Elternforum Die Grundschule

Erfahrung mit sonderpädagogischem Förderbedarf - Hören (Berlin)? *lang*

Erfahrung mit sonderpädagogischem Förderbedarf - Hören (Berlin)? *lang*

Susi0103

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Guten Tag an Euch. Ich bin neu hier, meine Große (wird im Dez 5), wird nächstes Jahr eingeschult. Sie trägt Hörgeräte aufgrund einer mittelgradigen Innenohrschwerhörigkeit (sie hört ab 40 bzw. 50db, statt ab ca 20), hört aber mit den Geräten wie ein Normal-Hörender. Sie ist in logopädischer Behandlung, weil sie noch nicht altersgerecht spricht (s-, ch- und sch-Laute sind noch schwierig). Gestern hatte sie ihre Schuluntersuchung und es wurde ein SP-Förderbedarf - Hören festgesetzt. Die Ärztin sagte, dass die Schule auf uns zukommt, um abzustimmen, wie genau das realisiert wird und wir das im Zweifelsfalle immer noch ablehnen könnten, wenn wir wollten und trotz mehrmaliger Nachfrage, konnte sie mir nicht sagen, WIE denn sowas aussehen könnte (Beispiele). Auf meine Frage, ob es ähnlich sein könnte, wie die Sprachförderung im Kiga (denn NUR bei der Sprache haperts bei ihr!) nach der Sprachstandsfeststellung, bejahte sie das. Ich hab mich also heute mal durchs Netz gelesen und das sieht da ja schon irgendwie ganz anders aus. Ich meine, meine Tochter ist zwar ohne Hörgeräte schwerhörig, aber sie ist nicht stark eingeschränkt (sie kann auch ohne Hörgeräte!) und schon gar nicht taub. Ich verstehe also nicht wirklich, was die Grundschule da also "integrieren" soll... Und was ist mit diesem "Status"? Bleibt der jetzt für immer bestehen? Und wenn ja, was bedeutet das für Ihre "Laufbahn"? Könnte man dagegen angehen (ich meine, wir haben etwa 3 Dutzend Hörtests von verschiedenen Stellen, die zeigen, dass sie mit HG normal hört), falls sie dadurch Nachteile hat? Sie wird/soll auf eine normale Grundschule gehen und ein bisschen Angst hab ich ja jetzt schon, dass sie dort jetzt deshalb abgelehnt werden könnte (geht ja, unter bestimmten Voraussetzungen!). Kann mir jemand aus Erfahrung berichten, was wir erwarten können? Oh Mensch, ist lang geworden, sorry. Ich bin nur ein bisschen verunsichert gerade. Und BITTE: Nur hilfreiche Antworten! Ich will meiner Tochter keine Hilfe vorenthalten, die ihr tatsächlich hilft, aber überflüssige/nutzlose Förderung an falscher Stelle muss ja nicht sein (wir könnten ja außerdem auch einen Platz wegnehmen, den ein anderes Kind mit ggf tatsächlichem Förderbedarf braucht). Lg, Susi


AndreaL

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Antwort auf Beitrag von Susi0103

Hallo Susi, google mal den Begriff 'Inklusion' in Zusammenhang mit dem Bundesland Berlin, ich habe jetzt grad nicht die Zeit zu gucken, wie genau der Stand in Berlin jetzt ist. Ich berichte aus Niedersachsen. Zuallererst bestimmt kein Amtsarzt einen sonderpädagogischen Förderbedarf, sondern immer die zuständige Förderschule. Ein Förderbedarf wird auch nicht ad hoc festgesetzt, sondern dem geht eine tagelange umfassende Begutachtung des Kindes und nicht ein Angucken in einer halben Stunde voraus. Das dürfte auch im Bundesland Berlin nicht anders sein. Ich schätze daher, dass Dich die zuständigen Förderschullehrer demnächst kontaktieren werden, um das mit Euch abzustimmen. Ich arbeite im Zuge der sonderpäd. Kooperation auch in einer Grundschule. In einer 3. Klasse ist auch ein Kind mit Förderbedarf im Bereich Hören, der dort 'integriert' wird. In Anführungsstrichen deswegen, weil er eben mit seinen Hörgeräten normal hört. Das Kind hat durch diesen Status 'Förderbedarf' den Vorteil, dass zu Beginn der 1. Klasse die Lehrer z.B. mit Mikrofon ausgestattet wurden und dieses umhängen hätten. Zudem kommt alle 2 bis 4 Wochen die zuständige Förderschullehrerin Hören, um mit dem Kind und den Lehrern den Ist-Zustand zu überprüfen. D.h. der Status 'Förderbedarf' kommt hier dem Kind nur zu Gute. Ich - als Förderschullehrerin für den Bereich Lernen - hatte noch nie mit dem Kind zu tun, da er einfach genauso gut lernen kann wie seine Mitschüler, er ist sozial integriert. Im Grunde genommen kann ich Dir nur Mut machen... Wenn Dein Kind gut hört, altersgerecht im kognitiven und sozialen Bereich entwickelt ist, dann werden die Förderschullehrer sich bestimmt dafür einsetzen, dass Dein Kind an der GS beschult werden kann. Und wenn das MIT dem Status Förderbedarf ist, dann kann dieser Deinem Kind nur positive Effekte bescheren. Warte erstmal den Kontakt mit der Förderschule Hören ab, dort darfst und kannst Du Deine ganzen Sorgen abladen :-). VG Andrea


