Elternforum Rund um die Erziehung

Begrüssungsküsse bei/ von Kindern anerziehen ? (Lang)

Begrüssungsküsse bei/ von Kindern anerziehen ? (Lang)

Mal32

Hallo ihr lieben! Ich mache mir derzeit über dieses Thema Gedanken, auch wenn wir noch viel Zeit haben (Zwerg ist erst 4 Monate). Es mag dem ein oder andern nun erstmal ein bisschen übertrieben vorkommen aber ihr werdet gleich erfahten warum mich das beschäftigt. In Deutschland gehören die "Bussis" zur Begrüssung ja bei Familie, Freunden und Bekannten dazu. Die meisten werden aber alle andern mit der üblichen körperlichen Distanz und einem Händedruck begrüssen. Ich lebe seit einigen Jahren in Frankreich. Wer sich bisschen auskennt weiss, das es hier im Lande eeeetwas anders läuft. Es hat bei mir lange gedauert mich daran zu gewöhnen, das ich unwillkürlich JEDEN Fremden der mir von irgendwem vorgestellt wird, mein Gesicht entgegen halten und mit drei "Küsschen" begrüssen muss. Wenn man dann noch ein klein wenig Introvertiert ist UND dazu aus einer Kultur kommt in der das so nicht gang und gäbe ist...da hat man daran etwas zu knabbern. Nun zurück zum Kind! Es kommt mir immer befremdlich vor, wenn mir dann fremde Leute mit ihren kleinen Knirpsen gegenüber stehen und das Kommando kommt ..."komm schon gib ein bisou!"...während sich die Kinder halb hinter den Eltern verstecken ODER sich sowieso schon schüchtern ein bisschen zurück halten. Nun gehört es aber trotzdem hier zum guten Ton. Ich frage mich ständig...ist es wichtig meinem Kind diesen ...nennen wirs mal "Kulturellen Akt" ..."beizubringen"... ODER Geht das ganze schon etwas weit und stellt eine einschneidung ist das Selbstbestimmungsrecht des Kindes da? Ganz davon abgesenen das es meines erachtens total gegen das Prinzip "Dein Körper ist dein Körper...und du hast zu bestimme was damit passiert" verstösst. Ich hätte gern mal von ganz unabhängigen Personen eine Meinung dazu! Vielen Dank!


emilie.d.

Antwort auf Beitrag von Mal32

Ich würde es meinem kleinen Kind nur vormachen und wenn es sich dann versteckt, eben sagen, XY ist schüchtern und nicht weiter drauf eingehen. Dein Kind wird sich langfristig an Deinem Vorbild orientieren.


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von Mal32

Ich selber bin sehr" koerperbetont" ,was die Begrüßung mit Freunden angeht Ich glaube das muss jeder für sich entscheiden und in dem Alter deines Kindes ,auch du für dein Kind. Meine Tochter ist anders als ich und das ist ja auch vollkommen OK...jeder hat eben seine grenzen und sollte die auch von anderen akzeptiert bekommen.


stjerne

Antwort auf Beitrag von Mal32

Hier gibt es doch auch Kinder, die nicht die Hand geben möchten oder sich nicht trauen zu grüßen. Ich finde, die darf man auch nicht zwingen. Man macht es vor, aber sie müssen es nicht nachmachen, wie ein dressiertes Hündchen.


cube

Antwort auf Beitrag von Mal32

finde ich. Zum einen die Frage bzgl. "mein Körper gehört mir" und wie fern ich deshalb meinem Kind nicht aufzwingen möchte, sich von anderen küssen lassen zu müssen (wobei ich meine, dass es in FR eher "Luftküsschen" sind, oder?) Die andere Frage: in wie fern ist es mir wichtig, dass mein Kind die französische Kultur als seine Kultur annimmt - oder eben nicht. Also in die Richtung "ist er Franzose" oder eben nicht bzw. nicht nur. Ich tue mich gerade schwer, dass so richtig in Worte zu fassen - aber ich glaube/hoffe, du verstehst, was ich meine?


niccolleen

Antwort auf Beitrag von Mal32

Ich verstehe dein Dilemma. Mein Weg waere der (erstens mal, auf sich zukommen lassen, ich bin da eher der Mensch, der erst bei der Weggabelung entscheidet und die dann aktuellen Umstaende dafuer heranzieht), dass Kinder ja sowieso sehr lange noch einen gewissen Freibrief haben. Also die naechsten 10 Jahre wird es maximal einen erstaunten Blick ernten, wenn es sich schuechtern zurueckzieht, aber sicher wird das niemand als Unhoeflichkeit oder persoenlichen Affront empfinden. Und bis dahin hat es Freunde und Freundinnen, und wird sehen, was es denen alles nachmacht, was es fuer normal empfindet und was nicht, ungeachtet dessen, wie du dich gegenueber den Franzosen verhaeltst. lg niki


