Für alleinerziehende Eltern

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Geschrieben von Ralph am 28.03.2023, 12:59 Uhr

Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden... (seehr lange Antwort)

Hallo,

wie läuft aktuell der Kontakt Vater/Sohn? 2-3x pro Woche? Das wäre eine gute Basis, auf der Du dem Vater nicht verwehren könntest, ihm das Kind allein mitzugeben. " Stunden ist keine unverschämte Forderung, sondern absolut angemessen. Er will das Kind nicht einen ganzen Nachmittag von 14-18 Uhr, sondern zwei Stunden.
Ist der Vater zuverlässig? Wäre er nach 2-2 1/2 Stunden wieder da? Seid ihr füreinander erreichbar (Mobile)?

Deine Bedenken verstehe ich nicht. Ich kann nachvollziehen, daß Du eventuell wegen des Stillens Bedenken hast, das aber läßt sich managen, indem Du kurz bevor der Vater kommt noch einmal das Kind an die Milchbar legst.
Du entläßt anschließend ein sattes und vorerst zufriedenes Kind, der Papa nimmt es entsprechend in Empfang und präsentiert es den Anverwandten...

Förder das! Ein sich ehrlich kümmernder Vater ist eine Bank!! Es mag manchmal nervig sein, weil man organisatorisch einiges auf die Kette kriegen muß, weil da ja noch jemand ist, der nicht mit im Haushalt lebt. Aber sieh das von der pragmatisch-praktischen-strategischen Seite aus: Unterbindest Du das jetzt, und der VAter hat eigentlich Interesse an dem Kind, wirst Du auf Dauer Sturm ernten, weil der Vater sich nicht alles gefallen lassen wird. Außerdem kann er jederzeit das gemeinsame Sorgerecht einfordern, und wenn er sich kümmert, wird ihm das jedes gericht zusprechen.
Gehst Du aber darauf ein, gewinnst Du zwar Deinen ehemaligen Partner nicht zurück, dafür aber einen Vater als Elternteil, mit dem Du auch schwierige Situationen besprechen kannst (und die werden im LAufe der nächsten 20 Jahre kommen, glaube es mir!), und er wird mit Dir zusammen auch Entscheidungen treffen, die schwierig sind. Er teilt dann auch die Verantwortung mit Dir. Das kann ungemein beruhigend sein. Und hier gab es im LAufe der Jahre immer wieder Mütter, die sich darüber beklagten, daß schwierige Entscheidungen anstünden und sich der Vater aus dem Staub gemacht hätte und sie nicht recht wüßten.

Ich wurde 1998 alleinerziehend (und seit 2001 hier unteregs!), als sich meine Frau von mir trennte und das Jugendamt mir den Rat gab, beide Kinder zu nehmen. Die genauen Gründe tun jetzt hier nichts (mehr) zur Sache. Es gab einen Riesenknall mit der Mutter, die nur den Sohn, nicht aber unsere Tochter nehmen wollte. Nachdem sich aber der Rauch verzogen hatte, funktionierten wir zwar als Paar nicht mehr, aber als Eltern absolut genial. Gemeinsam besuchte Elternabende und Elternsprechtage, strategische Entscheidungen (weiterführende Schule, wenn ja, welche etc.pp) trafen wir gemeinsam. Auch hinter dem Kindesunterhalt mußte ich nie hinterherlaufen. Wir haben unsere Kinder einfach weiterhin nach Kräften begleitet. Und es gab umfangreichen Umgang. Die Kinder durften JEDERZEIT zur Mutter, auch am Wochenende. Einzige Bedingung meinerseits: Bis Donnerstag abends wollte ich wissen, ob sie am Wochenende da sind, weil ich freitags/sonnabends den Wochenend(end)einkauf bewerkstelligte. Klappte erstklassig!
Inzwischen lebt die Mutter seit langem in einer festen Beziehung und hat noch ein weiteres Kind bekommen, dagerade in diesen Tagen auch flügge wird. Ich habe nochmals geheiratet, bin allerdings seit einem Jahr verwitwet. Die Ironie dabei: Die Kindesmutter (erfahrene Krankenschwester) und ich haben über die Krankheit meiner verstorbenen Frau wieder zueinander gefunden (keine Beziehung), sind inzwischen wieder sehr gut befreundet und gehen regelmäßig zusammen in die Oper.
Ich weiß, daß das nicht selbstverständlich ist. Aber offensichtlich haben wir beide nach der Trennung nach anfänglichen "Anfahrschwierigkeiten" unglaublich viel richtig gemacht.

