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"Autonomie" angeboren oder erlernt?

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"Autonomie" angeboren oder erlernt?

NordWest

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Hallo zusammen, ich habe keine Erfahrung mit anderen Babys - mein Sohn ist das erste in der Familie, also bitte seid nett. Da ich keine Vergleichswerte habe, frage ich euch: kommen Babys mit einer gewissen Autonomie auf die Welt, ist also Charakterfrage, oder kann man so etwas üben? Zur Erklärung: mein Baby ist fast vier Monate alt und kann nur manchmal abgelegt werden und dann ist er auch nur kurz zufrieden, bis ich ihn wieder tragen soll. So langsam fängt er aber an, sich selbst beispielsweise mit einer Rassel zu beschäftigen. Jetzt frage ich mich, ob es Babys gibt, denen es weniger wichtig ist, immer Betreuung um sich rum zu haben oder ob ihr das mit euren Kindern übt, auch mal alleine zu spielen, während man selbst in dem Zimmer bspw aufräumt. Und da komme ich zu meiner nächsten Frage: Wie macht ihr das mit zwei oder mehreren Kindern? Mein Kleiner braucht meine VOLLE Aufmerksamkeit. Unvorstellbar, dass ich mich da noch um ein weiteres Kind kümmern sollte (egal, ob älter oder jünger). Ich bin auf eure Erfahrungen gespannt und bitte seid nett :) mir geht es nicht darum, meinen Kleinen alleine zu lassen, das würde ich niemals tun. Ich habe mich nur gefragt, ob das erlernt oder angeboren ist. LG


M und Ms

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Ich würde sagen „angeboten“. Wir haben 1 Jahr alte Zwillinge, die identisch behandelt werden/wurden. Die eine der beiden konnte zumindest zu Beginn ganz gut im Beistellbett schlafen, die andere musste immer bei mir schlafen. Die eine kann sich zeitweilig alleine beschäftigen, wenn ich etwas aufräume usw., die andere folgt mir (seit sie es kann) auf Schritt und Tritt, davor wurde beim Ablegen sofort genörgelt. Die eine hat sich gerade heute beim Abendessen füttern/helfen lassen, die andere wollte zeitweilig gar nichts mehr essen, weil Papa ihr mit dem Löffel helfen wollte. Ich glaube, man kann deutlich später mit den Kindern üben oder zumindest einfordern, dass sie sich zeitweilig auch mal alleine beschäftigen, aber nicht in dem Alter. Und selbst später ist nicht jeder Tag gleich. Unsere Große (7) verschwindet manchmal für Stunden in ihrem Zimmer und kommt nur, wenn sie Hunger hat. An anderen Tagen kann sie keine 5 Minuten alleine sein ohne Langeweile zu entwickeln.


Aixoni

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Ich glaube die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Für das erste Kind hat man einfach sehr viel Zeit und auch meist viel das Bedürfnis es zu halten. Das Kind ist es somit sehr gewohnt und fordert es auch ein. Wenn man sich selbst irgendwann wünscht, das Baby möge mehr alleine machen, ist es das Baby weniger gewöhnt. Fürs zweite Kind hat man wenige Zeit und es ist quasi gezwungen sich mehr alleine zu beschäftigen und lernt es entsprechend auch besser. Und dann kommt natürlich noch der Charakter dazu. Manche sind von Natur aus anhänglicher und nähebedürftiger, andere etwas autonomer und "selbstzufriedener". Meine Große bräuchte gefühlt schon ab Tag 1 viel Nähe und schlief bevorzugt nur auf mir. Erst jetzt mit über 3 spielt sie langsam etwas mehr allein. Die Kleine dagegen hat mich schon mit wenigen Monaten angeschrien, weil ich sie beim Spielen "gestört" habe und auch jetzt mit etwas über 2 kann sie sich gut und ausdauernd allein beschäftigen. Ich glaube bei beiden waren die "Anlagen" da, aber die Reihenfolge hat sie verstärkt.


Kaire

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Das ist die "nature vs nuture" Frage. Derzeit liegt die Antwort in der Mitte, soweit ich weiß. Ein Kind kommt mit einer bestimmten Persönlichkeit auf die Welt, die wirkt sehr viel auf sein Verhalten. Erziehung kann an dieser Persönlichkeit nichts grundlegend ändern, jedoch an bestimmten Verhaltensweisen. Denn Kinder sind Meister der Anpassung, die richten ihr Verhalten so gut sie können nach ihrer Umwelt aus (was allerdings nicht immer gut für sie ist). Mit 4 Monaten besteht dein Kind allerdings nur aus Grundbedürfnissen - da würde ich mal gar nix üben, sondern die im Rahmen deiner Möglichkeiten erfüllen. Wenn dein anfängt sich als eigene Person wahrzunehmen (so zwischen 1 und 2 Jahre irgendwann), dann macht das mehr Sinn.


emilie.d.

