Elternforum Mehrsprachig aufwachsen

3 sprachig aufwachsen

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Rafi11

Hallo zusammen, mein Sohn ist 11 Monate alt und wächst in Deutschland auf. Mein Mann und die Oma ( von der väterlichen Seite) sprechen Tschechisch mit ihm, da sie ursprünglich aus Tschechien kommen, leben aber seit 30 Jahren in Deutschland. Ich selber komme aus Rumänien, lebe aber seit 8 Jahren in Deutschland. Ich spreche mit meinem Sohn auf Rumänisch, versuche aber auch auf Deutsch mit ihm zu sprechen. Meine Eltern ( die noch in Rumänien leben) sprechen mit ihm natürlich, auf Rumänisch. Auf der anderen Seite, sprechen ich und mein Mann untereinander nur auf Deutsch. Ich mache mir Gedanken, ob unser Sohn vielleicht sprachliche Probleme haben wird, wenn er in die Schule geht bzw. ob er richtig Deutsch sprechen wird. Alle in meiner Umgebung sagen, dass ich mir keine Sorgen machen soll, da die Kinder mehrere Sprachen lernen können. Sogar die Kinderärztin meinte, dass er spätestens im Kindergarten richtig Deutsch lernen wird. Mein Mann meint auch, dass ich mir zu viel Kopf mache, weil die Familiensprache wird sowieso Deutsch sein und das Kind wird nie Rumänisch und Tschechisch so gut können wie Deutsch, da diese die Landessprache ist und er wird ständig damit konfrontiert. Daher meine Frage an Euch … was sind Eure Erfahrungen damit? Vielleicht kann mir jemand einen Ratschlag geben. LG


germanit1

Antwort auf Beitrag von Rafi11

Weiter unten gibt es Beitraege zu dem Thema. Warum sprichst du mit deinem Kind Deutsch? Fuer Deutsch kannst du mit deinem Kind auf den Spielplatz gehen.


Rafi11

Antwort auf Beitrag von germanit1

Danke für die Antwort. Die habe ich auch Nachhinein gelesen. Zurück zu deiner Frage… weil ich Angst habe, dass er nie richtig Deutsch lernen wird, wenn zuhause nur Tschechisch und Rumänisch mit ihm gesprochen wird.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Rafi11

Hej und willkommen hier! zuerst einmal freue ich mich riesig, daß Dich alle beruhigen bis hin zur Kinderärztin!!! es ist noch nicht sehr lange her, da wehte der Wind aus einer ganz anderen Richtung; wir mußten uns oft (fast) verteidigen, wenn wir nicht die Landessprache mit unserem Kind sprachen. Und ich schließe mich dem Kreis der Beruhiger an: Dein Kind lebt in Dtld. und ihr haltet es ja nicht von Deutschen fern, folglich lernt es ausreichend Deutsch von den Anderen. Dein Mann ist seine und für Du für Deine Sprache zuständig - wer sollte und könnte sie ihm sonst beibringen? Unterschätz den Einfluß der Umgebungssprache nicht, die wird sehr schnell sehr mächtig. Und rechne mal selber aus, wieviel Zeit für eine Sprache übrig bleibt, wenn der wache Tag durch 3 geteilt wird. Wenn davon nocht die meiste Zeit für Deutsch draufgeht, MUSS zuhause anders gesprochen werden, wenn anderes auch gut gelernt werden soll - das ist bei Muttersprachen nicht anders als bei Fremdsprachen: Je mehr Zeit man zum Üben hat, umso besser wird die Sprache. Und wenn Dein Kind erstmal in den Kindergarten, zur Schule etc. geht, dann wird die Zeit für Eure Sprachen noch weniger: Entweder ist es außer Haus, bei Freunden - oder die Freunde kommen zu Euch, und auch da wirst Du nicht immer übersetzen können oder wollen - und ruckizucki ist schon wieder ein Stückchen Zeit von Eurer Sprache weg. Aus der Praxis noch eine Beruhigung von vor ca. 20 Jahren: Mein Patensohn lebte hier mit deutschen Eltern in DK, es wurde nur Deutsch zuhause gesprochen und die Pädagogen schauten recht skeptisch, als er weitgehend ohne Dänisch in den dänischen KIGA kam. Aber sie mußten selber zugeben, daß er es sehr schnell gelernt hatte, genau wie seine Eltern und ich glaubten: heute ist er natürlich zweisprachig und gerade sprachlich gab es nie Probleme in der Schule. Also, hör bitte auf, Deutsch mit ihm zu sprechen, weite die Zeit für Deine eigene Sprache aus, Deutsch hört er genug! Viel Freude weiterhin!


