Mehrsprachig aufwachsen

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ADS aehnliche probleme wegen dreisprachigkeit???

Thema: ADS aehnliche probleme wegen dreisprachigkeit???

Hallo Ich (deutsche) leben mit meinem mann (englaender) in frankreich; so wachsen unsere beiden toechter (5 und 9) dreisprachig auf. Unsere grosse tochter ist sehr lebhaft und sehr sensibel, leidet unter konzentrationsschwierigkeiten, kann sich sehr schlecht in gruppen integrieren, ist sehr schnell frustriert und verliert auch sehr schnell ihre selbstkontrolle. In verschieden artikeln, habe ich gelesen, dass fuer manche kinder die multikulturelle und mehrsprachige erziehung vor allem fuer sehr sensible kinder nachteilige auswirkungenhaben kann. So steht darin, dass die Kinder, da sie mehr als eine MUTTERsprache (ich spreche nur deutsch mir ihr) haben, sich staendig hin- und hergerissen fuehlen und teilweise unwohl, wenn sie nicht die sprache der mutter sprechen. Sie fuehlen sich aufgrund der verschiedenen kulturen zu keinem land richtig zugehoerig, sie fuehlen sich aus aussenseiter und verhalten sich dann dementsprechend, dh integrationsprobleme etc. Das staendige hin- und her mache sie muede und fuehre zu konzentrationsmangel, .... Zwei meiner bekannen, die ihre kinder mehrsprachig erziehen, beobachten bei ihren sensiblen kindern gleiche verhaltensweisen konzentrationsmangel, schnell frustriert, geringe selbstkontrolle, etc) Zufall oder Bestaetigung dieser Theorie??? Welche Erfahrungen habt ihr? Vielen Dank Karin

Mitglied inaktiv - 29.06.2007, 10:48



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Hallo Karin! Ich kann Dir nicht von persönlichen Erfahrungen berichten die in die gleiche Richtung gingen. Aber in meinem jahrelangen "Aufenthalt" in diesem Forum ist mir noch nicht zu Ohren gekommen, dass Mehrsprachigkeit diese Symptome auslösen könnten. Gleichwohl kann ich mir vorstellen, dass Kinder in gewisser Weise mit der Mehrsprachigkeit "überfordert" sind wenn sie z.B. von AD(H)S betroffen sind. Wobei sicher nicht die Mehrsprachigkeit das Kind überfordert sondern vielmehr die vielen Daten in ihren Köpfen. Ich denke also dass es das umgekehrte Ursache-Wirkung-Prinzip ist... Aber das ist nur meine laienhafte Auffassung davon!!! Wie gesagt, ich kenne weder persönlich noch durch das Internet jemanden der diese Probleme bisher geschildert hat. Bin gespannt was die anderen sagen. lg, rebeca