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Sie machen auch die besseren Schulabschlüsse. Sterben die Erstgeborenen in einem definierten Zeitfenster, holen die Zweitgeborenen auf. Woran liegt das? Eine logische Erklärung ist, dass Eltern sich beim Erstgeborenen Kind mehr kümmern. Sterben die, wird die Energie aufs 2. Kind verwendet. Zweigeborene müssen oft warten und zurückstehen, ob das für Kinder im 1. Jahr so gut ist? Mein 1. Kind konnte man gar nicht ablegen. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie alt mein 2. Kind war, als meine Mama mal meinte (hatte ihn beim Spülmaschineausräumen in der Trage), ob ich ihn nicht dabei mal ablegen will. In meinem Kopf war so fest eingespeichert aus den Erfahrungen mit K1, dass das nicht geht. Er lag dann völlig friedlich auf einer Decke. Insofern, ich würde sagen, wieviel Beruhigung und Absicherung ein Kind braucht, ist angeborenen bzw. ein Reifeprozess, der bei manchen einfach länger dauert (K1 ist mittlerwrile ein sehr selbständiger Teenie). Aber ich glaube nicht, dass man sowas im 1. Jahr üben kann oder sollte. Kinder sind unglaublich anpassungsfähig, d.h. aber nicht, dass Stress insbesobdere im 1. Jahr nicht Spuren im Hirn hinterlässt. Haushalt läuft nicht weg. Ich stecke auch jetzt noch knappe Zeit lieber in meine Kinder als in Haushalt.


Cafe2go

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Hallo, Ich glaube, sowas ist hauptsächlich angeboren. Aber man kann natürlich daran "arbeiten", dass es für uns Eltern etwas leichter wird (also bewusst immer wieder ablegen, evtl ein bisschen meckern lassen, beim echten Weinen natürlich sofort hingehen, dann aber vlt nicht sofort hochnehmen, sondern erstmals versuchen so zu beruhigen,...). Ich glaube da kann man schon KLEINE Erfolge erzielen. Aber manche Kinder brauchen halt extrem viel Aufmerksamkeit und andere eher weniger. Das kann sich auch jederzeit mal ändern (oder eben nicht). Dazu zählen übrigens auch die "Trotz-/Wut-/Schreianfälle" - wenn manche immer erzählen "bei meinen Kindern gab's das ja gar nicht, man muss sie halt richtig erziehen". Öhm ja, bei meinem Sohn auch kaum. Die Kleine hat das schon mit unter 1 Jahr sehr ausdauernd können. Ich lerne jetzt mit dem zweiten Kind übrigens wie total verschieden Kinder sein können. In der Regel wundere ich mich eher, wenn die Kleine manche Sachen gleich macht wie der Große - das Meiste machen sie grundverschieden.


Lalilu.

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Das ist von Kind zu Kind komplett verschieden, das hat man nicht in der Hand. Bei mir ist es z.B. so. Mein erstes Kind war schon als Baby und auch jetzt (9J) ein wirklicher Engel. Sie war als Baby schon so einfach, man konnte sie ablegen usw. Jetzt ist sie so rücksichtsvoll, verständnisvoll, liebevoll, einfach ein richtiger Schatz :) Total unproblematisch. Sogar im Kleinkindalter wurden wir oft darauf angesprochen wie brav unser Kind ist und was wir mit ihr gemacht haben Sie ist halt einfach so K2, wieder ein Mädchen, war ein High Need Baby (oder wie man es auch immer nennen möchte). Extrem anstrengend, ich habe sie nur getragen, sie hat nicht geschlafen, nur geschrien, nur nicht ablegen, niemand durfte sie berühren, geschweige den halten o.ä. Ich habe vor Verzweiflung geweint, es war wirklich sehr sehr schlimm. Mittlerweile ist sie 2,5J und ein richtiger Wirbelwind. Sie legt sich regelmäßig in Läden auf den Boden und „demonstriert“ (hat zB. K1 NIE gemacht), kommt auf die verrücktesten Ideen. Sie bringt mich regelmäßig zum schwitzen Es wird aber schon besser K3 ist ein Junge (5 Monate) und total entspannt :) Solang er satt ist und die Windel leer ist, ist er zufrieden. Nur nachts braucht er unbedingt meine Nähe, die ich auch in vollen Zügen genieße Ich bin mir ziemlich sicher dass es alles Charaktersache ist.


miss_spicy

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Unsere Tochter ist genau so, selbst jetzt mit 2,5 Jahren ist selbst beschäftigen Fehlanzeige. Eine Kinderpsychologin hat es mir so erklärt, es ist purer Zufall mit welchem Charakter die Kinder auf die Welt kommen, es gibt welche die sind da und "brauchen nicht viel", sind glücklich und zufrieden, andere sind halt "aufwändiger" in der Versorgung.


