Auf einmal wieder Dauerstillen mit 14 Monaten!

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Auf einmal wieder Dauerstillen mit 14 Monaten!

Liebe Frau Welter, seit über einem Jahr durchforste ich bei jeder Frage, die sich uns stellt, ihre Beiträge. Das hat mir schon sehr oft weitergeholfen. Vielen Dank an dieser Stelle! Mein aktuelles Problem habe ich allerdings bisher nicht gefunden oder übersehen, so dass ich nun einen eigenen Beitrag verfasse. Mein Sohn ist 14 Monate alt. Ich habe die ersten 6 Monate voll gestillt und dann langsam die Mahlzeiten durch feste Nahrung ersetzt. Da er von Anfang an selbst aß, hat es einige Monate gedauert, bis er davon satt wurde und nicht noch eine Ladung Muttermilch hinterher brauchte, aber es lief wunderbar. Er hat die letzten Monate nur noch zum Einschlafen und Aufwachen (und nachts) gestillt. Damit waren wir alle super zufrieden, zumal das Einschlafstillen z.B. auch kein Muss ist. Mein Mann kann ihn auch ins Bett bringen und dann schläft er eben ohne ein. Soweit so gut, vor ein paar Wochen wurde der Kleine dann krank. Er erlitt einen heftigen Magen Darm Virus, wo er nichts bei sich behalten konnte. Dank des Stillens hat er es ganz gut überstanden. Er hat in der Zeit wieder in vielen kleinen Portionen vollgestillt. Wir waren alle sehr froh, dass das mit dem Stillen noch so gut klappte und ihm die Infusion im Krankenhaus erspart blieb. Inzwischen ist er natürlich längst wieder gesund und isst wieder ganz normal, sein Gewicht hat er auch wieder, alles eigentlich wunderbar. Aaaaaaaaaaaber seither verlangt er tagsüber ständig nach der Brust, wenn ich in der Nähe bin. Und zwar vehement, er kommt angelaufen und rupft an meinem Sachen, je nachdem was ich anhabe, gelingt es ihm sogar die Andockstelle "freizulegen". Er hat Phasen untertags da zeigt er ständig auf meine Haut und ist super quengelig und richtig motzig, bis ich ihn anlege. Mit ihm ist dann nichts anzufangen. Entweder gebe ich ihm also nach oder jemand anders übernimmt die Aufsicht. Das stört mich aus mehreren Gründen. Erstens fühle ich mich in der Öffentlichkeit nicht mehr so wohl beim Stillen, vor allem nicht mehr überall wie als er ein kleines Baby war. Da war es mir total egal, ich habe immer und überall gestillt. Jetzt ist das anders, vor allem will er dann nicht 2 oder auch 5 Minuten trinken und dann ist's gut, sondern er möchte über einen längeren Zeitraum immer wieder nuckeln, rumschauen oder kurz aufstehen, und dann wieder nuckeln usw. Er trinkt eigtl gar nicht. Ich darf auch nichts anziehen in dieser Zeit, wenn es nach ihm geht. Sobald ich den Busen bedecke, rastet er wieder aus und zieht alles runter. Ich möchte aber ungern Stunden mit entblößter Brust in der U-Bahn sitzen zum Beispiel. Mich nervt auch dieses Gezeter, er hat generell eine sehr laute Stimme und einen starken Willen, das zeigt sich auch dort. Er wird richtig wütend und schreit, wenn er nicht ran darf. Außerdem stört mich, dass wir dadurch oft blockiert sind in dem, was wir eigentlich tun wollten. Wir sind zum Beispiel auf dem Spielplatz und wollen mit anderen eine Sandburg bauen oder wollen weiter gehen zur Eisdiele oder oder und können nichts machen, weil ich da sitze und zusehe wie er Stunden vor sich hin nuckelt. Das ist wirklich nervig. Nächste Woche fängt er mit der Kita an und ich dachte bisher, dass es mit dem Stillen gar kein Thema ist, da er tagsüber ohnehin nicht mehr gestillt wurde. Jetzt habe ich aber Bedenken wie die Eingewöhnung laufen soll, wenn er vielleicht, während wir zwei Stunden dort sind, nur an meinem Busen hängen will. Die Kita Leute finden das wahrscheinlich auch nicht so toll. Ich möchte die Eingewöhnung aber selbst machen und nicht an Papa oder Opa geben, auch wenn das sicher leichter für ihn wäre. An mir hängt er immer mehr und weint mehr, wenn ich gehe usw. Ich bin jetzt etwas verzweifelt, wie ich damit umgehen soll. Ich hatte mich so gefreut, dass das langsame Ausschleichen des Stillens so gut klappt und wollte es einfach sanft im nächsten halben Jahr ausklingen lassen. Das morgendliche Stillen und langsame Wach-werden zum Beispiel genieße ich nachwievor sehr. Aber für ewiges Dauerstillen tagsüber ist er mir wirklich zu groß, das haben wir in den ersten Monaten genug gemacht. Was soll ich machen? Tagsüber einfach konsequent nein sagen? Das fällt mir teilweise so schwer, oft kommt er so süß an und schaut mit seinen riesen Augen, da kann ich gar nicht nein sagen. Aber wahrscheinlich ist das der einzige Weg ihm das wieder abzugewöhnen, oder? Ist es leichter für ihn, wenn wir das stillen ganz lassen? Ich würde mich sehr über ein paar Tipps freuen. Vielen Dank schonmal!

von Ibiwlhf am 23.05.2016, 13:46



Antwort auf: Auf einmal wieder Dauerstillen mit 14 Monaten!

Liebe Ibiwlhf, ich würde ihm die Zeit bis zur Kita jetzt noch gönnen und keinen Druck machen. Wenn dein Baby dann zur Eingewöhnung kommt, kannst Du anfangen, konsequent zu bleiben. Dein Kind wird langsam lernen, dass es nur noch zu Hause Milch bekommt und die neue Situation langsam akzeptieren. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen in der Nacht einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Dein Kleiner wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Sohn ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass er sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald er sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 23.05.2016



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