Hallo Hr. Dr. Paulus!
Ich habe bis zum Bekanntwerden der SS (5.ssw) Carbimazol 30mg Tgl eingenommen. Kann dies neg Auswirkungen für mein Baby gehabt haben?
Seitdem nehme ich max 200mg, seit 10. ssw 100mg, momentan 50mg Propycil. Ist dieses ok?
Wie stehen die Chancen für ein gesundes Baby? Momentan sieht bei der Entwicklung des Fötus ( 12+5 ) alles sehr gut aus.
von
Eva88
am 10.01.2014, 09:19
Antwort auf:
Carbimazol bis 5.ssw, Propycil, Morbus Basedow
Da Hyperthyreosen (Schilddrüsenüberfunktion) mit einer erhöhten Komplikationsrate in der Schwangerschaft (Aborte, Frühgeburten) verbunden sind, ist eine Einstellung der Hormonwerte im oberen Normbereich anzustreben. Carbimazol (Erhaltungsdosis max. 10 mg/d), Propylthiouracil (Erhaltungsdosis max. 4 x 25 mg/d) oder Thiamazol (Erhaltungsdosis: 10 mg/d) sind dazu durchaus geeignete Thyreostatika. Es sollte jedoch eine Kontrolle der mütterlichen Hormonwerte während der Schwangerschaft erfolgen. Die mütterlichen Hormonbefunde dürfen durchaus leicht über den oberen Normwerten liegen.
Da die Thyreostatika im Gegensatz zu den mütterlichen Schilddrüsenhormonen gut plazentagängig sind, sollte die Dosis möglichst niedrig gewählt werden, um eine fetale Schilddrüsenunterfunktion beim Ungeborenen zu vermeiden. Da die kindliche Schilddrüse ihre Funktion erst jenseits der 10.Schwangerschaftswoche aufnimmt, ist mit einer Beeinträchtigung der fetalen Schilddrüse durch Thyreostatika erst nach der 10.Schwangerschaftswoche zu rechnen.
Eine Schilddrüsenunterfunktion tritt beim Neugeborenen gelegentlich nach Behandlung mit Thyreostatika in der Schwangerschaft auf. Allerdings verschwinden diese Komplikationen nach wenigen Monaten. Auf eine entsprechende Hormonsubstition nach der Geburt muss jedoch zur Vermeidung von Entwicklungsstörungen geachtet werden.
Verschiedene Nachuntersuchungen zeigen, dass bei Kindern durch intrauterine Exposition mit Thyreostatika keine psychomotorischen Retardierungen ausgelöst werden.
Während bei thyreostatischer Therapie mit Imidazolderivaten wie Carbimazol und Thiamazol einige Fälle von Aplasia cutis (Hautdefekte) bekannt wurden, sind solche Veränderungen unter dem verwandten Präparat Propylthiouracil nicht beschrieben. Propylthiouracil wäre demnach zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion in der Schwangerschaft grundsätzlich vorzuziehen.
Da Sie die Medikamente sehr früh umgestellt haben, sehe ich keine besondere Gefahr für die kindliche Entwicklung.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 15.01.2014