Pauken füreine Schulform schon im KIGA, spätestens aber in den ersten Schuljahren, das gibt es hier nicht (wohl auh, weil alle bis zur 9. Kl. zusammen in eine Schule gehen und dann erst eigene Wege - weiter Schule oder Berufsausbildung - gehen). Freizeitbeschäftigungen wie Sport oder ein Instrument lernen geht hier auch ohne diesen Anspruch, nun neben der Schule auch noch lernintensiv und nur Unterstützung der Schule zu sein. Das sind oft eben wirklich Hobbies, die Spaß machen! Gruß Ursel, DK - die trotz mancher Kritik sehr froh ist,daß ihre Kinder in DK großwerden!


DK-Ursel

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Hier hätte ich natürlich die Überschrift ändern müssen: Dänemark ist das lLnd, das ich ein bißchen beschreibe. (ist eben doch noch früh für "Winterbären") Gruß Ursel, DK


baby_im_juli

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Hallo, habe gerade nocheinmal meine Beiträge durchgelesen und meine doch ich hätte klar "hier in SCHWEDEN" geschrieben. Mich wuerde es jetzt doch interessieren, was genau an meinem Geschriebenen unklar war. Bezueglich der Absätze: Ich sitze hier meistens mit einem schlafenden Kleinkind auf dem Arm und tippe einhändig - da vermeidet man vielleicht das ein oder andere stilistische Detail. Ansonsten habe ich wenig Zeit vor dem Computer zu sitzen. Denke jedoch dass das hier ein Forum ueber Kinder und nicht ueber den besten Schreibstil ist und da könnte man ja auch etwas grosszuegiger sein! Gruesse, Alexandra


DK-Ursel

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Hej Aexandra! ichwill hierkeine stilistische Scuhle aufmachen, i ndie müßte ich als erstes gehen,weil ich viel zu viele Tippfehler mache - meine alte Tastatur kommt nicht nach. Aber es ist eben (vielleicht ja auch nicht nur für meine schwachen Augen) schwer zu lesen, wenn so gar kein Absatz kommt . Ich habe damit nicht Dich dezidiert angesprochen, sondern hatte mich gerade durch einige solcher Ein-Stück-Schriebe gearbeitet (oder eben auch nicht, ich gebe meistens auf.) Mit dem anderen hast Du Recht: Da ware ich wohl wirklich noch zu müde, morgens warte ich auf meine Sculkinder und habe dann eigentlich am besten Zeit zum Computern ohne schlechtes Gewissen, aber dann schlafe ich wohl noch halb, ist also auch keine Lösung, ich gelobe Besserung und schaue besser hin. "Schweden" habe ich nämlich glatt überlesen. Friede? Gruß Ursel, DK


Foreignmother

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Hallo, bei uns in der franzoesischen Schweiz scheint diese Hochfoerderung kein Thema zu sein (zumindest habe ich bisher noch nichts davon bemerkt), das liegt aber wahrscheinlich auch daran, dass hier (1) angesichts des grossen Anteils gut ausgebildeter Auslaender sowieso die grosse Mehrheit der Kinder mehrsprachig aufwaechst, (2) die Zuwanderer und Expatriates hier ohnehin erst einmal herausfinden muessen, welches Schulsystem ihrem eigenen am naechsten kommt und insofern kompromissbereiter sind und (3) Kinder in der Schweiz sowieso bereits Deutsch und Franzoesisch in der Grundschule lernen. Die Selektion findet hier viel mehr anhand der Schulgebuehren statt, wobei die teuersten Schulen nicht primaer die mit dem besten akademischen Programm sind, sondern die, wo man die "richtigen" Kontakte knuepfen kann. Da ist mir die deutsche Panik manchmal fast lieber, obwohl ich immer wieder sehr froh bin, dass mein Sohn nicht im deutschen Schulsystem aufwaechst und wir damit diesem ganzen Elterngeschwaetz und -vergleichen entgehen. Wie es in der deutschen Schweiz ist, weiss ich nicht. Allerdings kommen dort, wenn ich recht informiert bin, die Kinder im allgemeinen spaeter in die Schule. Gruss FM


emres

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ich der türkei gibt es auch sehr hohen druck. wer es sich leisten kann schickt sein kind an den abenden teils und we und ferien zur nachhilfe, auch gute schüler. ein beispiel 15 jahre altes mädchen, hat von 8:30-16:30 schule. danach an drei abenden nachhilfe unterricht, an denen sie erst um 19 uhr zu hause ist. am we hat sie beide tage jeweils 14-19 uhr nachhilfe, wo auch vor den ferien teste und prüfungen anstehen. wer in der mittelschicht was auf sich hält, schickt sein kind auf eine privatschule. in den ferien bekommen die kinder seitenweise pensum pro schulfach, was in den ferien erledigt werden muß. dann höre ich von den eltern noch, die kinder müssten mal mehr lernen. ich frage mich wann bitte schön, sollen sie lernen? ich habe oft das gefühl, die eltern haben versagensängst, gegenüber den kindern.... die kinder müssen besser, schlauer usw sein. ich finde es ist alles sehr extrem geworden. nur noch das beste zählt. ich kenne so ein druck nicht aus der schulzeit. bin gespannt was 2012 auf uns zu kommt, wenn unser sohn in dtl zur schule kommt. lg Anett aus dtl.


baby_im_juli

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Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hallo Ursel, Ja, alles ok. Ich werde mich aber in Zukunft bemuehen, Absätze zu machen (obwohl das zugegeben nicht meine Stärke ist). Das was Du aus Dänemark berichtest trifft wohl auch auf Schweden zu. Was mich interessieren wuerde (habe ja keine Schulkinder) ist, ob Du die dänischen Schulkinder denn fuer schlechter ausgebildet hälst als die Deutschen? lg, Alexandra


