Elternforum Kigakids

Offenes Konzept - Wie Nachteile ausgleichen?

Kigakids
Offenes Konzept - Wie Nachteile ausgleichen?

kia-ora

Junior geht jetzt in den KiGa vor Ort, damit er Freunde finden kann. Leider sind die Nachteile des offen Konzepts deutlich spürbar.  Die Kids laufen rum, niemand fühlt sich zuständig,  niemand hat nen Überblick.    Beispiel: Gemeinsames Frühstück.  Das wird schnell vergessen oder das Essen ist alle, wenn er hungrig ist. Also packen wir ne Brotdose und Problem ist gelöst.     Was muss ich sonst noch bedenken? Mehr basteln und Brettspiele. Das ist auch wichtig im Alter von 3-5. Sehr gutes Vorschulmaterial habe ich noch vom Geschwisterkind aus der Coronazeit. Was sollte ich sonst noch besorgen/ organisieren/ im Haus haben?  


JoMiNa

Antwort auf Beitrag von kia-ora

Also ich finde ein komplett offenes Konzept auch nicht ideal. Aber ich denke, du musst dir trotzdem keine Sorgen machen. Dir geht es vor allem um die Vorbereitung auf die Schule, wenn ich dich richtig verstehe? Klar, die Kinder können bei einem offenen Konzept 3 Jahre im Baubereich verbringen und nie eine Schere in die Hand nehmen. Aber auch bei einem geschlossenen Konzept werden die Kinder ja nicht zu etwas gezwungen, auf das sie keine Lust haben. Ich würde einfach bei den Entwicklungsgesprächen, und eventuell auch zwischendurch die Betreuer nach den Vorlieben und Abneigungen des Kindes fragen und auch im Alltag darauf achten. Du kannst natürlich auch das Kind direkt fragen. Dann kannst du konkret gegensteuern, wenn du zum Beispiel erfährst, dass dein Kind nie malt. Ansonsten würde ich das Kind darin bestärken, Freundschaften mit anderen Kindern zu knüpfen, und diese auch durch Spieltreffen unterstützen. Damit das Kind möglichst viele Dinge direkt mit seinen Freunden lösen kann, ohne erst die Bezugserzieherin suchen zu müssen. Das finde ich im Ü3-Bereich sowieso sinnvoll, da beim Personal oft eine hohe Fluktuation herrscht, dazu viele Ausfälle durch Krankheit usw. Da würde ich mich nicht darauf verlassen, dass die eine Person die komplette Kindergartenzeit da ist.


kia-ora

Antwort auf Beitrag von JoMiNa

Entwicklungsgespräche - ja, da war mal was. Nach 17 Jahren KiGa (durch 4 Kinder) kann ich diese Gespräche an einer Hand abzählen.   Weil mir genau dieses Feedback fehlt, überlege ich jetzt schon, wo ich aufpassen muss.   Hält er sich nur draußen oder im Bauraum auf, wird er die anderen Möglichkeiten gar nicht merken. Bisher war alles immer sichtbar: Essen, Basteln, Bücher, .... Das gibt dem Kind Impulse und weckt Neugierde. Es probiert es also aus. Das fällt ab jetzt weg.    Aber ganz lieben Dank für deine Anmerkungen.  Du hast genau verstanden,  was mir Sorge macht. 