Susanne.75

Antwort auf Beitrag von Mal32

Ich stehe auf dem Standpunkt, dass definitiv niemand dazu erzogen werden muss, anderen nahe zu kommen, um es jetzt ganz allgemein auszudrücken. Auch innerhalb der Familie habe ich nie von meinem Kind erwartet, dass es die nette Tante und wen auch immer mit Küsschen begrüßen muss. Auch die Hand geben darf man nicht erzwingen. Die meisten Kinder machen das irgendwann, weil sie es bei allen sehen, und wenn ihnen dann die Hand entgegengestreckt wird, dann reichen sie ihre auch irgendwann. Erst vorsichtiger, dann selbstverständlicher. Und genauso würde ich es auch mit französischen Gepflogenheiten handhaben. Du begrüßt alle, wie es üblich ist und lässt dein Kind mit jeder Aufforderung dazu eher in Ruhe. Man kann es ja mal ganz normal untereinander dem Kind erklären, dass das alle machen, dass es okay ist, wenn dein Kind das nicht möchte, dass das Gegenüber das dann aber vielleicht mal merkwürdig findet. Was ich nicht machen würde ist, das Verhalten dann zu "entschuldigen". Das bedeutet für das Kind, dass es etwas falsch macht, weil es zu schüchtern ist o.ä. Das finde ich nämlich nicht. Es ist richtig, nicht nur aus "das gehört sich so" Fremden so nahe kommen zu müssen, wenn es einem eigentlich unangenehm ist. Aber warte einfach ab. Vielleicht ist dein Kind ja von Anfang an ganz offen allen gegenüber und macht das von ganz allein und gern. Schließlich wächst es in Frankreich auf.


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Mal32

Hej! ich habe dazu 2 Anmerkungen: 1. Versuch´s doch mal im Mehrsprachen-Forum, da sind sicher auch "Franzosen", die Dir aus eigener Erfahrung mehr berichten. Außerdem ist es immer einseitig und vor allem halbherzig (um nicht zu sagen falsche Sicht auf die Dnge), wenn Deutsche in Deutschland denen,die im Ausland sind, raten, wie sie sich zu den Gebräuchen im neuen Land verhalten sollen, denn wie die Situation des einzelnen im Ausland empfunden wird, ist nicht nur individuell (also auch für den ratgebenden Deutschen wäre sie vermutlich jedesmal anders), sondern eben auch nicht nachvollziehbar - man kann manche Dinge nicht erklären, bevor sie jemand nicht erlebt hat. 2. hat die Vorschreiberin absolut Recht,d ie den Kindern generell eine gewisse Schonzeit einräumt - das gitl sicher überall. Auch in Dtld. geben nicht alle kinder brav die Hand oder grüßen jedesmal, wennsie irgendwo neu hinzukommen - und das quittiert nur ein engstirniger Mensch mit offenkundigem Ärger. Meine kinder mochten auch inder (dt.) Familie die Gute-Nacht-Küsserei nicht, wenn wir zu Besuch dort waren - und da habe ich sie durchaus verteidigt. Ich hingegen mag die in DK um sich greifende Umarmerei in DK nicht mit jedem, es reicht mir, daß ich alle duzen "muß", also verweigere ich mich sogar als Erwachsene manchen Leuten bei der inzwischen an manchen Orten fast obligatorischen Umarmung. Den schiefen Blick oder das Gerede hinter meinem Rücken halte ich aus (besserals die Umarmung mit demjenigen ). Und wenn Du Deinen Kindern dabei den Rücken stärkst, mußt erstmal DU das aushalten - und wenigerdie kinder, denn es ist den anderen ja offenkundig, woher der Widerstand kommt. Ob Du das kannst und willst, ist allein DEINE Sache, da kann Dir niemand raten - denn es ist - wie ich aus eigener Erfahrung hier in DK weiß - verd... schwer, gegen den Strom zu schwimmen und seine eigene (dt.) Sicht der Dinge zu leben, auch wenn es ja niemandem wehtut oder gar gegen ein Gesetz verstößt, jemanden nicht zu küssen, nicht arbeiten zu gehen, die Kinder nicht zur Tagesmutter zu geben, auf die Betreuung nach der Schule zu verzichten, eine Schultüte zu schenken und was der kleinen lieben Dinge mehr sind. Vielleicht sogar eine 3. Anmerkung : Wen Dein Kind in Frankreich aufwächst, wird es die Küsserei vermutlich weitaus weniger übergreifend empfinden als Dzu,d er Du mit dt. Erziehung im Gepäck dort lebt. Meine Kinder finden es zwar nicht merkwürdig, Fremde zu siezen, daß man aber jahrelang ein gutes Verhältnis zur Nachbarin oder Kollegin hat und sich dennoch siezen kann, versteht sogar meine Große nicht, die ansonsten sprachlich und auch sonst sehr feinfühlig reagiert. Da sind unsere Kinder nunmal trotz allem Deutschen, was wir ihnen mitgeben, weitaus mehr der Umgebung vertraut und angepaßt als wir wahrnehmen (wollen). Alles in allem: es ist Zukunftsmusik, Du weißt gar nicht,wie sich die Dinge entwickeln -es kommt mit Kindern eh immer anders als man denkt - also laß es doch einfach auf Dich zukommen und genieße das JETZT! Alles Gute - Ursel, DK


