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Geschrieben von sechsfachmama am 01.06.2006, 23:56 Uhr

Öff-Öff ... ich hab fertig:

Ein ganzes Leben ganz ohne Geld und Luxus

Oppeln: In der Georgewitzer Skala lebt ein Aussteiger-Paar mit seiner einjährigen Tochter mitten in der Natur

Quietschvergnügt tollt Johanna im Gras herum. Gerade hat die Einjährige einen Stein als Spielzeug auserkoren. Johanna ist ein Kleinkind, wie man es sich glücklicher kaum vorstellen kann. Ihre Eltern, Moni und Öffi, sitzen entspannt im Wohnzimmer und beobachten ihr Kind beim Spielen. Das "Wohnzimmer" von Moni und Öffi ist eine Wolldecke an der Feuerstelle auf einem alten Hof in der Georgewitzer Skala. Hier hat das Paar in der idyllischen Einöde in Zuhause für sich und ihr Töchterchen gefunden.
Seit Jahren vertreten beide die Prinzipien der Schenker-Bewegung. Sie versteht sich als Bewegung für eine gewaltfreie Weltrevolution. "Ein Leben ohne Gewalt, Luxus und Geld ist unser oberstes Prinzip", erklärt Öffi. Dazu gehört der Verzicht auf ganz alltägliche Dinge wie Strom und fließendes Wasser. "Wir leben nur auf der Basis gegenseitiger Geschenke."

Pilgern durch's ganze Land
Der 42-Jährige entdeckte diese Lebensweise schon vor vielen Jahren für sich. 1991 machte er sich von seiner Heimat im Ruhrgebiet aus auf eine Pilgertour quer durch Deutschland, um seine Weltanschauung publik zu machen. Seinen Ausweis hat der Aussteiger an den Bundespräsidenten geschickt und erklärte damit seinen Staatsaustritt. "Ich habe sozusagen den Mitgliedsausweis an den obersten Vereinsvorsitzenden zurückgegeben", scherzt Öffi. Auch seinen bürgerlichen Namen legte er ab. Denn diesem Staat, der auf Herrschaft und Gewalt aufbaut, wollte er nicht mehr angehören.
Moni lernte die Schenker-Bewegung vor drei Jahren kenne. Die junge Frau, die aus Bautzen stammt, absolvierte nach ihrem Abitur ein freiwilliges ökologisches Jahr. Hier machte sie im so genannten Friedensgarten in Pommritz die Bekanntschaft mit einer Aussteigerin, die ebenfalls der Schenker-Bewegung angehört. "Und über sie habe ich dann Öffi kennen gelernt", erzähtl die 22-jährige. Fortan lebten die zwei gemeinsam an verschiednen Orten nach dem Selbstversorgungsprinzip. "Das heißt, wir leben im Wesentlichen aus der Natur. Unsere Ernährung besteht so weit wie möglich aus einheimischer, wild belassener Rohkost."

Geburt geschenkt bekommen
Selbst die Geburt von Baby Johanna vor gut einem Jahr bekamen die Eltern getreu ihren Prinzipien geschenkt. "Ich war im Ökodorf Siebenlinden in der Nähe von Salzwedel. Dort gibt es einen Arzt und eine Hebamme", erzählt die junge Mutter. Den letzten Winter verbrachten Moni und Öffi mit ihrem Kind im mecklenburgischen Dargelütz im "Haus der Gastfreundschaft", das Öffi vor Jahren selbst gründete. Hier gibt es einen Förderverein, der die Schenker unterstützt und auch eine Internetseite mit Informationen über die Bewegung unterhält. Das Haus ist gemäß seinem Namen offen für alle Mensen und leistet vor allem sozialtherapeutische Dienste. So kommen z. B. viele Suchtkranke dorthin. Doch wer in Dargelützer "Haus der Gastfreundschaft" geht, muss sich ebenfalls auf einfachste Lebensumstände einstellen.
Hier in Mecklenburg wurde auch das Jugendamt auf die junge Familie aufmerksam, die in so ungewöhnlichen Verhältnissen lebt und ihr Kind aufzieht. "Aber es gab nichts zu beanstanden", sagt Vater Öffi. Auch die Kollegen im hiesigen Jugendamt können an den Lebensumständen der kleinen Johanna nichts bemängeln, wie dessen Leiter Matthias Schmidt bestätigt. "Gesetzlich spricht nichts dagegen, jeder kann leben,w ie er will, solange das Kindeswohl nicht gefährdet ist." Das trifft auf die kleine Johanna augenscheinlich nicht zu. Für ihr Töchterchen haben die Aussteiger sogar noch eine Krankenversicherung. "Für Notfälle", sagen die Eltern. Schließlich wollen sie ihrem Kind verschiedene Lebenswelten offen halten. "Johanna soll später selbst entscheiden, wie sie leben möchte."

Neues Zuhause in der Skala
Seit März hat das Paar nun in der Georgewitzer Skala Quartier bezogen. Das 33000 Quadratmeter große Grundstück mit einem alten baufälligen Gutshaus, einer Scheune und viel Grün stellte ihnen der Besitzer auf unbestimmte Zeit zur Verfügung. Hier in der idyllischen Einöde am Löbauer Wasser fühlt sich die Waldfamilie wohl. Auch von den Einwohnern wurden sie freundlich aufgenommen. Viele bieten ihre Hilfe an. Zahreiche Interessierte suchen den Kontakt zu Moni und Öffi, wollen mit ihnen ins Gespräch kommen. Und auch verschiedene Fernsehsender begleiten die Waldfamilie. "Der einzige Unsicherheitsfaktor sind im Moment die ungeklärten Besitzverhältnisse des Grundstücks", sagen Moni und Öffi. Denn der Besitzer will den alten Hof verkaufen. "Bleibt nur zu hoffen, dass der neue Eigentümer uns auch weiterhin hier duldet."

www.die-schenker.net

 
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