Mitglied inaktiv
Hallo, die Ergotherapeutin hat angeraten, unserer Tochter einen NA einräumen zu lassen (ADS, katastrophale schriftliche Matheleistungen, furchtbares Schriftbild). Wir sind aber hin- und hergerissen. V.a. mein Mann befürchtet, dass das Kind dann seinen "Stempel" weg hat. Ich denke hingegen, 4er im Zweitklasszeugnis sind nun auch nicht der Hit... Wer hat Erfahrungen, positive wie negative? Wie muss ich im Fall der Fälle vorgehen? Danke für Eure Meinungen!
Wir hatten einen Nachteilsausgleich in Sport, weil mein Sohn Schwierigkeiten mit der Motorik hat. Dadurch wurde nicht seine Leistung, aber sein Engagement und sein Fairness beurteilt. Dafür gab es dann eine Note (in der Grundschule). Auf dem Gymnasium bekommt er aufgrund des Attestes keine Note in Sport, macht aber ganz normal alles mit. Es nimmt ihn den Druck etwas bestimmtes leisten zu müssen, was er nicht schaffen kann. Dadurch macht er immer noch gerne Sport. Ich hatte das Glück früher nicht und habe Sport gehasst, weil ich wusste, dass ich sowieso schlechte Noten dafür bekommen würde. An eurer Stelle würde ich jetzt in der Grundschule den Nachteilsausgleich nutzen. Ob ihr es in der weiterführenden auch noch nutzt, könnt ihr ja später entscheiden.
Mein Sohn hat ADS mit Legasthenie. Er hat Ende der 3. Klasse einen Nachteilsausgleich erhalten. Das ganze läuft bei uns über das Schulberatungszentrum. für den NA brauchten wir ein ärztliches Gutachten. Auf der Homepage Eurer Schule müßte doch auch ein Ansprechpartner oder eine Adresse für Schulberater sein. Einfach mal anrufen und nachfragen.
Wir haben gute Erfahrungen mit dem Nachteilsausgleich gemacht, da er meiner Tochter viel Druck erspart. Meine Tochter hat starkes ADS und das merkt man auch trotz Medikamente. Sie ist halt sehr ruhig, unkonzentriert und träumt. Die Lehrerin hat wenig Verständnis für sie und wertet die mündliche Note grundsätzlich weiter ab, weil meine Tochter Löcher in die Luft guckt und nicht aufpasst. So landet sie meistens im schlechten dreier oder sogar im vierer Bereich, obwohl die mündlichen Beiträge gut sind und sie sich durchaus beteiligt. Meine Tochter schreibt in der Regel nur Einsen (außer Deutsch) und hat nur Zweien auf dem Zeugnis. Trotzdem stand sie sehr unter Druck, da jede schriftliche Zwei ihre Gesamtnote gefährdete und sie drohte auf Drei abzurutschen. Jetzt darf die Lehrerin das Träumen und nicht aufpassen (sie kann alles beantworten, wenn sie dran kommt, schaut aber halt aus dem Fenster, stört aber nicht) nicht mehr mit in die Note einfließen lassen. Dadurch das nur noch ihre Beiträge und Meldungen in die Note einfließen, steht sie auf einer schlechten Zwei/ guten Drei in der mündlichen Mitarbeit und eine Zwei in einer schriftlichen Arbeit ist keine Katastrophe mehr, da es die Gesamtnote nicht mehr gefährdet. Ich kann deinen Mann aber durchaus verstehen. Meine Tochter hatte den Stempel allerdings schon vorher weg, denn die ersten beiden Schuljahre ohne Medis waren eine Katastrophe und natürlich wusste die Lehrerin dass das nicht normal ist. Wie gesagt, auch mit Medis merkt man es, wenn man vom Fach ist. Dementsprechend hätte es uns nichts gebracht, wenn wir keinen Nachteilsausgleich beantragt hätten. So bringt er meiner Tochter Entlastung. Meine Tochter wechselt nach den Ferien auf ein naturwissenschaftliches Gymnasium und wir