Elternforum Rund um die Erziehung

Haare ziehen

Haare ziehen

Bellchen12

Hallo Mamis! Kann mir vielleicht eine von euch sagen,warum Kleinkinder an den Haaren ziehen?Meine Kleine ist jetzt 15 Monate und seitdem sie ein Jahr ist reißt sie förmlich phasenweise an den Haaren! Sie lässt dann auch nicht mehr so schnell los. Erkläre ihr natürlich das es weh tut,aber versteht sie das überhaupt schon? Ist es gut wenn man das Kind aus dem Raum sperrt und ihr eine kurze Auszeit gibt? Oder ihr auch an den Haaren ziehen?Natürlich nicht so doll! Das sind alles Ratschläge von aussen,den ich sehr skeptisch gegenüber stehe und ich es nicht für richtig halte. Wie sieht ihr diese Situation? LG


Holzkohle

Antwort auf Beitrag von Bellchen12

Haare ziehen ist "Gewalt" - wenn man es mal im großen Rahmen sieht. Auf gar keinen Fall würde ich "zurückziehen", klar, der Effekt ist, dass das Kind merkt, wie weh das tut, aber damit begibst Du Dich auf ein Niveau, von dem Du weit entfernt bist, was Du selbst nicht duldest und sicherlich so auch nicht vermitteln willst... Und damit hilfst Du auch nicht weiter. NEIN sagen.. auch betonen, dass das sehr weh tut. Auszeit - ja klar, warum nicht. Da hilft nur ganz viel Geduld. Und eben das nicht-dulden-lassen und das auch zu kommunizieren. Und natürlich "versteht" das Kind das - das Kind zieht ja auch "berechnend" an den Haaren und nicht aus Versehen oder durch Zufall, sondern - in dem Moment - mit purer Absicht. Kinder, so hat mir mal mein Psychologe gesagt, "kommunizieren" eben auf anderen Ebenen - solange sie noch nicht richtig reden können :) Das erlebst du/Du täglich, aufm Spielplatz gibts die Schippe aufn Kopf oder man boxt oder man kneift... weils für Kinder in dem Moment keine andere Kommunikationsmöglichkeit (für Frust, für sonstwas) gibt als diese... Mein Sohn hat sich immer selbst gekniffen, wenn er sauer war :( später konnte er mir dann sagen, dass er sauer IST oder man konnte drüber reden. Tatsächlich sind das die berühmten Phasen... durch die wir alle durch müssen. Ich wünsche Dir starke Nerven.


Bellchen12

Antwort auf Beitrag von Holzkohle

Danke für deine Antwort! Da denken wir ja gleich.Brauchte jetzt mal eine Bestärkung meiner Meinung! :)


Sommersturm86

Antwort auf Beitrag von Bellchen12

Unsere Tochter, 18 Monate, haut zurzeit oft, wenn ihr etwas nicht paßt etc. Wir sagen dann Nein, dass es weh tut, gucken sie auch dementsprechend an, also kein lächeln. ;) Und manchmal setze ich sie dann auf den Boden, wenn ich sie zum Beispiel auf dem Arm habe. Entweder gehe ich kurz aus dem Zimmer, wenn ich selbst kurz durchlaufen muss. Meistens Bleibe ich aber da. Und wenn sie dann weint, nehme ich sie auch wieder auf den Arm oder so. Einfach um ihr zu zeigen, dass ihr Verhalten zwar nicht okay ist und dass das auch Konsequenzen hat, aber dass ich sie trotzdem liebe und nicht sauer bin. Wäre sie fünf, würde ich schon anders reagieren Auszeit, also weg schicken, am besten noch Zimmer zu machen, davon halte ich persönlich, gerade in dem alter nicht viel. Ich hatte als Kind auch oft Wutanfälle und wurde dann ins zimmer geschickt. Das hatte bei mir zur Folge, dass ich bis ins erwachsenen alter abgespeichert habe, dass ich nur geliebt werde bzw ertragbar bin und "dabei" sein darf, wenn ich lieb bin. Soll heißen: ich habe Schwierigkeiten damit meine Wut oder Unzufriedenheit mit einer Situation bzw Streit, zu zeigen ich möchte nicht, dass meine Tochter das auch mit nimmt. Obwohl ich natürlich verstehen kann, dass es für die Mama einfacher ist, dass schreiende Kind ins zimmer zu verfrachten, anstatt das wüten neben sich zu ertragen. Aber noch ist deine Tochter so klein. Sie will dir ja nicht bewusst weh tun, sondern sucht einen weg ihren Frust abzubauen.


