Guten Abend,
mein Sohn, 8 Monate, hat die ersten 3 Monate sehr gut geschlafen, seither leider nie wieder. Er wacht seither nachts meist nach einer Stunde das erste Mal auf, obwohl er todmüde gegen 20 Uhr ins Bett gebracht wird. Tagsüber schläft er meist vormittag ca. 30-45 Min. und nachmittags entweder 2x kurz (20-30 Min.) oder 1x länger (ca. 1 Stunde).
Nachts dreht er sich die ganze Zeit von einer Seite auf die andere und wacht sehr oft auf. Sobald er an die Brust kann schläft er allerdings meist gleich wieder ein, machmal ist er allerdings bereits nach 10 Minuten wieder wach.
Seit er 7 Monate alt ist, bekommt er Beikost, abends haben wir sowohl Gemüse-Getreide-Brei als auch Milch-Getreide-Brei probiert. Ich stille ihn immer noch nach belieben, meist trinkt er tagsüber noch 2-3 Mal an der Brust.
Generell ist er ein sehr fröhliches Kind, sehr selten quengelig.
Zähne sind noch keine da, sein grosser Bruder bekam den 1. Zahn als er 1 Jahr alt war, Auch er war ein katastrophaler Schläfer.
Was kann ich tun, um die Situation zu verbessern?
von
alex_egger
am 31.07.2015, 22:31
Antwort auf:
Baby 8 Monate schläft sehr unruhig
Liebe alex_egger,
du kannst vor allem eines tun: Geduld haben. Oft wird in Stillgruppentreffen festgestellt: Wer anfangs super schlief hat später unruhige Nächte - und umgekehrt.
Was hat denn beim großen Bruder geholfen?
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Auch die Beikost "verbessert" das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit!
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten (und zwar auch von den Profis!) nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Wo schläft dein Söhnchen denn? Viele Frauen berichten, dass die Kleinen deutlich ruhiger schlafen, wenn sie neben Mama im Elternbett liegen dürfen (und die Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigt werden).
Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst.
Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst.
Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
Vielleicht hilft dir auch dieser etwas ältere Thread:
http://www.rund-ums-baby.de/stillberatung/beitrag.htm?id=139472&suche2=ich+will+bei+euch+schlafen&seite=1
Und nicht zuletzt kann auch der Besuch einer Stillgruppe gut tun, denn die Mütter dort haben vielleicht schon ganz ähnliches mitgemacht wie du, und dir wird es gut tun zu sehen, dass andere Frauen ganz ähnliche Sorgen und Nöte haben wie du - und sie überstehen!
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 31.07.2015