Für alleinerziehende Eltern

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Geschrieben von RainerM am 21.01.2003, 9:16 Uhr

... denn die Scheidung ist eine so dramatische Erfahrung, dass eine seelische Reaktion erfolgen muss.

Habe ich in einem anderen Forum gefunden und möchte das hier auch reinstellen:

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Von Ingo Senft-Werner, dpa =

Frankfurt/Main (dpa) - Wenn zwei sich scheiden, leiden oft dritte: die Kinder. Bei jeder zweiten Ehe, die 2001 in die Brüche ging, waren Kinder betroffen - insgesamt mehr als 150 000. Damit wuchs die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die wegen einer Trennung nur bei einem Elternteil leben, auf rund 2,7 Millionen. Das sind zwölf Prozent aller Kinder. Psychologen und Pädagogen beobachten diesen Trend mit großer Sorge:
Eine Scheidung bedeute einen tiefen Einschnitt in der Entwicklung eines Kindes.

Kinder - vor allem vor der Pubertät - geben sich oft die Schuld an der Trennung ihrer Eltern. Sie glauben, dass sie nicht lieb genug waren, sagt der Wiener Scheidungsforscher und Psychoanalytiker Helmut Figdor. Auf die Scheidung reagieren sie meist mit Trotz, Trauer oder Aggression und Schulversagen. "Sie fallen wieder in frühere Phasen zurück und werden unselbstständiger", beschreibt Figdor das Phänomen.

Andere Kinder lassen sich dagegen gar nichts anmerken. Dann ist für Figdor besondere Aufmerksamkeit geboten: "Keine Symptome sind ein schlimmes Symptom, denn die Scheidung ist eine so dramatische Erfahrung, dass eine seelische Reaktion erfolgen muss." Einige Kinder sind durch ständige Streitereien der Eltern so abgestumpft, dass sie tatsächlich nichts empfinden. In diesen Fällen ist der Besuch bei einem Psychologen unumgänglich.

Die meisten "schweigenden Kinder" verstecken jedoch ihre Gefühle, und die Eltern - von schlechtem Gewissen geplagt - sind froh, dass anscheinend alles in Ordnung ist. Figdor nennt das die "Koalition der Verleugnung". Sie führt dazu, dass den Kindern wichtige Hilfe vorenthalten wird. Denn um die Erfahrung zu verarbeiten, müssen sie sich offen mit den Gründen der elterlichen Trennung auseinander setzen.

Für Horst Petri, Kinder- und Jugendpsychiater in Berlin, kann sich eine Scheidung auch auf die spätere Bindungsfähigkeit der Kinder auswirken.
"Sie erfahren, dass Beziehungen scheitern, und sie spüren oft die Verachtung, die sich Mutter und Vater und damit Männer und Frauen entgegenbringen."
Außerdem kann der Schmerz des Verlassenwerdens zu Vertrauensverlust und Bindungsängsten führen.
"Sie wollen dann der Wiederholung des Dramas aus dem Weg gehen."

Ob es so weit kommt, hängt von der Reaktion der Eltern ab. Die größte Sünde ist für Petri, wenn ein Partner das Kind gegen den anderen aufhetzt, wenn das Kind als "Spion" missbraucht wird ("Hat Mama wieder einen neuen Freund?") oder als Überbringer denkwürdiger Botschaften ("Papa soll endlich das Geld überweisen!"). Eltern dürften ihren Nachwuchs nicht mit
den Nachwehen ihrer Scheidung behelligen und damit in Loyalitätskonflikte zwingen.
Vielmehr müssten sie klarstellen, dass sie allein die Verantwortung für die Trennung tragen.

Laut Statistik gehen drei von vier Paaren nach dem vorgeschriebenen Trennungsjahr einvernehmlich auseinander. Der Direktor des Münchner Staatsinstituts für Frühpädagogik, Wassilios Fthenakis, wertet das als Beleg, dass sich die Scheidungsgründe geändert haben:
"Entscheidend ist meist nicht ein akuter Konflikt, sondern ein oder beide Partner merken, dass sie ihren Lebensentwurf nicht miteinander verwirklichen können."
Diese Vernunftsentscheidung stellt eine gute Basis dar für eine liebevolle Lösung im gemeinsamen Umgang mit den Kindern.

Wenn alle sich optimal verhalten, birgt eine Scheidung für Figdor sogar eine Chance:
Die Kinder lernen die wichtige Lektion, mit einer Trennung fertig zu werden.

Doch zu Optimismus besteht wenig Anlass. Trotz der hohen Scheidungsrate hat der moderne Mensch nach Ansicht des Analytikers noch keine vernünftigen Regeln dafür gefunden:
"Wir werden damit psychologisch nicht fertig. Meist siegt dann doch der Hass."

©dpa

200130 Jan 03

 
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