Susi0103

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Antwort auf Beitrag von AndreaL

Vielen Dank für Deine Antwort. Jemanden der Ahnung hat, hab ich jetzt gerade gebraucht Von der Möglichkeit eines Mikrophons für den Lehrer wusste ich, dass es dieses im Rahmen dieser Förderung geben könnte, wusste ich nicht. Das wäre vll wirklich etwas, was man versuchen könnte (zumindest würde es vll helfen, dass sie nicht zu sehr von den Umgebungsgeräuschen abgelenkt wird ^^). Gut, Du hast mich beruhigt und ich warte einfach mal darauf, was jetzt kommt. Könnte ja auch gut sein, dass festgestellt wird, dass gar kein Förderbedarf besteht (bzw. wenn dann vll ehr im Bereich Sprache, DAS fände ich ehr angebracht)? Gibts es denn die Möglichkeit, den Förderbedarf noch zu ändern (also von Hören auf Sprache), weißt Du das? Lg, Susi


AndreaL

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Antwort auf Beitrag von AndreaL

Hallo noch einmal :-), also - es kommt relativ häufig vor, dass wir im Bereich Förderbedarf 'LErnen' Kinder überprüfen sollen und während der Arbeit mit dem Kind bemerken, dass ein anderes Defizit vorrangig beschult werden soll, wie z.B. eben 'Sprache'. Ich habe mehrfach schon Gutachten geschrieben, die mit dem Ziel 'Beschulung Sprachheilschule' endeten. Ich habe auch schon per Gutachten Kinder vom integrativen Kindergarten in den Sprachheilkiga überwiesen mit dem Ziel der Einschulung in die normale GS nach einem Jahr. Es gibt vielfältige Möglichkeiten. Gerade weil 'Sprache' so nah an 'Hören' ist, würde ich wirklich abwarten, was die zuständigen Förderschullehrer mit Euch gemeinsam herausfinden. I.d.R. (also ich mache das so) geht der Untersuchung durch die Förderschule IMMER ein langes Anamnese-Gespräch mit den Eltern voraus. Ich z.B. frage immer dezidiert ab, wo die Eltern meinen, dass ihr Kind am besten gefördert werden soll. Auch zum Abschluss der Begutachtung triffst Du Dich wieder mit dem Förderschullehrer, um die Ergebnisse zu besprechen. Wenn Dein Wunsch nicht mit der Empfehlung des Förderschullehrers korrespondiert, gibt es in Nds. die Möglichkeit eine Förderkommission einzuberufen. Da treffen sich alle Fachleute mit Dir und durchaus auch noch Therapeuten etc., um sich noch einmal zu beraten. In 90% der Fälle allerdings einigen wir uns immer vorher :-)! Sieh' das jetzt als Chance, nicht als Risiko... das wird gut!!! VG Andrea


Holzkohle

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Antwort auf Beitrag von AndreaL

ich hatte damals selbst nach Förderschulen in Berlin gesucht und bin über eine Schule Schwerpunkt Hören gestolpert, finde sie jetzt aber nicht. Wie wäre es denn, wenn Du diese Schule DIREKT anrufst und nachfragst, was die davon halten? Außerdem hatte ich mich damals (ging um die Integration meines damals diagnostizierte ADHS-Kindes) mit dem Senat kurzgeschlossen, da hat man mich sogar direkt zurückgerufen und mir sehr gute Tipps gegeben wegen Schulhelfer und sowas (vielleicht stünde EUCH das sogar auch zu!) Bis Deine Tochter eingeschult wird, vergeht noch fast ein Jahr. Das mit den nicht richtig ausgesprochenen Lauten kann sich also bis dahin noch legen. Davon abgesehen kann ich Dir ganz ehrlich sagen, dass in der Klasse meines Sohnes (2. Klasse) noch heute Kinder sind, die in die Logo gehen und Laute nicht richtig aussprechen können und die sind NICHT schwerhörig. LG und alles Gute


Susi0103

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Antwort auf Beitrag von Holzkohle

Vielen Dank für Eure lieben Antworten. Ja, ich werde mal sehen, was auf uns zukommt. Ja, sie hat wirklich schon seeehr viel aufgeholt - sie fing erst vor 1,5 Jahren richtig mit Sprechen (als sie die Hörgeräte bekam und zeitgleich in die Kita kam) und mittlerweile redet sie viel und jeder kann sie verstehen. Ich weiß, dass gerade die Zischlaute schwierig sind und da sie noch nicht mal 5 ist, ist sie gar nicht soo viel "zurück". Ich bin zuversichtlich, dass sie das noch gut aufholen kann. Aber so ein bisschen zusätzliche Sprachförderung in der Schule würde wahrscheinlich nicht schaden... naja, mal sehen. Danke Euch nochmal, ihr habt mir sehr geholfen! Lg, Susi