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Die quantitative Studie zur "Vierte Gewalt"-These von Precht und Welzer...

Die quantitative Studie zur "Vierte Gewalt"-These von Precht und Welzer...

Dots

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... ist da, und dieser Artikel dazu wurde mir gerade in meine Timeline gespült (falls jemand Interesse hat): https://uebermedien.de/79973/leitmedien-weder-durchgehend-einheitlich-noch-regierungsfreundlich/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von Dots

Interessant. Ich hatte damals den Beitrag von Böhmermann zum buch gesehen (sehr unterhaltsam, btw), dann das Thema aber auch bald wieder aus den Augen verloren. Ich war allerdings tatsächlich damals auch sehr dazu geneigt, Böhmermann und den anderen, die Precht und Welzer scharf kritisiert haben, zuzustimmen. Nun wäre noch interessant, wie diese Studie zum (Zwischen-)ergebnis gekommen ist. Wie bewertet man denn Medien inhaltlich so, dass es hinterher empirisch verwertbar ist?


Pamo

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

Ich hab's gerade gelesen und Ähnliches gedacht: Über die Studie hätte ich gerne mehr gewusst. Die Ergebnisse sind ziemlich überraschend. Ich erlebe die Medien auch eher einseitig. Vielleicht ist meine Blase zu klein? Lustig, dass du das hier im RUB postest.


Dots

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Antwort auf Beitrag von Pamo

Das war hier im Aktuell Thema, nachdem Precht und Welzer bei Lanz zu Gast waren. Aber ich weiß, ich bin eine nervige Pseudointellektuelle, die versucht, sich im Muttiforum mit ihren irrelevanten Gedankengängen zu "produzieren". Weil ich nämlich glaube, dass meine Sichtweise und meine Blase die einzig richtige und vernünftige ist und ich mich für allwissend und klüger als alle anderen halte. Wie man bei der Auswertung vorgegangen ist, steht teilweise im Artikel, im Detail dürfte das nur in der Studie selbst zu finden sein. Da ich keine Medienwissenschaftlerin bin, fehlt mir die entsprechende Quelle, wo man das nachlesen könnte. Aber vielleicht liest Pflaumenbaum (die damals in der anderen Diskussion auch mitschrieb) ja irgendwann auch hier mit und kann etwas dazu sagen, wie man Auswertungen von Text- oder Gesprächsinhalten vornimmt, die nicht eindeutig kategorisierbar sind, da nicht 0-1 und eindeutig zuzuordnen.


Pamo

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Antwort auf Beitrag von Dots

Du bist überhaupt keine Pseudointellektuelle, ganz im Gegenteil. Und nervig schon gar nicht. Deine Detailliebe erlebe ich mit Genuss. Ich habe nur festgestellt, dass man im RUB mehrheitlich eine größere Resonanz zu Promi-Zeugs kriegt als zu Sachfragen.


Dots

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Antwort auf Beitrag von Pamo

Sorry, in den falschen Hals gekriegt, es gab hier vor einigen Wochen ziemliches Gestänker. Aber zu den Herren Welzer und Precht bei Lanz gab es tatsächlich eine ganz interessante Diskussion hier, ist nur schon eine Weile her. Pflaumenbaum und Maca waren auf jeden Fall daran beteiligt, das weiß ich noch. Der Promi-Faktor hält sich aber normalerweise auch in Grenzen, muss man sagen. Das Aktuell ist eigentlich ein wildes Sammelsurium für alles mögliche, meistens aus der Kategorie "Für mich aktuell". Was ja auch okay ist.


