Elternforum Rund um die Erziehung

Panische Angst vorm Kinderarzt

Panische Angst vorm Kinderarzt

nora.mse

Hallo ihr Lieben, Bin noch ganz neu hier und verfasse gerade meinen ersten Beitrag ;-) Heute morgen hatte ich mit meinem dreijährigen Sohn Jakob einen Termin zum Zecken impfen. Er hat generell sehr große Angst vorm Arzt und war deswegen nicht unbedingt erfreut darüber. Als wir dann vom Warteraum ins Arztzimmer gerufen wurden (wo wir ein wenig warten mussten bis die Ärztin kam), brach er total in Tränen aus. Habe natürlich versucht in zu beruhigen. Als dann die Ärztin den Raum betrat, hatte er -glaube ich- so etwas wie eine Panikattacke. Er schrie wie am Spieß und war wirklich total arm! Sie wollte ihm vorher noch in die Ohren und in den Rachen schauen, aber er öffnete einfach nicht den Mund, worauf sie meinte ich muss ihn fixieren. Er blickte mich unter Tränen an und sagte "Mama, ich will das nicht. Bitte fahren wir heim". Habe ihn dann versucht zu beruhigen, aber es hatte einfach keinen Sinn und so hielt ich ihn fest, damit die Ärztin in seinen Mund schauen konnte. Danach noch die Impfung. Habe jetzt ein total schlechtes Gewissen, weil ich in dieser für ihn extremen Situation kein "Schutz" für ihn war, obwohl er mich gebeten hätte darum. Finde es eigentlich total gut, dass er gesagt hat, er will nicht von ihr angegriffen werden. Habe ihm danach zu erklären versucht, dass man sich von niemandem angreifen lassen muss, wenn man das nicht will, außer eben von der Ärztin - wenn ich dabei bin. Aber das ist doch trotzdem mit seinen drei Jahren noch zu abstrakt für ihn. Mir geht es bei dem Rat, den ich von euch suche, weniger um die Angst vorm Arzt an sich, als darum, wie ihr denkt, wie ich mich da als Mutter richtig verhalten soll? Bin total verunsichert, weil ich mir heute fast vorgekommen bin, als würde ich mein Kind misshandeln, wie ich ihn beim Arzt festgehalten habe. Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? Was macht ihr in so einer Situation? Und Frage zwei: Habt ihr Tipps, wie ich dieses Erlebnis gut aufarbeiten könnte mit ihm? Habe mir gedacht ich kaufe ein Buch über Arztbesuche. Aber wie erkläre ich ihm, dass fremde Menschen eigentlich nichts an ihm verloren haben - außer eben Ärzte? Danke für eure Hilfe. Liebe Grüße, Nora


Mitglied inaktiv

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du warst und bist schutz im besten sinne für dein kind , weil du ihm gegeben hast , was es braucht ( im medizinischen bereich) . du bist erwachsen und dein kind eben nch unbedarft was erfahrung des lebens betrifft. daher sieh diese sache als abgeschloßen an . dein kind denkt nicht mehr drüber nach und will dich nun wieder als mama im alltag. ich finde es wird zu viel gedöns um das seelenheil der kinder gemacht , wobei dies nie in gefahr war...relax , lebe und liebe das leben ( und auch das mit deinem kind;))


Mörchen17

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Hallo, mein Sohn ist auch drei Jahre alt und da er mit einer Nierenfehlbildung geboren wurde, haben wir schon eine umfangreiche "Arztgeschichte" hinter uns, quasi vom ersten Lebenstag an, und ich musste ihn während Untersuchungen oder (das war immer schlimm) zum Zugang-Legen auch schon öfter festhalten, während er brüllte. Es geht halt nicht anders, das habe ich mir dann immer wieder gesagt. Dem Kind passiert ja nichts "Schlimmes", wenn der Arzt ihm in Mund und Ohren schaut, das Problem besteht also eigentlich nur im Kopf des Kindes. Und mein Sohn regt sich bei solchen Sachen zwar auch gern fürchterlich auf, aber danach war es bislang immer wieder gut und er hat mir derartige Erlebnisse noch nie übel genommen. Bei der letzten Blutentnahme, da war mein Sohn gerade drei Jahre alt geworden, durfte er sich nach der "Maßnahme" ein Spielzeug aus einer Kiste in der Klinik aussuchen, daran erinnert er sich bis heute (etwa ein halbes Jahr später), und ich sage ihm dann immer, Blutabnehmen ist wirklich blöd, aber wenn man danach etwas zu Spielen geschenkt bekommt, das ist doch ein netter Ausgleich. Und irgendwie scheint diese Erfahrung, beim Arzt etwas zu spielen geschenkt zu bekommen, das fiese Erlebnis "Blutabnahme" bei ihm tatsächlich zu überlagern.


