Silke11
finde den Artikel recht witzig. Sprachnotstand an der Uni Studenten können keine Rechtschreibung mehr „Vorrausetzung“, „wiederrum“, „Kommulitionen“ - eine genervte Politik-Dozentin berichtet über den abenteuerlichen Umgang mit der deutschen Sprache in Seminararbeiten In den Semesterferien gehört es an deutschen Hochschulen zu den Aufgaben der Dozenten, Hausarbeiten von Studenten zu korrigieren, die zu einem Thema des von ihnen besuchten Seminars angefertigt wurden. An einigen Instituten etwas aus der Mode gekommen, gehört das Schreiben einer Hausarbeit, die in einem Bachelor-Seminar in der Regel etwa 12 bis 15 Seiten umfasst, zum Kern wissenschaftlichen Arbeitens. Nur hier wird sichtbar, inwieweit der Inhalt der Literatur tatsächlich verstanden und analytisch durchdrungen wurde und ob die dort (hoffentlich!) gewonnenen Erkenntnisse in einen wissenschaftlichen Text transformiert werden konnten, der selbständig geschrieben worden ist. Was sich dem Leser dieser Arbeiten mittlerweile zunehmend darbietet, ist nun allerdings eklatant. Man kann von Glück reden, wenn eine Hausarbeit vorliegt, die Mängel in der wissenschaftlichen Analyse aufweist - denn das setzt voraus, dass das Einstiegsniveau immerhin so hoch ist, dass man überhaupt von einer wissenschaftlichen Arbeit sprechen kann. In erschreckend vielen Fällen lässt sich dies nicht einmal ansatzweise behaupten. Dabei geht es nicht um wissenschaftstheoretische Feinheiten, nicht um „Expertenwissen“ und Scheingefechte im belächelten Elfenbeinturm der Wissenschaft, sondern um eine leider völlig abhanden gekommene Selbstverständlichkeit, die eigentlich bereits mit dem Erreichen der Mittelstufe gegeben sein sollte: die Beherrschung der deutschen Grammatik. Nun ist es nicht nur so, dass der Konjunktiv I grundsätzlich falsch oder gar nicht angewendet wird („Konjunktiv ist das Gegenteil von Imperativ“, lautete eine der abenteuerlichen Antworten auf meine Nachfrage im Seminar, ob denn jemand erklären könne, worum es sich beim Konjunktiv wohl handeln könnte), die Regeln der Kommasetzung weder verstanden noch umgesetzt werden und die Groß- und Kleinschreibung ein großes Rätsel des Universums zu sein scheint. Es werden vielmehr auch Fehler gemacht, mit denen man nicht einmal einen Hauptschulabschluss kriegen dürfte - und da hilft auch nicht der Hinweis auf die flächendeckende Verwirrung, die die unsägliche Rechtschreibreform hervorgerufen hat: Ein „Beispiel hier führ“ schreibt einer, „ein Probartes Mittel“ eine andere, „vermeidlich“ (die Autorin meint: vermeintlich), „Vorrausetzung“, „wiederrum“, „Kommulitionen“ (gemeint ist: Kommilitonen) - der Kreativität der Rechtschreibfehler sind keine Grenzen gesetzt. Von „Wiederspruch“ bis „Wiederspiegeln“ Besonders beliebt scheint in diesem Semester auch das „ie“ zu sein. Regelmäßig muss ich lesen: „Wiederstand“, „Wiederspruch“, „wiederspiegeln“. Werden in deutschen Schulen keine Diktate mehr geschrieben? Das gilt auch für den Satzbau, sofern man davon überhaupt sprechen kann, denn oft genug handelt es sich nicht um bloße Fehler in der Satzlogik, sondern schlichtweg um unvollständige Sätze. Eine tiefgreifende Unkenntnis der deutschen Grammatik liefert auch das folgende Beispiel, das bei weitem keine Seltenheit ist: „Zu dem (sic!) liege darin die Gefahr eine Abhängigkeit der personenbezogenen Form der Anerkennung, weg von der erkämpften worden Selbstachtung.