Vila.
Hallo zusammen. Vielleicht habt ihr Erfahrungen mit großer Unterforderung und Langeweile in der 1. Klasse. Ich bin froh, dass die Lehrerin meines Sohnes seine Unterforderung schnell erkannt hat. Auch uns Eltern war bewusst, dass die 1. Klasse eine Leichtigkeit für ihn sein wird. Nun stehen wir gut in Kontakt mit der Lehrerin und sie hat uns schon 2x angesprochen und geraten/angemerkt, dass er eine Klasse überspringen kann, da er zum Ende deutlich auch gestört hat Wir Eltern sind dem schon offen, aber skeptisch. Wir sehen unseren Sohn schon als sehr schlauen Jungen, dem auch alles Erklärte gleich zufliegt. Aber z.B. hochbegabt sehe ich ihn nicht. Sein Verhalten hat sich leider (ich denke u.a. durch die Unterforderung) zu Hause negativ entwickelt. Er ist auch ein Kind, das nicht lernen will und schnell aufgibt, sobald er sich (egal bei was) anstrengen muss, er kennt es eigentlich ja auch nicht. Somit kann ein Überspringen der Klasse auch nach hinten losgehen. Wird die 2. Klasse, in die er nun geht, denn wenigstens anspruchsvoller? Es wird ihm sicher leicht fallen, aber ich habe die Hoffnung nicht mehr langweilig und er somit ausgeglichener wird und nicht mehr chronisch unterfordert. LG Vila
Ein springen kann gut sein, muss es aber nicht. Aber wenn die Lehrer:innen das Kind unterstützen (oft mangelt es nämlich genau dabei) kann das eine Unterforderung einschränken. Allerdings wird ein schlaues Kind immer schneller denken. Es wird also mitnichten die Probleme lösen, aber es kann ein Baustein sein. Eine Möglichkeit. Oft dauert es, kognitiv betrachtet, nämlich nicht lange um aufzuholen. Und dann steht man vor dem selben Problem. Ihr solltet also versuchen Langeweile zu thematisieren und alternative Angebote seitens der Schule zu bekommen. Vielleicht kann er an Themen arbeiten und so sinnvoll den Unterricht ergänzen (Vorträge zum multiplizieren zum Beispiel) oder in Sachkunde Ausarbeitungen zum Unterricht. Auf jeden Fall kann ein Sprung hilfreich sein. Aber ob er die Probleme löst bezweifle ich.
Wie lange ist den bei euch schon 1. Klasse? Ich finde das doch etwas früh, um über ein "überspringen" nachzudenken. Hier sind wir in der 3. Woche nach Einschulung und meine Tochter (K3) meinte auch schon ihr wäre langweilig (vorallem die Hausaufgaben 😉). Aber sie sind auch erst beim 2. Buchstaben und bei der 4. Sie ist schnell, aber sie muss ja erstmal lesen, schreiben und rechnen lernen und ihre Mitschüler kennenlernen und was "Schule" ausmacht ... Mit K1 (jetzt 5. Klasse) wurde ein Mädchen eingeschult das Ende der 1. Klasse direkt in die 3. Klasse gewechselt ist. Sie hatte quasi in der 1. Klasse den ganzen Schulstoff der 2. Klasse gemacht, sie konnte bei der Einschulung schon lesen und schreiben und hat den Schulstoff der 2. Klasse als Förderung gemacht. Die 1. und 2. Klasse sind hier Orientierungsstufen. Seitdem ist sie nicht nochmal gesprungen, sondern ganz regulär in der 6. Klasse (ohne Hochbegabtenförderung oder ähnliches). Wahrscheinlich hätte man das Mädchen einfach früher einschulen sollen, war aber Musskind. Ich fand den Weg der Förderung nicht schlecht und das Kind hat sich in seiner neuen Klasse dann auch wohl gefühlt (ist hier aber auch eine kleine Grundschule mit kleinen Klassen).
Jetzt hat die 2. Klasse für ihn begonnen.