Banu28

Antwort auf Beitrag von kia-ora

Huhu, viel wichtiger als Brettspiele und Basteln ist, dass dein Sohn viel Gelegenheit hat, selbst kreativ zu sein. Das geht am perfektesten draußen. Ich bin im Kiga-Alter mit meinen Kindern nachmittags fast täglich in Wald und Feld gewesen. Dort haben sie Männchen aus Tannenzapfen gelegt, Steintürmchen gebaut, Blumen gepflückt und die Blüten zu Hause zwischen Löschpapier gepresst, haben an kleinen Bächen gespielt, auf liegenden Baumstämmen balanciert, leere Schneckenhäuser gefunden, kleine Insekten mit der Becherlupe untersucht, und im Regen durften sie mit Stiefeln in die Pfützen plaschen oder kleine Türmchen aus Schlammtropfen entstehen lassen. Zu Hause ist es die beste Förderung, das Kind bei alltäglichen Dingen mitmachen zu lassen. Kinder können bei allem helfen: Sie können beim Einkaufen mitentscheiden und Dinge anreichen, zu Hause dann beim Kochen helfen, Kuchenteig mit anrühren, sie können beim Heimwerken und Putzen mitmachen. Ich weiß, dann dauert alles etwas länger, und das Ergebnis wird nicht perfekt. Dafür hat man ein zufriedenes, stolzes Kind, das sich hilfreich, kompetent und wichtig fühlt und Selbstwirksamkeit erlebt. Zum Spielen und Basteln muss man Kinder dagegen kaum anleiten. Am besten stellst du einfach Materialien zur Verfügung (kleine Holzstücke, Tonpapier, Schere, Knöpfe, bunte, runde Glassteine etc. sowie Kleber, dann entstehen von selbst kleine Kunstwerke (auch wenn die nicht unseren erwachsenen Ansprüchen genügen). Natürlich sind Brettspiele mit der ganzen Familie (also auch mit Papa) etwas sehr Schönes, aber eher fürs Wir-Gefühl als Familie als zur Förderung von irgendwas. Zum Thema Vorschulmaterial. Ich bin selbst Lehrerin. Für den Schuleinstieg sollte möglichst nicht geübt werden. Es hat einen Grund, warum Kinder mit sechs und nicht mit vier oder fünf Jahren eingeschult werden. Es ist auch nicht nötig, Stoff vorzuarbeiten. Im Gegenteil, dann besteht die große Gefahr, dass das Kind sich am Anfang langweilt. In der Schule wird immer bei null angefangen. Es reicht, wenn ein Kind seinen Namen schreiben sowie bis 30 zählen kann. Dann ist Schule vom ersten Tag an spannend, und das Kind hat ständig kleine Erfolgserlebnisse. Was du aber tun kannst, und was sich in Studien auch bei der späteren schulischen Leistung sehr ausgezahlt hat: das Vorlesen. Die Deutsche Stiftung Lesen empfiehlt zweimal tägliches Vorlesen. Im Kopf des Kindes entstehen dann neue Verknüpfungen, weil es die Wörter in innere Bilder verwandelt. Vorlesen weitet so die Weltsicht, macht klug, regt die Fantasie an und hilft auch beim Lesenlernen. Weil das Kind schon erlebt hat, wie spannend Wörter und Bücher sein können. Wir haben unseren Kindern bis Ende des Grundschulalters vorgelesen, sie profitieren auch dann noch davon, wenn sie längst selbst lesen können. LG  


kia-ora

Antwort auf Beitrag von Banu28

Wie unser Alltag hier aussieht, das weiß ich. Wir leben fast im Wald. Da mache ich mir keine Sorgen. Bisher war dies die perfekte Ergänzung zu einem herkömmlichen Kindergarten.  Jetzt fällt nur leider das Herkömmliche weg und ich muss es integrieren und ersetzen.   Den Unterschied zwischen Vorschule und 1. Klasse kenne ich genau. Ich weiß,  was ich tue. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Prämnumerik und Co. sind kein Fremdwort mehr für mich.  Aber die Zeit davor, ist mir noch nicht klar. 3-5 Jahre. Vielleicht müsste ich doch mal nen Kurs suchen? Musikschule vielleicht weil der Sitzkreis am Morgen fehlt? Oder Turnen?  Weil man mit der Gruppe das im herkömmlichen KiGa macht. 