“ Das Lesen solcher Arbeiten ist nicht nur nicht erfreulich. Es ist eine Zumutung. Dabei handelt es sich fast ausnahmslos um Studenten, deren Muttersprache Deutsch ist. Oftmals ist es sogar so, dass ausländische Erasmus-Studenten die deutsche Grammatik besser beherrschen als ihre deutschen Kommilitonen. Wird dieser Missstand laut artikuliert, sieht man sich zumeist sofort dem Vorwurf ausgesetzt, man sei zu streng und dürfe die armen Studenten (oder, um es gemäß der grassierenden Partizipienseuche zu formulieren, die politisch angeblich korrekt, sprachlogisch jedoch falsch ist: die „Studierenden“) nicht überfordern. Immer häufiger wird dies auch mit der Belehrung verbunden, dass es eine Krankheit gebe, die sich Legasthenie nennt. Das argumentative Muster dieser engagierten Kritiker ist bekannt. Hat es sich schon durchgesetzt, allen, die in der Schule nicht aufpassen oder sich durch anderes „abweichendes Verhalten“ vom „normalen“ Durchschnitt unterscheiden - ein Umstand, den jede liberale Gesellschaft eigentlich begrüßen sollte, anstatt jegliche Normabweichung sofort als pathologisch zu klassifizieren -, die Krankheit ADHS zuzuschreiben, gelten nun alle, die der deutschen Rechtschreibung nicht mächtig sind, als Legastheniker. Gibt es auch Tabletten gegen Rechtschreibfehler? Die Pharmaindustrie würde ein Millionengeschäft machen. Dabei liegen die Dinge für jeden, der sehen will, klar zutage: An deutschen Schulen und Universitäten hat eine systematische Niveaunivellierung stattgefunden, die das Ergebnis einer wachsenden Scheu ist, den Lernenden gegenüber Grenzen zu ziehen, schlechte Leistungen als solche zu benennen, Unterschiede zu sehen und zu akzeptieren, anstatt allen - ob sie dafür geeignet sind oder nicht - alles eröffnen zu wollen. In der erschütternden Unkenntnis der deutschen Orthographie drückt sich nicht nur aus, dass offensichtlich kaum noch Bücher gelesen werden. Sie spiegelt auch ein Problem wider, das mit der Abschaffung des Frontalunterrichts - die, man glaubt es nicht, im Jahr 2014 immer noch als innovativ angepriesen wird - eingetreten ist: Der Verzicht auf Anleitung führt dazu, dass eine Fehlerkontrolle ausbleibt und die Schüler in ihrem oftmals falschen Selbstbild von ihren Leistungen nicht nur bestärkt, sondern paradoxerweise gleichzeitig auch alleine gelassen werden. Allzu oft wird an den Universitäten dieses Problem nicht etwa behoben, sondern durch die (verantwortungslose!) inflationäre Vergabe guter Noten fortgesetzt. Ich will mich nicht einreihen in den Chor derer, die den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören; wenngleich es zur Bestätigung dieser kulturpessimistischen These sicher lohnenswert wäre, eine Umfrage unter Studenten zu machen, wer von ihnen überhaupt noch weiß, was das Abendland eigentlich ist - und wie man es schreibt. Hier halte ich mich vielmehr mit Kant an das hoffnungsvolle Bestreben, der „langen melancholischen Litanei von Anklagen der Menschheit“ den Appell an die Mündigkeit, an die Freiheit und an die Änderungsfähigkeit eines jeden Menschen entgegenzusetzen. Die angeführten Beispiele zeigen jedoch überdeutlich, dass das deutsche Bildungssystem an gravierenden Stellen versagt. Gymnasien, die nicht einmal in der Lage sind, dafür zu sorgen, dass ihre Absolventen nach Erlangen der allgemeinen Hochschulreife die deutsche Rechtschreibung beherrschen, stellen sich selbst ein Armutszeugnis aus. Über kurz oder lang wird dieses System, das bei konsequenter Fortführung zu einer nachhaltigen Verdummung der Gesellschaft führen würde, keinen Bestand haben. Es ist zu hoffen, dass der jetzige Bestand eher von kurzer als von langer Dauer sein wird. Hanna Bethke, Quelle: F.A.Z. http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/campus/sprachnotstand-an-der-uni-studenten-koennen-keine-rechtschreibung-mehr-12862242.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Sehr schön.
Ich erinnere mich gerne daran, wie ich in einer Jura-Veranstaltung saß und der Dozent sich nach einer Klausur ausgiebig über das Wort "VorRaussetzung" lustig machte. Die Mehrheit des vollen Hörsaals lachte schadenfroh mit, ich gackerte auch mitläuferisch - bis mein Blick auf meine Unterlagen fiel und mir klar wurde, dass ich selber zu den RechtschreibverbrecherInnen gehörte. Das Gute ist: DAS habe ich nie vergessen!