Hallo, Ihr habt richtig Glück, dass die Lehrerin Eures Sohnes so verständnisvoll mit dem Problem umgeht. Das ist alles andere als selbstverständlich. Die Grundschule muss bei allen Kindern die Grundlagen legen. Das heißt, das übliche Tempo in Grundschulen entspricht ca. der durchschnittlichen Intelligenz von Kindern. Um sich da zu langweilen, muss ein Kind nicht einmal hochbegabt sein. Da reicht eine überdurchschnittliche Intelligenz aus. Manche dieser Kinder haben eine hohe Frustrationstoleranz und schaffen es, sich friedlich vor sich hin zu langweilen, andere weniger. Die fallen dann negativ auf, wie Dein Sohn. Unsere Tochter langweilt sich seit der 1. Klasse bis zur Q2 am Gymnasium mit besten Noten brav vor sich hin, weil die Inhalte für sie zu langsam vermittelt werden. Unser Sohn ist ähnlich intelligent und liegt mit ADHS ohne Medikamente knapp unterhalb der Hochbegabung. Leider langweilt der sich nicht friedlich vor sich hin, sondern hat in der Grundschule den Aufstand geprobt und ist auf dem Gymnasium sehr unmotivert, was sich in seinen Noten spiegelt. Mit den Noten kommt er auch nicht in die Begabtenkurse, die es in seinem Jahrgang sogar gäbe. "Er ist auch ein Kind, das nicht lernen will und schnell aufgibt, sobald er sich (egal bei was) anstrengen muss." Das Problem kennen wir. Die Grundschulen differenzieren, in der Regel, nur nach unten, wenn überhaupt. Die Guten können es ja. Die müssen eben lernen, Langeweile auszuhalten. Dabei muss man sich verdeutlichen, dass 13,6 % der Menschen überdurchschnittliche begabt oder hochbegabt sind, haben also einen IQ über 115 (ab 130 ist die Hochbegabung). Genauso haben 13,6 % der Menschen einen IQ von unter 85, sind also intelligenzgemindert und haben entsprechende Schwierigkeiten beim Lernen. IQ 100 ist der Durchschnitt. Ein überdurchschnittlich begabter Mensch ist also von einem normal intelligenten Menschen so weit weg, wie ein intelligenzgeminderter Mensch das in die andere Richtung von einem normal intelligenten Menschen ist. Jetzt kann man sich mal überlegen, wie es einem normal begabten Kind gehen würde, wenn es sich jeden Tag 6 Stunden lang an das Tempo der Kinder mit der Intelligenzminderung anpassen sollte. Aber die überdurchschnittlich intelligenten Kinder sollen das und zwar gefälligst ohne zu meckern. Erwachsenen in so einer Situation empfiehlt man, möglichst schnell die Stelle zu wechseln... Das Problem bei den sehr intelligenten Kindern ist übrigens nicht, was sie schon können, sondern, dass sie schneller lernen als die anderen und weniger Wiederholungen brauchen. Das ändert sich in der 2. Klasse nicht und, wenn man Pech hat, reicht nicht einmal das Gymnasium aus. Einen richtig guten Ausweg aus dieser Misere gibt es leider nicht. Lehrer können solche Kinder extra fordern. Wenn die dazu bereit sind und das reicht, können die Kinder in ihrer Klasse bleiben bleiben. Zum Teil reicht das aber nicht. Bei einem Sprung muss der fehlende Stoff nachgeholt werden, die Kinder verlieren ihr soziales Umfeld und bekommen u.U. Probleme auf der weiterführenden Schule, weil sie jünger sind. Ob das passiert, ist aber ziemlich individuell. Es gibt Grundschulen, die klassenübergreifend unterrichten, wo jeder nach seinem Tempo lernen und u.U. eine Klasse "einsparen" kann. In unserem Verwandten-/Bekanntenkreis hat das gut funktioniert, aber aus dem Netz kenne ich auch schlechte Erfahrungen mit solchen Systemen. Außerdem gibt es solche Schulen nicht überall. Es gibt Gymnasien mit Förderungsangeboten für besonders begabte Kinder. Danach könntet Ihr schonmal schauen. Unser Sohn ist von der 2. in die 3. Klasse gesprungen, weil die anderen Optionen entfielen. Seine damalige Lehrerin hatte leider null Verständnis für ihn und seine Situation. So richtig gut war das nicht, aber leider unvermeidbar. LG