heutanonym

Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Naja, immer vorausgesetzt, dass auch nach Kita und Schule genug Kontakte zu Deutschen besteht. Der kleine Bruder eines ehemaligen Nachhilfeschülers wurde in Deutschland geboren, ging hier zur Kita, in der Schule kein Hort, er war ansonsten nur unter Arabern und konnte somit zwar deutsch, aber "gut" konnte man das nicht nennen und das Arabisch war auch nicht gut. Die fünf Stunden deutsch pro Tag konnten das nicht reißen. Mitte der zweiten Klasse wurde er dann für den Hort angemeldet, das wird sich (nicht nur) sprachlich sicherlich positiv auswirken, einfach weil es nochmal drei Stunden mehr Deutsch am Tag sind.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von heutanonym

Ich glaube, das sollte man nicht verallgemeinern, bevor man nicht genau weiß, woran es liegt. Zumindest hier in DK wurde schon vor Jahren eine Verschlechterung der Sprachfähigkeiten auch bei vielen dän. Kindern festgestellt., oftmals bei ressourceschwachen Familien . Wer da wenig bis gar nicht (vorliest) ( was auch durch schwierige Buchbeschaffung begünstigt wird), wer eh wenig Fokus auf Bildung und Sprache hat, hat da auch als Einheimischer seine Probleme. Als Mitgelferin bei einem leseprojekt in der schule meiner kinder konnte ich das auch schon vor Jahren beobachten, interessant vor allem, wenn man wußte,wie es in der Familie ablief Abgesehen davon gibt es auch bei mehrsprachigen Kindern sprachbegabtere als andere UND andere soziale und/oder physische Probleme, die gutes Sprechenlernen verhindern. Und wer kann beurteilen, wie gut dieses Kind seine andere Muttersprache beherrscht? Vielleicht macht es da ebenso viele Fehler und hat Defizite wie im Deutschen, nur kümmert sich halt keiner? Ich gehe nicht nur von meinem Patensohn aus, (das wäre ja viiiel zu wenig für eine allgemeine Aussage )sondern kenne viele mehrsprachige Familien persönlich, mit unterschiedlichen . Sprachkombinationen, und inzwischen auch in vielen Foren diesem. Eltern, die in einem Forum wie diesem schreiben, kümmern sich bestimmt um die Sprachentwicklung ihrer kinder, da wage ich die allgemeine Aussage, daß es in der Regel kein Problem für ein kind ist, die Umgebungssprache zu lernen. Laß uns hoffen, daß der Hort für den kleinen araber Hilfe genug ist.


heutanonym

Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

ich wollte der AP auch nicht unterstellen dass sie sich nicht kümmert sondern einfach auch diesen Erfahrungswert einbringen. Der Kleine hat nach der Schule den ganzen restlichen Tag auf der Couch verbracht und bestenfalls ferngekuckt. Er war ganz glücklich als er endlich in den Hort durfte.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von heutanonym

Wahrscheinlich dann auch noch arabisches TV, was an sich okay ist (meine Kinder haben auch, wenn sie fernsahen, weitgehend nur dt. tV geschaut, weil zumindest zu ihrer Kinderzeit die dt. Kinderprogramme besser waren, also nicht nur wegen der Sprache). Aber auch wenn man ein einsprachiges Kind nach kiga/Schule nur vor dem tv parkt, lernt es auch nicht besonders gut sprechen. Hatten wir übrigens auch in dem Leseprojekt, bei dem ich mitmachte; der so aufgewachsene Junge konnte sich natürlich verständigen, hatte aber einen äußerst rudimentären Wortschatz…; trotz 2 dänischer Eltern in DK. Da ust der arabische junge evtl. Sogar besser dran, weil er wenigstens seine eine Muttersprache (Arabisch) ausreichend hörte; hiernin dk mit nicht synchronisierten Filmen bekam der Junge ja nicht mal im tv genug Muttersprache mit! Sprachliche Entfaltung und Gewandtheit hängt sehr viel mit der sozialen Herkunft und Förderung zusammen; dann aber sInd mehrere Sprachen so gut wie nie ein Problem.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von heutanonym

Ich wollte Dir auch gar nicht unterstellen, daß Du der Ap ein Nichtkümmern unterstellst, eher sollte es die AP beruhigen, daß allein schon ihre Frage /Äußerung der Sorge hier zeigt, daß sie auf die sprechfähigkeiten u d sprachen ihres Kindes achtet. Das ist ja schon die halbe Miete und mehr, als viele einsprachige Eltern tun, die den spracherwerb doch für eher selbstverständlich hinnehmen.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Rafi11

