Insektengiftallergie

Insektengiftallergie

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Allergische Reaktionen auf Bienen- oder Wespenstiche können sehr unterschiedlich ablaufen. Sie können sich auf eine Schwellung der Haut um die Einstichstelle herum beschränken oder als "Nesselsucht" über den ganzen Körper ausbreiten bzw. Juckreiz, Magen-Darm-Beschwerden, Atemnot und Kreislauf-Beschwerden verursachen.

Der zeitliche Ablauf ist ebenfalls uneinheitlich. Meist erfolgen die Reaktionen innerhalb weniger Minuten bis zu einer Stunde. Starke Hautreaktionen können auch noch nach mehreren Tagen auftreten.

Allergie - ja oder nein?

In den meisten Fällen wird der Zusammenhang zwischen dem Insektenstich und den beobachteten Beschwerden erkannt. Schwieriger ist die Identifizierung des verantwortlichen Insekts. Nützlich ist die Angabe über den Verbleib des Stachels. Bei einer Biene bleibt er in der Regel in der Haut stecken, bei Wespen, Hummeln und Hornissen nicht. Bei Unklarheiten ist der Hauttest mit reinem Insektengift nützlich. Er wird so durchgeführt, daß das Insektengift in anfangs sehr niedrigen, später immer höheren Konzentrationen bis zum Erreichen der Dosis eines Insektenstiches in die Haut injiziert wird. Eine andere Möglichkeit ist die Bestimmung spezieller Eiweißkörper im Blut des Patienten, die der Organismus gegen das Gift produziert (IgE- bzw. IgG-Antikörper), und die Aufschluß über die Abwehrsituation bzw. Allergie geben. Nur in Ausnahmefällen ist man gezwungen, den Insektenstich mit etwas Gift des vermuteten Insekts nachzuahmen ("Stichprovokation").

Behandlung und vorbeugende Maßnahmen

Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden. Die gegen die allergischen Reaktionen gerichtete medikamentöse Behandlung umfaßt je nach Bedarf ein Antihistaminikum, Kortison und Adrenalin.

Die Verabreichungsform hängt ebenfalls vom Schweregrad der allergischen Reaktion ab; sie kann oral, rektal, inhalativ, subkutan, intramuskulär oder intravenös erfolgen. Bei Kreislaufschock ist zusätzlich dringend eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr notwendig.

Wichtige Vorsichtsmaßnahmen, die das Risiko eines Stiches mindern:

  • Nicht im Freien essen oder trinken (Eis, Kuchen u.a.) bzw. beim Trinken einen dünnen Strohhalm benutzen, damit Inekten nicht in den Mund gelangen können.
  • Nicht barfuß gehen ! Besonders nicht durch blühende Wiesen.
  • Kleidung: auf kräftige Farben (auch schwarz!) verzichten.
  • Intensive Gerüche im Freien vermeiden (Parfum, Haarwasser; Schweiß u.ä. locken Insekten an); Nähe zu Abfall - besondes auch Fallobst - meiden.
  • Wespennester, die sich in der Nähe Ihrer Wohnung befinden, möglichst rasch entfernen lassen.
  • Bienen, Wespen, Hornissen, Hummeln nicht durch heftig abwehrende Bewegungen provozieren!
  • Den vorhandenen Stachel mit einem Schnipsen beispielsweise mit dem Zeigefinger(nagel) heraushebeln; möglichst nicht herausziehen, da sich dabei der Giftsack entleert.
  • Stichstelle möglichst schnell kühlen, wenn keine Medikamente zur Hand sind.
  • Bei bekannter Allergie unverzüglich die geeigneten Medikamente einsetzen.

Hyposensibilisierungsbehandlung (nach Diagnose-Sicherung)

Beginnend mit sehr niedrigen Giftkonzentrationen, die unter die Haut (subkutan) verabreicht werden, erfolgt eine rasche Steigerung bis zu einer Enddosis, die etwa 1 - 2 Insektenstichen entspricht. Da der einzelne Patient auf die Dosissteigerung sehr unterschiedlich reagiert, wobei Atem- und Kreislaufbeschwerden nicht auszuschließen sind, führt beispielsweise die Kinderklinik der Universität Gießen diese Phase der Behandlung unter stationären Bedingungen durch. Bis zum Erreichen der Enddosis sind in der Regel 15 - 20 Injektionen nötig, die im Abstand von 1 - 4 Stunden vorgenommen werden. Die Dauer dieser Anfangsbehandlung, die man als "Schnellhyposensibilisierung" bezeichnet, beträgt 5 - 10 Tage.

Nach Erreichen der Enddosis ist die angestrebte Schutzwirkung erreicht. Danach wird die Injektionsbehandlung zunächst nach 2 Wochen, später im Abstand von 4 - 6 Wochen fortgesetzt. Bisher gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse, wann die Behandlung ohne Wirkungseinbuße beendet werden darf. Zum jetzigen Zeitpunkt befürworten wir eine Behandlungsdauer von 3 bis 5 Jahren.

Erfolgsaussichten

Die Erfolgsquote der Hyposensibilisierungsbehandlung beträgt ca. 95 %. Dennoch ist es ratsam, lebenslang die genannten Vorsichtsmaßnahmen zu beherzigen und für den Bedarfsfall die wichtigsten Medikamente bereitzuhalten.

Quelle: Zentrum für Kinderheilkunde, Universitätsklinik Gießen

 

Zuletzt überarbeitet: Juli 2020

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