Kleiner Schwank aus meinem Erziehungsleben:
Natürlich hat es auch einmal geknallt zwischen der Mutter und mir, vor allem, als ich meiner gerade 16 Jahre alt gewordenen Tochter erlaubte, mit ihrer Freundin bis nachts um 4 auf der Reeperbahn/St.Pauli zu leiben. Meine Tochter sah mich mit ungläubigen Augen an (was für einen Superpapa hab ich denn da erwischt????? Nur, der "Superpapa" wußte auch, daß ab 23.30h die Zivilstreifen durch die Clubs und Dissen gehen und das junge Gemüse abgreifen "Komm, Mädel, geh mal hübsch nach hause!! Bist noch 'n büschen jung für das Programm ab 12 hier..."). Ich hatte schlichtweg keinen Bock auf die Diskussionen "... die anderen dürfen alle..." Ich sagte stattdessen "Ja, Tochter, Du meinethalben ja auch, aaaaber wenn die Polizei Euch nicht läßt, tststs... da kann doch ICH nix dafür!!!"
Meine Kindesmutter stieg nach meinen Erklärungen aber sowas von sofort von der Palme runter. Und es kam, wie ich es voraussagte: Tochter und Freundin wurden nach hause geschickt, genehmigten sich um 0.15h noch einen Frustburger bei McDoof auf der Reeperbahn... "Oooooch, Papa, da ist vor 12 ja noch gar nix los!!!" "Nö, Tochter, erst wenn der "Schichtwechsel" erfolgt ist, geht es ab! Deshalb geht man als Hamburger(in) auch nicht vor 24 Uhr auf den Kiez!!!!!"


Zurück zum Thema: Mache den Vater zu Deinem Erziehungspartner, und Du gewinnst Freiheiten auch mal für später. Das Gleiche gilt für seine Verwandtschaft. Wenn Du Dich mit denen gut verstehst, werden sie zu dem wertvollen Netzwerk gehören, das Du als Alleinerziehende zwingend benötigst, wenn einmal Not an der Frau ist (wer kann mal auf das Kind aufpassen?). Oder, wenn er einst das Kind ein paar Wochen in den Sommerferien hat, kannst Du alleine (oder mit neuem Partner, wer weiß?) auch mal weg in den Honeymoon fliegen, ohne Dir Sorgen um Deinen Sohn machen zu müssen.
Umgans- und Sorgerecht haben übrigens nichts mit Eurer gescheiterten Beziehung zu tun. Auch wenn es schwer fällt... laß diese so weit wie möglich aus Eurer Elternschaft.

Und zum Schluß noch etwas: Traue ihm das Kind zu! Er wird Fehler machen, wie wir alle. Niemand, keine Mutter und kein Vater, erzieht seine Kinder auf die Dauer fehlerlos, auch Du nicht. Auch Du wirst unsicher sein, gelegentlich vielleicht auch mal ein schlechtes Gewissen haben. Aber, das gehört dazu, das ist nicht schlimm und ist einfach so! Deshalb bist Du überhaupt keine schlechte Mutter, und er kein schlechter Vater. Schmunzelt, am besten auch noch gemeinsam, über Eure grandiosen Fehlleistungen und unterstützt Euch.

Ich wünsche Dir alles Gute!

Liebe Grüße
Ralph

 
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