https://www.br.de/nachrichten/bayern/minderwertige-schnelltests-bei-teststellen-und-an-schulen,StpuxJU 07.01.2022, 19:37 Uhr Minderwertige Schnelltests bei Teststellen und an Schulen? Deutsche Forscher haben Corona-Schnelltests im Labor untersucht. Bei mittlerer bis hoher Viruslast fallen einige durch. Trotzdem werden diese Tests offenbar von offiziellen Teststellen und in Schulen auch in Bayern verwendet. Von Andreas Neukam Andreas Neukam Viele Schnelltests, die in Deutschland zugelassen sind, erkennen eine Corona-Infektion nur schwer. Das haben Wissenschaftler des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), des Robert Koch-Instituts und anderer Institute herausgefunden. Insbesondere bei einer mittleren bis hohen Viruslast im Rachen oder in der Nase sind Tests schwach. Von einer solchen Viruslast spricht man bei einem CT-Wert zwischen 25 und 30. Je geringer der CT-Wert, desto ansteckender ist eine infizierte Person. Erst ein CT-Wert von mehr als 30 gilt als Richtwert des Robert Koch-Instituts dafür, dass ein Infizierter nicht ansteckend ist. Trotzdem kommen diese verhältnismäßig ungenauen Tests in Bayern zum Einsatz - zum Beispiel in Schulen. Der Schnelltest "Nadal" etwa erkennt laut der Studie bei mittlerer bis hoher Viruslast nur 13 Prozent der Infektionen. Das bayerische Gesundheitsministerium sieht den Test trotzdem als "uneingeschränkt geeignet zum Einsatz an den Schulen", weil er bei einer sehr hohen Viruslast (CT unter 25) rund 83 Prozent der Infizierten erkennt. BRK, Johanniter und Apotheken verwenden ungenaue Testkits Aber auch Apotheken und Hilfsdienste verwenden Tests, die laut der Studie nur wenige Fälle mit mittlerer bis hoher Viruslast erkennen. Auf Anfrage des BR teilt das Bayerische Rote Kreuz (BRK) mit, dass 40 Prozent der in seiner Datenbank registrierten und verwendeten Tests weniger als 60 Prozent der Infektionen mit mittlerer bis hoher Viruslast erkennen. Diese Tests hat das BRK in mehr als 600.000 Fällen angewendet. Bei der Auswahl der Tests ist für das BRK nach eigenen Angaben die Marktverfügbarkeit ein maßgebender Faktor. "Gerade in den letzten Monaten, aber auch zu Beginn des flächendeckenden Testens, war die Verfügbarkeit von Testkits äußerst begrenzt", so ein BRK-Sprecher. Auch der Preis habe Einfluss auf die Auswahl der Schnelltests. Die Bundesregierung bezuschusst jeden Test mit 3,50 Euro zur Sachkostendeckung. Die Hilfsorganisation Johanniter führt ähnliche Gründe an. Für sie spielen zum Beispiel hohe Stückzahlen oder die Zuverlässigkeit der Lieferanten eine Rolle. Auch die Johanniter verwenden Tests, die laut der Studie des PEI bei mittlerer bis hoher Viruslast weniger als die Hälfte der Infizierten aufspüren. Schnelltests im Dezember knapp Tatsächlich waren nach Auskunft von Sanacorp aus Planegg, einem der größten Pharmagroßhandelsunternehmen Deutschlands, Schnelltests Anfang Dezember 2021 nicht uneingeschränkt verfügbar. Sanacorp geht aber davon aus, dass die meisten Produkte derzeit grundsätzlich wieder erhältlich sind. Das BRK will auf die Nachfragen des BR hin jetzt einen internen Hinweis auf die Studie bei seinen Kreisverbänden platzieren. Auch die Johanniter sind erst durch die Recherchen des BR auf die Studie des PEI aufmerksam geworden. Sie wollen die Ergebnisse und etwaige Folgerungen daraus mit ihren Experten besprechen. Schnelltests meist gut bei sehr hoher Viruslast Verhältnismäßig genau sind die von den Hilfsdiensten verwendeten Tests bei einer sehr hohen Viruslast (CT unter 25). In diesem Bereich erkennen sie Infizierte im Schnitt in rund 90 Prozent der Fälle. Alle von den Hilfsdiensten und Apotheken verwendeten Tests stehen auf der Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und sind somit für offizielle Tests zugelassen. Diese offiziellen Tests braucht man in Bayern derzeit, um etwa ein Altersheim besuchen zu können oder um als Ungeimpfter mit der Deutschen Bahn zu fahren. Noch bis Mai dürfen sich die Hersteller von Schnelltests für eine Zulassung in Europa selbst zertifizieren, das heißt: Sie bescheinigen ihren Tests, ein vorliegendes Virus zu erkennen. Die Studie des PEI zeigt, dass das nur bedingt ausreicht.