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Kind tut sich weh: als Eltern den Stein des Anstoßes beschimpfen, treten usw.?

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Kind tut sich weh: als Eltern den Stein des Anstoßes beschimpfen, treten usw.?

auf der Reise

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Auslöser meiner Frage war, daß ich auf dem Spielplatz eine solche Szene miterlebte: Kind stieß sich an einer vorstehenden Beeteinfassung, woraufhin die erwachsene Begleitung (Mutter?!) "blöder Stein" usw. kommentierte und aggressiv gegen den Stein trat... offenbar, um dem Kind etwas Gutes zu tun. Ich war ziemlich irritiert und fand solche Aggression von einem (wohl elterlichen) Vorbild für das Kind überflüssig bis sogar problematisch - warum sollte ich einem Kind vorleben, die Schuld für seinen Fehler (hat nicht hingeguckt) müsse einem anderen Gegenstand aufgebürdet und dann auch noch mit tätlicher Aggression ausgelebt werden? Aber als ich das jemand erzählte, meinte sie nur, das machten viele Eltern so, ich solle nur mal abwarten, wie ich selbst reagierte, wenn mein Kind in das Alter käme. Bin jetzt irritiert. :-) ... "Brauchen" Kinder so eine Reaktion für irgendetwas? Ist es eine Phase, in der sie die äußere Aggression irgendwie hilfreich verarbeiten oder was auch immer? (Genau, es geht mir nicht um den Auslöser, ich möchte einfach verstehen, ob mein Kind die für mich "komplett unpädagogisch" wirkende Reaktion womöglich mal braucht... und falls ja, wann und wozu.) Danke!!


curvi0815

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Kurze Gegenfrage: du hast dir noch nie den Kopf am Auto gestoßen und geflucht "sch.... Auto"? Oder hast du geflucht "sch... Kopf"? Ich glaube, das ist ganz normal, Dinge für schuldig zu erklären, die sich nicht wehren können. Ok, treten wprd ich jetzt nicht aber wers braucht


auf der Reise

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Antwort auf Beitrag von curvi0815

Ich bin Radfahrer, wenn ich mir da den Koof stoße, fluche ich auf ganz andere Dinge!! :-) ... ... aber jedenfalls mache ich ganz viele Dinge, die nicht vorbildlich sind, zB aus dem Affekt. Die würde ich also nicht extra für ein Kind tun, wenn ich selbst gar nicht auf der Palme bin. Die Begleitperson war ja nicht verärgert (das Kind auch nicht, aber egal)... es war ihr ja nicht "rausgerutscht". (Aber wie gesagt, die Auslösesituation ist mir nicht sehr wichtig. Mir geht es um eine Haltung für mein eigenes Kind.)


Btby

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Bin bei curvi. Bisschen albern ja, problematisch Nein


misssilence

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Ich halte das auch für problematisch. Ab und zu solche Aussagen sind aber ok, sofern sie im Affekt - wie über mir beschrieben- mal getätigt werden. Wir vermeiden das aber möglichst zur Ausbildung von adäquaten Frustrationsverhalten und Resilienz.


Phila83

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Ich bin klar bei deinem Erstgedanken. Es ist falsch Verantwortung für ein Ereignis so zu Blenden. Das Kind ist gegen die Umrandung gehauen. Nicht die Umrandung gegen das Kind! Für mich würden da auch falsche Dinge vermittelt werden hinsichtlich "Schuld/Ursache". Klar sagt ein Kind mal heulend auf dem Schoß, wenn es sich gerade gestoßen hat: : : Doofer Stein!" Dann würde ich antworten: "Ja, wie doof! Aber was ist denn passiert?" Im Laufe der Erzählung wird auch dem Kind klar werden, dass der Stein selbst gar nichts gemacht hat.


JakobsMutti

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Ich finde das ist in wenig albern, also dieses hineininterpretieren, natürlich weiß auch ein 4 jähriges Kind schon, dass es ein selbstverschuldeter Unfall war, genauso wie wir Erwachsenen das ja auch wissen, wenn wir hinfallen oder uns irgendwo stoßen - aber auch da finde ich die Schuld-Frage völlig daneben - das ist ein Unglück, man tut sich ja in der Regel nicht absichtlich selbst weh. Ein ganz einfacher Schutzreflex in diesem Moment dem Gegenstand, die Schuld zu geben - der Schmerz ist ja meist schon Bestrafung genug. Da jetzt noch die Schuldfrage zu klären, bringt doch nichts und findet doch bewusst so gar nicht statt, sondern jeder ist sich über seine eigene Dusseligkeit unbewusst klar. Und trotzdem passieren solche kleinen Unfälle im Alltag!


