Elternforum Die Grundschule

Ist hier eine Lehrerin (wegen Inklusion)?

Ist hier eine Lehrerin (wegen Inklusion)?

Windpferdchen

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Bei uns in NRW soll ja bis 2014/15 die Inklusion umgesetzt werden. Stimmt es, dass Ihr nur wenige Tage Fortbildung bekommt, um Euch auf den Unterricht von Kindern mit erhöhtem Förderbedarf vorzubereiten? Was lernt Ihr da, und reicht Euch das aus? Wer in einem anderen Bundesland unterrichtet: Wie kommt Ihr mit den Förderkindern zurecht? Welche Probleme gibt es, welche Situationen sind schwierig - welche klappen gut? Würd' mich über Berichte freuen!


Jule9B

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Antwort auf Beitrag von Windpferdchen

Das ist wahr, man hat nur sehr wenig Vorbereitung auf die Kinder mit besonderen Bedürfnissen und muss sich da erst mal einarbeiten. Die Arbeit auf den Fortbildungstagen reicht auf keinen Fall aus... ich habe schon seit 2 Jahren jetzt "i-Kinder" ;) und es klappt mal mehr, mal weniger. Kinder mit Lernbehinderung sind ja wieder was ganz anderes als autistische Kinder oder als Kinder mit Förderschwerpunkt E/S oder mit einer Sinneseinschränkung (schwerhörig oder so). Im Grunde muss man alle diese Kinder ganz individuell behandeln, man kann nicht sagen, für die Kinder mit dem und dem Schwerpunkt muss man das so oder so machen. Ich bin ja an einer weiterführenden Schule und was mir sehr geholfen hat, ist viel Austausch mit Eltern, Lehrern der abgebenden Grunschulen (gut, fällt bei dir flach), Sonderpädagogen (wir haben zwei an der Schule) und ggf. Begleitpersonen (manche Kinder bekommen ja stundenweise Unterstützung von jemand). Man kann (denke ich) nicht alles über jede mögliche Behinderung, Einschränkung oder sowas wissen, vor allem nicht, wenn man dafür nie ausgebildet wurde. Was generell ALLEN Kindern hilft, ist eine klare Strukturierung und wenig Ablenkpotenzial in der Klasse, optisch und akustisch. Strukturierung z.B. - Stundenplan hängt gut sichtbar HINTEN in der Klasse (also einsehbar, aber nicht ständig im direkten Sichtfeld) - eindeutige Absprachen und Regeln (mit Konsequenzen bei Nichteinhaltung), auch nochmal formulieren ("Klassenregeln"), gute Absprachen im Kollegium - die Regeln müssen für alle Klassen gleichermaßen zu treffen und von allen Kollegen gleich durchgesetzt werden. Alle an einem Strang ziehen. - Positive Verstärker, Gruppe als auch Einzelpersonen (Belohnungssysteme, Tokens etc.) - Wir haben jeden Tag auch nochmal den Tagesablauf sichtbar auf einer Tafelseite (Stundenabfolge, ggf. sogar Inhalte) und ein Pfeil rückt weiter, so weiß jeder, wo wir sind, was noch kommt .... - Materiallistten etc. in meiner Klasse haben wir für jedes Fach z.B. eine bestimmte Farbe, die taucht in der Tagesabfolge auf, die Mappen sind in der Farbe und es hängt eine farbliche Materialliste im Klassenraum (wieder außerhalb des direkten Sichtfeldes), wo alles Material draufsteht, was zu diesem Fach gehört, was dann auf dem Tisch liegen soll. - inder Nachbarklasse haben sie auch Kopfhörer (diese "Mickimäuse", damit Kinder sich zeitweilig von allen Umgebungsgeräuschen befreien können) ... In der Grundschule macht man das sowieso noch viel mehr als in der weiterführenden Schule, wir haben es jetzt wieder verstärkt aufgenommen. Wir haben hauptsächlich E/S Kinder, auch wenige LB Kinder. Die starke übersichtliche Strukturierung hilft vielen und schadet den anderen nicht. ;) Dann arbeiten unsere Sonderpädagogen supergut, sie führen bei Bedarf immer wieder Einzelgespräche (mit Kindern, Eltern, Lehrern), arbeiten individuelle Verhaltenspläne aus, machen superhilfreiche Vorschläge zur Verbesserung (was z.B. Sitzpläne, Arbeitsmethoden, Arbeitsmaterial angeht). Etliche unserer Stunden sind mit 2 Lehrern besetzt, was zu einer guten Differenzierungsmöglichkeit führt. Wir haben Differenzierungsräume, so dass man oft Gruppen aufteilen kann. Meine Bitte an Grundschulen ist: Bitte nicht mit dem Ende oder im Laufe der 4. Klasse den Förderbedarf einfach auslaufen lassen/aufheben, so dass die Kinder in der schwierigen Phase des Schulwechsels allein gelassen werden und wir an der weiterführenden Schule von vorn anfangen und keine Infos über die Arbeit in der Vergangenheit bekommen. Es ist fair, wenn wir in der Anfangszeit uns darauf einstellen können, wer welche Bedarfe hat, und dass es sich nicht erst in den ersten Wochen herausstellt, dass man plötzlich statt der 3 Kinder, die man pro Klasse einplanen "muss" ;) acht da hat, dann nimmt es überhand und man KANN den Kindern ganz ehrlich kaum noch gerecht werden ... Also auch für die Kinder ganz gemein, für ALLE Kinder der neuen Klasse. Viele Eltern bitten anscheinend darum, den Förderbedarf aufzuheben (der steht dann auch auf dem Zeugnis nicht mehr drauf oder so), damit das Kind "unbelastet in der neuen Schule einen Neuanfang machen kann". Das sit natürlich Quatsch und vor allem für das Kind überhaupt nicht förderlich, da es in der Übergangsphase, wo es besonders viel Hilfe brauchen könnte, erstmal keine mehr hat und danach alle Prozesse nochmal von vorn durchlaufen muss ...