haben lange mit dem Direktor gesprochen. Auf unsere Nachfrage bezüglich des Nachteilsausgleich meinte er nur, dass Grundschulen in der Regel strenger sind und wenn sie ein, zwei mal pro Stunde was sagt (das tut sie jetzt auch schon), dann ist das in Ordnung. Es gibt viele Kinder ohne ADS die auch ruhig sind und die machen auch Abitur. Die Schrift wird bei meiner Tochter auch immer kritisiert, auch da hat der Direktor mir direkt zwei Hefte rausgesucht von Kindern ohne ADS, wo die Schrift auch schrecklich war. So lange man es lesen kann, ist es in Ordnung. An unser Grundschule ist es nicht in Ordnung. Wir werden also in der weiterführenden Schule keinen Nachteilsausgleich mehr beantragen und schauen wie es läuft. Du brauchst ein Attest vom Arzt und Berichte von der Ergo und musst einen schriftlichen Antrag bei eurer Schule stellen. Die Konferenz entscheidet dann, ob und in welchem Umfang dem Antrag stattgegeben wird.
...also für ADS gibt es doch keinen Nachteilsausgleich? Und für eine Matheschwäche auch nicht. Zumindest hier nicht. ich kenn das nur bei LRS, hier ist das bundesweit anerkannt. Unabhängig jedoch davon, was ich bekommen könnte, das würde ich auch annehmen. Ab Klasse 7 fällt sowieso alles wieder weg. Daher: Ja, ich würde es beantragen, wenn es gänge.
Die Vorschriften über Hilfen für behinderte Menschen zum Ausgleich behinderungsbedingter Nachteile oder Mehraufwendungen (Nachteilsausgleich) werden so gestaltet, dass sie unabhängig von der Ursache der Behinderung der Art oder Schwere der Behinderung Rechnung tragen (SGB IX, § 126, Abs. 1) Es ist also nicht klar definiert, wer einen Nachteilsausgleich bekommen kann. Es kommt allerdings sicherlich auf den Umfang an. Bei einer LRS werden komplette Bewertungskriterien ausgelassen, also gleiche Leistungen unterschiedlich bewertet. Das geht wohl bei ADS oder sonstigen Erkrankungen nicht. Dyskalkulie ist doch so weit ich weiß, keine anerkannte Beeinträchtigung, da könnte es wirklich schwer werden. ADS ist aber eine anerkannte Krankheit und deren Nachteile können hier ausgeglichen werden. Der Umfang ist aber ein anderer. Meine Tochter wird genauso bewertet wie alle anderen Kinder auch. Wenn sie Mist macht oder Zettel im Unterricht schreibt (also mutwillig nicht aufpasst), ist das wie bei jedem anderen Kind auch eine 6. Es ist aber ungerecht, wenn Kind A zwei mal pro Stunde aufzeigt und die Lehrerin ansonsten anschaut und dafür eine 3 bekommt und meine Tochter bei zwei mal aufzeigen und ,,Löcher in die Luft gucken'', für das sie nichts kann und auch die Lehrerin nichts daran ändert, eine 4. Denn sie bekommt trotzdem alles mit. Kommt sie einfach dran, kann sie die Frage beantworten. Die Lehrerin könnte auch einfach darüber hinwegsehen und die reine mündliche Mitarbeit bewerten, dann hätten wir uns das Theater gespart. In anderen Schulen funktioniert das teilweise auch echt gut. Da dürfen Kinder, die langsamer sind, halt doch noch 5 Minuten länger schreiben, Kinder die sich nicht konzentrieren können, werden ins Lehrerzimmer geschickt um Arbeiten zu schreiben und Kinder, wie meine Tochter werden einfach angesprochen und so aus dem Traumland geholt, ganz ohne Nachteilsausgleich. Bei uns funktioniert das leider nicht. Vorher hatte sie eine andere Lehrerin, die sie angesprochen hat oder einfach beim Vorbeigehen berührt hat, da ging es auch.
