Elternforum Rund um die Erziehung

Gehorsam zu viel verlangt?

Gehorsam zu viel verlangt?

Mackie

Hallo, es fällt mir schwer offen darüber zu schreiben und hoffe hier auf konstruktive Kritik und Unterstützung, und nicht verurteilt zu werden. Ich weiß nicht, ob ich generell überfordert bin (zwei Kinder, 3 und 1 Jahr alt) oder ob es an Corona und der Kita Schließung liegt. Ich merke, dass ich einfach keine Geduld und kein Verständnis habe. Ich bin super schnell genervt. Beispiel heute morgen: der 3 jährige wollte mit Wattestäbchen Fingerfarbe tupfen. Ich sagte ihm, er solle nicht auf die Unterlage tupfen und wurde nach wiederholtem Ignorieren und als er auf meinen Finger getupft hat echt sauer und es ist sogar so weit ausgeartet, dass ich ihn regelrecht angebrüllt habe. Mit der Aktion habe ich sogar die 1-jährige aufgeweckt, was mich noch mehr auf die Palme gebracht hat. Ich sage dann auch so Sachen wie, "Wegen dir ist deine Schwester jetzt wach", "Warum musst du immer so böse sein?" etc. Ich weiß, dass das alles falsch ist, dass er vermutlich gar nicht richtig verstanden hat, dass er nicht auf die Unterlage tupfen soll (Unterlage, was ist das?), das mit meinem Finger war vermutlich ein Versehen und so oder so, anbrüllen und diese Sachen sagen, ist einfach nur falsch und darf nicht passieren. Aber ich habe mich dann einfach nicht mehr unter Kontrolle. Mir geht es dann plötzlich emotional so schlecht, dass ich nicht mehr weiter weiß und die Verzweiflung mich übermannt. Und es war ja nur ein Beispiel. Generell ist es so, dass man ich etwas sage und es nicht relativ zügig umgesetzt wird, oder wenn ich zu etwas nein sage, und es dann unmittelbar doch getan wird, ich meistens direkt schon lauter werde und ich ihn ziemlich grob anfahre. Wenn es danach nicht umgesetzt wird, brülle ich manchmal auch. Dabei möchte ich doch lieb zu ihm sein. Ich liebe meine Kinder und möchte, dass sie liebevoll aufwachsen. Aber ich will auch, dass sie auf mich hören und Regeln befolgen. Wie bekommt man beides unter einen Hut? Hat hier jemand einen Tipp? Abgesehen von einer Therapie vielleicht, weil das wäre der allerletzte Ausweg. Ich bin überzeugt, ich bekomme das mit der richtigen Einstellung auch so hin. Vielleicht geht es jemandem ähnlich?


Caot

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zumal du den ersten Schritt schon getan hast- das erkennen, dass es so weder gut noch richtig ist. Ich würde bei einer Erziehungsberatung vorstellig werden. Für die Damen hier im Forum die sich darunter etwas "schlimmes" vorstellen …...bei uns sind das geschulte Damen, die den Müttern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die sehen Dich ganzheitlich und können erste Probleme angehen. Sollte das Problem nicht lösbar sein, vermitteln die dann. Euch alles Gute!


ZoeSophia

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Klingt jetzt doof, aber hast du dich schon mal geachtet, ob deine Reaktion während deines ganzen Zykluses so „ausartet“ oder nur zu einer bestimmten Zeit? Ich will am Anfang des Zykluses immer meinen Mann „verlassen“ und kurz vor der Mens bin ich auch extrem ungeduldig. Dank diesem Wissen, gehe ich mit der ganzen Situation viel leichter um, so „ignoriere“ ich mich selbst wenn ich wieder mal darüber nachdenke, dass es doch einfacher wäre ohne Mann (es gibt eigentlich kein Grund meinen Mann zu verlassen) oder wenn ich merke ich werde schon wieder so ungeduldig.... ich habe gelernt damit umzugehen, aber so, dass es niemandem schadet... auch Eisenmangel kann eine Möglichkeit sein. Ich würde die gesundheitlichen Sachen auch mal noch abklären... Du solltest dir aber ganz sicher Hilfe holen, denn egal was der Ursprung ist, es ist weder für dich noch für die Kinder schön!!