Hallo, ich hatte beim Lesen den Gedanken, dass es hier um zwei separate Themen geht. Nämlich zum einem um die Unterforderung. Zum anderen aber um das Verhalten deines Sohnes zu Hause. Ich glaube nicht, dass dies von Langeweile in der Schule herrührt. (Das Stören in der Klasse dagegen kann natürlich sehr gut davon kommen). An dem Spruch, dass Kinder nicht in der Schule, sondern zu Hause erzogen werden, ist viel Wahres. Wenn es daheim Probleme gibt, müssen sie auch dort gelöst werden. Was die Ursache für sein Verhalten ist, kann man aus deinem Posting allein natürlich nicht sagen. Es gibt 100 Gründe, warum es zu Hause nicht rundläuft. Manchmal spiegeln Kinder unterschwellige Konflikte oder Unzufriedenheiten der Eltern wider, manchmal hat der Papa zu wenig Zeit für den Sohn, der ein männliches Vorbild und exklusive Papazeit braucht. Das sind z.B. zwei typische Auslöser, die aber bei euch natürlich nicht zutreffen müssen. Damit dein Sohn genug Input bekommt, kannst du darauf achten, dass er viele Freizeitaktivitäten hat. Fernsehen sollte stark reduziert werden, das macht solche Kinder eher passiv und noch unzufriedener. Meine Kinder hatten ab dem Schulalter mehrere sportliche und musikalische Hobbys. Sie haben auch immer wieder an kleinen Projekten teilgenommen, wie z.B. bei der Kinder-Uni oder bei Kinderkursen in Museen usw. Durch all das erleben Kinder Selbstwirksamkeit, haben Erfolgserlebnisse, bekommen Herausforderungen. Was das Überspringen der Klasse angeht. Das Ding ist, dass das Wissen eines Kindes und seine emotionale Entwicklung oft nicht parallel verlaufen. Wenn dein Sohn eine Klasse überspringt, ist er in der neuen Klasse zwischen ein und fast zwei Jahre jünger als andere Kinder (schon in derselben Klasse gibt es wegen der Einschulungsstichtage ja Unterschiede bis zu einem dreiviertel Jahr). Das ist bei Kindern sehr viel. Mein Sohn wurde früher eingeschult, war also auch immer der Jüngste. Ich muss rückblickend sagen, dass das - trotz sehr guter Noten - nicht so toll war. Er hinkte den anderen immer ein klein wenig hinterher, was Selbstsicherheit, Kommunikation, Auftreten und auch Körpergröße anging. Er war noch zierlich und hatte eine Kinderstimme, als seine Kumpel schon 1,75 m groß waren und den Stimmbruch hinter sich hatten. Ich würde das daher gut überlegen. Wenn dein Sohn ein gutes, reifes Sozialverhalten hat, selbstbewusst ist, mit anderen Kindern gut kommunizieren kann usw., kann man den Sprung wagen. Wenn es hier noch hapert, könnten sich die Probleme bei einem Überspringen verschärfen. Was sagt denn die Klassenlehrerin dazu? Ich bin selbst Lehrerin, und ich kann gut einschätzen, wie das Kind bei emotionalen Skills aufgestellt ist, und auch, ob es von der Lernbereitschaft her stabil genug für die höhere Klasse ist. Denn ich erlebe Kinder jeden Tag viele Stunden in der Klasse. Ich würde daher durchaus auf die Meinung der Lehrerin hören. LG
Huhu, kann Dein Sohn evtl. die Möglichkeit bekommen, in einzelnen Fächern erstmal an dem Unterricht der höheren Klasse teilzunehmen? Das hat die Grundschule unseren Kindern in der 2. Klasse angeboten (Springen stand auch zur Debatte, da war ich aber skeptisch). Sie waren dann in Mathe fast immer (außer, wenn es bei Ihnen ein neues Thema gab) in der Klasse drüber, haben da auch z.T. klassenarbeiten mitgeschrieben. Alle waren glücklich, die Kinder aus beiden Klassen fanden das wohl toll und meine auch. Wenn es sehr gut geht, könnt Ihr dann ja immer noch weiter über Springen nachdenken, wenn es gar nicht klappt, lasst Ihr es wieder sein. viel Glück!