Nepumuk

Antwort auf Beitrag von Sommersturm86

Ich habe auch das Problem dass mein Sohn (gerade beim Schlafen gehen - nachmittagsschlaf/abendschlaf) aufdreht und meine Haare reißt. Und ich einfach keinw lösung habe. Danke @sommersturm86 dass du deine eigene Kindheitserfahrung hier teilst und so direkte Folgen auch veranschaulichst. Das hilft mir als Mama weiter "durchzuhalten" und es weiter "gewaltfrei" (also auch nicht weggehen etc) zu lösen und einfach die Phase durchzustehen.


gnomali

Antwort auf Beitrag von Bellchen12

Nach dem Haare zeihen kommt übrigens das Zwicken und dann das Beißen...meine ist 2 und findet es übel lustig mich zu beißen.Heute war meine Hebamme da und ich lag aufm Sofa zur Untersuchung und sie meinte,Mama,ich fress dich jetzt!!!und dann hat sie mich galannt mal in den Arm gebissen... das problem ist,daß die Kinder nicht unterscheiden können,was wirklich weh tut oder was lustig ist.Mein mann hat mich neulich gekitzelt und so getan wie wenn er mich annagt.Ja,das fand sie lustig,ich hab ja auch gelacht.Und nun denkt sie,sie dürfe mich fressen,beißt allerdings volle lotte zu.... Und wenn sie wütend ist und ich ihren Willen nicht lasse (und sie kann schon sehr gut argumentieren) dann kratzt sie mich,aber auch echt fies.DA schrei ich dann auch mal,sie zankt dann richtig mit mir und irgendwann sag sie "schuldigung". Ich glaube,du mußt einfach schneller sein,als dein Kind um zu verhindern,daß sie dir weh tut.Wegsperren bringt nix,das macht es ja eher schlimmer.Dann siend sie frustriert....du kannst es ihr immer und immer wieder erklären... Dieses weggesperre und auszeitgedöhns ist so eine Mode,echt nervig.Stellt euch mal vor,ihr seid frustriert,keiner versteht euch und dann werdet ihr noch in eine "Auszeit" geschickt....tolle sache.Da haben die erwachsenen ruhe und fühlen sich toll überlegen und klug,aber euch selbst,als kind,ist wahrscheinlich elend zu mute und ihr seid noch wütender als vorher.... Top Vorraussetzung für eine offene und vertrauensvolle Beziehung.Kann man ja dann gleich fürs Tennie alter üben,wenns dann ständig Hausarrest gibt ;o)