Cpt_Elli

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Danke fürs Teilen, es war erwartbar. Aber Hauptsache vorher mal ein Buch basierend auf Bauchgefühl und Besserwissertum raushauen. Ich fand dazu diesen Extra 3-Beitrag ganz treffend (und lustig): https://www.ardmediathek.de/video/extra-3/johannes-schlueter-deutschlands-einziger-dozent-fuer-halbwissen/das-erste/Y3JpZDovL25kci5kZS8wZmRjZjVlOC1mZGZmLTQ1NTktYTcwMC01MDA0ZGM4MDIwOWY Informationen zur Methode gibt es im Abstract der Studie, s. https://www.otto-brenner-stiftung.de/fileadmin/user_data/stiftung/02_Wissenschaftsportal/03_Publikationen/2022_Ukraine_Zwischenbericht.pdf Da wird am Anfang die Auswahl des Samples begründet und das Codebuch grob erläutert. Die quantitative Inhaltsanalyse ist eine Standardmethodik in den Sozialwissenschaften (nicht nur unter Kommunikationswissenschaftlern, R. D. Precht ist übrigens gar kein Sozialwissenschaftler). Anwendung findet sie schon in Hausarbeiten, spätestens in Bachelor-/Masterarbeiten. Da hat man natürlich kein so großes Sample, weil weniger Codierer.


Korya

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Antwort auf Beitrag von Cpt_Elli

Danke euch beiden, interessant!


Everdin

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Antwort auf Beitrag von Dots

Hallo, das deckt sich mit meiner Wahrnehmung. Ich achte auf meine "Blase", auf das sie kein gewisses Spektrum abbildet. Aber besonders bei Precht habe ich das Gefühl, das er ganz woke gegen Wokeness redet, um Geld zu verdienen. Das macht ihn mir unglaubwürdig.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Everdin

Passt das Wort "woke" in dem Zusammenhang überhaupt? Aber vielleicht bin ich auch nur zu alt


Everdin

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Nein, es passt nicht, ich wollte nur genau in diesen Zwiespalt führen. Precht selbst gehört doch zu den Leuten, die "Wokeness" bei den anderen ankreiden, aber selbst von einer, wenn auch nicht "linksgrün-versifften Wokeness" (ich denke, die meisten verstehen, wie ich das meine) lebt, auch finanziell. Ich finde das immer wieder erstaunlich. Es wird gerne von einer Spaltung der Gesellschaft gesprochen von Leuten, die genau das tun, sie spalten. Es wird von der Gleichschaltung der Presse gesprochen und zwar genau in der Presse, die angeblich diese Meinung nicht zulässt, weil sie gleichgeschaltet ist. Vielleicht liegt es auch einfach daran, das die Leute nur noch genervt sind von dieser ganz offensichtlichen Diskrepanz und sich deshalb die Bücher nicht mehr so gut verkaufen lassen?


Dots

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Antwort auf Beitrag von Everdin

"Es wird von der Gleichschaltung der Presse gesprochen und zwar genau in der Presse, die angeblich diese Meinung nicht zulässt, weil sie gleichgeschaltet ist." Damit bewegt sich Precht doch auch in längst von anderen ausgetretenen Pfaden. Und dahinter steht doch auch eine ähnliche psychologische Befindlichkeit: Dass den eigenen Sichtweisen nicht mehr ehrfürchtig/kleinlaut/respektvoll gelauscht wird, sondern dass man sich plötzlich vor allem mit Einwänden und Gegenargumenten konfrontiert sieht, statt wie von der Kanzel herab zu predigen. Für Precht ist das nur eine ziemlich ungewohnte Position, und er ist mit Sicherheit auch nicht glücklich über Beifall aus den Reihen derer, die nicht nur aus dem "Meinungskorridor" herausgetreten sind, sondern die schon länger auch gemeinsame Grundwerte nicht mehr vertreten.