MamaMalZwei

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Antwort auf Beitrag von Jule9B

Hallo, Lehrerin bin ich zwar nicht aber verwandt mit vielen Lehrern.... Es stimmt schon, die Vorbereitungszeit für normale Pädagogen ist sehr kurz. Was immer wichtig ist: Klare Strukturen vorgeben und die auch einhalten. Gespräche sowie Hilfe mit und durch Sonderschulpädagogen sind auch wichtig, nur darf man eines nicht vergessen: Vieles von dem, was bisher gemacht wurde, steht auch in der Schülerakte. Wurde ein AOSF-Verfahren durchgeführt, stehen die Ergebnisse und Mutmaßungen der Lehrer auch drin. Die AOSF-Ergebnisse haben aber nur eine Gültigkeit von einem halben Jahr. Das wird gerne vergessen, ich habe daher sehr viel Verständnis für Eltern, die in der weiterführenden Schule den Förderbedarf nicht fortführen möchten. Diese Ergebnisse sind eine MOMENTAUFNAHME, sie lassen außer Acht, dass sich das Kind weiterentwickelt. Bei unserem Sohn hat es erst geholfen, objektiv beurteilt zu werden, als dieser Teil seiner Schülerakte komplett ausgelagert wurde. Viel "gefährlicher" finde ich es, wenn versucht wird ein Kind, das ganz klar erkennbar einen Förderbedarf hat, so durch die gesamte Schulzeit zu mogeln ohne dass ein Lehrer weiß, wo die Baustellen sind. Ich hatte gerade letzte Woche das "Vergnügen" eine Mutter zu treffen, deren Sohn erst jetzt, mit 16, als ADSler diagnostiziert wurde. Er kriegt Medikamente, die Schule darf aber davon nichts wissen. LG


Franz Josef Neffe

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Antwort auf Beitrag von Windpferdchen