Ja, das ist schon wirklich erstaunlich. Aber viel merkwürdiger als diese Fehler wie wiederspiegeln etc. finde ich, dass viele scheinbar nicht gelernt haben, dass man Wie-Wörter und Tu-Wörter klein schreibt.... Und JA, da sind ganz viele aus Sachsen und Bayern dabei :-).
Am besten fand ich einen Studenten, der mir sagte, er wäre eher so der mündliche Typ. Ob es nicht auch Studiengänge gäbe, bei denen das Mündliche mehr zählen würde.
Ich hoffe, du warst nicht fies und hast dir den Spruch verkniffen: "Probier doch mal das Fach Sozialpädagogik!".
substantivierte Verben und Adjektive schreibt man ja groß...
Als Weiterer Punkt ... Auf der Individuellen Ebene... Hier Spiegeln sich... Der Konflikt zwischen Ihm und xy... Meistens, geht es bei Weber darum, ... Ich könnte die Liste ewig fortführen. Aber man muss auch sagen, dass ca. ein Viertel wirklich ganz tolle rechtschreibfehlerfrei Arbeiten abgibt. Die Hälfte macht gelegentlich kleinere Fehler und bei dem letzten Viertel kommt so etwas wie oben vor. (Puh, jetzt muss ich aber aufpassen, dass ich selbst keine Fehler mache...).
Leider war ich sprachlos... Außerdem dürfen wir seit Bologna unsere Studenten nicht vergraulen. Dann gibt's weniger Geld.
Ok, ich habe einen Bekannten, der ist blind. Im Studium der Musik hat er durchaus nichts schreiben müssen.
Hier entlarvt die Uni-Dozentin ihre eigene Unwissenheit. Diktate verbessern NICHT die Rechtschreibung!
Na ja, woher sollen Dozenten das auch wissen. Sind ja keine Deutschlehrerinnen.
Ehrlich gesagt, hatte ich so viele Dozenten mit grausamer Rechtschreibung, da hat sich niemand drüber aufgeregt
Vielleicht sollte die Dozentin mal bei ihren Kollegen anfangen.
LG Inge
Wollte ich eigentlich auch noch hinzufügen... Das sind (mein Eindruck) oft sehr intelligente Leute mit einer Rechtschreibschwäche, die es aber schaffen, ihre geschriebenen Texte vor der Abgabe Korrektur lesen zu lassen.
Intelligenz hat weder mit Bildung, noch mit Wissen, noch mit Rechtschreibung zu tun.. Rechtschreibung: Durchschnittlich begabter Mensch geboren mit Zugriff auf die digitalen Neuigkeiten der letzten paar Jahre (also politische, geografische und finanzielle Gegebenheiten) lässt da einfach das Rechtschreibprogramm in der richtigen Sprache drüberlaufen lassen. Sollte bei einem Studenten drin sein, wenn es drauf ankommt. In so einem Posting wie diesem ist es flüchtig. während ich Referate und Hausarbeiten im Internet schon kostenpflichtig bestellt habe zu Themen, die mich interessieren (auf den Inhalt kommt es an, ne?) und da auch die entsprechende Qualität (auch in der Rechtschreibung) erwarte und bisher auch immer bekommen habe. Der Kongolesische Staat von heute tippt noch immer auf der mechanischen Schreibmaschine,und da er einen Mangel an Papier hat (gut für die Umwelt) korrigiert er die Fehler auch nicht. Um Spenden wird gebeten. Keine Ironie, sondern Ernst. LG Biggi
"Durchschnittlich begabter Mensch geboren mit Zugriff auf die digitalen Neuigkeiten der letzten paar Jahre (also politische, geografische und finanzielle Gegebenheiten) lässt da einfach das Rechtschreibprogramm in der richtigen Sprache drüberlaufen lassen. " lässt ..... drüberlaufen lassen Hätte ein Rechtschreibprogramm das bemerkt und korrigiert?
a) das ist kein Rechtschreib-, sondern ein Grammatikfehler b) ja hätte so ein Programm bemerkt (mittlerweile) sonst muss man nach einer Weile ruhen den Text nochmal selbst lesen und korrigieren. Das mache ich in unserer Firma so, da ich der einzige deutschsprachige Mitarbeiter bin. Oder Korrektur lesen lassen. Das ist in jeder anderen professionellen Firma so, im Literaturbetrieb nennt man das Lektorat. Viele Grüße.B.
Es ist mir schon klar, dass das ein Grammatikfehler ist. Deshalb fragte ich ja, ob ein Rechtschreibprogramm dies bemerken würde.
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