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Angst vor ADHS

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Angst vor ADHS

Beany1692

Hallo!  Ich möchte gerne mal meine Sorgen loswerden und vielleicht hat de rein oder die andere eine Einschätzung. Unser Sohn (2 J 8 Mo) war schon immer aktiv. Als Baby war er super drauf, immer freundlich. Mit ca 1 Jahr wurde es anstrengend. Er wollte überall hin, war ein Meister im robben und krabbeln. Er war dabei aber auch irgendwie unruhig.  Und das beschäftigt mich auch einfach so. Diese Unruhe, erst motorisch und inzwischen sprachlich. Er redet am laufenden Band. Er kann sich auch nicht lange auf eine Sache konzentrieren. Morgens oder abends schauen wir mal ein Buch, das geht schon.  aber sonst.. und dabei wirkt er einfach unruhig. Er redet gefühlt den ganzen Tag, das auch gerne total laut.  ich mache mir extrem Gedanken, ob er ADHS haben könnte und fühle mich auch total hilflos im Umgang mit ihm. Manchmal titscht er richtig rum..  wie seht ihr das? Wie lange sollte er sich konzentrieren können? sind das Anzeichen von Adhs?


Jenpatoka

Antwort auf Beitrag von Beany1692

Hallo, dein Kind ist eben ein aktiver fast dreijähriger Junge. In diesem Alter spricht man noch nicht von ADHS. Diese Diagnose kann auch nur ein Kinderpsychologe (oder mit ähnlicher Ausbildung) feststellen- und das auch frühestens erst mit 6 Jahren. Ich würde wahrscheinlich mit einem aktiven Kind viel nach draußen gehen, Fahrrad fahren, schwimmen gehen u.ä. Sachen machen zum Auspowern. Damit er nicht überdreht aber auch immer mal Pausen schaffen mit Buch lesen, ein Puzzle machen u.ä. Auch ein Sportverein kann helfen sich viel zu bewegen. Auch würde ich ihn soweit es geht mit im Haushalt helfen lassen wie Tisch abwischen, Wäsche in die Waschmaschine legen, weiches Gemüse/ Obst schneiden lassen, Teig kneten, saugen,..... Lass ihn ruhig erzählen, du kannst ja bei dem einen oder anderen mal was nachfragen (z.B. er spricht über das Thema Fische und du fragst ihn:" was meinst du, ist der größte Fisch?" Bei Bedarf könnt ihr ja im Buch oder im Internet nachschauen. Für das laute Reden würde ich mal das Gehör checken lassen. Vielleicht hört er ja nicht so gut und muss deshalb lauter reden. Wenn hier alles gut ist, würde ich ihn immer mal wieder erinnern, dass er auch etwas leiser reden kann (von wegen du verstehst ihn auch, wenn er leiser spricht). Um den 3. Geburtstag ist doch, glaube ich, die U7 oder U7a. Dann kannst du deine Bedenken auch noch einmal beim Kinderarzt ansprechen.   Viele Grüße


natalie_92

Antwort auf Beitrag von Beany1692

Ich glaube das ADHS mittlerweile eine Mode-Diagnose ist und jeder 2 versucht irgendwie in seinem Kind, was nicht so ist wie man sich vorgestellt hat, die Anzeichen davon zu finden. Sorry, wenn es hart klingt - ist aber echt so. Dein Sohn ist ein normaler fast 3 jährigen Junge. Und ein aktiver - nicht unruhiger. Wieso soll das Kind überhaupt ruhig sein? Klar es ist anstrengend, wenn man ständig was machen muss und nicht einfach sich hinsetzen kann und stundenlang sich die Bücher anschauen kann, aber so sind Kinder mal. Machen mehr aktiv, manche weniger - hat aber nichts mit ADHS zu tun.   Mein Sohn war nie ruhig, ich habe gesagt er hat ein Akku im arsch und ich kriege es nicht leer😂 er hat so viel Energie wie ich und mein Mann zusammen nicht haben . Er hat sich nie für Bücher interessiert - wieso soll er es auch? Er ist eher für Action, fürs rumschmeissen, springen und Ähnliches 😁 er ist ein Junge und ich habe schon erwartet, dass er eher sowas machen wird anstatt sich die Bücher anzuschauen oder zu puzzeln.  wir gehen jeden Tag raus, manchmal auch 2 mal, damit er sich auspowern kann. Er fährt Roller (Laufrad mag er nicht), es wird ständig rumgetobt - besonders mit Papa weil wir noch ein Baby haben und ich es einfach nichts schaffe. Und so schaffen wir ihn irgendwie auszupowern damit er zuhause nicht durchdreht. Wenn es aber regnet, langweilt er sich wirklich kaputt und nimmt das ganze Haus auseinander.   