Yvi2020

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Kommt jetzt auch ein bisschen auf das Alter des Kindes an. Meine Schwiegermutter ist Erzieherin und macht das auch wenn mein Kleiner (1,5) sich irgendwo wehtut, um ihn vom Schmerz abzulenken, wie sie sagt. Meist haut er dann mit ihr zusammen gegen die Tür o.ä. und es endet in Spiel und Spaß. LG


sunnydani

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Hab ich noch nie gemacht und werde ich nicht machen. Ich finde das seltsam und finde auch nicht, dass immer eine Schuldfrage geklärt werden muss. Ich denke nicht, dass ein Kind so eine Reaktion "braucht". Es wird jetzt nicht schaden, aber ist in meinen Augen unnötig. Bei uns wird getröstet, Gefühle benannt bzw. anerkannt, dass es wehtut und auch wehtun darf und das wars dann. Es wird nichts übertrieben und aufgebauscht, aber auch nichts abgesprochen und kleingeredet. Bis jetzt bin ich damit bei beiden Kindern gut gefahren. Ich würde mir dämlich vorkommen, gegen einen Gegenstand zu treten und ihm die Schuld für was auch immer zu geben. Das ist für mich nicht authentisch und meine Kinder kennen mich aber authentisch. Aber jeder, wie er will. Mach du es aber weiterhin so, wie du es für euch passend hältst. Das ist dann sicher richtig für euch so. Alles Liebe!


bea+Michelle

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Blöder Stein, blöde Kante finde ich nicht schlimm, aber dagegen treten muss nicht sein. Ansonsten ist das die Sache derjenigen selber,


mausebär2011

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Ich mache das ehrlich gesagt ständig. Auch ohne Kind. Ich trete oder schlage die Dinge dann zwar nicht, aber meinem Auto habe ich schon ganz viel schlechtes an den Hals gewünscht Und grade erst gestern bin ich mit dem Shirt an der Türklinke hängen geblieben, was einen ordentlichen Ruck zur Folge hatte. Da hab ich auch vor mich hingeschimpft "So ne scheiß Tür! Welcher idiot hat die denn da hingebaut! Lass mich los oder willst du dich mit mir anlegen?!?" Ist natürlich immer mit einem Augenzwinkern gemeint. Aber es ist eben was eher albernes. Und wenn es um was albernes geht bin ich grundsätzlich ganz vorne mit dabei! Mit den Kindern mache ich das auch schon mal. Aber wenn ich so die letzten Jahre durchgehe, da kann ich das bei beiden Kindern wohl an einer Hand abzählen. Da sie es ja aber ständig von mir erleben, müsste man ja meinen das sie dieses Verhalten übernehmen/übernommen haben. Haben sie aber nicht Die kleine hat lediglich mein Temperament. Das finde ich viel bedenklicher als einen Stein etc zu treten


Muhkuh-87

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Ich oute mich Mal Kenn ich. Hab ich auch gemacht, allerdings nicht mit treten, hauen oder ähnlichem. Ein Beispiel: unsere Tochter hat sich den Finger in der Schublade geklemmt. Sie hat dann bitterlich geweint. Selbstverständlich haben wir sie in den Arm genommen und getröstet. Tja, und dann haben wir mit der Schublade geschimpft...nicht mit Schimpfwörtern, nicht laut, eher a la "du, du, du" mit erhobenem Zeigefinger... Das weinen hörte auf. Alle waren zufrieden. Die Schublade hat es uns nicht nachgetragen. So why not? Aber eines musst du mir erklären: wenn jemand aggressiv gegen einen Stein tritt, verletzt er sich dann nicht selber?!


Meyla

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Finde ich völlig daneben. Im Affekt etwas ausrufen ist etwas anderes, als den Übeltäter bewusst zu treten und zu beschimpfen. Das Kind soll lernen seine Umwelt wahrzunehmen und Unfälle zu verhindern, nicht sich an Utensilien sbzureagieren und sie zu beschimpfen. Irgendwann wird das Utensil mal ein anderes Kind sein, dann bekommt der Junge Schimpfe, der einfach seiner Mutter das nachmacht, was sie ihm gezeigt hat.


Nightfighterin

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Ich wurde auch noch so erzogen. Auch mit Sprüchen wie "Blödes Eck, schneiden wir weg." Von Großeltern, Eltern und Umfeld. Ich war ein viel zu nettes Kind und hab mir viel zu viel gefallen gelassen. Hab also nix kurz und klein geschlagen oder such ständig die Schuld an andere (ganz im Gegenteil). Du kennst die tatsächliche Erziehung der Mutter nicht. Du schließt doch auch nicht aus einer Kugel Eis, dass das Kind das den ganzen Tag isst. Wir sind Menschen und nicht perfekt. Wenn wir aber mehr gut handeln als schlecht, ist alles okay. Die Mutter hat es wohl auch nur aus ihrer Kindheit gelernt. Und wahrscheinlich wollte sie das Kind nur ablenken. Ich hätte damit kein Problem. Mei, sich über andere Gedanken zu machen ohne Hintergrund ist immer einfacher. Wichtig ist doch, dass jeder sein Kind so erzieht wie es für ihn am besten ist mit Rücksicht auf sein Umfeld. Nicht jede Mutter ist gelernte Pädagogin. Da wird viel nach Gefühl gemacht. Mich eingeschlossen. Erschreckt mich nur, wenn manche auch solche Gedanken über mich machen, weil sie irgendwas ohne Hintergrund analysieren GlG


Johanna3

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Finde ich überhaupt nicht schlimm. Es lenkt gerade kleine Kinder von ihrem Schmerz ab - und führt sicher nicht dazu, dass sie die Schuld später immer bei anderen suchen. Ebenso, wie Kinder wissen, dass "Tischlein deck dich" ein Märchen ist, wissen sie auch, dass Gegenstände keine Verantwortung tragen.