Schrumsel

Antwort auf Beitrag von Mal32

Ich schleiche mich hier mal ein. Meine Meinung zum Thema: man sollte seine Kinder nicht zu irgendwelchen Körperkontakten zwingen. Ich habe es als Kind gehasst, wenn ich meine Großeltern umarmen sollte, obwohl ich das nicht wollte. Das Verhältnis zu ihnen hat dadurch keinen guten Verlauf genommen. Bis heute habe ich kein angenehmes oder gar enges Verhältnis zu ihnen, wie es eigentlich zwischen Großeltern und Enkeln üblich ist. Das Gegenteil ist eher der Fall. Ich bringe meinen Kindern bei, dass sie zu anderen Menschen (egal ob Familie oder nicht) freundlich sein sollen und guten Tag zu sagen haben. Aber Umarmungen oder gar Küsse fallen aus. Das sollen sie später selbst entscheiden, wenn sie alt genug sind. (Und Leute, die nicht zur Familie gehören, werden prinzipiell nicht geküsst!) Würde ich in ein Land ziehen, in dem die Begrüßung wie von dir beschrieben abläuft, würde ich trotzdem an meiner Meinung festhalten. Zumindest, was meine Kinder betrifft.


Sille74

Antwort auf Beitrag von Mal32

Ich glaube nicht, dass Du Deinem Kind da etwas "beibringen" musst. Es wird da hineinwachsen. Es sieht ja diese Gepfligenheit andauernd im täglichen Leben, von Euch und allen anderen, und wird das dann früher oddr später ganz von selbst (nach)machen. Ob Du Dein Kind jetzt so, wie Du es bei anderen mitbekommst, dazu auffordern solltest, "bisous" zu geben, solange es das (noch) nicht von selbst macht ... ich weiß nicht ... kommt vielleicht darauf an, wie sehr man sich dadurch, dass man es nicht tut, zum Außenseiter macht. Das kann ich freilich nicht wirklich beurteilen, würde aber vermuten, dass es gesellschaftlich nicht sooo dramatisch ist, wenn man das "bisou" von einem wirklich kleinen Kind nicht einfordert. Wegen des "Dein Körper bleibt Dein Körper" würde ich mir jetzt nicht so viel Gedanken machen, selbst wenn es zum guten Ton unbedingt gehören würde, auch schon die Kleinsten zum "bisou"-Geben anzuhalten. Ich glaube nicht, dass Franzosen größere Abgrenzungsprobleme haben als Deutsche ...