Zafon

Antwort auf Beitrag von Bellchen12

Babys haben neben anderen Reflexen den Greifreflex, die meisten verlieren sich ja mit der Zeit - das Loslassen von Dingen u.a. Haaren ist ein sehr komplizierter motorischer Vorgang und wird erst nach und nach gelernt. Anfassen ist ein natürlicher Vorgang, weil sie ihre Umwelt oral und taktil erfassen müssen. Da sie aber feinmotorisch noch schlecht entwickelt sind entstehen Dinge wie Haare ziehen, patschen (oder andere bezeichnen es als Hauen), Dinge zerdrücken, zerrupfen etc. Außerdem macht es natürlich auch Spaß in den Haare herumzuziehen, weil es sich bewegt, sich interessant anfühlt und eine Reaktion bei Dir auslöst ;) Ich sag immer: Kinder entdecken erst ihre Welt und sie meinen in den ersten Jahre NIE etwas böse. Daher hat alles was sie tun einen Sinn und wir sollten ihnen nur freundlich bestimmt zeigen was sie dürfen und was sie lassen sollen, um nach unseren Vorstellungen sozialisiert zu werden. Verstehen kann Deine Tochter Deine Erklärungen tatsächlich noch (!) nicht - sie tut im Übrigen auch nichts, was man sanktionieren müsste und schon gar nicht mit der allerletzten Stufe der "Bestrafung": dem sozialen Trennen von der Bezugsperson. Also vergiß diese Ratschläge. Löse vorsichtig ihre Fingerchen von den Haare, zeig ihr dass es weh tut mit einem entsprechenden Gesichtsausdruck und einem "Aua" und das immer wieder, bis sie sich ein neues Betätigungsfeld sucht. LG


Johanna3

Antwort auf Beitrag von Bellchen12

Um das ganze zu entschärfen: Vielleicht machst du dir vorübergehend eine Frisur, die nicht zum Reißen verleitet? Freundliche Grüße Johanna


mf4

Antwort auf Beitrag von Bellchen12

Kind ein- oder aussperren ist völlig sinnlos und was soll das mit Haareziehen zu tun haben... davon abgesehen, dass das ein so kleines Kind nicht einmal verstehen würde... es versteht, Mama mag mich nicht. Es gibt Worte und Mimiken und ein Kind mit 1,5 und jünger versteht, wenn es weh tut.


Hexchen38

Antwort auf Beitrag von Bellchen12

Haare hochstecken, NEIN! sagen, Hände freundlich, aber bestimmt aus den Haaren fummeln, Kind ggf etwas weiter weg absetzen. Das Ganze sooft wiederholen wie nötig.


Lieschen

Antwort auf Beitrag von Bellchen12

Eine meiner Töchter (Zwillinge, 15 Monate) zupft/haut ihre Schwester immer wieder mal, wenn sie frustriert ist. Wie reagiert man da am sinnvollsten? Ihre Schwester beginnt zu weinen, ich tröste sie, gleichzeitig ist die andere jedoch noch zornig. Erklären, dass es ihrer Schwester weh tut, brauch ich nicht. Sie sieht es an ihrer Reaktion, außerdem busselt sie sie ab, wenn es versehentlich beim Spielen zu wild zu gegangen ist, und sie weint. Sie hat also dieses Verständnis. Vielleicht hat jemand von Euch einen Tipp diesbezüglich! Liebe Grüße, L.


Zafon

Antwort auf Beitrag von Lieschen

Das zeigt am Besten wie unterschiedlich die Wesensmerkmale aller Kinder sind - auch Zwillinge sind halt im Wesen nicht "Eineiig" sondern jedes ist individuell und einzigartig. Sie sieht vl. das ihre Schwester weint, aber Mitgefühl bzw. Verständnis hat sie in dem Sinne noch (!) nicht - sie ahmt nur Dein Verhalten, die Hinwendung, nach. Deshalb ist es wichtig, dass Du ihr jedes Mal kurz und bestimmt (aber freundlich) sagst und zeigst, dass sie das nicht tun darf und ihr zeigst, dass es "Aua" macht. Weiterhin soll sie danach (am Besten parallel zu Dir) busseln, "Ei" machen, damit sie lernt, dass ein Fehler eine (dem Alter entsprechende) Entschuldigung braucht. Zur Zeit reicht Bussi und Ei machen, danach gehts weiter z.B. mit dem Spiel. Ich würde immer nur kurz und entspannt reagieren - dann sofort wieder dem Tagesgeschehen zuwenden, so dass es keine (unbewusste) unterschiedliche Behandlung der Zwillinge gibt. LG