Chriss123

Antwort auf Beitrag von kia-ora

Habt ihr denn wirklich gar keinen Morgenkreis etc in eurem KiGa? Unserer hat auch ein offenes Konzept, das aber gegen 9 Uhr trotzdem einen gemeinsamen Infokreis hat, in dem den Kindern die Tagesaktivitäten in den einzelnen Räumen erklärt werden (also z.B. dass es im Atelier heute Wasserfarben gibt und ein riiiiieeeesengroßes Papier für jeden). Dabei wird auch nochmal aufs Frühstücksbuffet hingewiesen, dass um 9.15 abgeräumt wird. Um 12 treffen sich auch alle zum Essen und um 15 Uhr nochmal.  Vielleicht ist euer KiGa ja der Meinung, dass offenes Konzept Chaos und Anarchie heißt, aber das ist es gut gemacht wirklich nicht.  Die speziellen Aktivitäten sind auch strategisch ausgewählt, damit möglichst alle Kinder wenigsten ab und zu von jedem Raum/Aktivität angesprochen werden. Klar, klappt das nicht bei jedem Kind, aber viele können einem riiiieeesengroßen Papier halt nicht widerstehen. Gerade, wenn alle anderen wollen. Da geht wirklich auch viel über Gtuppendynamik.


JoMiNa

Antwort auf Beitrag von kia-ora

Hier in der Gegend haben fast alle "herkömmlichen" Kigas das offene Konzept. Und die Kinder kommen alle heil wieder raus 😁 Bei uns ist das Konzept zwar mit festen Gruppen. Aber es wird im Morgenkreis genau ein Lied gesungen. Und geturnt wird gar nicht in der Gruppe, die Kinder können nur ohne Anleitung in den Bewegungsraum. Wenn es das alles in eurem bisherigen Kindergarten angeboten wurde, ist es natürlich toll. Aber Standard ist das zumindest hier in der Gegend nicht und da finde ich die von dir genannten Kurse auf jeden Fall nicht schlecht, wenn es zeitlich und finanziell reinpasst. Mein Kind hat zum Beispiel erst beim Kindersport gelernt, dass die ganze Gruppe eine vorgegebene Aktivität gemeinsam macht. 


Piccadilly

Antwort auf Beitrag von kia-ora

Unser Kindergarten hat das offene Konzept erst neu seit Februar und wenn es da kein durchdachtes Konzept gibt ist das für die Katz. Wie kann das Essen alle sein?? Bei uns im Speisesaal hängt eine Liste wer schon alles gefrühstückt hat. Zwei Erzieher haben einen Überblick und dort wird nichts leergegessen wenn andere Kinder noch nicht da waren. Mittagessen genauso. Ich mein ich zahl ja auch fürs Frühstück da gehe ich dann davon aus, das genug da ist. Bei uns sind alle Erzieherinnen eingeteilt, jede weiß eigentlich alles über die Kinder. Wenn ich ihn abhole weiß jede Erzieherin sofort, wo das Kind gerade ist. Aber so undurchdachte Konzepte kenne ich auch von anderen Kitas. Um zu Deiner Frage zu kommen; Malen, schreiben fänd ich wichtig.


