Cassy
Meine Tochter ist nun 3,5 Jahre alt und hat gerade von der Krippe in den Kindergarten gewechselt. Erst meinte die Gruppenleiterin auf meine Nachfrage vor 3 Wochen, dass es kein Problem wäre, wenn sie noch Windeln trägt, es sei zwar unpraktisch, da sie keinen Wickeltisch haben, aber geht schon... am 1. Tag (vorgestern) wurde ich dann informiert, dass es doch nicht geht, da sie keinen Platz hätten die Windeln zu lagen (was natürlich Blödsinn ist - ich denke die anderen Betreuerinnen haben diesbezüglich auf unsere - noch sehr junge - Betreuerin eingewirkt). Na gut - sie scheinen immerhin schon positive Erfahrungen mit ihrer Methode (regelmäßig zur Toilette schicken und im Fall umziehen) gemacht zu haben und ich kann mir auch vorstellen, dass es bei manchen Kindern funktioniert, aber ich denke meine Tochter spürt es einfach zu spät - alles landet in der Hose. Auf der Toilette kommt meistens nichts. Nun weiß ich nicht, wie ich das außerhalb des Kindergartens handhaben soll... entweder mitziehen und komplett windelfrei darauf hoffen, dass sie es schnell "lernt" (viele Freizeitaktivitäten würden dadurch ausfallen, da es mit den ständigen Unfällen einfach nicht geht) oder Windel an und warten, bis sie mir reif genug erscheint - dem Kindergarten wird es bestimmt auch irgendwann zu mühsam... Was würdet ihr machen?
Hallo. Ich würde mit dem Kindergarten mitziehen und auch zuhause die Windel ablassen. Bei meiner Tochter haben wir dann Routinezeiten eingeführt; immer vor und nach dem Schlafen, bevor wir das Haus verlassen bzw direkt vor dem Sportkurs z.B. Ich hatte anfangs Bedenken, o sie dann nicht richtig trocken wird, sondern nur nach Zeit geht. Aber letztendlich mach ich als Erwachsene es doch ähnlich zu halbwegs festen Zeiten. Das Gefühl hat sich bei meiner dann wie nebenbei entwickelt. Ich hatte ihr gelegentlich (für lange Autofahrten) noch eine angezogen. Aber als sie die damals auch fast immer nutzte, ohne ein Wort zu sagen, ließ ich die Windel komplett weg. Viel Glück!
Ich würde ganz freundlich anbieten eine kleine aber komplette Wickeltasche an der Garderobe meiner Tochter zu lagern und diese täglich aufzufüllen. Das nimmt keinen Lagerplatz in der Gruppe weg und somit das einzige, unfassbar dumme Argument deines Kindergartens. Meiner Tochter würde ich das zu frühe trocken werden müssen jedenfalls nicht aufzwingen lassen. Zumal es ja erkennbar ist, dass sie die körperliche Reife noch nicht hat. Und selbst wenn sie da langsam anfängt, ist ausgerechnet der trubelige, ablenkende Kindergarten oft der letzte Ort, an dem das trocken sein wirklich klappt. Das jetzt auch noch in der Eingewöhnung zu erzwingen ist absolut unnötig und das sollten geschulte Erzieherinnen auch wissen. Natürlich wollen die den für sich einfachsten Weg, aber da darfst du für deine Tochter auch kämpfen, dass eine Ausnahme gemacht wird. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass alle anderen Kinder dort zuverlässig trocken sind.
Puh. Der Kindergarten ist aber aus dem letzten Jahrhundert. Kinder zwingen trocken zu werden, weil das bequemer ist! Wusste gar nicht, dass dies noch jemand macht. Würde mal ein längeres Gespräch dort führen und mich parallel nach ner andere Betreuung umsehen. Der Erziehungsstil ist mir einfach zu altbacken. Gibt ja Gründe warum das heutzutage abgelehnt wird.
Huhu, sei froh, dass die Erzieherinnen so gelassen und auch gut ausgebildet sind. In vielen Kigas drängt man die Kinder noch auf die Toilette, weil das Thema Sauberwerden in der Ausbildung der Erzieherinnen gefehlt hat. Gut ausgebildete Erzieherinnen wissen: In Studien konnten Forscher zeigen, dass "Töpfchentraining" kleine Kinder nicht einen einzigen Tag früher sauber bekommt, als wenn man gar nichts macht. Der Grund ist, dass das Sauberwerden ein genetisches Programm ist, das von selbst abläuft, sobald die Hirnreife des Kindes dies hergibt. Dies ist bei manchen Kindern früher, bei manchen später der Fall. Es gibt bei Menschen Dinge, die durch Vorbild und Erklärung erlernt werden müssen – und Dinge, für die ein Kind nicht üben muss, sondern die von selbst ablaufen. Zu letzteren gehört zum Beispiel das Krabbeln oder Laufenlernen, das ohne Anleitung von selbst geschieht. Auch das Sauberwerden ist so ein Automatismus. Wenn ein Kind so weit ist, geht es in kurzer Zeit von sich aus auf die Toilette. Es sieht es bei den Großen und möchte das von sich aus auch, sobald seine Entwicklung dies erlaubt. Meine Tochter beschloss an ihrem dritten Geburtstag, dass sie von nun an auf die Toilette gehen möchte. Es dauerte vier, fünf Tage, bis sie tagsüber komplett zuverlässig trocken war, nachts war das etwa 6 Wochen später der Fall. Bei meinem Sohn dagegen dauerte es, bis er knapp vier Jahre alt war, bis er zuverlässig sauber war. Es ist einfach von Kind zu Kind unterschiedlich. Aber dass ein Kind so weit ist, sieht man immer daran, dass es nur kurz braucht, um sauber zu werden. Das Problem beim Toilettentraining ist zum einen, dass es Eltern und Kind Nerven kostet, weil man ständig das Kind ermahnt, erinnert, hinterher sein muss. Das Kind bekommt Druck, soll etwas steuern, das es noch nicht zuverlässig (sondern nur manchmal) merken und steuern kann usw. All das ist Krampf. Und das Kind wird im Endeffekt nicht nur nicht früher sauber davon. Sondern wenn man Pech hat, dauert es sogar länger als bei anderen Kindern. Nach einem scheinbar frühen Erfolg kommt oft ein langer Rückfall, der manchmal sogar bis ins frühe Schulalter anhält (bei Freunden öfters gesehen). Wenn du dich überzeugen möchtest, lies mal das wunderbare Buch "Kinderjahre" des bekannten Schweizer Entwicklungsforschers Prof. Remo Largo. Er hat an zahllosen Kindern in Langzeitbeobachtungen gezeigt, dass die Kinder mit Toilettentraining kein bisschen früher sauber waren als die, bei denen man gar nichts gemacht hat. LG
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