DK-Ursel

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Hej Alexandra! mal sehen, ob wir abends besser miteinander können. Eigentlich bin ich kein Morgenmuffel, eher ein Winterschlafbär. Meine Freundin (Deutsche) und ich haben uns oft darüber unterhalten, vor allem,weil ihre Söhne, die hierz ur Schule gehen und zu den Besten gehören, oftmals mit der kleinen Nichte in Dtld. verglichen werden. ich denke, dt. Schulkinder sind in den Grundschuljahren den dänischen im Wissen in vielem voraus. Wenn ich in manche dt. Foren schaue, wo in den Herbferien, also knapp ein Vierteljahr nach Einschulung, bereits gefragt wird, wieviel die Kinder denn schreiben/lesen könen --- das wäre hier in Dk kaum möglich. Zeigt auch, wie gering der Leistungsdruck ist. Hier wird gefragt, wie die Kinder zurechtkommen, ob sie schon Freunde haben, ob sie gerne hingehen, sich wohlfühlen, etc. Dt. Kinder lernen in den ersten Jahren mehr - und schneller. Sie lernen auch viel auswendig - aber ich lasse dahingestellt, wie nützlich es z.B. ist, wie diese kleine Nichte alle Bundesländer aufsagen zu können. Unser Eindruck ist aber, daß unsere dänischen Kinder das dann aufholen --- sie sind nach wenigen Jahren auf Gleichstand bzw. mit dem großen Vorteil, daß sie in den vergangenen Jahren durch Projektarbeit u.a. gelernt haben, sowohl im Team zu arbeiten, dessen Zusammearbeit wechselt, als auch wissen, wie man sich Information beschafft. Besagte Bundesländer würden dänische Kinder also ergooglen, nicht auswendig können. Und das macht sie in meinen Augen eigentlich fitter für die heutige Berufswelt. Übrigens schneiden sowohl dänische als auch deutsche Kinder in den umstrittenen PISA-Studien fast platzgleich ziemlich in der Mitte ab. Gruß Ursel, DK - die jetzt wohl trotz Ägyptennachrichten und noch für die Schule arbeitender Großen mit Freundin ins Bett gehen wird.


baby_im_juli

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Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Habe vor einigen Wochen einen Artikel von Remo Largo (Babyjahre) gelesen, der eben auch gesagt hat, dass ein Schulunterricht mit Schwerpunkt Auswendiglernen heutzutage komplett ueberholt sei. Man muesste Kindern anstelledessen beibringen, wie sie an Wissen gelangen könnten. Habe gestern mit einer Freundin in D (Sohn Gymnasium 7.Klasse) geredet, die gemeint hat, dass die Kinder mit Wissen vollgepfropft wuerden, aber niemand darauf hinweist, was Wesentlich und was Detailwissen wäre und deshalb Beides sehr schnell wieder vergessen wuerde. lg, Alexandra


Mitglied inaktiv

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Hallo, wenn ich so höre, was in Deutschland gerade läuft, bekomme ich manchmal richtig Panik davor, wieder zurück zu gehen. Das muss ich meinen Kindern nicht antun. Hat sich das alles tatsächlich so sehr verändert, seit ich ein Kind war? Mit hat die Schule nie Stress bereitet. Ja klar, vor dem Abitur musste man pauken, aber ansonsten war es doch vor allem toll, mit den Freunden zusammen zu sein und Streiche auszuhecken ;-) Bei uns ist Schule noch nicht wirklich aktuell, deshalb kann ich nur als Aussenstehende vom spanischen System berichten, aber mir scheint, hier gehen die Menschen sehr gelassen mit dem Thema um. (Die Schulbildung ist aber auch nicht so überwältigend. Das muss man mal ganz ehrlich sagen.) So gut wie alle Kinder gehen ab 3 Jahren in eine Art Vorschule, und wenn sie in die erste Klasse kommen, kennen sie Zahlen und Buchstaben. Die Qualität des Unterrichts an sich, hängt sehr von der Schule ab. Es gibt kostenlose staatliche Schulen, private Schulen die vom Staat gefördert werden und auch so gut wie kostenlos sind, und vollkommen private Schulen. Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder auf eine der privaten Schulen, die normalerweise damit werben, die Kinder zweisprachig zu erziehen, oder eben besser zu sein, als die staatlichen Schulen. Ob dem so ist, mag dahingestellt bleiben. Auf jeden Fall bewegen sich die Kinder dort in vornehmen Kreisen ;-) Kurios finde ich, den Ruf, den die deutsche Schule hier in Valencia hat: Es ist eine Eliteeinrichtung, in der nur die besten und intelligentesten aufgenommen werden. Der Unterricht ist so hart, dass die meisten Kinder daran zerbrechen. Sie werden allerdings bestens auf das spätere Leben vorbereitet und lernen selbstständig zu arbeiten. Das letze Argument habe ich schon sehr oft gehört. (Manchmal bekomme ich dann schon ein bisschen Angst vor dem spanischen Schulsystem. Denn selbstständig zu arbeiten, finde ich enorm wichtig.) Leider ist die deutsche Schule aber eben auch eine Privatschule, deren Gebüren man als Normalverdiener nicht bezahlen kann. Und wie sollte es anders sein, gibt es inzwischen kaum mehr deutsche Kinder, die dort eingeschult werden. Sie ist eine Einrichtung für die Kinder von spanischen Spitzenverdienern und die meisten, die ihren Nachwuchs dorthin schicken, tun es, um ihn standesgemäss unterrichten zu lassen, und nicht primär, damit er was fürs Leben lernt. Wirklich schade. LG Azahar