Chrissie2015

Antwort auf Beitrag von kia-ora

Ich finde es gut, dass du dir Gedanken machst.    Ich bin leider auch sehr ernüchtert vom offenen Konzept. Zumindest, so weit es unsere Einrichtung betrifft. Auf den ersten Blick haben wir die perfekte Kita: großes Außengelände, Turnhalle, Bauraum, Forscherraum, Malraum, Bistro etc. pp. Wenn, ja wenn da nicht das FRÖBEL-Konzept wäre. "Alles kann, nichts muss". Das funktioniert prima für ältere Kinder und Erwachsene, aber nachweislich nicht für kleinere Kinder. Insbesondere Jungs (Ausnahmen bestätigen die Regel) bleiben bei uns auf der Strecke, da sie in der Regel weniger mal- und bastelaffin sind als Mädchen. Das endet dann sehr oft damit, dass Kinder eingeschult werden, die einen Stift nicht vernünftig halten können, von einer Schere ganz zu schweigen. Nix für ungut, aber Erzieher nennen sich "pädagogische Fachkräfte" und wenn so etwas passiert, haben sie ihren Job nicht gemacht. Es redet ja keiner davon, die Kinder zu etwas zu zwingen, aber wenn ich 3-5 Jahre Ausbildung hinter mir habe, sollte ich wirklich gelernt haben, ein Kind dahingehend zu motivieren!!! Schön zu hören, dass das in anderen Einrichtungen mit offenem Konzept besser funktioniert.    Ich habe meinem Sohn also selbst die Stifthaltung beigebracht (denn, oh Überraschung, er lässt sich ganz hervorragend zum Basteln motivieren) und es gibt so Bücher für Kleine, wo man Teile ausschneidet und das dann aufklebt. Also z.B. einen Apfelbaum, den man ausmalen kann, die Äpfel dazu sind zum Ausschneiden und können dann in den Baum geklebt werden.    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich in der Schule ein Lehrer die Zeit für einen scherenmäßigen Komplettausfall nehmen kann. Das bleibt dann doch wieder an den Eltern hängen, also kann man das auch gleich im Kiga-Alter üben.    Ich hoffe jetzt noch ein bisschen auf die Vorschulgruppe in puncto Buchstaben, denn noch ist nix mit Namen-Schreiben (er wird im Oktober 5). Zahlen liegen ihm deutlich mehr.    Ende August geht es dann auch noch in die Musikschule, denn von der versprochenen musikalischen Früherziehung sehe ich in unserer Einrichtung leider auch nichts :-(.    Kneten ist auch noch eine schöne Sache und Mini-Lük. Wird beides sehr gerne gemacht.    Viele Grüße, Chrissie    


kuddelmuddel

Antwort auf Beitrag von kia-ora

welches bundesland? es gibt kita-bildungsgesetze, da steht drin, dass auch offene konzepte keine bloße anarchie und verwahrung sind. hast du dich mal bei der kita erkundigt und ein offenes, sachliches, freundliches gespräch geführt, wie die arbeit vor ort und die individuelle förderung aussieht? welche beobachtungskriterien zugrunde liegen und die vorschulbildung aussieht? ich denke, du solltest weniger bedenken, wie du vermeintliche nachteile ausgleichen kannst, was dir anscheinend nicht gefällt, sondern wie du kooperativ mit der einrichtung zusammenarbeiten kannst - welche vorteile gibt es? warum ist dein kind in dieser kita, wenn du alles blöd findest?   LG


Chrissie2015

Antwort auf Beitrag von kuddelmuddel

Hallo kuddelmuddel,  ich bin zwar nicht kia-ora, bin aber auch in einer Kita, mit deren Konzept ich überhaupt nicht einverstanden bin.  Warum ich trotzdem da bin? Nun, während der Kitaführung wurde das Blaue vom Himmel runtergelogen bzgl. pädagogischem Konzept. Du glaubst auch gar nicht, was für Zertifikate die alle draußen am Haus hängen haben bzgl. Fit for Kids, Sprachkita pipapo. Zusätzlich kommt man beim ersten Kind auch nicht auf die Idee, dass es Kindergärten gibt, die mit Kindern niemals basteln, wenn diese kein gesteigertes Interesse daran zeigen.  Und last, but not least, muss man oft froh sein, wenn man überhaupt einen Kindergartenplatz bekommt.  So richtig gecheckt, was das für ein Blindleistungsladen ist, habe ich auch erst, als mein Sohn die vier Jahre überschritten hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte er dann schon da Freunde und außerdem überlegt man es sich als Alleinverdiener auch zweimal, ob man nochmal die Zeit für die Eingewöhnung investieren kann oder möchte. Es kommt halt alles zusammen.  Konstruktive Gespräche habe ich auch regelmäßig versucht, aber am Fröbel-Konzept "Alles kann, nichts muss" rüttelt man eben nicht. Jeglicher Vorschlag meinerseits, die nicht so Bastelaffinen doch vielleicht mal zu motivieren, wird direkt mit "wir können die Kinder nicht zwingen" abgebügelt.  Aber interessanter Hinweis mit dem Kitagesetz. Da muss ich nochmal reinschauen.  Viele Grüße, Chrissie