Frage: Medikamente gg. Asthma, Morbus Crohn, Sicca-Syndrom

Guten Morgen, aufgrund chronischer Erkrankungen muss ich leider eine Reihe von Medikamenten einnehmen. Die Einnahme ist zwar an sich mit meinen Ärzten abgesprochen, aufgrund einiger Äußerungen aus meinem Umfeld bin ich gerade allerdings ziemlich verunsichert worden. Und zwar nehme ich: 1) Aufgrund von Asthma Bronchiale: 2x tgl. einen Hub (Spray): —> Bufori Easyhaler 160/4,5 (Wirkstoffe: Formoterol, Budesonid) 2) Aufgrund von Morbus Crohn: Anfangs 1x tgl., mittlerweile 1x alle 2 Tage (Granulat): —> Salofalk Granu Stix 1,5 g (Wirkstoff: Mesalazin) 3) Aufgrund Sicca-Syndrom: Mehrmals tgl. bei Bedarf je 1-2 Tropfen (Augentropfen): —> Hylo-Vision SafeDrop Lipocur (Wirkstoffe: Rizinusöl, raffiniert, Hyaluronsäure, Natriumsalz, Glycerol, Taurin) Und als ich noch nicht wusste, dass ich schwanger bin bzw. kurze Zeit zu Beginn der Schwangerschaft musste ich aufgrund der extrem trockenen Augen zusätzlich nehmen: 4) Anfangs 1x tgl, zum Ausschleichen 1x alle 2 Tage (Augentropfen): —> Ikervis 1 mg/ml (Wirkstoff: Ciclosporin) Das Ikervis wurde zu Beginn der Schwangerschaft reduziert und schließlich abgesetzt. Meine Frage: Muss ich mir wegen eines der Medikamente bzw. der Augentropfen tatsächlich Sorgen um das ungeborene Baby machen, oder lasse ich mich unnötigerweise von anderen verunsichern? Vielen Dank für Ihre Einschätzung, mit freundlichen Grüßen Akinna1609

von Akinna1609 am 15.09.2023, 07:48



Antwort auf: Medikamente gg. Asthma, Morbus Crohn, Sicca-Syndrom

Da es sich bei Ihnen um eine komplexere Fragestellung handelt, würde ich Ihnen vorschlagen, uns für eine individuelle Beratung unter der Adresse unserer Beratungsstelle zu kontaktieren. Dazu können Sie gerne unser Online-Anfrageformular unter www.reprotox.de benutzen: Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie Universitätsfrauenklinik Ulm Prittwitzstr. 43 89075 Ulm Telefon: (0731) 500 - 58655 Telefax: (0731) 500 - 58656 Anfrageformular: http://www.reprotox.de Für Beratungen stehen wir werktags zwischen 8 und 18 Uhr zur Verfügung. Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt. Während ihre Wirkung auf 4 bis 6 Stunden begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol und Salmeterol durch eine deutlich längere Wirkdauer (über 12 Stunden) aus. Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995). Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998). Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004). Insofern wäre der Gebrauch von Bufori Easyhaler 160/4,5 in der Schwangerschaft durchaus akzeptabel. Das Rezidiv einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung birgt Risiken für Schwangerschaftsverlauf und Kindesentwicklung. Deshalb sollte eine unabhängig von der Schwangerschaft empfohlene stabilisierende Therapie nicht ausgeschlossen werden. Für Medikamente wie Mesalazin oder Kortikosteroide (z. B. Budesonid) ist aus großen Beobachtungsstudien kein erhöhtes fetales Risiko nachgewiesen; sie sind deshalb für die Therapie in der Schwangerschaft vertretbar. Bei der Anwendung von 5-Aminosalicylsäure (in Form von Mesalazin) in der Schwangerschaft beobachtete man keinen Anstieg von Missbildungen. Wegen der Prostaglandinsynthesehemmung durch Salicylate sollten im letzten Schwangerschaftsdrittel diese Präparate in moderater Dosis verwendet werden (z. B. 2 g pro Tag). Bei Hyaluronsäure handelt es sich um ein langkettiges Mukopolysaccharid, das einen wesentlichen Bestandteil körpereigenen Gewebes darstellt. Eine Anwendung dieser physiologischen Substanz am Auge ist daher nicht mit Risiken für die Schwangerschaft verbunden.

von Dr. Wolfgang Paulus am 15.09.2023



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Capaltunnel Syndrom OP während der Stillzeit

Guten Tag! Ich habe eine 11 Wochen alte Tochter, die ich gerne bissechs Monate voll Stillen möchte. Habe mich vir vier Jahren an der rechten Hand wegen CTS operieren lassen. Nun ist die linke Hand ganz schlimm. Hab Nachts solche schmerzen das ich kaum schlafen kann und auch am Tag wenn ich die kleine stille schläft mir die Hand immer ein. Meine ...