Ich danke euch allen für die interessanten Posts. Wir haben jetzt mit der Klassenlehrerin ein Gespräch, wie es weitergehen kann. Sie hat extra vorher noch mit dem Rektor gesprochen, welche Möglichkeiten sie uns anbieten kann. Wir sind sehr froh, eine solch engagierte und auch erfahrene Lehrerin zu haben, die immer für Gespräche bereit ist.
Hallo! Bei meiner Tochter ist es ähnlich mit der Unterforderung. Sie ist jetzt in der 2. Klasse. Bei uns ist es aber so, dass sie seeehr langsam arbeitet, also zum Teil eben träumt und trödelt, zu anderen aber auch sehr ordentlich arbeitet. Daher ist es im Unterricht auch in Ordnung so. Sie ist noch ein bisschen zurückhaltend im Unterricht. Überspringen kam für uns erstmal nicht in Frage, da sie schon in ihrem Jahrgang zu den Kleinsten gehört. Der Vorteil ist, dass ihr in der Schule alles zufliegt und sie dann nachmittags auch nicht müde ist. So ist sie im Chor, hat Gitarrenunterricht (Einzelunterricht) und hatte bis vor kurzem auch noch Schwimmen (Bronze-Abzeichen hat sie geschafft). Gerade bei Gitarre (Noten lernen und richtig greifen, Handmotorik) und Schwimmen (hier v.a. Kraft) muss(te) sie sich anstrengen und dran bleiben, das ist ein guter Ausgleich zu Schule. Ich finde, dass der Stoff in der 2. Klasse ordentlich anzieht. Wenn man durch die Hefte blättert, sieht man schon, dass eigentlich jede Woche irgendwas neues in Deutsch und Mathe dran ist. Macht Euer Sohn was neben der Schule, bei dem er gefordert wird?
Ja. Er ist in der Leichtathletik und fährt z.b. viel Fahrrad usw. Also Ausgleich ist da. Der Schulstoff zieht schon an, das habe ich auch gesehen in den Büchern. In Mathe könnte er aber schon in der 3. Klasse mithalten. Mal sehen was sich ergibt.
Ja, aber fordert ihn das? Meine Tochter fährt mit ihrem Papa auch viel Rad (gerne Touren mit 20 km), da ist sie dann körperlich platt. Aber kognitiv kann sie sich dabei nicht ausleben. Ich drücke die Daumen, dass ihr eine gute Lösung findet. Mit dem Überspringen alleine ist es ja nicht getan, aber so wie du es beschreibst, scheinen ja die Lehrer da sehr engagiert zu sein.
Kognitiv fordert das natürlich nicht. Es gibt bei uns in Ba-Wü die sogenannte Hektor-Universität. Das ist eine Kinderakademie für hochbegabte Grundschulkinder, die von der Schule nominiert und angemeldet werden müssen. Wenn er genommen wird, können wir Eltern dann zusammen mit dem Kind selbst unterschiedliche Kurse aussuchen, die ihn interessieren, die er dann besuchen kann. Da warten wir nun auf die Mail, ob er aufgenommen wird.
Ich drücke euch die Daumen! Falls das nicht klappt, findet ihr ja vielleicht auch noch was anderes ... Musikschule, Sprachschule, Programmieren, ... Meine Tochter ist in Mathe zwar auch recht weit, aber in Deutsch/Lesen deutlich weiter und eher mehr an Naturwissenschaften allgemein interessiert. Das ist für uns zu hause natürlich recht leicht, sie passend zu beschäftigen. Im Zweifelsfall gibts halt ein neues (Bibliotheks-)Buch. :-D Vielleicht wird es dann zu hause automatisch besser, wenn er kognitiv mehr gefordert ist. Das hat ja auch was mit Erfahrung/Erleben von Selbstwirksamkeit zu tun - das tut Kindern generell gut. Du kannst ja gerne mal berichten per PN, wenn du magst!