Damit der Mensch dem Leben und seinen Aufgaben GEWACHSEN ist, muss er WACHSEN. Das hat die Pädagogik noch nicht verstanden. Sie quält mit Übungen die Talente matt und platt, weil sie sich immer auf die SACHprobleme stürzt. Probleme erSCHEINen aber nur als SAChprobleme, sie SIND es nicht. Probleme SIND immer PERSÖNLICHE Probleme. Wir müssen die SEINSprobleme lösen, nicht die SCHEINprobleme. Das bedeutet praktisch ZUERST einmal für PERSÖNLICHKEITSWACHSTUM sorgen. Und das bedeutet, dass wir Versager nicht als Versager behandeln dürfen sondern als POTENTIELLE GENIES. Es ist nämlich ein existentieller Unterschied, ob jemand zu Hause 20 Wortbilder als verzweifelter Versager übt und speichert oder als künftiger KÖNNER. Das Gedächtnis kann nämlich nicht auswählen und muss immer ALLES speichern. Wenn die Kinder also beim Lernen Angst haben und sich quälen und alles für Scheiße halten, dann speichert das Gedächtnis die Angst, die Qual, die Scheiße und eben alles mit. Dann finde mal in diesem Riesenmisthaufen das Wort, das du brauchst! In der neuen Ich-kann-Schule gibt es eine einfache Regel für gutes Lernen: "Mache für Lernen nicht den kleinen Finger krumm, ehe du dich nicht in den Zustand versetzt hast, in dem du es gerne wieder erinnern magst!" Inklusion (Einschließung) kann das Problem genauso wenig lösen wie Exklusion (Ausschließung). Der Austausch der Schablonen ist keine Lösung. Wenn wir aber achtsam mit den entscheidenden Lebenskräften umgehen, werden alle Probleme lösbar. In der Ich-kann-Schule gibt es viele Beispiele. Eine Fortbildung, die wieder nur formale Vorgaben eintrichtert löst keine Probleme sondern trägt zu ihrer Vermehrung bei. LERNEN, WIE ES GEHT, sollte man bei jemand, der schon mal ein Problem gelöst hat und es praktisch vormachen kann. Ich freue mich auf Euren Erfolg. Franz Josef Neffe


Jule9B

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Antwort auf Beitrag von Franz Josef Neffe

mit seiner dusseligen Philosophie der Ich-kann-Schule... ich kann da nur noch Und ich glaube auch nicht, dass der Beitrag der AP geholfen hat. Jule


mams

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Antwort auf Beitrag von Windpferdchen

wir betreiben seit sommer inklusion und hatten noch keine einzige fortbildung. im februar bilden wir uns einen tag fort. mehr nicht.


Jule9B

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Antwort auf Beitrag von mams

Natürlich musst du nicht warten, bis da jemand zu euch kommt oder die Schulleitung es für euch organisiert. Zu dem Thema werden überall zig Fortbildungen angeboten, also kann sich auch jeder selber drum kümmern. Aber die sind halt nur für den ersten Einstieg, ich denke nicht, dass man das, was Förderschullehrer in einem mehrjährigen Studium gelernt haben, gerade mal in ein paar Tagen "nachholen" kann.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Jule9B

Wo deine Schule ist;-) Unseren Lehrer haben nur 1 autistisches Kind , (das ist Meins)an der Schule (GS einzügig) und die 2 . angebotenen Vorträge von unserem SPZ mit der Begründung "keine Zeit" abgelehnt:-( Gestern musste ich ihn abholen, weil er sich mehrmals übergeben hatte, als er vor 2 Klassen einen Aufsatz wiedergeben sollte " als Anschauung " wie schnell man etwas Auswendiglernen kann! Die Bildungsagentur ist seit März involviert , bis jetzt ist noch keiner zu einer Fortbildung gewesen! (Krankheit, Ferien, Vorbereitungswochen, ect. pp.) gibt immer andere Gründe warum keiner gehen kann! Die Klassenlehrerin ist mit der kompletten Klasse überfordert. Time Timer geht nicht, Nachteilsausgleich zu kompliziert, I-Stunden wegen Krankenstand unmöglich, . Was macht so eine Schule mit der Inklusion? Richtig NICHTS um dann zu sagen es geht nicht , die Kinder müssen auf die L-oder E- Schule! Sorry war gerade etwas frustriert!