NeleTwins2003

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Selbsterkenntnis ist schon mal der erste Schritt zur Besserung Ich bin und war auch nie wirklich geduldig und ja, ich konnte auch mal lauter werden, wenn die Zwerge nicht "funktionierten" , aber hey, es sind ja auch Kinder und keine Roboter... Natürlich war es als meine Zwillis klein waren mitunter sehr anstrengend alles unter einen Hut zu bekommen: liebevolle Mama und tolle Ehefrau sein, Haushalt in Ordnung halten, alles organisieren, Büro für die Fa meines Mannes führen etc...und da waren meine Nerven nicht immer die Stabilsten...Jedenfalls habe ich für mich erkannt, dass weder die Minis noch sonst jemand daran Schuld ist, dass ich so gestresst/dünnhäutig war, sondern ich ganz alleine. Ich habe mir den Druck selbst gemacht immer alles perfekt und richtig zu machen und war schnell gereizt, wenn etwas nicht nach Plan lief, aber dafür konnten die Zwerge ja nix...Weil ich mich selbst kaum noch leiden konnte, habe ich an mir gearbeitet und bestimmte Situationen bewusster wahrgenommen und reflektiert, ob es jetzt zB so schlimm ist, wenn gekleckert, getrödelt, etwas ausversehen kaputtgemacht wird oder wir 2 Minuten später aus dem Haus gehen als geplant, dass ich deshalb die Kleinen anfahren muss? Die Antwort war: Nein! Tief durchatmen und dann ist es halt so und man muss das Kind nochmal umziehen oder wischt den Tisch zum 10ten Mal ab oder kommt späterzu einemTermin...So what! Diese Gelassenheit, dass nicht immer alles perfekt sein muss und das Kinder auch erstmal alles erkunden und lernen müssen, so wie wir ja auch in die Mutterrolle reinwachsen, hat mir sehr geholfen insgesamt deutlich ruhiger und entspannter zu werden. Versuch in Situationen, in denen du impulsiv schreien/schimpfen würdest, kurz inne zu halten, dir selbst die Frage zu stellen, ob dass, was gerade passiert wirklich so schlimm ist (angemalter Finger na und ?!), das es begründet wäre die strenge Erziehungskeule rauszuholen (bei Gefahr zb auf Herdplatte fassen wollen auch lauter) oder Schultern zucken und als " Das ist halt eben so" verbuchen... Ich drücke dir die Daumen, dass du es schaffst-vielleicht auch über deine Gefühlslage mit deinem Mann sprechen, der dich evtl dabei unterstützen kann, entspannter zu werden oder einer Freundin- und in Zukunft so mit deinen Krümeln umgehen kannst wie du es dir ja selber wünscht. Du liebst sie schließlich und wirst es hinbekommen, wenn du an dir arbeitest... Falls es gar alleine geht, dann würde ich statt zur Erziehungsberatung eher einen eigenen Termin beim Psychologen vereinbaren, denn dieser innere Stress, die Gereiztheit hat vielleicht einen ganz anderen Ursprung und nix mit den Kindern zu tun... Toi toi und alles Liebe!