pflaumenbaum

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Ich habe mal in die Studie reingelesen. Kurz zur Methode: In den Medienwissenschaften sind solche Verfahren sehr üblich, man versucht zum Beispiel rauszufinden, wie vielfältig ein Mediendiskurs ist. Die Kodierung folgt hier, soweit ich das sehe, doch recht stark einem 0/1-Schema (z.B. für Waffenlieferung vs. gegen Waffenlieferung), aber man kann natürlich auch die Stärke kodieren (ordinal skalieren), dann hat man z. B. eine Kodierung von 0 (stark gegen Regierung) vs. 5 (stark für Regierung). Ihr kennt das aus Fragebögen. So hat man am Ende eben einen Datensatz mit (hier glaube ich) um die 4000 Artikeln, die einerseits den großen Zeitungen zugeordnet werden können und andererseits hinsichtlich mehrer inhaltlicher Codes (z.B. Waffenlieferungen, pro Scholz etc.) kodiert sind. Und dann kann man eben sehen, ob die großen Zeitungen sich mehrheitlich zum Beispiel für Waffenlieferungen geäußert/kommentiert haben oder dagegen. Die Ergebnisse sprechen ja durchaus für die These von Precht und Welzer, nämlich dass die Medien doch recht stark für Waffenlieferungen plädiert haben (bis auf den Spiegel). Die Frage ist dann, ob das überhaupt schlimm ist. Bei anderen Fragestellungen würde man ja auch sagen, dass es ok ist, wenn die Medien eine bestimmte politisch-moralische Richtung einschlagen. Precht und Welzer sagen, dass es schlimm ist, weil die Medien nicht die "wahre" öffentliche Meinung widerspiegeln würden, die Journalisten quasi nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung kommentieren. Da kann man nun weiter streiten, weil es sich nicht leicht beantworten lässt, ob das überhaupt so sein sollte und was überhaupt die "wahre" Meinung der Bevölkerung ist, wenn es diese gibt. Denn diese bildet sich ja in der Auseinandersetzung mit der Berichterstattung und die Schreiber der offenen Briefe gegen Waffenlieferungen haben ja ebenso den Diskurs geprägt wie die Gegenseite... Ein weiterer Kritikpunkt von Precht und Welzer war ja die Dynamik des Mediendiskurses. Diese wird ja maßgeblich durch die großen Plattformen wie insbesondere Twitter beeinflusst. Die These ist dann, dass sich auf Twitter eine Community von Journalisten, Wissenschaftlern, Politikern bildet, die den Mediendiskurs in eine bestimmte Richtung prägt. Ganz falsch ist das nicht. Precht und Welzers Buch ist aber leider so schlecht gemacht, dass man damit nicht so viel anfangen kann. Aus meiner Sicht fehlen hier Studien, die solche Dynamiken genauer analysieren. Ist aber tatsächlich super schwierig. Und man müsste das vor allem mit anderen Ländern vergleichen. Ich glaube, dass unsere Medien vergleichsweise noch ziemlich unabhängig sind...


Dots

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Antwort auf Beitrag von pflaumenbaum

"Die Ergebnisse sprechen ja durchaus für die These von Precht und Welzer, nämlich dass die Medien doch recht stark für Waffenlieferungen plädiert haben (bis auf den Spiegel). Die Frage ist dann, ob das überhaupt schlimm ist. Bei anderen Fragestellungen würde man ja auch sagen, dass es ok ist, wenn die Medien eine bestimmte politisch-moralische Richtung einschlagen. Precht und Welzer sagen, dass es schlimm ist, weil die Medien nicht die "wahre" öffentliche Meinung widerspiegeln würden, die Journalisten quasi nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung kommentieren. Da kann man nun weiter streiten, weil es sich nicht leicht beantworten lässt, ob das überhaupt so sein sollte und was überhaupt die "wahre" Meinung der Bevölkerung ist, wenn es diese gibt. Denn diese bildet sich ja in der Auseinandersetzung mit der Berichterstattung und die Schreiber der offenen Briefe gegen Waffenlieferungen haben ja ebenso den Diskurs geprägt wie die Gegenseite..." Meiner Erinnerung nach aus der Diskussion bei Lanz (ich habe das Buch nicht gelesen und weigere mich auch, es zu kaufen) ging es um zwei Thesen: 1. Die Medien würden der Regierung nach dem Mund reden bzw. (was natürlich ein Widerspruch ist, der P und W aber nicht zu stören schien), die Regierung würde sich von den Medien quasi "vor sich her treiben lassen". Beim unbedarften Zuschauer kommt da meines Erachtens vor allem die Botschaft an "Die stecken alle unter einer Decke/machen gemeinsame Sache". 2. Das Befürworten der Waffenlieferungen. Bei 1. hat die Studie ja laut Artikel gezeigt, dass das so nicht stimmte. Dass die Medien zwar weit überwiegend Baerbock und Habeck positiv bewertet hatten, sich über Scholz und Lambrecht jedoch weitgehend negativ geäußert haben, und die Bewertung von Merz als sehr sichtbarem Oppositionspolitiker war neutral bzw. ausgewogen. Bei 2. sprach das Ergebnis schon für die These von P und W, was aber nun m. E. nicht stimmt, ist die implizite Behauptung, Medien würden damit einseitige Meinungsmache betreiben und zu "Ja-Sagern" mutieren. Denn um diese Behauptung zu belegen, müsste man ja an ganz anderen Stellen ansetzen, nämlich an den Gründen für die Entscheidung für Waffenlieferungen und den Zusammenhängen, die zu dieser Entscheidung geführt haben. Und da darf man nicht nur Politkorrespondenten, sondern auch den verschiedenen Experten, die da zu Rate gezogen wurden (darunter viele Militärexperten), schon zutrauen, dass sie da eine sinnvollere Bewertung vornehmen als der breite Querschnitt der (Wahl-)Bevölkerung. Falls P und W mit ihren Thesen unterstellen wollten, dass die Ukrainepolitik der Regierung und ihre "uniforme" Darstellung in den Medien das Meinungsbild in Deutschland zu einseitig beeinflussen und "framen" würden, lässt sich wiederum nur schwer erklären, weshalb gerade in Deutschland die Zustimmung für die Ukraine-Politik der Bundesregierung weiter gesunken ist (lag lt. Stern vom 01.12.2022 bei nur noch 48%: https://www.stern.de/gesellschaft/regional/nordrhein-westfalen/krieg--umfrage--unterstuetzung-fuer-ukraine-leicht-zurueckgegangen-32966096.html)