Baerchie90

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Wir waren mal in einer ähnlichen Situation. Sohnemann hatte panische Angst vor der Impfung und der Arzt null Zeit / Verständnis für ihn, so dass er sich Hilfe von seinen Arztschwestern holte, um Sohnemann kurzerhand festzuhalten. Ich war völlig überrumpelt. Im Nachhinein ärgert es mich immer noch, dass ich da nicht eher zwischen gegangen bin und es ärgert mich immer noch was da passiert ist. Denn auch wenn ich Impfungen für wichtig halte, will ich nicht, dass so rücksichtslos mit meinem Kind umgegangen wird. Wir waren bei diesem Arzt dann auch nur zwei mal, einmal zum "vorstellen" (nachdem wir neu zugezogen sind) und einmal zum Impfen, und haben uns direkt danach nach einem anderen Arzt umgesehen. Bei unserer "ersten" Ärztin war das Impfen übrigens nie ein Thema. Sie war da total entspannt, hat sich Zeit genommen, mit ihm geredet, ihn spielen lassen und dann ganz nebenbei und unaufgeregt kurz geimpft.


Elchkäfer

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Liebe Nora, Du wirst hier ganz verschiedene Meinungen bekommen. Ich persönlich finde es voll stark von deinem Sohn, dass er sich so an dich gewandt hat und für mich zeigt es ein großes Vertrauen in dich Die Frage die mir grade kam ist, warum du es trotz seines und eigentlich auch deines inneren Widerstands durchgezogen hast? Das frage ich aber nicht wertend, ich kenne ja auch so Situationen.


Mitglied inaktiv

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Bei unserem Kinderarzt impft aus dem Grund nie die Ärztin selber,damit die Kinder sie damit nicht in Verbindung bringen und es gibt auch keine Impfung im normalen Untersuchungszimmer. Was bei meiner hilft ist wenn sie weiß was auf sie zukommt Wenn es nur zur U geht kann ich ihr leicht versprechen dass es eben keine Pieks gibt und dass sie nichts falsch machen kann Geht es zur Impfung weiß sie darüber Bescheid,ich erkläre ihr dass es sein muss da wir nicht möchten dass sie krank wird.(und danach gibt es einen Heliumballon aus dem Euro Shop,das ist inzwischen Ritual,für sie ist das was ganz besondereres da ich keine nomalen Luftballons in der Wohnung haben kann da ich eine schwere Latexallergie habe) Bei unserem Zahnarzt gibt es jedesmal eine Münze und in der Praxis steht ein Automat ,mit der Münze können sich die Kinder ein kleines Spielzeug Ziegen-Sieg möchte so gern die Münze haben dass sie immer prima mitmacht. Normal bin ich kein Fan davon "normale" Situationen zu belohnen,aber den Arztbesuch Versuche ich immer positiv zu verknüpfen. Ich musste mein Kind auch schon auf dem Arm halten bis die Narkose wirkt,sie hat sich da auch mega gewehrt,aber manchmal hat man eben keine Wahl,meine Große hatte einen Bauchwandbruch und der Darm hat sich immer verklemmt,die "kleine" OP war notwendig um schlimmeres abzuwenden(dass der Darm zu lange einklemmt und abstirbt,dann ist das eine riesige riskante OP) Ich bin aber ehrlich gesagt ein Fan von-lass es nach der Situation gut sein,es sei denn das Kind fragt,ich habe das Gefühl je mehr man von sich aus in solchen Situationen stochert und sich krumm erklärt,desto mehr verunsichert das ein Kind-aber alles was erfragt wird wird auch erklärt.


