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Geschrieben von fiammetta am 12.08.2004, 0:15 Uhr

@towanda

Hi,

ich z.B. gehe nicht davon aus, daß jeder Sozialhilfeempfänger selber Schuld an seinem Unglück ist. Allerdings habe ich durch meinen Job auch eine Menge Leute kennengelernt, die - Elend hin oder her - entweder völlig lethargisch sind (was bei einem Teil wohl aber weniger die Folge als die Ursache war, wenn ich mir unsere Gespräche so ansehe), Alkoholiker sind (ok, ist eine anerkannte Krankheit, aber würdest Du einen Alkoholiker einstellen, der früher oder später auf Deine Kosten unberechenbar wird?), definitiv arbeitsscheu sind (O-Ton "Ich bin doch net blöd, da krieg` ich ja viel mehr Stütze usw."). Andere wiederum sind krank, wobei ich aber auch genügend Fälle kenne, die jeden Pipifax zur unheilbaren Erkrankung erklären, da dies einerseits Aufmerksamkeit bringt und andererseits davor bewahrt, sich doch ins Berufsleben eingliedern zu müssen. Andere sind alleinziehend (wobei auch hier eine Reihe von Fällen dabei sind, die trotz Kinderbetreuung durch eine z.B. relativ junge Oma (kostenlos!) nur einen Teilzeitjob suchen, den es aber momentan nicht gibt - auch eine Möglichkeit). Andere wiederum haben ihren Job verloren, weil die Firma den Sitz wechselt und sie hunderte von Gründen aufführen, weshalb sie nicht umziehen können, es meistens aber eher darum geht, den Wohnort nicht zu wechseln, auch wenn dann auf absehbare Zeit kein Job mehr winkt. Natürlich existieren noch haufenweise andere Beispiele. Der Witz ist halt nur, daß - so mein Erfahrungswert aus den Bewerbungstrainungs z.B. für`s Arbeitsamt - daß ein großer Teil wirklich weitgehend unverschuldet in eine miserablen Lage gelangt ist, ein ebenso großer Teil aber eine Ausrede nach der anderen findet, um eben nicht arbeiten zu müssen - oft entgegen ihrer Beteuerungen, doch unbedingt arbeiten zu wollen. Bei uns in der Gegend gäbe es z.B. eine Reihe von Jobs z.B. als Bäckerei- oder als Schuhverkäuferin. Schlage ich etwas derartiges vor, um eben zumindest eine leichte Ausgangsposition bei der Arbeitssuche zu haben, da höre ich in 80% der Fälle Argumente wie: "Das habe ich nicht gelernt", "Das ist mir zu früh / zu weit weg" (10km sind meistens bereits ein Drama), "Ich muß aber glücklich sein mit meinem Job" etc. Wie gesagt, es geht nicht um eine Lebensstellung, sondern um einen Neustart - nix zu machen. Allerdings hält sich in diesen Fällen mein Mitleid schwer in Grenzen, wenn ich höre, daß sie vielleicht, u.U. ab und zu Laub im Park zusammenkehren sollen. Die Frage ist leider, wo soll man hier die Grenze ziehen, welche Nachweise müßten erbracht werden etc., um ein wirklich gerechtes System zu finden.

Zu der Sache mit den Reiche: Ich habe das Buch nicht gelesen, kann also auf dessen Inhalt nicht eingehen. Allerdings erinnert mich die von Dir angeführte Argumentation im Sinne "Die Reichen wollen nichts abgeben" schwer an die meiner Mutter. Sie ist unerschütterlich der Ansicht, der Reiche-an-sich sei ein Verbrecher, ihm sei grundsätzlich alles geschenkt worden und er solle doch - verdammt noch `mal! - teilen, v.a. mit ihr. Ich habe einen Kunden, der ein irres Gespür für Wirtschaftstrends hat, damit wahnsinnig viel Geld gemacht hat und das bis heute eigentlich nicht genießen kann, da er täglich wie ein Pferd ackert und ständig um den Globus jettet. Seine Mutter ging einst noch mit dem Leiterwagerl über die Dörfer hausieren. Dennoch ist die Frage meiner Mutter, jedesmal nach einem Termin mit ihm: "Was hast Du von den Reichen gekriegt? Was, nichts? (Außer mein Honorar) Der kann doch `mal ... `rausrücken." Sie selbst krakeelt zwar ständig, wie unglaublich fleißig sie doch sei, wobei ich aber eine völlig andere Sicht bezüglich ihres Arbeitseifers hege. Anders und kürzer ausgedrückt: Würdest Du, egal mit ererbten oder selbst gemachtem Vermögen, hingehen und Leute sponsern wollen, die Dich grundsätzlich als "Verbrecher" (s. Muttertier, ist aber kein Einzelfall) titulieren und die Dir (als AG) gegenüber bei einem Arbeitsverhältnis bedeutend mehr Rechte haben als umgekehrt und Dich damit ruinieren kann? Du hast schon Recht - moralisch gesehen, wäre es angebracht, mit anderen, die nicht so viel haben, zu teilen, wobei ich mich immer frage, warum ich auch der Gruppe von Menschen unbegrenzt Mitleid und Sympathie entgegen bringen soll, die sich als Erwachsene sehenden Auges ihr Leben selbst verpfuscht haben (s. o.g. Teil, also nicht alle!). Aus der Sicht des Einzelnen verschwimmt aber die Moral ganz schnell, wenn sie einen selbst trifft und beim Geld hört bekanntlich der Spaß auf.

LG,

Fiammetta

 
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