Ich habe erst jetzt gesehen, daß Du Deine Frage auch im Erziehungsforum gestellt hast. Fast möchte ich rufen: großer Fehler, denn da schreiben weitgehend einsprachig Erziehende, die streckenweise alte Vorurteile haben, bestenfalls einen Fall aus der Familie oder Nachbarschaft kennen und ansonsten eben keinerlei Vorstellung von praktizierter mehrsprachigkeit haben. Sie leben ja nicht damit. Mich regt so ein beitrag von Caot auch auf, denn er zeigt mehr als deutlich, wie sehr sie (und meinetwegen die Pädagogen, die sie kennt) von einsprachigen Familienverhältnissen ausgeht. Da werden die Schlussfolgerungen völlig andere als hier, wo Menschen in aller Welt mehrsprachig leben u d am eigenen Leib erfahren, wie das geht und was heißt. Vieles von dem…wie ja auch anderes aus dem eigenen Familienleben… sieht doch niemand, selbst wenn er wochenlang zu Besuch wäre! Silvias Beitrag zeugt Gott sei Dank wieder von Sachverstand, wenn ich das so sagen darf, aber Silvia erzieht auch zweisprachig . Ich habe Dir (ihr) dort geantwortet, weil es einfach Unsinn ist, was sie schreibt.


Rafi11

Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hallo DK-Ursel, danke für den Hinweis, hast du ja auch recht. Ich bedanke mich für deine Hilfe und Erklärungen. Mein Mann sagte neulich zu mir, dass ich vielleicht die Einrichtungsleiterin ( von unserer gewünschten Krippe) anrufen soll und sie am besten fragen was dieses Thema angeht. Also dann habe ich das auch getan. Sie meinte, dass wir uns überhaupt keine Sorgen machen sollten, da die Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren mehrere Sprachen gleichzeitig lernen können. D.h jeder Elternteil soll mit dem Kind in seiner Muttersprache reden. Die wichtigste Frage, die sie mir gestellt hat, lautet: „welche ist eure Familiensprache?“. Ich antwortete: „ Deutsch“ und sie meinte gleich: „ perfekt, dann wird das Kind von euch auch Deutsch lernen können, also machen sie weiter wie bisher, aber bitte die Sprachen nicht mischen!“. Also jetzt kann ich sagen, dass ich endlich beruhigt bin, da ich auch dazu eine fachliche Erklärung bekommen habe (falls diese anderen besorgten Eltern weiterhelfen könnte). LG und nochmal danke für deine Mühe


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Rafi11

Es ist toll, wie sich Einstellung in den letzten Jahren gerade oft auch bei Fachpersonal geändert hat. Da haben wir früher deutlich mehr gegen sowas wie im Erziehungsforum kämpfen müssen. Trotzdem muß man immer überlegen, wer einem zu was rät. Menschen ohne jegliche auslandserfahrung und/oder Erfahrung mit mehrsprachiger Erziehung sehen leider nu4 von außen hin und kennen weder die Notwendigkeiten noch die Freuden und wirkl. Probleme dabei. Wie gesagt, eine Muttersprache Ist nie unwichtiger als die andere. U.a. auch nicht, wenn man daran denkt, was das Erlernen mehrerer Muttersprachen mit dem Gehirn macht. Aber auch rein menschlich zeugt es von wenig empathischer Vorstellungskraft, eine Sprache gegenüber anderen abzuwerten. Auf sowas kamen in all den Jahren, die ich mehrsprachig unterwegs war in div. Foren und mailinglisten, wieder nur Menschen ohne mehrere sprachen in ihrem leb3n. Von ihnen kommt eben oft auch die Überlegung, daß man die Kinder die sprachen lernen läßt, damit sie später in der Schule etc. Vorteile haben. So oft das stimmen mag: das hat ja nun gar nichts mit unseren Motiven zu tun! Übrigens, längst nicht alle mehrsprachigen Kinder werden ja später irgendwas mit Sprachen , aber FALLS Dein Kind Übersetzer werde; will, später mal, ist es bestimmt vorteilhafter mit so einer angeblich “unwichtigen“ Sprache wie den Euren. Da gibt es garantiert weniger Konkurrenten als für Englisch, Spanisch oder was dIe Leute sonst für wichtig erachten Alles Gute Euch mit Eurem Kleinen, das wird schon!


Korya

Antwort auf Beitrag von Rafi11

Huhu, kann den Beiträgen oben nur beipflichten, bleibt diszipliniert bei euren Sprachen und der Rest kommt von selbst. Meine sind auch dreisprachig und hatten keine Probleme, die Umgebungssprache perfekt zu lernen, eher dass man irgendwann die eigenen Sprachen bewusst und aktiv bestärken mussten, wenn der Einfluss der Umgebungssprache zu stark wird - reden reden reden und natürlich auch vorlesen, soviel es geht.