In welchem Bundesland lebt ihr? Und gibt es so einen NA denn tatsächlich bei euch, bzw. an eurer Grundschule? Meine Tochter (4. Klasse, Bayern) hat große Probleme mit der Rechtschreibung und immer noch Probleme beim Lesen. Da sie mündlich und in der Grammatik gut ist, rettet sie sich immer auf einen 3er. Die Probleme werden auch jetzt erst wirklich ernst genommen. An ihrer Schule gibt es nur den gesetzlich vorgeschriebenen NA bei ("echter") Legasthenie, sonst nichts. Auch keine Förderung. Allerdings versuchen die meisten Lehrer, auf die Probleme der Kinder einzugehen. Die "Hibbeligen" dürfen zwischendurch mal ein bisschen Gymnastik machen; der Junge mit auditiven Problemen darf sich mit Kopfhörer in die Leseecke setzen, wenn die Klasse zu laut wird; wer schriftlich sehr viel schlechter ist als im Mündlichen (oder andersrum) bekommt die Chance, sich zu verbessern. Ich würde auf jeden Fall mit der Lehrkraft über die Probleme reden. Wie mit den Problemen umgegangen wird, hängt eh von den Lehrern ab, egal ob ihr ein Attest habt oder nicht. Und einen "Stempel" haben Kinder, die nicht glatt durch die Schule rutschen, sowieso. Das wäre für mich kein Grund, auf den NA zu verzichten (falls denn wirklich sicher wäre, dass es anerkannt wird und bestenfalls auch an den Problemen gearbeitet würde). Da meine Tochter den Notenschnitt für die Realschule auch so höchstwahrscheinlich schaffen wird, haben wir bisher nichts veranlasst. Gymnasium wäre eh (noch) nichts für sie. Bei der Anmeldung an der weiterführenden Schule werde ich ihre Probleme angeben. Laut einer Freundin, die Realschullehrerin hier im Landkreis ist, werden Kinder mit Problemen dann sowieso getestet, erst von den Lehrern und dann vom Schulpsychologen etc. Es gibt dort auch Förderunterricht. Da macht das dann auch Sinn.
...also, ich bin noch nicht so tief in der Sache drin, dass ich jetzt alle Fragen detailliert beantworten könnte. Aber soviel: Wir leben in BaWü und ja, es gibt für ADS einen Nachteilsausgleich. Der sieht dann z.B. in Mathe so aus, dass das Kind alleine in einem leeren Klassenzimmer sitzt für die Klassenarbeit, so dass es sich besser konzentrieren kann. Außerdem hat es für die gleichen Aufgaben etwas mehr Zeit zur Verfügung. Ob bei unserer Tochter Dyskalkulie vorliegt oder ob ihre Schwierigkeiten "nur" an der mangelnden Konzentration liegen, steht noch nicht fest. Ich weiß auch noch gar nicht, in wie weit wir das testen lassen. Vermutlich würden wir erst mal auf das ADS abzielen und hier die entsprechenden Förderungen/Nachteilsausgleich nutzen. Unsere Schule ist, was Förderung jeglicher Art angeht, sehr aufgeschlossen. Es gibt Förderunterricht für alle möglichen Defizite, spezielle Förderlehrer, und eben auch den Nachteilsausgleich. Inwieweit der dann in der jeweiligen Klasse umgesetzt wird, hängt vermutlich vom Lehrer ab. Aber es würde uns schon helfen, wenn Voraussetzungen für bessere Konzentration geschaffen würden und sie mehr Zeit bekäme. Wir werden das alles nochmal mit Ärztin, Ergotherapeutin und Schule durchsprechen und dann sehen wir weiter. Danke erstmal!
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