kea2

Antwort auf Beitrag von natalie_92

ADHS ist keine Modediagnose, sondern war in der Vergangenheit massiv unterdiagnostiziert. Man ist mittlerweile der Ansicht, dass fast 5% der erwachsenen Bevölkerung davon betroffen (aber größtenteils nicht diagnostiziert) sind. Das ist nicht wenig. Viele erwachsene ADHSler verzweifeln am Leben und/oder am Beruf und werden wegen allen möglichen psychischen Störungen behandelt, ohne dass jemand auf die Idee kommt, eine ADHS-Diagnostik durchzuführen. Wenn die Leute selbst diese Idee haben, finden sie so gut wie keine Anlaufstellen für Erwachsene. ADHS ist eine komplexe Störung, die lebenslang bestehen bleibt und dafür sorgt, dass Menschen unter ihren Möglichkeiten bleiben, auch wenn die Öffentlichkeit immer nur die hyperaktiven Kinder wahrnimmt, die angeblich per Diagnose und Medikamenten ins System gepresst werden sollen. Die nicht diagnostizierten Erwachsenen hat keiner auf diese Weise ins System gepresst. Oft waren gerade die Frauen in ihrer Kindheit die schüchternen, stillen, höflichen Kinder, die sich anscheinend ganz super von alleine ins System integriert haben - und trotzdem oft irgendwann daran verzweifeln, weil sie eben nicht so funktionieren, wie alle anderen. Es geht nicht darum, Kinder mit dieser Diagnose in ein System zu pressen, sondern ihre Probleme zu sehen und ihnen zu helfen, im Leben zurecht zu kommen. Dass mehr betroffene Kinder heute auffallen, ist ein Segen.  Ob Dein Sohn das hat, werdet Ihr feststellen, wenn er in der Schule ist und sich da auf uninteressante Inhalte konzentrieren und Frust aushalten muss. Durch den Kindergarten kommen die meisten ADHSler noch ohne groß aufzufallen als besonders lebhafte Kinder, Wutzwerge, Sturköpfchen oder Träumerchen.  


Kaire

Antwort auf Beitrag von Beany1692

Du hast ein aktives kleinkind. Das passt leider nur schwer in unsere heutige Welt. Um adhs brauchst du dir in dem Alter keine Gedanken machen, eher darum, daß du ihm gegenüber hilflos bist. Im übrigen reicht in dem Alter, wenn ein Kind mal 5min bei einer Sache bleibt (mal, nicht immer), z.b. Buch angucken, duplo spielen, im Sandkasten was bauen oder ähnliches.  Mein Sohn ist genauso (ungefähr gleich alt). Was bei uns gut funktioniert ist draußen sein. Gerade bei starker Unruhe wirkt Zeit in der Natur (z.b.park, Wald, etc) wunder. Der zwerg kann laufen ohne ständig aufpassen zu müssen und die Umgebung ist reizarm - gerade nach der Kita top, damit er entspannt. Meiner ist auch ein Entdecker, von daher ziehen wir los (zu Fuß, rutscheauto, drei-  oder laufrad) und er entscheidet (an jeder Ecke neu), wo er lang möchte. Im Winter sind wir viel in möbelhäusern und baumärkten, da lässt es sich auch prima bewegen. Von daher lautet mein Rat, sorge für viel Bewegung bei möglichst reizarmer Umgebung (ich weiß, ist nicht so einfach), und guck nach ein paar Tagen, ob die Unruhe sich legt. Unsere Welt ist für kleinkindgehirne leider nicht optimal, reizoffene bewegungsstarke Kinder (auch ganz ohne adhs) geraten da schnell an ihre Grenzen.


WonderWoman

Antwort auf Beitrag von Beany1692

und wenn er adhs haben sollte (was man in dem alter noch nicht feststellen kann, aber wenn man es könnte), was wäre dann? was würde sich ändern?


kea2

Antwort auf Beitrag von Beany1692

In dem Alter lässt sich das noch nicht feststellen. Außerdem haben kleine Kinder Zeiten, wo sie sich intensiv mit der Entwicklung von etwas bestimmten befassen und dadurch anderswo weniger weit sind als andere. Auf Dauer gleicht sich das an, bzw. es sollte das tun.  Vielleicht ist konzentriert zuhören oder etwas anderes ruhiges tun bei Deinem Sohn noch nicht "dran". Die Ohren würde ich mal checken lassen, wenn Dein Sohn immer so laut spricht. Ich würde abwarten, was der Kindergarten zu dem Verhalten Deines Sohnes sagt. Die sehen viele Kinder und können einschätzen, ob Dein Sohn einfach besonders lebhaft ist oder ob man das im Auge behalten sollte. Selbst, wenn man wüsste, dass er ADHS hat, würde man nur auf ein stabiles Umfeld mit klaren Ansagen und Regeln achten, als Eltern Verständnis haben, dass das Kind mehr Wiederholungen braucht, bis eine Regel sitzt und Wutanfälle so lenken, dass niemand verletzt wird und keine Dinge zerstört werden. Das alles machen Eltern, die nicht blind nach irgendeinem Prinzip erziehen, sondern auf die Besonderheiten ihres Kindes schauen, sowieso. ADHSler können sich übrigens sehr wohl konzentrieren und sogar hyperfokussieren, wenn sie etwas genug interessiert. Das Interesse ist nur leider oft nicht für das vorhanden, was sie gerade tun sollen.