Hallo,
ich bin eine meist stille Mitleserin und Benediktes Beitrag und die vielen Reaktionen haben mich natürlich auch mitgerissen. Erst einmal: ich stehe voll und ganz hinter allen Müttern, welche taff genug sind zu arbeiten, Ehrgeiz zu haben und für ihre Kinder da sind, aber eben auch den Gewissenskonflikt kennen. 
Nach den vielen Beiträgen muss ich jetzt endlich aber auch mal mein Herz aussschütten und mich ausheulen.
Ich war Abteilungsleitung und habe neben dem Vollzeitjob noch ein Studium in Angriff genommen. Dann Schwanger und habe mich entschlossen, 1 Jahr zu Hause zu bleiben und mein Studium zu beenden. Mein Mann hatte auch noch studiert. Wir sind beide Grenzgänger, d.h. Deutsche in Deutschland auch hier steuerzahlend, aber im Ausland arbeitend. Wir haben in keinem der Länder Kinder- oder Erziehungsgeld erhalten! Mir wurde gesagt, wenn ich mein Studium abbreche und meinen Job richtig kündige würde ich Hartz VI erhalten. Schließlich kann man mit Kind eh erst wieder nach 13 Jahren arbeiten gehen!!!
Also haben wir uns mit kleinen Jobs über Wasser gehalten und nach einem Jahr wieder gearbeitet. Meine Kollegen haben mich dann mit einer ganz fiesen Masche von meinem Posten weggemobt, war fortan nur noch normales Teammitglied. Zum Glück wollten wir gleich ein zweites Kind. In der SS wurde mein Mann krank und ich kann mich bis heute nicht als vollen Erziehungspartner und schon gar nicht als Geldverdiener verlassen. Er muss noch viele Rehas machen, braucht aber so weit keine Pflege. Zweites Kind kam: Schreikind, wir haben bis er 1 1/2 Jahre war keinen Betreuungsplatz gefunden. Bedeutet ich konnte nur 15 Stunden arbeiten, 8 Wochen nach Geburt. Erziehungs- und Kindergeld bis heute nicht erhalten, Rechtsstreit läuft. Wir leben im Moment also von 980,- im Monat! Davon wird alles gezahlt! Ich bin so genervt vom Sozialstaat! Von den Sprüchen vom Amt, man könne eh nicht arbeiten mit Kind! Auch von anderen Müttern, die nie wieder arbeiten gehen wollen, weil sie ein Kind haben und mir unterstellen, ich wäre eine schlechte Mutter!
Übrigens stellt sich mir nicht die Frage, wann ich zum Friseur gehe: Ich habe nämlich kein Geld dafür!
Trotzdem bin ich irre stolz auf meine Kinder, meinen Mann, der kämpft um wieder gesund zu werden und tue alles für ein besseres Leben.
Ja, es gibt Hoffnung: Ich habe diesen Monat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Mit 0 Startkapital (Kredit bekomme ich natürlich nicht) und weiter in meinem 15 h Angestelltenverhältnis. Voller Stolz sage ich, daß ich nächsten Monat endlich wieder Geld für den Friseur haben werde! An Weihnachten bekommen wir dann Besuch von unseren Familien (leben alle mehrere Flugstunden entfernt) und dann werde ich auch Zeit für den Friseur haben! 
Im diesem Sinne: sorry für dieses lange Posting. Aber die letzten 3 Jahre habe ich so oft nur heulen können über meine Situation. Und jetzt wo ein Ende in Sicht ist muss ich noch mal alle Kräfte bündeln und mir meine Wut aber auch meinen Optimismus mal von der Seele schreiben!
Liebe Grüße an alle Mamis, die ihren Weg gehen von Sally, die an ihrem Glück schmiedet!
Mitglied inaktiv - 27.10.2009, 21:33
