Elternforum Die Grundschule

Noten spiegeln "Lernfortschritte"?

Noten spiegeln "Lernfortschritte"?

KKM

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Hallo! Ich greife diesen Aspekt der Diskussion weiter unten noch einmal auf.... Im Sportunterricht meiner Tochter (7. Klasse, NRW) wird auch die Verbesserung bewertet. So machten sie z. B. eine Art Zirkeltraining, jeder musste die erreichten Punkte notieren und eine Woche später möglichst verbessern. Je größer diese Verbesserung über Monate hinweg - je besser die Leistung. Soweit so gut. Ich habe dann das Beispiel des Weltrekordläufers über 100 m angebracht. Sagen wir mal (ich kenne die exakten Zahlen nicht), er läuft die 100 m in 9 Sekunden. Dann ist das sicherlich eine sehr, sehr gute Zeit. Ein anderer läuft die 100 m in 12 Sekunden - deutlich langsamer. Nach einem Monat läuft der eine die 100 m in 8,90 Sekunden und der andere in 10 Sekunden. Letzterer hat sich prozentual deutlich mehr gesteigert - ist seine Leistung nun besser?.... Was ist, wenn der Weltrekord nun bei 8,9 Sekunden liegt und es dem Sportler nicht möglich ist, diese Zeit noch zu verbessern und die nächsten Monate immer "nur" 9,2 Sekunden läuft.... Manche Menschen haben einfach körperliche Einschränkungen - ich male z. b. einfach grottenschlecht, ich könnte nächtelang und monatelang üben, ich glaube nicht, dass ich besser würde.... Ich finde, Noten sollten einerseits das Können / Vorwissen aber AUCH die Entwicklung / Anstrengung berücksichtigen. Wir hatten in der Schule ein wirklich unfassbar unsportliches Kind, sie hat sich immer wahnsinnig angestrengt und dadurch IMMER eine drei erreicht - absolut ok.


Pamo

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Antwort auf Beitrag von KKM

Es würde mich wundern, wenn so differenziert würde wie du es aufgedröselt hast. Ich denke, das ist zu kompliziert für die standardmäßige Umsetzung. Zudem müsste der Grad der Anstrengung individuell gemessen und untereinander verglichen werden - schon dafür gibt es keinen Maßstab. Die Kriterien für die Notenvergabe waren in meiner Schulzeit fast undurchschaubar, auf jeden Fall aber bei jedem Lehrer unterschiedlich. Bsp: Bei einem Englischlehrer bekam ich als englische Muttersprachlerin trotz Mitarbeit eine drei, beim anderen wurde ich komplett in Ruhe gelassen und bekam für Präsenz eine eins. Wie in aller Welt will ein Lehrer überhaupt ermessen, wieviel Mühe ich mir gebe, vor allem auch bei Hausaufgaben und Klassenarbeiten? Vielleicht habe ich die Hausaufgabe in 5 min aus dem Ärmel geschüttelt, vielleicht lange dran gearbeitet? Höchstens Veränderungen im Grad der mündlichen Mitarbeit kann er benoten. Von daher glaube ich, dass wir mit einer gewissen Subjektivität der Benotung leben müssen, es geht gar nicht anders.


montpelle

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Antwort auf Beitrag von Pamo

"Manche Menschen haben einfach körperliche Einschränkungen - ich male z. b. einfach grottenschlecht," Hast du keine Arme, dass du aufgrund einer körperlichen Einschränkung nicht gut malen kannst ? Und was hat das mit der Bewertung zu tun ?


mams

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Antwort auf Beitrag von montpelle

sie meinte einschränkungen bei der beherrschung bestimmter persönlicher fähigkeiten. meine güte, bist du schwer von begriff. das war doch trotz der formulierung sofort zu verstehen.


angela+anna

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Antwort auf Beitrag von mams

danke das du das klar gestellt hast


Jule9B

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Antwort auf Beitrag von KKM

Ja, das ist aber so. Nicht ausschließlich, aber ein ganz wichtiger Punkt: - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - „Üblicherweise beurteilen die Lehrer oder Lehrerinnen die Leistungen ihrer Schüler nach einer Kombination aus inhaltlichen Maßstäben und dem Klassendurchschnitt.“ (ULICH 2001) Es gibt drei unterschiedliche Bezugsnormen: - kriteriumsorientierte Bezugsnorm als Lernziele oder inhaltliche Kriterien - soziale Bezugsnorm (Vergleich mit anderen Personen) - individuelle Bezugsnorm - persönliche Leistungsentwicklung. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Also es ist eine von drei Bezugsnormen. Wer natürlich von Anfang an super ist und sich weiterhin Mühe gibt und anstrengt, vielleicht die Technik verbessert und "dran bleibt", im Vergleich zu seinen Mitschülern eine der besten Leistungen bringt (soziale Bezugsnorm, also Klassen- oder Stufenvergleich) und dann auch die Lernziele erreicht (im Sport z.B. bestimmte für das Alter vorgesehene Zeit beim Laufen oder so -> kriterienorientierte Bezugsnorm), kriegt seine sehr gute Note. Das spielt halt alles zusammen. Deswegen ist das mit den Noten ja auch nicht etwas, das man sich als Lehrer(in) mal gerade so aus dem Ärmel schüttelt, sondern wo man sich ernsthaft Gedanken drüber macht. Niemand gibt schlechtere Noten als nötig, nur um ein Kind zu ärgern, das er nicht leiden kann oder so. ;) So professionell ist man schon, auch wenn man gelegentlich von Kindern oder Eltern anderslautende Vorwürfe hört und hier im Forum ja auch liest. Jule