Mitglied inaktiv - 29.06.2007, 10:59



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Liebe Karin ich bin versucht zu sagen, dass eine solche Auffassung (dreisprachigkeit = adhs) blanker unsinn ist! und zwar deshalb, weil das der erfahrung der mehrheit der menschen auf diesem planeten widerspricht: außerhalb europas, aber auch in teilen europas, wachsen menschen ganz selbstverständlich mit mehreren sprachen und "kuulturen" auf (was auch immer eine "kultur" sein soll). in teilen afrikas ist zweisprachigkeit eine selbstverständlichkeit (kleinste regionale sprachen und die kolonialsprache englisch oder französisch), ebenso in südamerika. d.h. überall dort, wo es kolonien gab, sprechen menschen seit jahrhunderten mindestens zwei sprachen. auch in europa, z.b. in österreich oder der schweiz sprechen menschen mindestens zwei sprachen (franz/dt. z.b.). also: die einsprachigkeit, die in D oder GB so selbstverständlich und "natürlich" scheint ist ein zeitlich sehr junges und regional sehr beschränktes phänomen. aber da es sich im politischen und finanziellen zentrum der welt ergibt, gilt es als norm. abgesehen davon, widerspricht es auch meiner persönlichen erfahrung grundlegend: ich bin selbst dreisprachig und multikulturell aufgewachsen (mutter span, in argentinien, usa/canada und d als kind gelebt) und bin zwar sehr lebhaft und intensiv, habe aber keinerlei konzentrations- oder sonstige probleme. wenn überhaupt, haben mir in in D immer die monosprachigen leute "probleme" zu machen versucht. aber das ist ein anderes thema. auch unsere kinder wachsen dreisprachig auf: ich span., mann NL, wir leben in D. der große, nun 6 jahre alt, ist total "normal", die kleine (knapp 9 monate) bislang auch. aber mal sehen...:-) ich sehe es alles in allem wie becky/rebeca. d.h.: wenn kinder eh eine auffälligkeit, eine schwäche, ein problem haben, dann kann (!!!!) die mehrsprachigkeit gewissermaßen eine punkt sein, an dem man das sieht oder der sie tatsächlich mal überfordert. aber auch mit nur einer sprache wäre ein solches kind sicher (denke ich) nicht anders. sowohl adhs wie mehrsprachigkeit sind komplexe phänomene, die sich im ungeheuren komplexen prozess der erziehung/des aufwachsens abspielen. da gibt es für nichts einfache ursache-wirkung-zusammenhänge. kinder, dsa leben, die erziehung - das sind keine maschinellen abläufe. deshalb: macht euch keine vorwürfe oder lasst euch auch nichts einreden. kümmert euch einfach um eure große, vielleicht mit psychologischer oder ärztlicher begleitung. und schaut, was ihr gut tut. lg paula

Mitglied inaktiv - 29.06.2007, 12:02



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Hallo, ich bin froh, daß Du dieses Thema mal angesprochen hast, denn es heißt so oft, 'Kinder haben überhaupt keine Probleme damit, mehrsprachig aufzuwachsen'. Sofern sie sich "normal" entwickeln, ist das wohl auch so, aber wenn da etwas nicht ist, wie es sein sollte, dann kann das schon Probleme geben. Wir leben in NL und unser Sohn wächst dreisprachig auf (deutsch, engl., niederl.). Er wird im August 3 Jahre alt, spricht sehr wenig und ist auch sonst in seiner Entwicklung zurück. Es wurde auch schon der Verdacht auf ADS, ja sogar Autismus geäußert. Im Juli haben wir einen Termin bei einem Kinder-Psychologen, um herauszufinden, was nun wirklich Sache ist. Eine Logopädin hat ihn vor drei Wochen untersucht und das Endresultat war, daß er sprachlich auf dem Stand eines gerade 2 Jahre alten Kindes ist. Leider haben auch die Experten so ihre Schwierigkeiten mit der Mehrsprachigkeit. Keiner weiß so richtig Bescheid, von überall her kommen verschiedene Ratschläge. Der Logopädietest wurde in niederl. gemacht, aber manche Wörter kennt unser Sohn nunmal nur in dtsch., deshalb finde ich das Testresultat ziemlich wertlos. Wir werden nun abwarten müssen, was die psychologische Untersuchung (es werden wohl mehrere sein) ergibt, und dann zusammen mit der Logopädin überlegen, wie wir weiter vorgehen, um seine Sprache zu fördern. Ich denke auch, daß für Kinder, die AD(H)S, Autismus usw. haben, die Mehrsprachigkeit ein gewisses Problem darstellt, sie verwirren kann. Aber es ist natürlich nicht (und das denken leider einige Laien) die Ursache. Gruß aus NL, Kerstin