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Dots

Ich glaube die beste Möglichkeit sich dem „Blasenwesen“ weitgehend zu entziehen ist noch immer möglichst ein breites Spektrum zu konsumieren. Letztlich ist doch jede Form der Berichterstattung Wissen (oder auch Nichtwissen) aus 3.Hand und damit immer auch vom jeweiligen Verfasser mitgeprägt.


pflaumenbaum

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Ja, da beißt sich die Katze in den Schwanz, weil die Analysen so schlecht gemacht sind, dass sie, wie Verschwörungstheorien, nicht klar machen, was sie meinen. Ich hatte mal bei Amazon oder google books reingelesen. Ich glaube schon, dass die Kritik an manchen Stellen nicht unberechtigt ist. Aber sie ist nicht besonders gut ausgearbeitet und durchdacht.


Dots

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Um "Blasenwesen" geht es in dem Buch ja nicht. Sondern darum, dass die "Vierte Gewalt" bzw. das, was man "deutsche Leitmedien" nennt, nur einen ganz bestimmten Meinungskorridor widerspiegeln würden, der voll auf Linie der Bundesregierung sei bzw. diese umgekehrt auch unter Druck setze. Die Presse- und Medienorgane, die als "Leitmedien" bezeichnet werden und die auch hier in der Studie untersucht wurden, decken ein sehr breites politisches Spektrum ab. Ich weiß nicht, ob auch Blogs wie Tichys Einblick oder Achgut untersucht wurden, aber Cicero oder NZZ dürften sicher dabei gewesen sein. Mit der taz auf der anderen Seite hat man da schon eine ziemlich große Bandbreite.


pflaumenbaum

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Antwort auf Beitrag von Dots

Folgende Medien wurden untersucht: FAZ, Süddeutsche Zeitung, Bild, Spiegel, Zeit, ARD Tagesschau (20 Uhr), ZDF Heute (19 Uhr) und RTL Aktuell (18:45).


Dots

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Antwort auf Beitrag von pflaumenbaum

Danke! Damit sind aber die Ränder, auch z. B. die taz, nicht abgedeckt. Womit sich mir die Frage stellt, was man als "Leitmedien" definiert und wonach man das definiert.


pflaumenbaum

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Antwort auf Beitrag von Dots

Die werden das schon begründen können. Oft guckt man nach den auflagenstärksten Medien… Qualitätsmedien sind es ja nicht (nur). Den vollständigen Diskurs abzubilden ist unmöglich, bzw. ein Riesenaufwand, den einem keiner bezahlt. Mit den Plattformen kommen ja auch noch Telegram und Twitter dazu. Von den Zeitungen braucht man ja auch jeweils die Zugänge zu den Archiven, das ist auch nicht ganz einfach.