Timtom

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Antwort auf Beitrag von KKM

Hi, da gebe ich Dir irgendwo recht. Auf den Zeugnissen die unsere Kinder in UK bekamen waren auch für jedes Fach zwei Noten vorgesehen: eine für "effort" (Aufwand, Mühe, Arbeitsverhalten) und eine für "attainment"(Erreichtes, tatsächliche Leistung). Das war für uns Eltern sehr aufschlussreich und für die Kinder auch besser ablesbar. Allerdings wäre uns auch nahegelegt worden die Kinder von der Schule zu nehmen, wenn wir versucht hätten irgendeine der Noten zu "diskutieren/infrage zu stellen"...denn dort gilt die Lehrerhoheit auch für Eltern (das bekommt man allerdings auch beim Vorstellungsgespräch an der Schule gleich gesagt!). Im übrigen gebe ich Dir Recht: eine Note muss transparent sein und (vor allem für den Schüler) widerspiegeln wo (und am besten wie) er sich verbessern kann, bzw. was gut läuft und auch dort - warum... Da haben deutsche Formalitätssucht und "Rasterwahn" noch deutlich Raum zur Weiterentwicklung...andere Länder/Schulsysteme haben das längst begriffen. Nix desto trotz finde ich, man muss auch mit dem vorhandenen Schul und Bewertungssystem irgendwie eine friedliche Coexistenz finden, denn sonst nimmt man seinen Kindern jede Chance ihren Platz darin zu finden (und das ist echt unfair, denn schliesslich müssen SIE ihren Weg machen und nicht wir als Eltern...so gern wir das beinflussen möchten...). So, das war´s Wort zum Sonntag, jetzt geht´s Schwimmen und dann Mäckes *freu*. LG Patty


Silke11

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Antwort auf Beitrag von KKM

bei uns auf dem Gymnasium bekam das dicke unsportliche Mädchen (nicht ich, sondern meine damals beste Freundin) fürs sich Bemühen eine vier. "Nette" Mitschülerinnen fragten dann den Sportlehrer, warum sie keine fünf bekomme, wenn sie doch nicht über den Bock komme (beim Turnen), er sagte, er könne ihr keine fünf geben, weil sie es doch immerhin versuche. Heute in der Grundschule würde sie bei Einhalten der Regeln, Mithilfe beim Aufräumen usw. wohl wenigstens eine drei bekommen, nehme ich an.


montpelle

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Antwort auf Beitrag von Silke11

Und was willst du damit sagen ?


Silke11

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Antwort auf Beitrag von montpelle

na, dass (auch) meiner Ansicht nach die Sportnoten in der Grundschule offenbar nicht allein die sportliche Leistung widerspiegeln (anders als wohl in Mathe oder so).


krummenau

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Antwort auf Beitrag von KKM

Am besten einigt man sich darauf, die Sportnote unter "völlig unbedeutend" ad acta zu legen, dann muß man sich auch keinen Kopf drum machen, wie sie zustande gekommen ist. Mein älterer Sohn kam mit deformierten Füßen auf die Welt, die zwar so gut es ging therapiert wurden, im Alltag auch prima funktionieren, wofür wir sehr sehr dankbar sind, aber voll schulsporttauglich werden sie nie sein. Der Orthopäde wollte ihn ganz vom Schulsport befreien, was ich als Kind, unsportlich, wie ich war, dankbar angenommen hätte. Er will aber, so gut es geht, mitmachen, sich nicht ausklinken. Seine Anstrengungsbereitschaft ist sicher gut (2), seine effektiven Ergebnisse sind nicht mehr als ausreichend (4), also bekam er eine 3 auf dem Zeugnis (Halbjahr, 5.Klasse). Kleinsohn (4.Klasse) ist etwa 2 Jahre jünger als die meisten aus seiner Klasse und kommt in Sport daher auch nur auf eine 3, obwohl er sehr sportlich ist und sich wirklich anstrengt. Aber wenn man dann lauter Kinder um sich hat, die so ca. 2 Köpfe größer sind als man selber, längere Beine haben etc., gibt es da auch Probleme beim effektiven Mithalten. Mit den Dreien können doch alle prima leben. Wie soll man sowas auch gerecht bewerten, gerade, wenn es sich vielleicht um Ausnahmesitiuationen handelt? LG von Silke


Betty01

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Antwort auf Beitrag von KKM

Ich denke, Noten sind normierte Standards, um Leistungen von Schülern zu vergleichen. Das was du beschreibst, ist sehr subjektiv und kann schlecht vom Lehrer in Noten abgebildet werden - hier liegt eine große Gefahr für Ungerechtigkeiten und Demotivation. Das was du beschreibst, findet sich (hoffentlich) im Zeugnisbericht und wird iedealerweise sofort vom Lehrer registriert und durch Lob an den Schüler weitergegeben. Natürlich strengt sich jeder Schüler verschieden für die gleiche Note an (was auch an seinen Ausgangsvoraussetzungen liegt). Hierzu wurden in vielen Bundesländern die Kopfnoten wieder eingeführt, die notenmäßig schwächeren Schülern ihre Anstrengungsbreitschaft und ihren Lernwillen attestieren. Trotzdem: Noten sind immer irgendwie ungerecht und werden einem Menschen nicht umfassend gerecht, aber so ist auch das Leben. Und mit Misserfolgen umgehen zu lernen, eigene Schwächen und Stärken zu erkennen sind eine wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Entwicklung einer Person.