Aspirineinnahme & Vitamin B6/12 bei vorangegangenem Hellp-Syndrom

Guten Morgen Herr Dr. Paulus, anamnestisch litt ich 2005 unter einem akutem Hellp-Syndrom, die Schwangerschaft wurde in der 27+0 SSW durch eine Sectio beeendet. Alle immunolgischen und thrombophilen Ursachen des Hellp sind abgeklärt und zeigten keine Auffälligkeiten. Nun bin ich in der 19.SSW und bisher klinisch unauffällig. Ich nehme seit B...


Marcumar und Warfarin Syndrom

Hallo Herr Dr. Paulus, Im Januar 2009 habe ich wegen Endokarditis mechaniche Herzklappe (Mitralklappe) bekommen, und im Januar 2011 bekam ich eine Aortenklappenersatz. Deshalb musste ich regelmäßig Marcumar einnehmen. Ärzte meinten damals daß eine Schwangerschaft für mich tödlich und das Baby fatale Mißbildungen haben kann und daher durfte ich...


Medikamente Morbus Crohn und Unruhe

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, als ich in der 4. SSW erfuhr, dass ich schwanger war, habe ich alle Medikamente bis auf das Salofalk abgesetzt, da damit mein Morbus Crohn gut eingestellt ist. Leider haben wir in der 6. SSW eine Fehlgeburt erlitten. Mit dem Absetzten der Medikamente ging es mir nicht so gut. Da wir aber nochmals schwanger werde...


Dekristol 20.000 in der Schwangerschaft und zur Vorbeugung Hellp Syndrom

Sehr geehrter Hr. Dr. Paulus, meine erste Schwangerschaft endet mit einem Hellp Syndrom. Zur Vorbeugung bei einer erneuten Schwangerschaft wurde mir ein hoher Vitamin D- Spiegel empfohlen. Da mein Vitamin D-Spiegel bei 16,8 war, habe ich eine Vitamin D- Therapie gemacht mit 5 Tabletten Dekristol 20000 über 5 Tage hinweg. Jetzt ist mein Wert auf ...


HELLP Syndrom vor der Schwangerschaft

Hallo :), ich bin 40 Jahre und möchte schwanger werden. Leider war mir dies aufgrund einiger Operationen (seit 2004) zuvor nicht möglich gewesen. Meine Leber ist von Adenomen und FNH gerade zu durchsetzt und ich hatte deswegen schon 3 Teilresektionen und 3 kleiner OP`s wo lediglich zwei der Tumore am Rand der Leber entfernt wurden. Die Leber ist...


gegen Hellp-Syndrom

Ich habe am 05.11. positiv mit clearblue 1-2 getestet, beim Frauenarzt am 06.11. per urintest bestätigt, ultraschall bis auf stark aufgebauter schleimhaut nichts zu sehen. Man riet mir aufgrund der vorherigen ss gleich mit ass100mg anzufangen, dies sollte ab 15/16ssw auf 150mg erhöht werden. Mein Blutdruckmittel wurde vom kardiologen von bisolich 5...


Behandlung Sicca-Syndrom und chronische Blepharokeratokonjunktivitis

Guten Tag, ich habe eine chronische Blepharokeratokonjunktivitis, ohne zugrundeliegende Grunderkrankung, begleitet von sehr trockenen Augen mit rezidivierenden starken Entzündungen und einen Kinderwunsch und frage mich, welche Medikation hier am wenigsten bedenklich ist. Momentan werde ich mit Elidel (Pimecrolimus), als off label- Anwendung 1x ...


Sheehan Syndrom

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, nach meiner letzte Entbindung wurde bei mir ein seltenes Sheehan Syndrom diagnostiziert. Es hat knabb ein Jahr gedauert bis ich eine Diagnose hatte. Ich befinde mich seit 2 Jahren in endokrinologischer Behandlung und meine Blutwerte werden alle 3 Monate untersucht. ( in der Schwangerschaft alle 4 Wochen) Ich werde...


Morbus Bosedow Stillzeit

Sehr geehrter Dr. Paulus Leider bekam ich am Mittwoch die Diagnose Morbus Basedow. Mein Arzt meinte ich solle am besten sofort abstillen, da ich starke Symptome habe. (Zb. Herzrasen mit 150 Schläge die Minute) Ich weis auch es wäre das bessere für mein Baby, jedoch wird mir von außerhalb ein starkes schlechtes Gewissen eingeredet und mein Baby...