Windpferdchen

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Hallo, ich kann Dich sehr gut verstehen. Als mein Sohn mit nur einem Jahr zweimal ins Krankenhaus musste, hat er auch nicht verstanden, warum ihm die Ärzte so weh tun mussten, und warum ich das nicht verhindert habe, obwohl ich dabei war. Ein furchtbares Gefühl. Trotzdem sehe ich die Sache bei Deinem Sohn etwas anders. Ein dreijähriges Kind ist deutlich verständiger als ein Baby. Auch wenn Dein Sohn verzweifelt gewirkt hat, so hat er dennoch gehört, dass die Aktion notwendig gewesen ist. Und zwar nicht notwendig, weil die Ärztin das wollte. Sondern notwendig, weil seine Mama das gesagt hat und davon überzeugt ist. Das ist ein Riesenunterschied! Er muss deshalb nicht einverstanden sein mit dem Arztbesuch, und er darf seiner Angst freien Lauf lassen. Trotzdem ist dies etwas anderes, als eine echte Übergriffigkeit durch fremde Erwachsene. Weil nämlich seine Mama, der er immer glaubt, gesagt hat, dass es nötig ist. Und auch wenn er protestiert, hat er das aufgenommen. Ich würde daher Übergriffigkeit und Körpergrenzen in diesem Zusammenhang überhaupt nicht thematisieren. Denn da geht es um Fremde, die etwas Schlechtes tun, das Mama nicht will und wovon sie nichts weiß. Das ist ein völlig anderes Thema, das ich nicht ins Arztzimmer holen würde. Sonst lernt Dein Sohn nicht zu unterscheiden, dass eine Ärztin, wenn die Mama dabei ist, ihm nur helfen will, nichts sonst. Im Gegenteil, wenn Du zuviel auf ihn einredest und den Unterschied zu erklären versuchst, dann hat dies eine suggestive Wirkung. Ärztin = Übergriffigkeit. Weißt Du, wir können unsere Kinder nicht vor allen fiesen Erfahrungen bewahren. Und wir müssen das auch nicht. Arztbesuche, Impfungen, Piekse usw. gehören leider dazu. Auch kleinere Kinder können und müssen nicht vor jedem Leid bewahrt werden. Klar wollen wir das am liebsten. Aber Kinder „wissen“ psychisch, dass das Leben nicht immer nur heiteitei ist. Wir müssen ihnen zutrauen und auch darauf vertrauen, dass sie dies problemlos verarbeiten können. Weil sie nämlich eine feste Basis aus Liebe haben. Noch zur Beruhigung: Der Entwicklungsforscher Prof. Remo Largo (Buch „Kinderjahre“) hat in Studien, die über 30 Jahre liefen, beobachtet: Kinder können auch schlimme Erfahrungen komplett ausgleichen, wenn sie in einer liebevollen Umgebung aufwachsen. Es bleibt schon nach kurzer Zeit nichts zurück. Die Psyche von Kindern ist stark und robust, sofern sie geliebt sind. Und das ist Dein Sohn. Er wird noch lange nicht frohgemut zu Ärzten gehen. Aber er weiß schon jetzt, dass dies nötig ist, wenn Mama das sagt. Auch wenn er altersgemäß nicht in der Lage ist, sein Verhalten deshalb zu kontrollieren. Und das muss er ja auch nicht. LG


nora.mse

Antwort auf Beitrag von Windpferdchen

Danke Windpferdchen! Deine Worte sind wirklich äußerst aufmunternd und einleuchtend. :)


Finale

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Meine Tochter hat von ca. 1,5 bis 3 beim Arzt die ganze Praxis zusammen gebrüllt. Wenn sie zuhause mitbekommen hat, es geht zum Arzt hat sie schon gebrüllt und sich sogar übergeben. Wir waren nicht oft beim Arzt es gab keine negativen Erfahrungen. Beim Impfen musste sie von 2 Erwachsenen festgehalten werden. Es half alles nichts. Wir haben zusammen "Conni beim Arzt!" angeschaut, sie hatte einen Arzt koffer um ihre Tiere zu verarzten,war keine Hilfe. Irgendwann hat es einfach aufgehört. Mach dir keinen Stress und leide nicht zu sehr mit. Ist schwierig, mir war auch immer zum Heulen zumute, aber es hilft nichts. Ich würde auch nicht zu viel erklären. Ein Arzt darf einen untersuchen und fertig.


nora.mse

Antwort auf Beitrag von nora.mse

Vielen Dank für eure Hilfe und die aufmunternden Worte. Es erleichtert mich, eure Erfahrungen damit zu lesen - habe mir einiges davon mitgenommen. Danke! LG Nora