Joaninha

Antwort auf Beitrag von Mal32

Ich lebe auch in einem Land, in dem Begrüßungsküsschen üblich sind. Von einem Kind wird das aber i.d.R. nicht erwartet. Ausnahmen sind ältere Damen, die Küsschen einfordern und es als Ungezogenheit empfinden, wenn das Kind der Aufforderung nicht nachkommt und sich auch noch ängstlich hinter der Mama verkriecht. In diesem Fall frage ich meine Tochter, ob sie Küsschen geben möchte, und wenn sie dann erwarteterweise nein sagt, "übersetze" ich für die älteren Damen, dass sie noch etwas schüchtern ist. Das zum Teil, um meine Tochter zu entschuldigen, zum (größeren) Teil auch, um den Damen zu signalisieren, dass ich den Willen meiner Tochter respektiere und hinter ihr stehe. Auf diese Weise mache ich deutlich, dass sie sich direkt mit mir anlegen müssen, wenn sie meinen, mein Kind erziehen zu müssen (was hier auch üblich ist - man weiß ja als ältere Dame soviel mehr über Kinder als die jungen Dinger, die heute Mutter werden!) Langer Rede kurzer Sinn: Das Widerstreben meiner Tochter, Küsschen zu geben, wird meist akzeptiert, wenn ich signalisiere, dass ich es für ok halte. Gelegentlich wird es nicht akzeptiert und meine Tochter wird mit einem Schwall von Zurechtweisungen überschüttet. Das dulde ich nicht. Ich nehme sie dann demonstrativ in den Arm und sage ganz klar, dass sie kein Küsschen geben muss.


Maxikid

Antwort auf Beitrag von Joaninha

Ich mag das auch nicht und dieses ständige umarmen von fast fremden pers. mit Küsschen finde ich schrecklich...meine Kinder müssten das nicht...aber ich weiß, wie schwer es ist.


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von Mal32

Ich denke dass dieses Küsschen geben zur Begrüßung nicht bewusst "anerzogen" werden muss. So wie das "normale" begrüßen hier in Deutschland ist es etwas dass das Kind jeden Tag erlebt und dann nachahmen wird. Es ist so selbstverständlich wie die Tür offen halten wenn jemand hindurch will und das entschuldigen wenn man jemanden anrempelt. Learning by watching. Jeckyll


Jorinde17

Antwort auf Beitrag von Mal32

Da Du kein gutes Bauchgefühl dabei hast - und das wirklich das Entscheidende ist - solltest Du es natürlich nicht anerziehen. Heißt: Lass die anderen Eltern ihre Kinder ruhig auffordern, wenn sie das tun möchten. Du selbst sagst dann einfach gar nichts und guckst nur freundlich. Fertig. LG


21sep2010

Antwort auf Beitrag von Mal32

Bei uns in Belgien ebenfalls üblich. Ich selbst( aus Deutschland) gebe auch nciht allen Küsschen. Mein Sohn macht es fasst immer, meine Tochter nie. ich gehe Absichtlich auf Distanz wenn ich nicht möcht oder bin eben schnell genug und gebe zuerst die Hand ;) Meine Tochter mag Körperkontakt gar nicht. Früher habe ich den leuten gesagt das sie es nicht möchte mittlerweile macht sie es selbst. Es gibt aber immer noch Leute die sie dann "zum Spass" ärgern und versuchen trotzdem das Küsschen zu geben, da schreite ich dann auch noch ein. Ich verlänge allerdings dass sie anstatt ordentlich und laut Hallo und Tschüss sagt, damit die Leute merken, dass sie nicht unhöflich ist, sondern einfach den Körperkontakt nicht mag. Sie ist jetzt 8.


reblaus

Antwort auf Beitrag von Mal32

Wir sind ja nun auch zwischen zwei Kulturen . Als die Kinder noch kleiner waren , durften sie entscheiden, wie sie reagieren, nun sind sie alt genug(11/13), dass sie wissen, dass sie je nach Gegenüber sich landestypisch zu verhalten haben. In Spanien spanisch , in Deutschland deutsch. Da gibt es keine Diskussionen . Es sind Ausdrücke der Höflichkeit ! Nicht mehr - nicht weniger und das hat nix , mit mein Körper ist meiner ... etc zu tun. ZB Nicht die Hand geben, bei einer direkten Begrüssung, empfinde ich in Deutschland als extrem unhöflich ! Resümee : Höflichkeit erzieht man an und damit , ein JA zu Frage.


Saski85

Antwort auf Beitrag von Mal32

Also ich bin da ganz klar der Meinung, dass kein Mensch zum Küssen gezwungen oder gedrängt werden sollte. Küsse sind etwas sehr intimes, auch wenn es oft anders interpretiert wird. Außerdem gibt es ja auch Kindern, die Antipartien gegenüber anderen haben und wenn ein Kind ein Widerwillen gegen eine Person empfindet und es das Gefühl hat, es MUSS diese nun küssen, weil das ja eben so gemacht wird, ist das einfach nicht richtig. Aber das ist meine Meinung dazu:) Liebe Grüße