Itzy

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Antwort auf Beitrag von Johanna3

Bei uns im Kiga hat das auch eine Mutter mal beim abholen gemacht als das Kind über einen Ast gestolpert ist und hinfiel. (Waldkiga). Und für dieses Kind! war es genau die richtige Methode. Sie hat kurz geweint dann gelacht, beide haben noch kurz weitergeblödelt und gut war es. Und natürlich weiß dieses Kind das nicht der Ast schuld war oder was auch immer. Aber ich hab das auch mal gemacht als meine Kinder klein waren. Warum auch nicht, in der jeweiligen Situation muss man eben schauen was passt.


Mitglied inaktiv

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Ich finde es ist auch ein Unterschied ob man jetzt wirklich aggressiv gegen den Stein tritt oder aus „Spaß“ um das Kind zum Lachen zu bringen. Als unsere Tochter noch etwas kleiner war haben wir auch öfters die Tischkante ausgeschimpft, aber auch eher mit sowas wie „Du du du!“ Danach wurde gelacht und der Schmerz war schnell vergessen. Ich habe mir ehrlich gesagt nie Gedanken darüber gemacht ob das jetzt pädagogisch wertvoll war oder nicht


Moosweibchen

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Fluchen, schimpfen und sich aufregen sind ganz natürliche Emotionsregulationsstrategien des Menschen. Lautes fluchen lässt uns nachgewiesenermasen den Schmerz zb besser ertragen und bringt das Gehirn aus dem "Hilfe, ich leide" Modus zurück zur Kontrolle über die situation. Daher wird diese Methode von Eltern oft ganz intuitiv angewendet und wird von den Kindern auch dankbar angenommen. Man hilft den Kindern damit beim Modi-wechsel im Kopf. Eine falsche Botschaft, wie schuldzuweisung kommt dabei nicht an. Allerdings halte ich das Ausmaß, gegen den Gegenstand Dann körperliche Aggressionen zu zeigen, für überzogen und das braucht es nicht.


Katharina-K88

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Also meiner batscht auch immer die Tischkante. Wenn er sich den Kopf angehauen hat dann langt er sich an Kopf wo es weh tut und dann schaut er die Tischkante böse an und batscht drauf. Er ist 15 Monate. Emotionen Körperlich auszuleben ist normal, gerade für kleine Kinder und man lernt es in andere Bahnen wie schimpfen zu lenken oder zu unterdrücken. Vielleicht hat die Mutter das Verhalten übernommen. Oder das Kind reagiert sonst vielleicht sehr stark auf so eine Situation und die Mutter hat gelernt die Situation so zu entschärfen. Ich würde mir das zwar nicht angewöhnen aber ich würde auch nicht zu viel rein Interpretieren in eine einzelne Situation die man gesehen hat.


auf der Reise

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Danke allerseits! Sämtliche Antworten waren hilfreich!! Heute ist übrigens mein Kind gegen einen Stuhl gesegelt, und mir lag ein mitfühlendes "doofer Stuhl" auf der Zunge ;-) ... und ich merkte, daß für mich v.a. die wahrgenommene Aggression der eigentlich gar nicht betroffenen Erwachsenen irritierend war, die extra noch einmal umkehrte und zutrat... vielleicht von mir eh falsch interpretiert (anderer kultureller Hintergrund kam noch dazu, da ist der Tonfall ja manchmal einfach anders)... und dann eben die Reaktion einer anderen Frau, das sei normal... die aber selbst nicht dabei war, also vielleicht viele unterschiedliche Interpretationen und stille Post. :-) Und mir ist klargeworden, daß ich (!) neben der "Schuldfrage" einfach nicht möchte, daß mein Kind lernt, "schwache" Gefühle (hab mir wehgetan -> Traurigkeit usw.) und vielleicht auch Ärger über die eigene Ungeschicktheit mit "starken" Gefühlen wie Ärger auf etwas anderes zu überdecken. Da ich selbst in anderen Situationen auch eher "schwache" Gefühle überdecke und das vermutlich unfreiwillig auch so vorlebe, möchte ich das meinem Kind eben nicht noch extra beibringen... und schon gar nicht mit Ärger auf andere. Und interessant zugleich das Thema Ablenkung, auch wenn vermutlich aufs Kind ankommt, ab wann es ggf. die Ironie dahinter versteht. (Meins noch nicht. :-)) Wie gesagt, danke!