Bonnie

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Hallo, ich bin ziemlich sicher, dass auch Deine eigenen Eltern mit Dir nicht sehr geduldig waren, als Du noch ganz klein warst. Leider wiederholt man als Mutter oder Vater sehr oft Automatismen, die man zu Hause selbst als kleines Kind erfahren hat. Dies ist ursprünglich von der Natur sogar so gewollt: Damit wir nicht alles neu lernen müssen, werden solche Muster abgespeichert, damit man sie später als Erwachsener einfach nur abzurufen braucht. Der Haken ist: Wenn negative Erfahrungen als beispielhaft abgespeichert werden, dann werden auch sie einfach wieder abgespielt, selbst wenn man das absolut nicht will. Es ist ein Ablauf, der mit Willenskraft nur sehr schwer bis gar nicht zu kontrollieren ist. Man erwartet dann von einem kleinen Kind viel zuviel: Es soll hören, gehorchen, Einsicht zeigen, verstehen, sein Verhalten steuern und kontrollieren. All das ist für einen erst Dreijährigen nicht möglich. Dies aber nimmt man dann persönlich (das Kind ist renitent, böse, will provozieren, macht das absichtlich), und reagiert entsprechend. Man kann nicht sehen, dass dies alles erwachsene und falsche Projektionen sind, die nicht der Wirklichkeit entsprechen. Einsicht oder der Wunsch, ab jetzt geduldig und liebevoll zu sein, reichen hier leider nicht aus. Die alten Muster sind stark und autonom. Was hilft, ist nur das Umlernen des Gehirns: Alte Schablonen müssen durch neue überschrieben werden. Das aber geht nur mit Training. Ebenso wie man nur dann neue, kräftigere Muskeln bekommt, wenn man täglich trainiert, lernt auch das Gehirn ausschließlich durch Üben um, durch nichts anderes. Ich war früher auch eine ungeduldige, schnell genervte, nicht selten auch laute Mutter. Was bei mir half, war nichts Geringeres als ein neuer Blick aufs Leben. Und den bekam ich durch Meditation. Ich hatte sie eigentlich begonnen, um eine chronische Erkrankung loszuwerden, und irgendwann bemerkte ich ganz nebenbei, dass ich schon ewig nicht mehr wütend oder laut geworden war. Man kann jeden Tag 20 Minuten abknapsen, um das zu machen, egal wann: abends, wenn die Kinder schlafen, wenn sie Mittagschlaf machen, wenn der Mann sie nach Feierabend eine halbe Stunde übernimmt, wenn das älter im Kiga ist und das kleine eine Nickerchen macht. Irgendwann geht es immer. Anfangs sieht es so aus, als ob sich nichts tut, die Veränderung braucht Zeit, geht langsam. Aber irgendwann ist sie da, oft fällt es einem eher zufällig auf, so leise kommt sie. Diese Investition an Lebenszeit lohnt sich unendlich. Du heilst eigene alte Wunden, gibst den Schmerz nicht an Deine Kinder weiter, und ganz nebenbei wirst Du gelassener, glücklicher, hast viel mehr Energie (das war für mich das Überraschendste), traust Dir mehr zu, veränderst Dich einfach sehr. Das dauert natürlich ein paar Jahre, aber erste Wirkungen kann man schon nach wenigen Übungswochen messen. Auch Studien haben diese Effekte bereits belegt. Man braucht dabei eine nur ganz einfache Technik, wie sie Bücher für Anfänger vermitteln, das reicht völlig aus. Ist ganz leicht. LG


Mitglied inaktiv

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kann es sein ,dass du gefrustet bist vom leben als "nur " mutter? gibt es ein altes volkommen anderes leben ,dass du vermisst? auch wenn man sine kinder liebt , macht das unterbesusstsein aber sie dafür schuldig , dass es ist wie es gerade ist und lsst sie eben das auch spüren nimm dir mehr zeit für dich ,wenn möglich . mach dinge ,die dir freude bereiten. als kind ca 1,5 war hatte ich kurz so eine phase . mir half abends mein unschuldiges kind schlafend zu betrachten .....dieses bild kam hoch ,wenn die wut sich in mir ausbreitetet . mit der zeit konnte ich das dann gut kompensieren und konnte ruhiger mit kind-stress-situationen umgehen. wobei ich aber sagen muss, das ich trotzdem schnell entnervt von kindern bin aber gut damit umgehen kann