Mitglied inaktiv - 29.06.2007, 12:50



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Hejallesammen! Ich kann jedesmal aus der Haut fahren, wenn alle möglichen Probleme mit oder beim Kind auf die Mehrsparchigkeit zurückzuführen werden, und dies nicht erst, seit eine spanische Schulkameradin (Abitur fließend Deutsch) mir erzählt hat, ihr in Dtld. aufwachsender zweisprachiger Sohn habe gestottert, wurde deshalb zur Sprachtherapeutin (Logopädin?) geschickt und die habe, sobald sie von er Zweisprachigkeit erfuhr, die Diagnose gesteltl: Daran liegt es, sprecht bitte nur noch deutsch mitdem Kind. da die gute Fachfrau das Kind aber noch nicht einmal selbst gesehen hatte, sondern erstmal nur ein Vorgespräch mit der Mutter hatte, erlaubte diese sich, die Frau al inkompetent einzustufen und hat nichts mehr unternommen: Das Stottern ging auch so weg. Ich will damit nicht sagen, daß sich alle Probleme von selbst lösen -aber sie lösen sich mitSicherheit auch in den seltensten Fällendadurch, daß man das Kind auf 1 Sprache reduziert. Nun kenne ich mit ADS nur insofern aus, als wir im(zweisprachigen!!) Freundeskreis auch ein Kind kennen, das so diagnostiziert wurde. Ohne daß hier in Dk (wo trotz allem auch zu wenig über Mehrsprachigkeit bekannt ist) gleich die Mehrsprachigkeit als Ursache angesehen wurde. Es ist mir auch hier in Dk ein Fall bekannt, wo Frühchen zunächst mit ihrer geburtstbedingten Rückstndigkeit auf die 2. Sprache verzichten sollten - die mutter hat gekämpft, weiter ihre Sprache mit den Kindern gesprochen und heute hat sich deren Sprachniveau weitgehend den anderen einsprachigen Kindern angepaßt. ich zumindest würde mir nicht so leicht einreden lassen, daß die Probleme meines Kindes mit seiner Mehrsprachigkeit zu tun haben. ADS-Kinder sind oft auch sehr inelligente Kinder, die gerade intellektuelle Forderung BRAUCHEN! Und soweit ich das durch unsere Freunde weiß, hat ADS eine physische Ursache - den Menschen fehlt irgendeine Substanz im Gehirn, die es ihnen ermöglicht,. zur Ruhe zu kommen, abzuschalten, sich zu konzentrieren - wie man auch will. ich drücke es jetztabsichtlich sehr laienhaft aus. mir ist daher auch mehr als schleierhaft, wie da die Mehrsprachigkeit schädlich sein soll. Im übrigen gilt wohl leider immer noch für Dtld. wie für DK, daß gerade die sog. Fachleute, also Sprachtherapeuten und Logopäden, sehr wenig über Mehrsprachigkeit wissen und nur ins blaue stochern. Schließlich müssen sie ja einsprachige Kinder, die stottern, ADS haben oder noch was anderes, auch behandeln - ohne daß da eine "verwirrende Zweisprache" abgeschafft und somit als Therapie dienen kann! Mich regt sowas wirklich auf, ich hoffe, Ihr findet eine gute Fachkraft, die sich dem Problem stellt und nicht nur rumdoktort! Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 29.06.2007, 16:29



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ach quatsch! ich glaube, dass der wechsel zwischen kulturen belastend sein kann. aber ist das bei euch überhaupt der fall?? lebt sie "zwischen den welten"? "mehrkulturigkeit" ist mitunter belastend, mehrsprachigkeit aber garantiert kein noch so minimaler grund für ads. dahinter steckt was anderes. gebe bei solchen dingen allerdings auch immer gern zu bedenken: man kann kinder auch krank machen, indem man sie als falsch, so wie sie sind, hinstellt. beispiel: mein sohn (4, dreisprachig) hatte sprachprobleme, mixte grammatik und wörter der sprachen auf einmal extram. von allen seiten: logopädie, sprachenzentrum und "denken Sie an seine zukunft!" ja, pustekuchen. wir haben nichts von alledem gemacht und mittlerweile ein kind, über dessen sprachverhalten die menschen staunen. ich glaube, hätten wir damals das ganze programm mit ihm durchgezogen, dann hätten wir heute ein sprachauffälliges kind. will sagen: mich nervt dieser dauernde, anscheinend unbezwingbare drang, kinder ständig bewerten zu müssen: dick, dünn, groß, klein, klug, nicht so klug, ruhig, unruhig... sie sind immer richtig so, wie sie sind. bei dem ganzen druck, irgendwelche entwicklungsstufen erfüllen zu "müssen", gerät das leicht ins hintertreffen. :) :) lg!

Mitglied inaktiv - 30.06.2007, 16:37