Mijou

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Hallo, ein Säugling in diesem Alter ist noch symbiotisch mit der Mutter verbunden. Er empfindet sich selbst auch noch nicht als eigenständige Person, sondern als eins mit der Mutter. Dein Sohn hat jetzt ein Riesenbedürfnis nach deiner Nähe, vor allem körperlich. Das ist völlig normal. Ablöseprozesse starten erst später. Zunächst etwa ab 12 Monaten, ab dann ist er ein Kleinkind und versteht das erste Mal, dass er eine eigenständige Person mit eigenen Wünschen ist, die mit denen von Mama nicht immer übereinstimmen. Allein spielen können Kinder aber auch in diesem Alter meist nur für wenige Minuten. Das Nähebedürfnis von Säuglingen ist ja der Grund, warum bei Naturvölkern alle Frauen sich ihr Baby umhängen, und zwar den ganzen Tag und bei jeder Tätigkeit. Dort existieren keine Schreibabys, und das ist kein Zufall. Unser moderner, untrainierter Rücken und auch unser Wunsch nach eigener Autonomie machen es uns westlichen Frauen schwer bis unmöglich, ein Baby den ganzen Tag umhängen zu haben. Deshalb schreien Babys hier natürlich etwas mehr. Das Individualitätsbedürfnis der Mütter kollidiert etwas mit den Bedürfnissen des Babys. Im Alltag habe ich selbst das so gelöst, dass ich meine Kinder zwar nicht ständig getragen habe. Aber sie lagen immer genau dort, wo auch ich gerade war, entweder auf der Krabbeldecke oder auch in der Babywippe (geht sehr gut). Babys wollen immer bei der Mama sein, und sie wollen immer dort sein, wo das Leben tobt. Ich habe bei jeder Tätigkeit zudem die ganze Zeit mit ihnen gesprochen, so nebenher. „Schau, jetzt mache ich dies. Gleich will ich das machen.“ So Nonsense-Zeug. Aber es ist wichtig. So merkt das Baby, man ist mit seiner Aufmerksamkeit bei ihm, spricht mit ihm, und last but not least lernt es dadurch später auch selbst sprechen. Damit waren meine Kinder zufrieden, ich musste sie nicht ständig hochheben. Das kannst du tatsächlich üben. Lege deinen Sohn immer mal wieder ab, sieh ihn dann an, gib ihm etwas zu spielen (Küchenutensilien wie Löffel, Pfannenwender usw. sind oft besonders interessant), sprich mit ihm und fang dann langsam an, andere Dinge zu tun, wobei du aber weiter mit ihm redest. LG


Ruto

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Das, was du beschreibst, ist angeboren. Man spricht dann eher von Temperament, Bedürfnissen, etc. Der Begriff Autonomie wird eigentlich erst ab der Autonomiephase (früher Trotzphase genannt) verwendet. Spätestens da beginnt dann die "echte" Erziehung (wobei es auch da enorme Unterschiede im Temperament gibt und Wutanfälle nichts mit der Erziehung der Eltern zu tun haben). Man kann (und sollte, v.a. später - vier Monate ist auch noch echt früh) in kleinen Schritten mehr Selbstständigkeit fördern. Aber gerade das Getragen werden hat weniger damit zu tun als vielmehr nach einem höheren Bedürfnis an Co-Regulation. Und das lernt sich am besten, indem man den Kleinen eben dabei hilft, ihnen Sicherheit gibt.


User-1752143213

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Hallo, ich denke dass das bis zu einem gewissen Grad angeboren ist. Aber man kann sowas natürlich auch verstärken. Meine Tochter ist zum Beispiel nicht soooo gerne auf dem Arm. Wird aber gerne bespaßt ich hab aber einfach keine Zeit mein Kind 24 Std lang nur zu bespaßen. Heißt wenn ich mir ein Brot schmiere und sie meckert dann muss sie halt grade mal meckern. Die 1-2 Minuten müssen wir beide das dann aushalten. Für die Aussage Werd ich bestimmt von einigen gesteinigt.... Aber ich kann sagen dass mein Kind ein sehr fröhliches Kind ist dass sich echt sehr gut mal alleine beschäftigen kann. Klar bespaße ich sie auch und wir kuscheln usw aber nicht 24/7. Mein Kind kann sich mit 6,5 Monaten gut mit Spielzeug beschäftigen, lacht viel und schläft durch seit sie 3 Monate alt ist. LG Cora